Arbeit für Geflüchtete Wie es mit dem Jobturbo läuft
Im Herbst hat Arbeitsminister Heil den Jobturbo angekündigt, um Geflüchtete schneller in den Arbeitsmarkt zu integrieren und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Funktioniert das?
Es scheint in Mode gekommen zu sein, dass sich Politiker besondere Namen überlegen, um ihre Gesetze bekannt zu machen. Da macht auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil gerne mit: "Der Jobturbo wird dazu führen, dass Integration durch Arbeit gelingt."
Beim Jobturbo geht es darum, Geflüchtete möglichst schnell in Arbeit zu bringen. Mehr Kurse, mehr Engagement von den Ämtern und vor allem weniger bürokratische Hürden. Ein ganzes Bündel an Maßnahmen soll helfen, dem Fachkräftemangel etwas entgegenzusetzen. Aber bringt das was?
Viel Zeit vergeht zwischen einzelnen Schritten
Jeanette Lucke ist Geschäftsführerin der Neuen Linie Friseure in Brandenburg an der Havel und beschäftigt rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihren Friseur-Salons, darunter drei Geflüchtete. Was hält sie vom Jobturbo der Bundesregierung? "Die Ideen für den Jobturbo halte ich für sehr gut. Die Leute, die hierherkommen wollen, ja auch arbeiten", sagt Lucke. "Aber die Zusammenarbeit muss besser werden, da muss mehr passieren."
Vor allem in der Zusammenarbeit zwischen Betrieben und Arbeitsagentur scheint noch Luft nach oben zu sein. Häufig vergeht viel Zeit zwischen den einzelnen Schritten. Oder - mindestens genauso ärgerlich für die Unternehmen - es fehlt an Personal in den zuständigen Behörden, um die Programme umzusetzen.
Über den Jobturbo des Bundesarbeitsministeriums sind bislang knapp 33.000 ukrainische Geflüchtete auf den deutschen Arbeitsmarkt gelangt. Wie die "Passauer Neue Presse" berichtete, beendeten zwischen November vergangenen Jahres und Ende Mai dieses Jahres "im Rahmen des Jobturbos 32.794 Menschen aus der Ukraine ihre Arbeitslosigkeit" und begannen eine Beschäftigung oder Ausbildung.
Der Jobturbo richtet sich nicht nur an Ukrainerinnen und Ukrainer. Aus der Gruppe der Geflüchteten aus anderen Herkunftsländern wie Afghanistan, Syrien oder Eritrea konnten laut Arbeitsagentur zwischen November und Mai 90.766 arbeitslose Menschen in den Arbeitsmarkt integriert werden. Heil hatte im April eine Zwischenbilanz des Jobturbos gezogen und erklärt, es habe in dem betrachteten Zeitraum im Jahresvergleich etwa 225.000 zusätzliche Beratungsgespräche in den Jobcentern gegeben.
Fachkräftemangel auch bei den Behörden
Kathleen Exner arbeitet seit 17 Jahren für die Bäckerei Exner und macht alles, was mit Personal zusammenhängt. Andere Branche, gleiche Kritik: Der Turbo zündet nicht - zumindest bisher.
Exner kritisiert, dass politische Ideen häufig nicht zu Ende gedacht werden. Das heißt konkret: Selbst die beste Idee, die im Berliner Regierungsviertel entsteht, hilft nicht, wenn vor Ort zu wenig Personal für die Umsetzung vorhanden ist. Ausgerechnet der Fachkräftemangel bei den Behörden macht die Fachkräftegewinnung also zusätzlich langsam.
"Wir haben regelmäßig Bewerbungen von Flüchtlingen. Wir stellen regelmäßig Flüchtlinge ein, wir begleiten die, wir unterstützen die", sagt Exner. "Das läuft aber im Moment alles auf Kosten der Unternehmen. Und parallel wird sehr viel Geld in Konzepte gesteckt."
Widerspruch statt Arbeitsgenehmigung?
Der Jobturbo im Praxis-Check: Die Ideen von Bundesarbeitsminister Heil kommen offenbar gut an, doch die Umsetzung vor Ort läuft schleppend.
Die Bundesregierung denkt unterdessen darüber nach, wie man das Gesetz noch besser machen könnte. Eine Idee, um Flüchtlinge schneller in Arbeit zu bringen: Statt eine Arbeitsgenehmigung zu erteilen, müsste die Behörde künftig aktiv widersprechen. Vielleicht zündet er dann ja, der Jobturbo.