Wohnungsnot in Uni-Städten Von der Vorstadt in den Hörsaal
Viele Studierende finden zum Semesterstart keine Bleibe. Die Nachfrage nach günstigem Wohnraum ist riesig. Das Pendeln von außerhalb und die Wohnungssuche belasten Studierende sehr.
Die Sonne schimmert durch die Bäume von Efferen. Am Morgen wirkt die 13.000-Einwohner-Stadt genauso verschlafen wie Stacy Ogembo. Die 26-Jährige ist auf dem Weg zur Bahn, um zu ihrer Vorlesung in die Kölner Innenstadt zu pendeln. Wie fast jeden Tag.
Natürlich will die junge Frau in der Stadt selbst wohnen, aber für die Studentin der Politikwissenschaften ist das fast unmöglich. "Die Suche nach einer Unterkunft ist zeitaufwändig und belastet mich sehr. Ich habe Stress, immer wieder nach einer Unterkunft in Köln zu suchen", sagt Ogembo.
Sie studiert seit 2022 an der Kölner Universität und sucht seitdem einen bezahlbaren Platz in der Stadt. "Eine meiner größten Herausforderungen ist die hohe Konkurrenz um die verfügbaren kleinen und teuren WG-Zimmer." Gerade für Studierende aus dem Ausland sei die Suche noch belastender, da viele Betrüger versuchen, ihre Situation auszunutzen und zum Beispiel Provisionen einstreichen wollen.
Auch wenn sie Köln als lebendige und weltoffene Stadt schätzt, hat sich Stacy Ogembo das Studentenleben hier anders vorgestellt - oder zumindest woanders. "Ich wäre sehr dankbar, wenn der Staat uns hier unterstützen würde und das Problem angeht." Ein Problem, das bekannt ist und das sich bundesweit in letzter Zeit verschärft hat.
Wohnungsmarkt weiter verschlechtert
"Die Situation auf dem Wohnungsmarkt hat sich für Studierende im vergangenen Jahr weiter verschlechtert", erklärt Michael Voigtländer vom IW Köln. Der Wissenschaftler forscht zur Entwicklung des Immobilienmarkts und analysiert jährlich die Situation für Studierende. "Da Wohneigentum immer teurer wird, suchen mehr Menschen Mietwohnungen, was die Konkurrenz in diesem Segment erhöht." Sein Team hat 38 Standorte in Deutschland untersucht. Fazit: Im Schnitt sind die Mieten im Jahr 2023 um 6,2 Prozent gestiegen.
"Nicht nur die Kaltmieten legten zu, sondern auch die Wohnnebenkosten. Besonders herausfordernd ist für Studierende, dass ihre Einkommen stagnieren und nur wenige von der BAföG-Reform profitieren", sagt Voigtländer.
Auch der KfW-Studienkredit, der allen Studierenden helfen soll, sei aufgrund sehr hoher Zinsen sehr unattraktiv. Für kleine WG-Zimmer müssten an den meisten Standorten mehr als 300 Euro im Monat gezahlt werden - an den besonders hochpreisigen Standorten deutlich mehr.
Lage als Kriterium für Studienwahl
Studierende sollten laut IW Köln nicht nur die Qualität der Studiengänge prüfen, sondern auch die Lage im lokalen Wohnungsmarkt. "Neben den ostdeutschen Hochschulstandorten weisen auch einige westdeutsche Städte wie Bochum oder Saarbrücken deutliche Kostenvorteile auf", so Michael Voigtländer.
Katyayni Ganesan ist 24 Jahre alt. Sie promoviert an der Fakultät für Mathematik in Köln. Für günstigen Wohnraum müsste man aus der Stadt ziehen, so die junge Frau. "Dann wird das Pendeln aber sehr schwierig, da die Deutsche Bahn nicht so zuverlässig ist", sagt Ganesan.
"Ich bin vor genau einem Jahr nach Köln gezogen, habe mehr als vier Monate vor meinem Umzug mit der Wohnungssuche begonnen. Ich habe darüber nachgedacht, in eine WG zu wechseln, um Geld zu sparen, da meine Wohnung teuer ist. Aber ich kenne so viele Leute, die monatelang für einen Platz kämpfen."
Also bleibt sie in ihrer Wohnung, die sie sich eigentlich nicht leisten kann. "Ich zahle zwar viel mehr, als mir lieb ist, aber ich kann mir jetzt nicht vorstellen, wieder in den Immobilienmarkt einzusteigen", so Ganesan.
Politik ist gefordert
Gefordert sei vor allem die Politik, sagt Wissenschaftler Michael Voigtländer. Insgesamt müssten die Bedingungen für den Wohnungsbau deutlich verbessert werden. Gerade Städte wie München, Frankfurt, Stuttgart oder Köln sollten sich als Hochschulstandorte besser aufstellen. "Hierzu gehören neben der vermehrten Ausweisung von Bauland an den Hochschulstandorten in der aktuellen Situation auch steuerliche Anreize für Investoren", sagt Voigtländer.
Wenn es weniger Wohnungsinserate gibt und gleichzeitig mehr Studierende auf der Suche sind, sei das ein Problem. "Das Frustrierende an der Situation ist, dass es in den nächsten Jahren tendenziell noch schwieriger werden wird", prognostiziert Voigtländer.
Ein Problem, das Menschen wie Stacy Ogembo zwingt, raus aus ihrer Unistadt zu ziehen, die sie eigentlich so sehr mag. "Ich freue mich auf den Sommer in Köln, auf Veranstaltungen und darauf, Menschen in der Stadt zu treffen." Nur weiß sie auch, dass sie jedes Mal die Bahn erwischen muss, um rauszufahren in ihr kleines Studentenzimmer. Die Umstände auf dem Wohnungsmarkt werden sie, wie viele Studierende in Deutschland, weiter zum Pendeln zwingen.