Mode für Kinder wird bei der Messe "Kind und Jugend" angeboten.

Messe "Kind und Jugend" Das große Geschäft mit dem kleinen Nachwuchs

Stand: 03.09.2024 10:35 Uhr

KI-Babyphones, Luxuskinderwagen oder Massagewippen - Produkte rund um die Bedürfnisse Neugeborener können junge Eltern viel Geld kostet. Und die Hersteller werden immer einfallsreicher.

"Wir haben uns so verrückt gemacht und so viel Geld ausgegeben", sagt Sabine Breuer. Die junge Mutter steht auf einem Kölner Spielplatz und wühlt tief in ihrer Wickeltasche aus schickem Leder. Sohn Leo, gerade einmal ein Jahr alt, braucht eine frische Windel. "Allein diese Tasche hat über 100 Euro gekostet, und das ist totaler Quatsch." Sie hätten aber auch viel geschenkt bekommen, von den Eltern und von Freunden.

Ob Strampler, Babyschale, Wickeltisch, Kinderwagen oder Schlafsack - die Liste der Produkte für werdende oder junge Eltern ist lang und überfordernd. "Am Ende sind es bestimmt 4.000 Euro, die wir für Leo im ersten Jahr ausgeben haben", sagt Breuer. "Das würde ich heute nicht mehr ausgeben."

Kinder bereichern das Leben ihrer Eltern nicht nur - sie kosten auch jede Menge Geld. Rund ums Neugeborene hat sich eine immense Industrie entwickelt. Und die trifft sich diese Woche in Köln auf der Messe "Kind und Jugend".

Ob Kindersitz oder Pflegeprodukt: Nachhaltig soll es sein

Jörg Schmale ist der Direktor der Messe. Er beobachtet mehrere Trends bei den Herstellern. "Ein zentrales Thema ist nach wie vor die Nachhaltigkeit. Immer mehr Produkte werden aus recycelten Materialien hergestellt, angefangen bei Kinderwagen und Autositzen bis hin zu Mode, Accessoires und Pflegeartikeln", sagt Schmale.

Ein weiterer wichtiger Trend seien alltagstaugliche, multifunktionale Produkte. "Kombi- und Komplettsysteme, die beispielsweise Babyschale, Buggy und Kinderwagen in einem bieten, sind besonders gefragt. Diese All-in-one-Systeme sind nicht nur praktisch, sondern oft auch kostengünstiger", so Jörg Schmale.

Künstliche Intelligenz im Kinderzimmer

Außerdem gewinnen "smarte" Technologien an Bedeutung. Die neusten Babyphones mit Künstlicher Intelligenz (KI) können nicht nur Geräusche oder Bild übertragen, sondern erkennen auch, wenn das Baby weint - und spielen dann automatisch eine zuvor aufgenommene Nachricht oder eine beruhigende Melodie ab. "Innovative Kinderwagen bieten maschinelle Unterstützung beim Schieben und integrierte Wiegefunktionen, was den Alltag der Eltern erleichtert", sagt Schmale.

Die Industrie rund um den Nachwuchs boomt. Zehn Milliarden Euro geben Eltern in Deutschland im Jahr alleine für Anschaffungen rund ums Baby aus. "Doch nicht zuletzt sorgt auch die zunehmende Sorge wegen des Klimawandels vor allem bei jungen Eltern für einen nachhaltigeren und damit auch bescheideneren Konsum", sagt Messe-Direktor Schmale.

Artikel werden auf der Messe "Kind und Jugend" vorgeführt.

Auch digitale oder KI-gestützte Produkte halten Einzug in viele Kinderzimmer.

Die Branche zeigt sich einfallsreich

Die Hersteller erweitern ihre Produktpalette ständig: Ob geruchloser Windeleimer, modernes Babyphone, nachhaltige Kinderschuhe oder elegantes Stapelspielzeug. "Eigentlich hätte es bei mir auch ein Rucksack getan und nicht eine extra Wickeltasche", sagt die junge Mutter Sabine Breuer. "Auch bei den Pflegeprodukten habe ich mich zu Beginn sehr verrückt gemacht und im Netz von anderen anstecken lassen."

In den Sozialen Medien präsentieren Influencerinnen neue Produkte und setzen ihr Elternsein digital in Szene. Gepostet werden dort Schwangerschaftstests, der Babyalltag und natürlich die moderne Ausstattung - eine wippende Federwiege für Neugeborene zum Beispiel, die Eltern per App steuern können. Diese Wiege hat Features wie einen Aktivitätssensor, die Schlafanalyse und Push-Nachrichten, mit denen die Werte direkt aufs Smartphone kommen.

Sozialer Druck für Eltern

Es ist ein lukratives Geschäft für Influencer- und sozialer Druck für junge Eltern wie Sabine Breuer. "Wenn hier dieses eine flexible Spielesofa ständig gezeigt wird oder schadstoffarme Löffel und Gabel, dann bist Du eigentlich schon dabei, die Produkte zu bestellen", sagt Breuer. Man wolle ja schließlich das Beste für sein Kind.