Europawahl 2024 Linkspartei will Kapitänin Rackete nominieren
Die Flüchtlingsaktivistin und Kapitänin Rackete soll bei der Europawahl 2024 für die Linkspartei antreten. Damit wolle man sich "für Aktive aus den sozialen Bewegungen der Zivilgesellschaften öffnen", sagte Ko-Parteichefin Wissler.
Die Linken-Spitze will die Flüchtlingsaktivistin Carola Rackete und den Sozialmediziner Gerhard Trabert als prominente Gesichter für die Europawahl 2024 aufstellen. Die Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan präsentierten diesen Plan offiziell. Rackete soll Spitzenkandidatin neben Schirdewan werden, derzeit Fraktionschef der Linken im Europaparlament.
Wissler sagte zur Begründung: "Die Linke öffnet sich für Engagierte, für Aktive aus den sozialen Bewegungen der Zivilgesellschaften. So zeigen wir: Die Linke ist Teil eines linken Pols der Hoffnung, der größer ist als sie selbst."
Rackete sieht sich vor allem als Ökologin
Die 35-jährige Kapitänin Rackete wurde 2019 international bekannt, als sie mit aus Seenot geretteten Flüchtlingen auf dem Schiff "Sea Watch" trotz eines Verbots der italienischen Behörden die Insel Lampedusa anlief. Es folgte ein Strafverfahren, das 2021 aber eingestellt wurde.
Rackete ist auch Unterstützerin der Klimagruppe Extinction Rebellion und sieht sich selbst vorrangig als Ökologin. Sie bezeichnete die Klimakrise als "Ergebnis kapitalistischer Misswirtschaft und Ausbeutung" und als größte Gerechtigkeitskrise der Welt. Sie sieht ihre Kandidatur für den Linken-Landesverband Sachsen nach eigenen Worten als Chance, die sozialen und ökologischen Bewegungen im Europaparlament zu verankern. Sie wolle aber parteilos bleiben, kündigte sie an.
Klimakrise als "größte Gerechtigkeitskrise der Welt"
Rackete sagte weiter, sie sehe das Menschenrecht auf eine "gesunde Umwelt, lebensfähige Ökosysteme und ein stabiles Erdklima" bedroht. Die Klimakrise sei auch die "größte Gerechtigkeitskrise der Welt". Sie habe sich gefragt, wo sie "den größten Unterschied" machen könnte. Sie habe sich in den vergangenen Jahren in verschiedenen sozialen Bewegungen und Naturschutzprojekten engagiert. Diese seien angewiesen auf die "Unterstützung einer parlamentarischen Linken". Um ihre Ziele zu verwirklichen, sei eine "gute Vernetzung in die Institutionen" nötig. Im Falle einer Wahl wolle sie im Umweltausschuss des EU-Parlaments arbeiten.
Trabert engagiert sich für Arme und Obdachlose
Das gilt auch für Trabert, der bereits 2022 als Parteiloser für die Linke für das Amt des Bundespräsidenten kandidiert hatte. Der Arzt kümmert sich seit Jahrzehnten um Arme und Obdachlose in Mainz, engagiert sich aber auch in der Flüchtlingshilfe. Er soll Platz vier der Liste zur Europawahl einnehmen, hinter der Gewerkschafterin Özlem Demirel.
Der 67-Jährige nannte vor allem die große Zahl von Armen und Obdachlosen in der EU als Motivation zur Kandidatur für das Europaparlament. Die Stärke der Rechtspopulisten hänge auch damit zusammen, dass sich Menschen von Politikern nicht wahrgenommen fühlten. Er wolle denen etwas entgegensetzen, "die einfach so weit weg von der Lebensrealität vieler Menschen sind".
Neuer Schwung und klares Profil
Offiziell werden die Kandidatinnen und Kandidaten für die Europawahl erst bei einem Linken-Parteitag in Augsburg Mitte November aufgestellt. Ob die Nominierten überall in der Partei auf Gegenliebe stoßen, ist unklar.
Die Linkspartei hofft offenbar im Dauerstreit mit der früheren Fraktionschefin Sahra Wagenknecht auf neuen Schwung und ein klares Profil. Wissler und Schirdewan sind wegen schlechter Wahlergebnisse und Umfragewerte der Linken sowie wegen des Streits mit Wagenknecht unter Druck. Diese erwägt die Neugründung einer Partei, hat sich aber bisher nicht festgelegt. Kritiker werfen ihr vor, einige ihrer Positionen seien nicht mehr links.