Scholz am Tatort in Magdeburg Eine "furchtbare, wahnsinnige Tat"
Magdeburg steht nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt mit bislang fünf Toten und mehr als 200 Verletzten unter Schock. Kanzler Scholz sprach am Tatort von einem furchtbaren Ereignis. Es werde "nichts ununtersucht bleiben".
Bundeskanzler Olaf Scholz hat den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt bei seinem Besuch in Magdeburg als "furchtbare, wahnsinnige Tat" bezeichnet und eine sorgfältige Aufklärung angekündigt. Es gebe keinen friedlicheren und fröhlicheren Ort als einen Weihnachtsmarkt, sagte Scholz am Tatort. "Was für eine furchtbare Tat ist das, dort mit solcher Brutalität so viele Menschen zu verletzen und zu töten."
Nach der Attacke ist die Zahl der Toten inzwischen auf fünf gestiegen. "Wir haben fünf Menschenleben zu beklagen und mehr als 200 Verletzte, davon viele schwerst und schwer verletzt", sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff, der Scholz begleitete. Laut dem Kanzler sind "unglaublich viele, fast 40" so schwer verletzt, "dass man große Sorge um sie haben muss." Die Tat gehe zutiefst zu Herzen, man müsse zusammenstehen.
Scholz stellte eine präzise Aufklärung der Tat in Aussicht. "Es darf nichts ununtersucht bleiben - und so wird es auch sein." Man müsse den Täter, seine Handlungen und Motive genau verstehen und darauf mit den strafrechtlichen Konsequenzen reagieren. Auch CDU-Chef Friedrich Merz, Justizminister Volker Wissing und Umweltministerin Steffi Lemke waren vor Ort.
Gottesdienst im Dom geplant
Laut Haseloff kam die Landesregierung zu einer Kabinettssitzung zusammen, Scholz habe ebenfalls teilgenommen. Es sei darum gegangen, wie die Opfer und Angehörigen begleitet werden könnten. Haseloff dankte ein weiteres Mal den Hilfskräften und sprach von einer "Dimension, die sich keiner von uns überhaupt vorstellen konnte." Am Abend sei ein Gedenk- und Trauergottesdienst im Dom geplant.
Die Bilanz sei noch schrecklicher als am Abend zunächst angenommen, so Haseloff. Der Ort des Anschlages werde "auf immer mit der Geschichte der Stadt Magdeburg in Verbindung bleiben", teilte Haseloff sichtlich erschüttert mit. Die Stelle werde als Gedenkort Eingang in die Stadtgeschichte finden.
Polizei: "Wir ziehen alles in Betracht"
Am Freitagabend war ein Mann mit seinem Auto in den Weihnachtsmarkt der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts gerast. "Wir kennen noch keine Hintergründe zur Tat, wir ziehen alles in Betracht", sagte eine Sprecherin der Polizei auf Nachfrage. Momentan gehen die Ermittlungsbehörden laut Polizei von einem Einzeltäter aus.
Der Verdächtige sei Arzt, lebe und arbeite in Bernburg, sagte Ministerpräsident Haseloff. Nach bisherigen Erkenntnissen sei er den Behörden nicht als Islamist bekannt. Der Täter fuhr laut Haseloff mit einem Leihwagen in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt.
Tatverdächtiger online bekannt
Nach Recherchen von WDR und NDR soll er in der saudischen Exil-Community eine durchaus prominente Figur sein und als Ansprechpartner für Asylsuchende, insbesondere Frauen, gegolten haben. Seit 2016 hat er den Asylstatus als politischer Flüchtling.
Äußerungen, die der Mann bis zuletzt in sozialen Medien getätigt haben soll, liefern Hinweise darauf, dass er sich möglicherweise verfolgt gefühlt haben könnte und dass er eine Islamisierung Deutschlands befürchtete.