2022 fast 30.000 Anträge Interesse an Stasi-Akten ungebrochen
Mehr als 111 Kilometer Stasi-Akten stehen im Bundesarchiv. Das Interesse an Einsicht in die Akten ist auch nach Auflösung der Stasi-Unterlagenbehörde ungebrochen. 2022 gingen fast 30.000 Anträge ein.
Auch nach der Auflösung der Stasi-Unterlagenbehörde 2021 hält das Interesse an den Stasi-Akten aus der DDR-Zeit unvermindert an. Zuständig ist nun das Bundesarchiv. Dort gingen im vergangenen Jahr insgesamt 29.064 Anträge von Bürgerinnen und Bürgern auf Akteneinsicht ein, wie aus Daten der Behörde hervorgeht. Damit blieb die Zahl im Vergleich zu 2021 nahezu unverändert, als 30.603 Anträge gestellt wurden.
7574 Mal wurden im vergangenen Jahr Akten für Sicherheitsüberprüfungen, Überprüfungen von Mitarbeitern im öffentlichen Dienst sowie Rentenangelegenheiten herangezogen, wie es weiter hieß. In 2242 Fällen sei es um Anträge auf Rehabilitation ehemals politisch Verfolgter und Wiedergutmachung gegangen. Zuerst hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) über die Zahlen berichtet.
Seit der Wiedervereinigung 3,4 Millionen Anträge auf Akteneinsicht
Im Bundesarchiv stehen mehr als 111 Kilometer Schriftgut aus den Beständen des früheren DDR-Ministeriums für Staatssicherheit für die Recherche zur Verfügung. Davon wurden 51 Kilometer bereits von der Stasi archiviert und sind personenbezogen zugänglich. Weitere 60 Kilometer wurden 1990 unsortiert in den Büros der Stasi gefunden und sind inzwischen zu 94 Prozent erschlossen.
Seit 1991 wurden laut Bundesarchiv insgesamt 3,4 Millionen Anträge auf Akteneinsicht gestellt.
Das weiter große Interesse an der Akteneinsicht zeige "eindrucksvoll, dass dieser Teil unserer Geschichte bis in die Gegenwart hineinwirkt", sagte die SED-Opferbeauftragte des Bundestages, Evelyn Zupke, den RND-Zeitungen.
"Viele Menschen setzen sich erst jetzt, im höheren Lebensalter, mit ihrer eigenen Biografie näher auseinander - oft bei Renteneintritt oder weil Kinder und Enkel danach fragen." Auch die Anfragen zur Rehabilitierung seien weiterhin "auf einem hohen Niveau", sagte Zupke.
Mehr Besucher in Gedenkstätte Hohenschönhausen
Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen im ehemaligen Stasi-Untersuchungsgefängnis teilte mit, dass der Ort nach der Corona-Pandemie wieder mehr Besucherinnen und Besucher anziehe. Insgesamt 308.474 Personen hätten im vergangenen Jahr das frühere Ost-Berliner Stasi-Gefängnis besichtigt.
Knapp 60 Prozent waren Schülerinnen und Schüler. Im Vor-Corona-Jahr 2019 zählte die Gedenkstätte mit 460.000 rund 160.000 Besucher mehr. Davon kamen knapp 98.000 aus dem Ausland. Seit dem Frühjahr 2022 nähere sich die Nachfrage nach Führungen wieder den Zahlen von 2019 an, hieß es.