Kennzeichnung von Lebensmitteln Deutsche achten mehr auf Tierwohl und Biosiegel
Biosiegel, Tierwohl oder Nutri-Score - die Deutschen achten mehr darauf, was im Einkaufswagen landet. Besonders viel Wert legen sie auf das Tierwohllabel, zeigt der neue Ernährungsreport. Am wichtigsten ist jedoch etwas anderes.
Die Deutschen achten beim Einkaufen von Lebensmitteln zunehmend auf die verschiedenen Kennzeichnungslabel. Wie aus dem Ernährungsreport der Bundesregierung hervorgeht, beachten 65 Prozent der Menschen das sogenannte Tierwohllabel - fast doppelt so viele Menschen wie 2015, als es nur 36 Prozent waren. Auch das EU-Biosiegel, das für 59 Prozent wichtig ist, oder die Lebensmittelampel, der sogenannte Nutri-Score, spielen bei der Kaufentscheidung demnach verstärkt eine Rolle.
88 Prozent haben den Nutri-Score beim Einkauf schon einmal auf einer Lebensmittelverpackung wahrgenommen. Bei der ersten Erhebung dazu 2021 waren es 44 Prozent. 37 Prozent geben an, dass der Nutri-Score auch die Kaufentscheidung beeinflusst.
Fleischkonsum unverändert
Zusätzlich zu Labeln achten die Befragten auf Saisonalität bei Obst und Gemüse (80 Prozent) und darauf, dass die Produkte aus ihrer Region kommen (77 Prozent). Laut Ernährungsreport essen 71 Prozent der Befragten mindestens einmal am Tag Obst und Gemüse. Milchprodukte wie Joghurt oder Käse stehen bei 62 Prozent auf dem täglichen Speiseplan. Das sind vier Prozentpunkte mehr als 2023.
Bei Fleisch oder Wurst gibt es mit 23 Prozent zum Vorjahr kaum Veränderungen. Seit Beginn der Befragung verzehren jedoch immer weniger Menschen täglich Fleisch oder Wurst: 2015 waren es 34 Prozent und damit elf Prozentpunkte mehr als derzeit.
Mit 39 Prozent kaufen auch deutlich mehr Menschen "öfters" vegetarische oder vegane Alternativen zu tierischen Produkten. 2020 lag dieser Wert bei 29 Prozent.
Am wichtigsten: der Geschmack
Am wichtigsten sei den Menschen unverändert der gute Geschmack von Essen, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir bei der Vorstellung des Reports. Die überwiegende Mehrheit - 92 Prozent - achtet zudem darauf, dass die Lebensmittel gesund sind, Frauen (97 Prozent) dabei mehr als Männer (85 Prozent).
Özdemir wandte sich dabei gegen eine politische Instrumentalisierung der Ernährungsfrage, immer neue Vorschriften sowie Belehrungen der Bürger durch die Politik: Die Menschen in Deutschland wollten echte Wahlfreiheit und gute Qualität. Lebensmittelindustrie, Landwirtschaft und Verbraucher seien bei der Fortentwicklung der Ernährung schon viel weiter, als manche Kulturkämpfe vermuten ließen. "Die Esskultur entwickelt sich weiter", so der Minister.
1.000 Bürger für Studie befragt
Für den Ernährungsreport werden im Auftrag des Bundesernährungsministeriums seit neun Jahren Menschen zu ihren Essensgewohnheiten und -vorlieben befragt. Für den aktuellen Report wurden den Angaben zufolge im Mai rund 1.000 Bürgerinnen und Bürger ab 14 Jahren vom Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt.