Unwetter am Wochenende Warnung vor Starkregen und Überflutungen
Meteorologen warnen vor erheblichem Dauerregen und Unwettern am Wochenende. Vor allem der Süden und Osten Deutschlands erwarten Überflutungen. Der bayerische Landkreis Günzburg hat vorsorglich bereits den Katastrophenfall ausgerufen.
Den Süden und Osten Deutschlands erwartet ein Wochenende mit erheblichem Dauerregen und Sorge vor Überflutungen. Für Baden-Württemberg und Bayern gab der Deutsche Wetterdienst (DWD) amtliche Unwetterwarnungen heraus mit starken Regenfällen von Freitag bis in die Nacht auf Montag. In Teilen der beiden Bundesländer gilt die höchste Unwetter-Warnstufe, in Regionen Baden-Württembergs zudem die höchste Hochwasser-Warnstufe. Auch in Thüringen, Sachsen und dem südlichen Sachsen-Anhalt droht Dauerregen.
Überflutungen bei großen Regenmengen wahrscheinlich
Laut den Meteorologen ist die Ursache ein Tief, das von den Alpen bis nach Polen zieht und zum Teil ergiebigen und gewittrigen Dauerregen bringt. Die Niederschlagsmenge kann zwischen 50 und 100 Liter pro Quadratmeter liegen in 36 bis 48 Stunden, örtlich auch mehr. In Teilen Oberschwabens, des Allgäus sowie im Nordstau der Schwäbischen Alb sollen bis Samstagmittag gebietsweise 80 bis über 100 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden fallen.
Sollte es derart viel regnen, sind Überflutungen laut den Fachleuten wahrscheinlich. Nach Angaben des DWD kann Gefahr für Leib und Leben durch Überflutungen von Straßen, Unterführungen sowie gewässernahen Gebäuden drohen. Auch Erdrutsche seien möglich.
Landkreis Günzburg ruft Katastrophenalarm aus
Die Hochwasserzentralen der Länder warnen aktuell vor sehr großem Hochwasser. Im Landkreis Günzburg in Bayern ist bereits der Katastrophenfall ausgerufen worden. Es gehe darum, die potenziell betroffenen Städte und Gemeinden besser unterstützen zu können, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes.
Eine höchste Warnstufe gilt für das südwestliche Baden-Württemberg: Laut den Modellberechnungen besteht in den Einzugsgebieten der Bodenseezuflüsse Argen, Schussen, Rotach, Seefelder-, Stockacher- und Radolfzeller Aach eine sehr hohe Hochwassergefährdung, ebenso im Gebiet der Donauzuflüsse Ablach, Ostrach, Kanzach, Lauchert, Schmeie, Riß, Rottum, Rot, Blau, Lone und Brenz.
Auch am Neckar um die Zuflüsse Eyach, Echaz, Lauter, Fils, Rems, Murr und Sulm droht großes bis sehr großes Hochwasser, ebenso im oberen Kocher- und Jagstgebiet.
Vor allem in Süddeutschland hohe Überflutungsgefahr
Für Teile der Donau, des Rheins und Neckars gelten Vorwarnungen: An der Donau kann es zwischen Sigmaringen und Ulm zu Hochwasser kommen, am Neckar von Horb bis Besigheim sowie von Heilbronn bis Mannheim und am Rhein vom Bodensee bis zur Aare. In weiteren Teilen des Rheins gilt mäßige Hochwassergefahr.
Besonders dort, wo es zuletzt schon viel geregnet hat, ist die Gefahr von Überflutungen groß. In Süddeutschland seien die Böden schon stark gesättigt und könnten "nicht mehr viel Wasser aufnehmen", so Ingo Bertram vom ARD-Wetterkompetenzzentrum.
Angespannte Lage auch in Hessen und Sachsen
In Sachsen gibt es wegen ab dem Abend erwarteter unwetterartiger Niederschläge erste Hochwasserwarnungen für die Obere Weiße Elster, die Mulden und die Nebenflüsse Obere Elbe.
Auch in Hessen ist die Lage mit Blick auf mögliche Hochwasser angespannt: Weil es in den vergangenen Tagen dort schon viel Niederschlag gab, ist an den hessischen Abschnitten von Werra, Rhein und Neckar bei weiterem Starkregen mit der Überschreitung von Meldestufen zu rechnen. Der Feuerwehrverband rät, regelmäßig zu verfolgen, wie sich das Wetter entwickelt.
Feuerwehrverband warnt vor überfluteten Straßen
In Mannheim musste die Feuerwehr schon zu zahlreichen Einsätzen wegen der starken Regenfälle ausrücken. Keller liefen voll, teilweise wurden Straßen überflutet. Die Feuerwehr war mit Tauchpumpen und Wassersaugern im Einsatz. Verletzte habe es nicht gegeben.
Der Deutsche Feuerwehrverband warnt, die Risiken bei überfluteten Straßen und Wegen nicht zu unterschätzen. "Immer wieder werden die Feuerwehren etwa zu Unterführungen alarmiert, in denen Fahrzeuge steckengeblieben sind." Oft sei der Wasserstand höher und die Strömung stärker als gedacht.
Gleisbett zwischen Hamburg und Hannover beschädigt
Auch im Norden hat es teils ergiebig geregnet - mit Folgen für Bahnreisende: Züge zwischen Hamburg und Hannover werden umgeleitet, die Reise dauert rund 20 Minuten länger. "Das Gleisbett zwischen Eschede und Unterlüß ist durch Starkregen beschädigt worden, deshalb fahren Züge ohne Halt zwischen Hamburg und Hannover über Rotenburg", sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn.
Veranstaltungen vorsorglich abgesagt
An vielen Orten wurden besondere Einsatzstäbe gebildet, Flussmeistereien sind in Bereitschaft und weitere Vorsorge wurde getroffen. Zum Beispiel werde in Thüringen an Talsperren zusätzlicher Stauraum geschaffen, um die Wassermassen aufnehmen zu können, hieß es vom Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz.
Einige für das Wochenende geplante Veranstaltungen wurden vorsorglich abgesagt, darunter auch eine Wahlkampfveranstaltung der AfD am Sonntag in Dresden. Die Stadt Chemnitz hat mobile Hochwasserschutzwände zum Schutz der Innenstadt aufgestellt und öffentliche Sandsackabfüllplätze am Zentralbauhof und in der Reichenhainer Straße geöffnet. Dort könnten sich Bürger und Bürgerinnen kostenlos Säcke mit Sand füllen.