Berlin-Kiew-Verstimmung Endlich ist das Trauerspiel vorbei
Gut, dass der diplomatische Streit zwischen Berlin und Kiew endlich beigelegt ist. Steinmeier und Scholz sollten nun zügig nach Kiew reisen - und der ukrainische Botschafter Melnyk seine Rhetorik zügeln.
Endlich ist das Trauerspiel vorbei! Denn der Streit um die Ausladung des Bundespräsidenten durch die ukrainische Regierung oder auch nur um das Signal, das deutsche Staatsoberhaupt sei zur Zeit dort nicht willkommen - dieser Streit kannte nur einen Sieger: Wladimir Putin. Er wünscht sich sehnlich einen Keil zwischen das von ihm überfallene Land und seine Unterstützer zu treiben. Das darf ihm nicht gelingen.
Deshalb sollten nach Beseitigung der diplomatischen Verstimmungen jetzt sowohl der Bundespräsident als auch der Bundeskanzler bald die Koffer packen und in Kiew ein deutliches Zeichen an Russland senden: Auch Deutschland steht unzweideutig an der Seite der Ukraine.
Guter Tag für das deutsch-ukrainische Verhältnis
Das heißt nicht, dass jeder noch so verständliche Wunsch nach Waffenlieferungen automatisch erfüllt werden muss. Aber ein direktes Gespräch in Kiew kann vielleicht das Verständnis für die Schwierigkeiten auf beiden Seiten fördern. Die der Ukraine liegen auf der Hand. Doch die Bundesregierung muss auch die großen Sorgen in Deutschland, in einen entgrenzten Krieg hineingezogen zu werden, ernst nehmen.
Vielleicht kann Olaf Scholz das Präsident Selenskyj Auge in Auge besser vermitteln, als es ihm bisher über seine öffentlichen Auftritte gelungen ist. Es ist ein guter Tag für das deutsch-ukrainische Verhältnis in schlimmster Krisenzeit. Die Chance sollte genutzt werden, auch für klarere und beherztere Entscheidungen seitens der Bundesregierung.
Melnyk muss runterfahren
Doch jetzt sollte genauso der ukrainische Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk seine Rhetorik überdenken. Auch ein Diplomat darf die Politik seines Gastgeberlandes deutlich kritisieren. Dessen Regierungschef aber zu beleidigen, ist für den Vertreter eines so mutigen und stolzen Landes wie der Ukraine schlichtweg unwürdig.