Friedrich Merz und Markus Söder gehen nebeneinander her
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Kanzlerkandidatur der Union Der Staatsmann und der Unvollendete

Stand: 17.09.2024 20:21 Uhr

Bis zuletzt hatte CSU-Chef Söder gepokert, doch am Ende feiert Merz ein Comeback. Er hat seit 2022 die CDU restauriert. Ob das für die Kanzlerschaft reicht, wird sich zeigen.

Ein Kommentar von Georg Schwarte, ARD-Hauptstadtstudio

"Um es kurz zu machen: Die K-Frage ist entschieden. Friedrich Merz macht's und ich bin fein damit." Das ist der Sound eines Mannes, der am heutigen Tag alles sein dürfte - aber nicht fein damit.

Um es kurz zu machen: Markus Söder, der angebliche Kanzlerkandidat der Herzen von damals, dieser Markus Söder wird ein Unvollendeter bleiben. Mächtig in Bayern. Aber mächtig verzockt hat er sich in Berlin.

Er hatte bis zuletzt gepokert. Sich ein König-Ludwig-Bärtchen zugelegt und beinahe verzweifelt im Bierzelt ausgerufen: "Wenn ihr mich fragt, dann mach ich es auch." Allein: Es fragte keiner mehr nach diesem Markus Söder, dessen Spaltpotenzial beim vergeigten Bundestagswahlkampf 2021 niemand in der CDU vergessen hat.

Die Landesverbände stehen hinter Merz

Und weil Friedrich Merz es heute eben nicht sagte, hat Markus Söder es selbst sagen müssen. Merz und er selbst seien geeignet für das Kanzleramt. Beide hätten eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Das war für Söder-Verhältnisse sogar untertrieben. Im ARD-Deutschlandtrend will eine deutliche Mehrheit Söder, nicht Merz. Übrigens genau wie damals, als es hieß: Laschet oder Söder.

Der Unterschied dieses Mal: Die CDU-Landesverbände stehen geschlossen hinter Merz. Kein Spalt, in den ein Markus Söder seinen Keil treiben konnte. Kein von Angst getriebenes Schielen auf Söders Popularität. Diese CDU will Merz. Und die Union als Ganzes kriegt ihn nun.

Was für ein Comeback des Sauerländers, der, sollte er 2025 Kanzler werden, 70 Jahre alt werden musste, um auf seine Parteifeindin Angela Merkel zu folgen. Drei Anläufe brauchte Merz damals als CDU-Parteichef. Und jetzt nur einen, um Herausforderer in Krisenzeiten zu werden.

Jubel in der SPD-Parteizentrale

Auf der Habenseite des Mannes, dem viele vermutlich mehr Wirtschaftskompetenz als Herzenswärme bescheinigen: Er hat seit 2022 eine CDU in Trümmern restauriert und reformiert. Er hat die Merkel-CDU ins Museum verfrachtet, die Bundestagsfraktion oppositionsfähig gemacht und die Union in Umfragen bundesweit auf 33 Prozent gehievt. Mehr als alle drei Ampelparteien zusammen.

Das allein ist nicht wenig. Reicht es am Ende, um Kanzler sein zu können? Zumal die Söder-CSU der CDU schon den ersten bayerischen Knüppel zwischen die Beine steckte. Schwarz-Grün im Bund? Nicht mit uns, sagen sie in München.

Und was sagen die noch regierenden Sozis? So merkwürdig es klingt: Im Willy-Brandt-Haus, der SPD-Parteizentrale, jubeln sie heute. Sie wollten diesen Friedrich Merz als Herausforderer. Einen Mann der Vergangenheit nennen sie ihn dort. Den Impulsmenschen Merz, der sich nicht im Griff habe, ausgrenze, beleidige. Sich um Kopf und Kanzleramt reden werde.

Abwarten. Merz übt seit Monaten den Staatsmann. Söder übt ab heute wieder den König von Bayern, Scholz übt Aufholjagd. Und Deutschland übt sich in Geduld. Gewählt wird vermutlich erst am 28. September 2025.

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