Nach dem Putsch in Niger Der "Last Man Standing" steht nicht mehr
Niger sollte der neue strategische Anker für den Westen sein, im Kampf gegen den sich ausbreitenden Dschihadismus in Westafrika. Massiv wurde zuletzt in den Wüstenstaat investiert - wieder mal vergebens.
Es ist ein Schlag ins Gesicht für westliche Kooperationspartner - und zwar mit Ansage: Nach dem Scheitern der Kooperation in Mali sollte jetzt Niger Europas "Last Man Standing" sein. Der letzte Staat im vom Terror gebeutelten Dreiländereck Mali, Niger und Burkina Faso mit einer demokratischen Führung, die mit europäischen Partnern kooperieren will.
Massiv wurde zuletzt in den Wüstenstaat investiert, allerdings nicht gezielt, sondern nach Gießkannen-Prinzip. Sicherheitsexperten vor Ort hatten frühzeitig gesagt: Der schwache Staat könne die Massen an Investitionen gar nicht richtig aufnehmen. So wenig wie ausgetrockneter Boden die Wassermassen bei Starkregen.
Probleme, die nicht mit Waffen zu lösen sind
Doch daran, dass es im Sahel schon lange keinen verlässlichen Stabilitätsanker mehr gibt, ist Europa mitschuldig. Wie in Mali versuchte der Westen mit teuren Militärbündnissen zu lösen, was nicht mit Waffen zu lösen ist: Den Menschen fehlt es nicht nur an Sicherheit, sondern an echten politischen Reformen für Bildung, ausreichende Gesundheitsversorgung, eine bessere wirtschaftliche Perspektive und einen Staat, der auch in entlegenen Gegenden zumindest sichtbar für seine Bürger ist. Nur viel Geld hilft eben noch nicht viel.
Abzug aus der Region bringt neue Probleme
Umso bitterer wird die Lücke klaffen, wenn bald so gut wie alle westlichen Bündnisse aus dem einstigen Schlüsselstaat und Nachbarland Mali abgezogen sind. Denn wenn die UN-Stabilisierungsmission MINUSMA Mali verlässt, sind auf einen Schlag Tausende junge Menschen arbeitslos - ein perfekter Nährboden für islamistische Propaganda.
Von der Demokratie enttäuscht
Aber auch die afrikanischen Eliten sind an dem Desaster mitschuldig. Es gibt in der Bevölkerung ein massives Misstrauen gegenüber den eigenen Politikern - viele Staatschefs in Westafrika haben sich durch Verfassungsänderungen eine ansonsten verfassungswidrige dritte Amtszeit verschafft und gelten als korrupt.
Kein Wunder, dass in den Hauptstädten von Mali, Burkina Faso und jetzt eben auch Niger Zivilisten den Putschisten zujubeln. Vom Versprechen der Demokratie nach westlichem Vorbild ist man bitter enttäuscht - und hofft auf jeden Außenseiter, der dem Sahel aus der Sackgasse zu helfen verspricht.
Europa hat im Eilverfahren Geld verbrannt
In dieser Gemengelage wurde Niger mangels Alternativen mal eben zur neuen Basis für die europäische Sahel-Politik erklärt. Dieses teure Manöver im Eilverfahren ist bitter gescheitert. Und Europa hat einmal mehr säckeweise Geld nach einem Problem geworfen - damit allerdings nichts gewonnen.
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