US-Geheimdokumente Ein Leak, das die Regierung alarmieren muss
Dass die USA ihre Augen und Ohren überall haben, ist nicht das größte Problem, meint Katrin Brand. Dass aber ein IT-Techniker aus dem Militär mal eben geheime Dokumente kopieren und verbreiten kann, muss die US-Regierung alarmieren.
Erinnert sich noch jemand an den Satz: "Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht?" Das war im Jahr 2013, die Ausgespähte hieß Angela Merkel - und ganz Deutschland war schockiert, dass der hochverehrte Präsident der USA, Barack Obama, offenbar in ihr Handy hineingehört hatte.
Spätestens damals musste allen klar sein, dass die USA natürlich ihre Augen und Ohren überall haben - bei Freund und Feind. Merkel räumte damals ein, dass auch Deutschland von der Datensammelwut der USA letztlich profitiert. Und sie gab später zu, dass auch der deutsche Geheimdienst seine Freunde belauschte.
So gesehen dürften die nun geleakten Dokumente niemanden überraschen. Trotzdem ist es verständlich, dass Länder wie Südkorea nun empört protestieren und dass andere, wie die Ukraine, den Erkenntniswert kleinreden.
Nicht dass die USA das alles sammeln und dokumentieren ist das größte Problem, sondern dass es mal wieder an die Öffentlichkeit gekommen ist. Wie kann es sein, dass ein IT-Techniker mal eben geheime Dokumente abkupfern oder kopieren, zusammenfalten und mit nach Hause nehmen kann? Hunderte Millionen Dollar, investiert in Sicherheitstechnik, reichen offensichtlich nicht aus, um dem Ehrgeiz, Profilierungsdrang, womöglich auch Zorn eines jungen Mannes standzuhalten.
Enge Verbindung zwischen Militär und Rechtsextremisten
Noch wissen wir wenig über seine Motive. Ist er von rechten Extremisten beeinflusst worden? Haben ihn Rassismus, Antisemitismus, Regierungsfeindlichkeit und christlicher Nationalismus angetrieben? Oder doch bloß der Wunsch nach Aufmerksamkeit?
Dass der Leak - Stand jetzt - aus dem Militär kam, muss die US-Regierung aber alarmieren. Schon lange ist klar, dass es in den USA eine enge Verbindung zwischen Militär, Milizen, Polizei und Rechtsextremisten gibt. Bei Anschlägen auf Gerichte, FBI-Büros und andere Regierungsgebäude waren die Täter immer wieder Veteranen oder aktive Angehörige des Militärs.
Die USA haben ein Problem mit zornigen, jungen Männern
Die Mehrheit der extremistischen Gruppe Proud Boys, die wegen des Sturms auf das Kapitol angeklagt werden, haben im Militär gedient. Ist das bislang etwa nicht ernst genug genommen worden?
Ein US-Militär, das von Rechtsextremisten unterwandert wird, ist eine Gefahr für die innere Sicherheit der USA und für die ganzen Welt. Ganz offensichtlich haben die USA ein Problem mit zornigen, jungen Männern. Die einen greifen sich Waffen und richten lokal unermessliches Leid an. Andere, zahlenmäßig sehr viel weniger, enttarnen Geheimnisse und gefährden die Sicherheit der Menschen in aller Welt. In beiden Fällen allerdings zeigt sich die Weltmacht im Moment unfähig, die Täter zu stoppen und Unbeteiligte zu schützen.