Krieg in Nahost ++ 1.400 Flaggen an Copacabana erinnern an israelische Opfer ++
Rio de Janeiro erinnert mit einer symbolträchtigen Aktion an israelische Opfer des Hamas-Angriffs. Das BKA hat im Zusammenhang mit dem Hamas-Angriff auf Israel mehr als 2.600 Straftaten in Deutschland gezählt. Die Entwicklungen vom Dienstag zum Nachlesen.
- Rio de Janeiro erinnert mit 1.400 Flaggen an israelische Opfer
- Israelische Soldaten sind laut Regierung ins Zentrum von Gaza-Stadt vorgedrungen
- Nach Hamas-Angriff mehr als 2.600 Straftaten in Deutschland
- Muslime fordern mehr Differenzierung
- Baerbock: Mehr als 30 Deutsche haben Gazastreifen verlassen
- Weitere Ausländer können Gazastreifen verlassen
- Netanyahu zu "taktischen kleinen Pausen" bereit
Ende des Liveblogs
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Ärzte ohne Grenzen trauert um getöteten Kollegen
Ein Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen ist nach Angaben der Hilfsorganisation im Gazastreifen getötet worden. "Heute trauern wir um eines unserer Teammitglieder in Gaza, Mohammed Al Ahel, der zusammen mit mehreren Mitgliedern seiner Familie am 6. November getötet wurde", teilte die Organisation am Abend mit und forderte einen "sofortigen und bedingungslosen" Waffenstillstand. Al Ahel war demnach ein Labortechniker der Organisation. Das Haus seiner Familie soll den Angaben nach bei einem israelischen Luftangriff getroffen worden sein. Das israelische Militär äußerte sich nicht dazu.
Wieder Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf Israel
Die im Gazastreifen herrschende militant-islamistische Hamas hat erneut Raketen auf israelische Orte im Zentrum des Landes abgefeuert. Auch im Großraum Tel Aviv heulten mehrfach die Warnsirenen. Die Terrorgruppe reklamierte die Attacken auf Telegram für sich. Verletzt wurde ersten Erkenntnissen von Sanitätern zufolge niemand.
Aus dem Gazastreifen wurden laut israelischen Angaben seit Kriegsbeginn am 7. Oktober mehr als 9.000 Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert.
Rotes Kreuz: Hilfskonvoi in Gaza beschossen
Ein Konvoi des Roten Kreuzes mit medizinischen Hilfsgütern ist nach Angaben der Organisation in Gaza-Stadt unter Beschuss geraten. Die Laster konnten die Hilfsgüter aber trotzdem zu einem Krankenhaus bringen, wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) mitteilte. Zwei der fünf Lastwagen seien beschädigt und ein Fahrer leicht verletzt worden. Wer auf den Konvoi geschossen habe, sagte das IKRK nicht.
"Unter diesen Umständen können humanitäre Helfer nicht arbeiten", sagte IKRK-Vertreter William Schomburg. Er wies darauf hin, dass Konfliktparteien nach internationalem Recht verpflichtet seien, die Versorgung von Gesundheitseinrichtungen mit lebenswichtigen Gütern zu ermöglichen.
1.400 israelische Flaggen an der Copacabana in Rio de Janeiro
Am weltberühmten Copacabana-Strand in Rio de Janeiro sind einen Monat nach dem Großangriff der militant-islamistischen Hamas auf Israel zum Gedenken an die Opfer Israelflaggen aufgestellt worden. Die insgesamt 1.400 Flaggen sollen symbolisch für die 1.400 Opfer in Israel stehen.
Zusätzlich wurden Bilder entführter Kinder aufgestellt. Die Gedenkveranstaltung wurde von der brasilianischen Nichtregierungsorganisation (NGO) Rio de Paz organisiert.
Einen Monat nach dem Angriff der Terrorgruppe Hamas auf Israel erinnern an der Copacabana in Rio de Janeiro 1.400 Flaggen und Fotos entführter Kinder an die israelischen Opfer.
Israelische Soldaten laut Minister im Zentrum von Gaza
Israelische Soldaten sind laut Verteidigungsminister Yoav Gallant ins Zentrum von Gaza eingerückt. "Wir sind im Herzen der Stadt Gaza", sagte Gallant. Die Stadt sei "der größte je errichtete Terroristen-Stützpunkt der Welt". Der Chef der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen, Jahja Sinwar, sei in seinem Bunker isoliert, erklärte Gallant weiter.
Exakt vor einem Monat begann der Gaza-Krieg mit dem Angriff der militant-islamistischen Terrorgruppe Hamas auf Israel. Nach dem Krieg werde weder Israel, noch die Hamas den Gazastreifen regieren, sagte Gallant.
Kanada bestätigt Ausreise von Landsleuten aus Gazastreifen
Die kanadische Regierung hat die Ausreise mehrerer ihrer Landsleute bestätigt. "Endlich wurde die erste Gruppe Kanadier aus Gaza evakuiert. Sie wurden von kanadischen Diplomaten auf der ägyptischen Seite der Grenze empfangen", sagte Außenministerin Mélanie Joly. Es sei eine gute Nachricht, die ein wenig Licht in dunkle Zeiten bringe. Zuvor war bekannt geworden, dass erneut Hunderte Ausländer sowie Palästinenser mit zweitem Pass den Gazastreifen verlassen und nach Ägypten ausreisen könnten. Unter den etwa 600 Personen sind etwa 150 Deutsche, wie aus einer Liste der palästinensischen Grenzbehörde hervorgeht.
Nach Hamas-Angriff mehr als 2.600 Straftaten in Deutschland
Das Bundeskriminalamt (BKA) hat in den vergangenen vier Wochen mehr als 2.600 Straftaten in Deutschland gezählt, die in einem Zusammenhang mit den Terroranschlägen der islamistischen Hamas gegen Israel stehen. Das teilte die Polizeibehörde der Nachrichtenagentur dpa mit. Schwerpunktmäßig wurden demnach Sachbeschädigungen, Volksverhetzungen und Widerstandsdelikte verzeichnet. Die Zahl der Gewaltstraftaten bewege sich im mittleren dreistelligen Bereich.
US-Gesandter fordert Ruhe an libanesisch-israelischer Grenze
Der US-Gesandte und Vermittler Amos Hochstein hat bei einem überraschenden Besuch im Libanon die "Wiederherstellung der Ruhe an der Südgrenze" zu Israel gefordert. Sie sei "von größter Bedeutung für die Vereinigten Staaten", so Hochstein nach einem Treffen mit dem libanesischen Parlamentssprecher Nabih Berri. "Die USA wollen nicht, dass der Konflikt in Gaza eskaliert und sich auf den Libanon ausweitet." Laut der staatlichen Nachrichtenagentur NNA sagte Hochstein im Anschluss bei einem Treffen mit dem geschäftsführenden Ministerpräsidenten Nadschib Mikati, dass derzeit Diskussionen zu einem humanitären Waffenstillstand in Gaza liefen.
Angriffe pro-iranischer Milizen auf US-Truppen nehmen zu
Pro-iranische Milizen greifen seit Ausbruch des Gaza-Kriegs am 7. Oktober verstärkt US-Militärstützpunkte in Syrien und im Irak an. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London berichtete, dass vom Iran unterstützte Milizen seit Beginn des Krieges mindestens 23 Angriffe auf US-Truppen in Syrien durchgeführt hätten. Das US-Verteidigungsministerium zählte bis Montag 20 Angriffe im Irak, und 18 in Syrien. Im Wesentlichen handele es sich dabei um "belästigende Drohnen- und Raketenangriffe".
Vertreter von Muslimen fordern mehr Differenzierung
Vertreter von Muslimen in Deutschland haben in der Debatte über den Gaza-Krieg für mehr Differenzierung geworben und eine Stigmatisierung muslimischer Menschen kritisiert. "Wer genau hinschaut, sieht: Die allermeisten Menschen fordern das Ende der Gewalt und Frieden - auf beiden Seiten. Die mediale und politische Thematisierung hingegen zielt an diesem Konsens vorbei", teilte der Koordinationsrat der Muslime, die Dachorganisation der größten islamischen Organisationen hierzulande, mit. Es gehe nicht darum, Terror zu relativieren oder gar zu unterstützen, stellte der Rat klar. Wer Verbrechen verteidige, müsse Gegenwind ernten. "Wer jedoch legitime Forderungen stellt, das Leid des palästinensischen Volkes zur Sprache bringt", sich solidarisiere, "sich für Frieden einsetzt, verdient Gehör", hieß es.
Presseverband fordert Schutz für Journalisten im Westjordanland
Der Auslandspresseverband (FPA) in Israel hat sich angesichts eines Vorfalls zwischen israelischen Soldaten und einem ARD-Team im Westjordanland besorgt gezeigt. Der FPA sei "alarmiert über mehrere Vorfälle, bei denen im Westjordanland eingesetzte Reporter von Soldaten bedrängt wurden", hieß es in einer Stellungnahme. "Wir fordern die israelische Armee auf, die Sicherheit von Reportern zu gewährleisten." Der Zugang akkreditierter Journlisten zu der Region müsse gewährt werden. Trotz mehrfacher Hilferufe an die Armee seien Journalisten dort seit Ausbruch des Gaza-Kriegs an Kontrollpunkten angehalten und an der Weiterfahrt behindert worden. Siedler, mitunter in Armeeuniformen, hätten die Medienschaffenden bedrängt und bedroht. Betroffen seien neben der ARD auch der US-Sender CNN, der österreichische Sender ORF sowie weitere Medienhäuser.
EU schickt neue Flüge mit Hilfsgütern in den Gazastreifen
Die Europäische Union hat weitere Flugzeuge mit fast 115 Tonnen an Hilfsgütern für die Menschen im Gazastreifen geschickt. Heute starteten zwei Maschinen - eine von Ostende in Belgien und eine von Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten - nach Ägypten in die Nähe des Grenzübergangs Rafah, wie die EU-Kommission mitteilte. Die Ladung aus Ostende beinhaltet den Angaben zufolge vor allem Medikamente. Das Flugzeug aus Dubai befördere unter anderem Kühlschränke und Container, die wichtig seien, um die in Ägypten und Gaza ankommenden Hilfsgüter verarbeiten zu können.
Wafa: Palästinensischer Journalist im Gazastreifen getötet
Bei einem Angriff im Gazastreifen ist nach Angaben der offiziellen palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa einer ihrer palästinensischen Journalisten getötet worden. Mohammad Abu Hasira sei bei einem "israelischen Bombenangriff" getötet worden, der "auf sein Haus in der Nähe des Fischerhafens westlich von Gaza zielte", erklärte Wafa. Bei dem Vorfall wurden demnach auch 42 Familienmitglieder, unter ihnen "Söhne und Brüder" des Journalisten getötet. Laut dem Pressedienst der im Gazastreifen herrschenden Hamas ereignete sich der Angriff bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag, die Leiche von Abu Hasira sei jedoch erst heute in den Trümmern gefunden worden.
Israelisches Video zeigt Flüchtende in Gaza
Etliche Bewohner des Gazastreifens sind israelischen Informationen zufolge mit weißen Fahnen in der Hand in den Süden des Küstengebiets geflohen. Die israelische Koordinierungsstelle für Aktivitäten in den Palästinensergebieten (COGAT) veröffentlichte ein Video, das Tausende zeigen soll, wie sie durch den "Evakuierungskorridor" gehen. Dabei sind mehrere Menschen zu sehen, die weiße Fahnen schwenken. Andere laufen demnach mit erhobenen Armen. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Armee hatte zuvor ein neues, vierstündiges Zeitfenster für die Flucht der Zivilbevölkerung in den Süden veröffentlicht.
Nach Hamas-Angriff: Deutschlands Sowohl-als-auch
Einen Monat nach dem Terrorangriff der Hamas sieht sich die Bundesregierung in einer doppelten Verantwortung: Unverbrüchliche Solidarität mit Israel und humanitäre Hilfe für den Gazastreifen.
Hamas meldet mehr als 10.300 Tote
Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist seit Kriegsbeginn vor einem Monat nach Angaben des von der Terrormiliz Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums auf 10.328 gestiegen. Mehr als 25.000 Menschen seien verletzt worden, teilte die Behörde mit. Unter den Toten seien 4.237 Minderjährige. Die Zahlen lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen.
WHO: "Was nicht da ist, ist der Zugang"
Unter dem Eindruck der äußerst schlechten Versorgungslage dringt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf eine sofortige Ausweitung der Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen. Hunderte von Lastwagen mit dringend benötigten Gütern würden vor dem Grenzübergang Rafah warten, sagte ein WHO-Sprecher in Genf. "Alles ist bereit, die Logistik ist da, die Konvois sind da, die Lieferungen sind da, was nicht da ist, ist der Zugang", sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier.
Laut UN werden täglich eigentlich 100 Lastwagenladungen benötigt, um die 2,2 Millionen Menschen vor Ort mit dem Nötigsten zu versorgen. Vor Kriegsbeginn kamen dem UN-Nothilfebüro OCHA zufolge im Durchschnitt unter der Woche täglich 500 Lkw in Gaza an. Nach aktuellen UN-Zahlen haben seit Ausbruch des Kriegs insgesamt 500 Lastwagen den Küstenstreifen erreicht.
Türkische Provinzen drängen auf Boykott israelischer Produkte
Zahlreiche türkische Provinzen haben vor dem Hintergrund des Nahost-Kriegs zum Boykott israelischer Produkte aufgerufen. Auch in Cafés, Restaurants und Teehäusern auf dem Gelände des türkischen Parlaments dürfen keine Produkte von Firmen mehr verkauft werden, "die offen ihre Unterstützung für die Kriegsverbrechen Israels erklären", hieß es in einem Schreiben auf der Parlamentsseite. Die Entscheidung gehe auf den Parlamentspräsidenten zurück. Welche Produkte davon genau betroffen sind, blieb noch offen.
Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete von mehr als 20 von 81 Provinzen, die zum Boykott israelischer Produkte in ihren Einrichtungen aufgerufen hätten. Auch zahlreiche Universitäten kündigten Anadolu zufolge an, künftig Produkte von Israel unterstützenden Firmen nicht mehr anzubieten.
Israels Armee meldet Angriffe im Libanon
Das israelische Militär hat eigenen Angaben zufolge Terroristen im Libanon angegriffen und getroffen. Eine "Terrorzelle" im Nachbarland habe versucht, Panzerabwehrraketen Richtung Israel zu feuern, teilte das Militär mit. Es ist noch unklar, ob es bei dem israelischen Beschuss Tote oder Verletzte gab. Um "eine Bedrohung abzuwehren" hätten israelische Streitkräfte zudem einen Posten der Hisbollah-Miliz attackiert. Um was für eine Bedrohung es sich dabei konkret handelte, sagte die Armee nicht.
Aus UN-Kreisen im Libanon hieß es, dass das israelische Militär Außenbezirke des libanesischen Nakura beschossen hätte. Dort befindet sich das Hauptquartier der UN-Beobachtermission UNIFIL im Libanon. Einer libanesischen Sicherheitsquelle zufolge hat das israelische Militär auch andere Gebiete im Grenzbereich mit Artillerie beschossen. Durch den Beschuss seien mehrere Olivenhaine in Brand geraten.
Seit Beginn des Kriegs in Nahost hat sich die Lage auch an der Grenze zum Libanon zugespitzt. Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg 2006. Bei Gefechten zwischen der israelischen Armee und der pro-iranischen Hisbollah gab es auf beiden Seiten bereits Tote, unter ihnen auch Zivilisten.
Israel gedenkt der Opfer des Terrorangriffs
Einen Monat nach dem Terrorangriff der Hamas haben die Menschen in Israel mit einer Schweigeminute an die Opfer der Massaker im Süden des Landes erinnert. Sie gedachten auch der 348 Soldaten, die seit dem Anschlag ums Leben kamen. Für den Tag waren in Tel Aviv und in Jerusalem Gedenkverstaltungen geplant.
Deutscher Journalisten-Verband verurteilt Vorgehen gegen ARD-Team
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat das Vorgehen von israelischen Sicherheitskräften gegen ein ARD-Team im besetzten Westjordanland verurteilt. Das Team war am Samstag auf dem Rückweg aus dem Gebiet von Soldaten des israelischen Militärs festgehalten und mit Waffen bedroht worden. "Das war ein klarer Verstoß gegen die Pressefreiheit, der sich nicht wiederholen darf - unabhängig vom weiteren Kriegsgeschehen im Nahen Osten", sagte DJV-Chef Mika Beuster.
Das israelische Militär hat sich Medienberichten zufolge für den Vorfall entschuldigt und mitgeteilt, die Handlungen der Soldaten untersucht und die Vorschriften bekräftigt zu haben. Dem ARD-Studio Tel Aviv liegt eine Reaktion der israelischen Armee allerdings bisher nicht vor.
Baerbock: Mehr als 30 Deutsche haben Gazastreifen verlassen
Nach Angaben von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock haben mehr als 30 weitere Deutsche den Gazastreifen verlassen. Insgesamt seien damit jetzt mehr als 50 deutsche Staatsangehörige aus dem Gebiet ausgereist, sagte die Grünenpolitikerin nach dem Eintreffen zu Beratungen der Außenminister der G7-Staaten in der japanischen Hauptstadt Tokio.
Baerbock warb erneut intensiv für humanitäre Feuerpausen zur Versorgung der Zivilisten im Gazastreifen. Sie habe dazu in den vergangenen Tagen viele Gespräche geführt und mit unterschiedlichsten Partnern darüber gesprochen, "wie wir humanitäre Feuerpausen sowohl zeitlich als auch geografisch endlich auf den Weg bringen können".
Deutschland gibt Gelder für UN-Hilfswerk UNWRA wieder frei
Deutschland nimmt seine Entwicklungszusammenarbeit mit dem UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (UNWRA) wieder auf. Das gab Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) anlässlich eines Gesprächs mit dem UNWRA-Generalkommissar Philippe Lazzarini in der jordanischen Hauptstadt Amman bekannt. Die Bundesregierung hatte ihre Gelder für Entwicklungsprojekte, die Vertriebenen in den Palästinensergebieten sowie palästinensischen Flüchtlingen in den Nachbarländern zugutekommen, nach dem Überfall der Hamas vor einem Monat vorübergehend gestoppt.
Trotz bereits vorher geltender strikter Kriterien wurde eine eingehende Überprüfung aller Projekte angekündigt. Konkret ging es den Angaben zufolge darum sicherzustellen, dass damit weder eine Verbreitung antisemitischer Denkmuster noch Anhänger der Hamas gefördert werden. Mit Blick auf die wachsende Not der Menschen im Gazastreifen und die zunehmend instabile Lage in einigen Nachbarländern sei die weitere Unterstützung für UNRWA prioritär geprüft worden, hieß es.
Als erstes Teilergebnis sollen jetzt laut Ministerium bereits geplante Zusagen in Höhe von 71 Millionen Euro für die UNRWA freigegeben und angesichts des gestiegenen Bedarfs zusätzliche 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden.
Ex-Ministerpräsident: Israel hat nur wenige Wochen Zeit
Der frühere israelische Ministerpräsident Ehud Barak sieht für sein Land im Krieg gegen die militant-islamistische Hamas im Gazastreifen nur noch wenige Wochen Zeit. Die Solidarität und Sympathie, die Israel nach den Terrorangriffen der Hamas vom 7. Oktober mit mehr als 1.400 Toten und mehr als 200 Geiseln bekundet worden seien, schwänden, zeigte sich Barak in einem heute veröffentlichten Interview des Nachrichtenportals Politico besorgt.
Nach einem Ende des Gaza-Kriegs könnte nach Vorstellung Baraks möglicherweise eine multinationale arabische Streitkraft die Kontrolle über Gaza übernehmen. Damit könnte die Palästinensische Autonomiebehörde von Mahmud Abbas zurückkehren und die 2007 an die Hamas verlorene Macht wieder übernehmen.
Barak war von 1999 bis 2001 Premierminister Israels und auch Chef der Streitkräfte.
Russland fordert Feuerpausen
Russland fordert "humanitäre Pausen" während des israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen, um Hilfslieferungen für die Menschen dort zu ermöglichen. Die Lage der Bevölkerung sei "katastrophal", sagte der Sprecher des Präsidialamtes in Moskau, Dmitri Peskow, vor der Presse.
Russland werde seine Kontakte zu Israel, Ägypten und Palästinensern aufrechterhalten, um sicherzustellen, dass Hilfsgüter in den Gazastreifen gebracht werden könnten.
Archäologen helfen, Opfer des Hamas-Terrorangriffs zu identifizieren
In Israel helfen Archäologen dabei, die verbrannten Opfer des Hamas-Terrorangriffs vom 7. Oktober zu identifizieren. Die Wissenschaftler haben bereits die Überreste von mindestens zehn bei dem Massaker getöteten Menschen entdeckt, die zuvor als vermisst galten, wie die israelische Altertumsbehörde mitteilte.
Die Forscher durchkämmten dafür die Asche der verbrannten Häuser und untersuchten den Inhalt von verkohlten Autos. Sie arbeiten den Angaben nach bereits seit zwei Wochen mit der Armee in den betroffenen Orten in der Nähe des Gazastreifens zusammen. Auf Bildern, die die israelische Regierung von den Gräueltaten zeigte, waren unter anderem verbrannte Menschen, unter ihnen auch Kinder, zu sehen.
UN-Hochkommissar Türk besucht Nahen Osten
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, ist für fünf Tage in den Nahen Osten gereist. Er wolle sich mit Vertretern von Regierungen und der Zivilgesellschaft über die Verletzung von Menschenrechten im Zuge der Eskalation im Gazastreifen austauschen, erklärte Türk. Es sei ein ganzer Monat gewesen des Massakers, unaufhörlichen Leides, des Blutvergießens, der Zerstörung, Empörung und Verzweiflung.
"Menschenrechtsverletzungen sind die Ursache dieser Eskalation, und Menschenrechte spielen eine zentrale Rolle, um einen Ausweg aus diesem Strudel des Schmerzes zu finden", so Türk. Heute ist die ägyptische Hauptstadt Kairo Türks Ziel, morgen wird er Rafah besuchen, den Grenzübergang zwischen dem Gazastreifen und Ägypten.
"Die Israelis spielen auf Zeit"
Laut Oliver Feldforth vom ARD-Studio in Tel Aviv steigt der politische Druck auf Israel, zu einer Waffenruhe zu kommen.
Singapur: Zeigen von Flaggen und Symbolen der Kriegsparteien verboten
Die Regierung Singapurs hat nach Angaben der Nachrichtenagentur AP all jenen mit Haftstrafen gedroht, die Embleme im Zusammenhang mit dem Krieg zwischen Israel und der Hamas tragen. Der Nahost-Konflikt sei ein "Reizthema", das das Potenzial habe, den nationalen Frieden zu stören, erklärte das Innenministerium des südostasiatischen Stadtstaates. Wer sich dem Verbot widersetze, könne zu bis zu sechs Monaten Gefängnis, einer Geldstrafe in Höhe von bis zu 500 Singapur-Dollar (etwa 345 Euro) oder beidem verurteilt werden.
Die Gesetze Singapurs verböten das Zeigen oder Tragen ausländischer Hoheitszeichen, hieß es weiter. Dazu zählten Flaggen und Banner aller Staaten. Das Ministerium warnte zudem, die Förderung oder Unterstützung von Terrorismus durch das Tragen von Kleidung oder Utensilien mit Logos von terroristischen oder militanten Gruppen wie der Hamas oder ihres militärischen Arms, der Al-Kassam-Brigaden, werde nicht geduldet.
Israel meldet Angriff nahe Krankenhaus in Gaza-Stadt
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben Terroristen in der Nähe eines Krankenhauses in der Stadt Gaza angegriffen. Die Gruppe habe aus einem Gebäude neben der Klinik heraus eine Attacke auf die Streitkräfte geplant, teilte die Armee auf Telegram mit. Die Terroristen seien in dem Gebäude verschanzt gewesen.
Bei dem Luftangriff in der vergangenen Nacht gab es nach Darstellung des israelischen Militärs auch eine massive weitere Explosion. Die Armee vermutet demnach, dass sich in der Nähe auch ein Waffenlager der Hamas befunden hat.
Das Militär griff eigenen Angaben zufolge auch andernorts im Gazastreifen Terroristen und Hamas-Ziele an. Israels Streitkräfte hätten am Tag zuvor zudem die Kontrolle über eine "militärische Hochburg" der Hamas im nördlichen Gazastreifen übernommen, teilte die Armee weiter mit. Auf dem Gelände seien unter anderem Raketen und Raketenwerfer gefunden worden.
Offenbar 23 Tote nach Angriffen auf den Süden des Gazastreifens
Bei israelischen Luftangriffen am Morgen auf den Süden des Gazastreifens sollen nach palästinensischen Angaben mindestens 23 Menschen getötet worden sein. Ziel seien die Städte Chan Junis und Rafah, wo der Grenzübergang zu Ägypten liegt, gewesen, teilt die von der Terrormiliz Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde mit. In Chan Junis allein wurden den Angaben zufolge elf Menschen getötet.
Ein Toter nach pro-palästinensischer Demonstration in den USA
Ein jüdischer Mann ist im US-Bundesstaat Kalifornien nach Kundgebungen zum Gaza-Krieg gestorben. Der 69-Jährige sei Zeugenaussagen zufolge in eine "körperliche Auseinandersetzung" mit einem oder mehreren Demonstranten geraten, rückwärts gefallen und mit dem Kopf auf dem Boden aufgeschlagen, teilte das Sheriff's Department im Bezirk Ventura County mit.
Rabbi Noah Farkas, Präsident der Jewish Federation of Greater Los Angeles, sagte, er habe Informationen, wonach der 69-Jährige von dem Megafon eines pro-palästinensischen Demonstranten am Kopf getroffen worden sei. Der Vorfall ereignete sich am Sonntag an einer Straßenkreuzung in Thousand Oaks, einem Vorort von Los Angeles. Der Mann starb am Montag in einem Krankenhaus. Ermittler schließen nicht aus, dass es sich um ein Hassverbrechen handele. Festnahmen gab es bisher nicht.
Weitere Ausländer können Gazastreifen verlassen
Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa sollen heute erneut Hunderte Ausländer sowie Palästinenser mit zweitem Pass den Gazastreifen verlassen und nach Ägypten ausreisen. Unter den etwa 600 Ausreisenden sind etwa 150 Deutsche, wie aus einer Liste der palästinensischen Grenzbehörde hervorgeht. Die weiteren Ausreisenden kommen der Liste zufolge unter anderem aus Frankreich, Kanada, der Ukraine, Rumänien und den Philippinen.
Am Montag hätten mehr als 300 Ausländer den Gazastreifen verlassen, darunter 100 Ägypter, hieß es aus ägyptischen Sicherheitskreisen.
Roter Halbmond: Zu wenig Hilfsgüter erreichen Gaza
Im Gazastreifen kommen für die notleidende Bevölkerung im Durchschnitt 33 Lastwagen mit Hilfsgütern täglich an. Das teilte der palästinensische Rote Halbmond mit. Insgesamt seien seit Wiederöffnung des ägyptischen Grenzübergangs Rafah am 21. Oktober 569 Lkw mit Hilfsgütern angekommen.
Nach UN-Angaben werden täglich eigentlich 100 Lastwagenladungen benötigt, um die 2,2 Millionen Menschen im Gazastreifen mit dem Nötigsten zu versorgen. Vor Kriegsbeginn kamen dem UN-Nothilfebüro OCHA zufolge im Durchschnitt unter der Woche täglich 500 Lkw in den Gazastreifen.
Palästinenservertreter bedankt sich für Unterstützung
Der Vertreter der Palästinensischen Autonomiebehörde in Deutschland, Laith Arafeh, hat pro-palästinensischen Demonstranten für ihre Unterstützung gedankt. Arafeh warnte, wer eine "Fortsetzung der Aggression" unterstütze, stehe auf der falschen Seite der Geschichte. "Es ist sehr bedauerlich, dass Rufe nach Gerechtigkeit und einem Waffenstillstand weiterhin verunglimpft und fälschlich als Terrorunterstützung bezeichnet werden", hieß es laut der Nachrichtenagentur dpa in der Erklärung Arafehs. Und: "Wir sind den Zehntausenden dankbar, die ihre Stimme erhoben haben für Gerechtigkeit und die Freiheit Palästinas."
Zuletzt hatte es in Deutschland scharfe Kritik daran gegeben, dass - wie bei einer Demonstration in Essen - Islamisten unter den Demonstranten waren.
G7-Staaten beraten über Nahostkrieg
Die Außenminister der G7-Staaten der wirtschaftsstarken Demokratien kommen heute Mittag unter anderem zu Beratungen über die Lage im Nahen Osten zusammen. Bei einem Arbeitsabendessen in der japanischen Hauptstadt Tokio sollen der Krieg in Israel nach den Terrorattacken der militant-islamistischen Hamas sowie die humanitäre Lage im Gazastreifen im Mittelpunkt stehen.
Netanyahu: Israel will nach dem Krieg Verantwortung für Gaza übernehmen
Nach dem Krieg gegen die Terrormiliz Hamas im Gazastreifen will Israel nach Angaben von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu die gesamte Verantwortung für die Sicherheit im Gazastreifen übernehmen. "Israel wird für unbestimmte Zeit die gesamte Verantwortung für die Sicherheit (...) übernehmen", sagte Netanyahu in einem Interview mit dem US-Fernsehsender ABC News. Andernfalls würde es zu einem "Ausbruch des Terrors der Hamas" in einem unvorstellbaren Ausmaß kommen, erklärte er. "Wir haben gesehen, was passiert, wenn wir sie (die Verantwortung) nicht haben", betonte er.
Keine Einigung über Resolution im UN-Sicherheitsrat
Der UN-Sicherheitsrat hat sich erneut nicht auf eine Resolution zum Gaza-Krieg einigen können. Auch nach mehr als zwei Stunden langen Verhandlungen hinter verschlossenen Türen ließen sich die Differenzen nicht ausräumen.
Die USA fordern "humanitäre Pausen" im Krieg zwischen Israel und der Hamas, während viele andere Ratsmitglieder eine "humanitäre Feuerpause" verlangen, damit dringend benötigte Hilfsgüter in den Gazastreifen geliefert und weitere Tote unter der Zivilbevölkerung vermieden werden können.
China hat in diesem Monat die Präsidentschaft des UN-Sicherheitsrats inne. Die Volksrepublik und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten die Sitzung wegen der "Krise der Menschlichkeit" im Gazastreifen einberufen.
Netanyahu erwägt "taktische kleine Pausen"
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat erklärt, dass Israel "taktische kleine Pausen" bei den Kämpfen im Gazastreifen in Betracht ziehen werde, um die Einfuhr humanitärer Güter zu erleichtern oder befreite Geiseln aus dem Gebiet zu bringen.
Netanyahu bekräftigte gegenüber dem US-Sender ABC News jedoch die Ablehnung eines Waffenstillstands durch sein Land, solange nicht alle Geiseln freigelassen würden, die im von der Hamas regierten Gazastreifen gefangen gehalten werden.
Palästinensische Aktivistin im Westjordanland festgenommen
Israelische Truppen haben die palästinensische Aktivistin Ahed Tamimi im besetzten Westjordanland wegen des Verdachts der Aufstachelung zur Gewalt festgenommen. Tamimi wurde 2017 bekannt, als sie im Alter von 16 Jahren einen israelischen Soldaten ohrfeigte, der ihr Dorf durchsucht hatte. Sie und andere protestieren seit Jahren gegen israelische Landnahmen.
Ihre Mutter weist die Behauptung der Aufstachelung zurück und erklärt, der Vorwurf beruhe auf einem gefälschten Instagram-Post. Die israelischen Behörden hätten erklärt, Tamimi habe einen aufrührerischen (Instagram-)Beitrag geschrieben, in dem sie zur Tötung von Siedlern aufrief, sagte die Mutter weiter. Ihre Tochter habe bei dem Dienst jedoch gar keinen Account.
Pro-palästinensische Demonstranten blockieren US-Hafen
Hunderte pro-palästinensische Demonstranten haben im US-Staat Washington Zufahrtsstraßen zum Hafen von Tacoma blockiert, wo jüngst ein Versorgungsschiff der Marine angelegt hat. Sie agierten auf Grundlage vertraulicher Informationen, laut denen die "Cape Orlando" mit Waffen für Israel beladen werden solle, sagten die Organisatoren der Protestaktion. Eine offizielle Bestätigung gibt es hierfür nicht.
Rund 300 Menschen hatten die Abfahrt des Schiffs verzögert. Die US-Küstenwache nahm drei Personen fest, die auf die "Cape Orlando" geklettert waren. Am Montag wurde das Trio wieder freigelassen, wie ein Küstenwachensprecher erklärte. Gegen diese Demonstranten sowie andere Personen werde aber weiter ermittelt.
Der Liveblog vom Montag zum Nachlesen
Israels Ministerpräsident Netanyahu wirft dem Iran vor, die Annäherung Israels an arabische Staaten torpedieren zu wollen. US-Außenminister Blinken hat in Nahost eigenen Angaben zufolge Fortschritte erzielt.