Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen tagt im Hauptquartier der Vereinten Nationen. (Archivbild: 13.08.2024)
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Krieg in Nahost ++ UN-Sicherheitsrat berät bei Dringlichkeitssitzung ++

Stand: 18.09.2024 23:11 Uhr

Der UN-Sicherheitsrat will angesichts der Explosionen im Libanon am Freitag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Die UN-Vollversammlung fordert den Rückzug Israels. Der Liveblog zum Nachlesen.

18.09.2024 • 23:11 Uhr

Ende des Liveblogs

Wir beenden an dieser Stelle den Liveblog - vielen Dank für Ihr Interesse.

Deutschland hat Exporte von Kriegswaffen nach Israel im Jahresverlauf drastisch reduziert. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Gruppe BSW im Bundestag hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch vorlag.

Die Darstellung eines Exportstopps hatte die Bundesregierung zurückgewiesen. Allerdings hatte Deutschland 2023 Waffenexporte nach Israel im Volumen von 326,5 Millionen Euro genehmigt, einschließlich militärischer Ausrüstung und Kriegswaffen. Dies bedeutet eine Verzehnfachung gegenüber 2022, so die Daten des zuständigen Wirtschaftsministeriums. Doch in diesem Jahr sehen die Zahlen deutlich anders aus.

Im laufenden Jahr sanken die Genehmigungen demnach von Januar bis zum 21. August auf 14,5 Millionen Euro, davon entfielen auf die Kategorie Kriegswaffen eine Summe von 32.449 Euro, wie aus der Anfrage des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) weiter hervorgeht.

In einem Medienbericht hieß es, Deutschland habe Genehmigungen für Rüstungsexporte nach Israel ausgesetzt. Die Bundesregierung hat das umgehend dementiert.

"Es gibt keinen Genehmigungsstopp für Rüstungsexporte nach Israel, und es wird auch keinen Stopp geben", teilte ein Sprecher des zuständigen Wirtschaftsministeriums der Nachrichtenagentur dpa am Abend auf Anfrage mit. Auch ein Regierungssprecher sagte der dpa: "Es gibt keinerlei deutschen Waffenexport-Boykott gegenüber Israel."

Der Sprecher des Wirtschaftsministeriums erklärte, über Rüstungsexporte entscheide die Regierung im Einzelfall und nach Prüfung. Dabei würde das humanitäre Völkerrecht eingehalten. "Bei dieser Einzelfallbetrachtung wird immer die aktuelle Situation berücksichtigt, dazu gehören sowohl die Angriffe auf Israel durch Hamas und Hisbollah als auch der Verlauf des Einsatzes in Gaza."

Die Explosionen an den Pagern im Libanon seien nicht durch einen technischen Hack, sondern Sprengstoff ausgelöst worden, vermutet Waffenexperte und Journalist Lars Winkelsdorf. "Aus meiner Sicht ist es die einzig logische Erklärung, dass Sprengstoff verwendet wurde", sagte er im tageschau24-Interview am Mittwoch.

Man habe sehen können, dass es ein "mehrphasiger Angriff" gewesen sei, so Winkelsdorf. Ein Funksignal hätte zunächst die Aufmerksamkeit auf die Geräte gelenkt, sodass ihre Besitzer die Pager teils nah an ihr Gesicht hielten. "Und erst dann kam wohl das Signal zur Detonation."

"Mehrphasiger Angriff", Lars Winkelsdorf, Waffensachverständiger, zu Pager-Angriff im Libanon

tagesschau24, 18.09.2024 18:00 Uhr

Das israelische Militär hat nach Angaben von Generalstabschef Herzi Halevi Pläne für zusätzliche Maßnahmen gegen die libanesische Hisbollah-Miliz ausgearbeitet. "Wir haben viele Fähigkeiten, die wir noch nicht aktiviert haben", sagte Halevi der Nachrichtenagentur AP zufolge am Mittwoch.

"Jedes Mal, wenn wir in einer bestimmten Phase arbeiten, sind die nächsten beiden Phasen bereit, stark voranzuschreiten. In jeder Phase muss der Preis für die Hisbollah hoch sein", führte Halevi aus. Israels Verteidigungsminister Gallant hatte kurz zuvor gesagt, der Gaza-Krieg trete in eine neue Phase ein.

18.09.2024 • 20:15 Uhr

Blinken: Verhandlungen gefährdet

US-Außenminister Antony Blinken hat sich frustriert über "überraschende Eskalationen" im Nahen Osten geäußert. Immer, wenn die USA und andere Vermittler Fortschritte in den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg ausmachten, drohe ein Ereignis, die Gespräche zu stoppen, sagte Blinken auf eine Frage zu den Explosionen im Libanon am Vortag. Blinken sprach mit Reportern in Kairo, wo er über die Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der militant-islamistischen Hamas sowie die amerikanisch-ägyptischen Beziehungen sprechen wollte.

Was bedeutet "neue Phase" des Krieges?, Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, zu Äußerungen des Verteidigungsminister Yoav Gallant

tagesschau24, 18.09.2024 19:00 Uhr

Der UN-Sicherheitsrat will angesichts der Explosionen im Libanon zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Das mächtigste Gremium der Vereinten Nationen soll sich nach Angaben aus Diplomatenkreisen am Freitag um 21.00 Uhr MESZ treffen. Ratsmitglied Algerien hatte die Sitzung angefragt.

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant hat den Beginn einer "neuen Phase" des Krieges erklärt. Israel richte seinen Fokus auf die Nordfront gegen Hisbollah-Kämpfer im Libanon, sagte er. Die Explosionen elektronischer Kommunikationsgeräte im Libanon erwähnte er nicht. Er lobte jedoch die Arbeit der israelischen Armee und der Sicherheitsbehörden und sagte: "Die Ergebnisse sind sehr beeindruckend."

Nach Monaten des Krieges gegen Hamas-Terroristen in Gaza werde "der Schwerpunkt durch die Umleitung von Ressourcen und Kräften nach Norden verlagert. Wir stehen am Beginn einer neuen Phase des Krieges", die Mut, Entschlossenheit und Ausdauer erfordere", sagte er.

Mit einer deutlichen Mehrheit von 124 Stimmen fordert die UN-Vollversammlung den Rückzug Israels aus besetzten Palästinensergebieten innerhalb eines Jahres. 43 Staaten - darunter Deutschland - enthielten sich bei der Abstimmung einer entsprechenden Resolution im größten UN-Gremium mit 193 Mitgliedsstaaten.

Israel selbst sowie die Vereinigten Staaten stimmten zusammen mit zwölf weiteren Ländern gegen die Beschlussvorlage, die völkerrechtlich nicht bindend ist. Einige Staaten stimmten nicht ab.

Bei erneuten Explosionen zahlreicher elektronischer Geräte sind im Libanon nach Behördenangaben mindestens 100 Menschen verletzt worden. Das libanesische Gesundheitsministerium teilte zudem mit, dass dabei mindestens ein Mensch getötet wurde. 

Der Menschenrechtsbeauftragte der Vereinten Nationen hat eine unabhängige Untersuchung des Angriffs mit explodierenden Pagern im Libanon und in Syrien gefordert.Volker Türk teilte mit, der Angriff habe tiefgreifende Angst und Terror ausgelöst. Er forderte die Staats- und Regierungschefs der Welt auf, das Recht aller Menschen zu verteidigen, in Frieden und Sicherheit zu leben.

Türk sagte, es verstoße gegen das Völkerrecht, wenn Tausende Menschen - ob Zivilisten oder Mitglieder bewaffneter Gruppen - ins Visier genommen würden. "Der Schutz der Zivilbevölkerung muss oberste Priorität haben", sagte er und bezog sich dabei auf die Lage im Nahen Osten nach den Anschlägen vom 7. Oktober in Israel. "Deeskalation ist heute wichtiger denn je." Seine Mitteilung enthielt keinen Hinweis darauf, wer für die Explosionen vom Dienstag verantwortlich sein könnte.

Im Libanon hat es am Nachmittag offenbar weitere Explosionen gegeben. Das berichten übereinstimmend mehrere Medien. Demnach explodierten von Hisbollah-Mitgliedern benutzte Kommunikationsgeräte, berichteten ein Augenzeuge und eine Person aus dem Sicherheitsapparat der Nachrichtenagentur Reuters. Letztere sagte, explodiert seien Funkgeräte, nicht Pager wie am Dienstag. In der Nähe einer von der Hisbollah organisierten Trauerfeier sei es zu mindestens einer Explosion gekommen.

Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur meldete außerdem Explosionen von Kommunikationsgeräten im Osten und Süden des Libanon, AFP-Reporter berichteten von Explosionen in Sidon im Süden und in Baalbek im Osten des Landes.

"Diesmal Walkie-Talkies", Anna Osius, ARD Kairo, zu erneuten Explosionen im Libanon

tagesschau24, 18.09.2024 17:00 Uhr

Der iranische Präsident Massud Peseschkian hat die USA und ihre Verbündeten beschuldigt, den Angriff auf die Hisbollah im Libanon und in Syrien mit explodierenden Pagern unterstützt zu haben. "Die Verwendung von Geräten, die für das Wohlergehen von Menschen bestimmt sind, als Werkzeug für die Ermordung und Vernichtung" von Andersdenken sei "ein Zeichen für den Zusammenbruch der Menschlichkeit und für die Vorherrschaft von Grausamkeit und Barbarei", hieß es auf der Website des Präsidenten. Der Vorfall zeige erneut, "dass die westlichen Nationen und die Amerikaner Verbrechen, Morde und blinde Attentate durch das zionistische Regime in der Praxis voll und ganz unterstützen", teilte Peseschkian weiter mit.

Der Iran ist der Hauptunterstützer der Hisbollah, einer libanesischen Miliz, die Israel als direkte Bedrohung ansieht. Mehrere Kämpfer der Gruppe wurden bei den Explosionen am Dienstag getötet und verletzt. Die libanesische Regierung und die Hisbollah machten Israel dafür verantwortlich.

Die radikal-islamische Hisbollah im Libanon übt nach eigenen Angaben eine erste Vergeltung gegen Israel nach den Pager-Anschlägen. Man habe israelische Artillerie-Stellungen in Grenznähe angegriffen, teilte die Hisbollah mit.

Bei den Verhandlungen über eine Waffenruhe im Gaza-Krieg hat es US-Außenminister Antony Blinken zufolge in den vergangenen anderthalb Monaten Fortschritte gegeben. Man sei sich bei 15 von 18 Punkten einig. Einige Fragen müssten aber noch geklärt werden, das hänge vom politischen Willen ab. Wichtig sei, dass alle Beteiligten eine Eskalation des Konflikt vermieden. Blinken war heute zu Gesprächen in Kairo eingetroffen.

Die Regierung in Irland hat die Explosion von zahlreichen Funkempfängern mit mehreren Toten und Tausenden Verletzten im Libanon als gezielten Angriff verurteilt. "Die Art des Angriffs zeigt eine rücksichtslose Missachtung des Lebens von Menschen, da diese mit Sprengstoffen präparierten Pager in öffentlichen Bereichen und Supermärkten explodierten, umgeben von Menschen, die ihrem Alltag nachgingen", sagte der irische Außen- und Verteidigungsminister Michéal Martin vor einer Kabinettssitzung in Dublin zu Reportern, wie die britische Nachrichtenagentur PA meldete.

Bei einem israelischen Luftangriff auf ein ehemaliges Schulgebäude in der Stadt Gaza sollen nach Angaben des palästinensischen Zivilschutzes mindestens acht Menschen getötet und weitere verletzt worden seien. Unter den Toten seien auch Kinder.

Die israelische Armee teilte dazu mit, die Luftwaffe habe in der ehemaligen Schule ein Kommandozentrum der islamistischen Terrororganisation Hamas angegriffen. Nach Darstellung des Militärs hatte die Hamas das ehemalige Schulgebäude zur Planung und Ausführung von Angriffen auf israelische Truppen genutzt. Bei dem Luftangriff seien Maßnahmen ergriffen worden, um Schaden an Zivilisten zu vermeiden.

 

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat im Gespräch mit US-Außenminister Antony Blinken verstärkte Anstrengungen für eine Waffenruhe und ein Abkommen zur Freilassung israelischer Geiseln zugesichert. In einer Erklärung von al-Sisis Büro nach dem Treffen mit Blinken hieß es, der Staatschef habe sich mit Blinken "über Möglichkeiten ausgetauscht, die gemeinsamen Anstrengungen Ägyptens, der USA und Katars zu intensivieren, um Fortschritte bei den Verhandlungen über eine Feuerpause und einen Austausch von Geiseln gegen Häftlinge zu erreichen".

Das Treffen zwischen Blinken und al-Sisi dauerte rund eineinhalb Stunden. Der ägyptische Staatschef forderte seinem Büro zufolge zudem ein "entschlossenes Eingreifen, um Hindernisse für die Einfuhr riesiger Mengen an Hilfsgütern" in den Gazastreifen zu beseitigen und "israelische Übergriffe im Westjordanland" zu beenden.

Der jordanische Außenminister Ayman Safadi wirft Israel vor, eine Ausweitung des Krieges zu einem regionalen Flächenbrand zu riskieren. Israel treibe den Nahen Osten mit einer gefährlichen Eskalation an mehreren Fronten an den Rand eines Regionalkriegs, sagt Safadi in der jordanischen Hauptstadt Amman nach einem Treffen der islamisch-arabischen Ministerkontaktgruppe, die sich für eine Waffenruhe im Gazastreifen einsetzt. Frieden sei ohne eine Zwei-Staaten-Lösung nicht möglich, betonte Safadi.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat die Explosion Hunderter Pager im Libanon verurteilt. Borrell sprach in einer persönlich formulierten Stellungnahme von "Angriffen, die die Sicherheit und Stabilität des Libanon gefährden und die Gefahr einer Eskalation in der Region erhöhen". Der Spanier fügte hinzu: "Ich halte diese Situation für äußerst besorgniserregend."

Borrell betonte, er habe sich mit dem libanesischen Außenminister Abdallah Bou Habib über die Lage ausgetauscht. Auch wenn die Angriffe offenbar gezielt erfolgt seien, hätten sie "schwere, wahllose Kollateralschäden unter der Zivilbevölkerung zur Folge", hieß es in der Erklärung weiter. Es seien auch Kinder unter den Opfern. Zu den möglichen Urhebern äußerte sich der Spanier nicht.

Der Form der Erklärung nach zu urteilen, sprach Borrell nicht im Namen der EU-Länder, die im Nahost-Krieg sehr widersprüchliche Haltungen haben. "Die Europäische Union appelliert an alle Beteiligten, einen allumfassenden Krieg zu verhindern, der schwerwiegende Folgen für die gesamte Region und darüber hinaus haben würde", hieß es in dem einzigen abgestimmten Satz der Erklärung.

Die Zahl der bei den gleichzeitigen Explosionen Hunderter Pager im Libanon getöteten Menschen hat sich auf mindestens zwölf erhöht. Etwa 2.800 Personen seien verletzt worden, 300 von ihnen schwebten noch in Lebensgefahr, sagte der geschäftsführende libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad in Beirut. Unter den Todesopfern seien auch ein acht Jahre altes Mädchen und ein elf Jahre alter Junge.

"Das ist ein großer Vorfall, aber die Krankenhäuser sind in der Lage, damit umzugehen", sagte Abiad. Glücklicherweise habe es nicht allzu viele Tote gegeben. Unter den Verletzten seien auch mehrere Mitarbeiter des Gesundheitssektors.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben zwei verdächtige, aus dem Libanon und Irak kommende Drohnen abgefangen. Eine davon sei über dem Mittelmeer nahe der Küste im Norden von Israel gestoppt worden, teilte das Militär mit. Die andere Drohne sei von Kampfjets der israelischen Luftwaffe abgefangen worden. Verletzte oder Schäden wurden nicht gemeldet.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat dem libanesischen Premierminister Najib Mikati in einem Telefonat seine Trauer über die tödlichen Pager-Explosionen im Libanon übermittelt, berichtet die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu.

Erdogan sagte Mikati in dem Telefonat auch, dass die Versuche Israels, die Konflikte im Gazastreifen auf die gesamte Region auszuweiten, gefährlich seien. Die Bemühungen, Israel zu stoppen, würden fortgesetzt, so Erdogan laut Anadolu weiter.

Auch der Libanon gibt Israel die Schuld an dem Angriff. Weder das israelische Militär noch die Regierung haben sich bisher dazu geäußert.

Israels Armee hat nach den Pager-Explosionen im Libanon die Alarmbereitschaft erhöht. In Erwartung einer möglichen Reaktion der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah seien Luftabwehr, Luftwaffe und Militärgeheimdienst in Israel in erhöhte Einsatzbereitschaft versetzt worden, berichtete der israelische Armeesender.

Eine Elitedivision solle außerdem im Rahmen der erhöhten Spannungen vom Gazastreifen an die Grenze zum Libanon verlegt werden. Im Verlauf der Nacht seien im Militärhauptquartier in Tel Aviv Beratungen zur Lagebewertung geführt worden. Israel achte nun auf jede mögliche Aktion der Hisbollah, berichtete der Sender. Die Heimatfront, die für die Notfallbereitschaft der Zivilbevölkerung zuständig ist, habe aber bisher ihre Anweisungen nicht verändert. 

Nach der Massenexplosion Hunderter Pager im Libanon hat der Kreml in Moskau vor einer "Eskalation der Spannungen" in einer "explosiven" Region gewarnt. "Wir verurteilen den beispiellosen Angriff auf das freundlichen Libanon und seine Bürger, der eine flagrante Verletzung seiner Souveränität (...) darstellt, aufs Schärfste", sagte die russische Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa.

Russland betrachte den Vorfall als weiteren "Akt der hybriden Kriegsführung gegen den Libanon." Die "Urheber dieses Angriffs" versuchten scheinbar "absichtlich eine bewaffnete Konfrontation im großen Ausmaß anzuzetteln", um einen größeren Krieg im Nahen Osten zu provozieren, fuhr Sacharowa fort. 

Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi teilte US-Außenminister Antony Blinken mit, dass Kairo jegliche Eskalationsversuche in der Region ablehne. Ägypten unterstütze den Libanon nach den Pager-Sprengungen, hieß es in einer Erklärung der ägyptischen Präsidentschaft.

Der Pager-Angriff im Libanon sei in Israel das Topthema, erklärt ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann. Dort gehen die Menschen ebenfalls davon aus, dass die Anschläge von Israel verübt worden seien. Regierung und Militär hätten sich jedoch nicht dazu geäußert, den Angriff aber auch nicht dementiert. Das sei aber nicht unüblich, so von der Tann.

Sophie von der Tann, ARD Tel Aviv, zu Pager-Explosionen im Libanon

tagesschau24, 18.09.2024 09:00 Uhr

Der Iran hat erste Hilfsteams in den Libanon entsandt. Neben Ärzten und Krankenschwestern sei auch der Leiter der Roten Halbmond-Gesellschaft aufgebrochen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna. In Videos von Überwachungskameras im Libanon war gestern zu sehen, wie es etwa in Supermärkten zu kleineren Explosionen kam. Teils lagen Menschen danach am Boden. Bilder aus Krankenhäusern zeigten überfüllte Räume mit blutenden Patienten. Das Gesundheitssystem des Libanons ist nach der schweren Wirtschaftskrise, die den Mittelmeerstaat seit Jahren fest im Griff hat, völlig überlastet. 

Auch Irans Botschafter im Libanon, Modschtaba Amani, wurde Medienberichten zufolge bei der Explosion eines Pagers verletzt. Dieser habe einem Leibwächter gehört, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Die Hisbollah ist der wichtigste nichtstaatliche Verbündete der Islamischen Republik Iran.

Auch der Sicherheitsexperte Nico Lange hält es für möglich, dass der israelische Geheimdienst hinter den explodierenden Geräten steckt. Im WDR 5 Morgenecho schätzte der Senior Fellow bei der Münchener Sicherheitskonferenz die mutmaßliche Geheimdienstoperation als außerordentlich schwierig ein: "Sie müssen schauen, vor welcher Herausforderung diejenigen stehen, die gegen die Hisbollah und andere Gruppen kämpfen, die vom Iran ausgestattet und unterstützt Israel angreifen. Das sind Terroristen: Die verstecken sich in der Zivilbevölkerung. Immer, wenn man versucht, ihrer habhaft zu werden, dann setzt man sich der Diskussion aus, man würde Zivilbevölkerung gefährden. Also das ist ja eine sehr schwierige Aufgabe", erklärte Lange. "Wenn man dann so ein Instrument findet und die Operation auch gelingen kann, hat man eine Möglichkeit gefunden, mit möglichst wenig Kollateralschäden Terroristen unschädlich zu machen."

Hisbollah-Chef Sajjed Hassan Nasrallah wird nach Angaben der libanesischen Miliz am Donnerstag eine Rede halten. Gestern waren bei der Explosion zahlreicher tragbarer Funkempfänger im Libanon, die von der Hisbollah zur Kommunikation genutzt werden, neun Menschen getötet und rund 3.000 verletzt worden. In libanesischen Sicherheitskreisen heißt es, der israelische Geheimdienst Mossad habe in den sogenannten Pagern Sprengsätze platziert gehabt. Die Hisbollah hat Vergeltung gegen Israel angekündigt. Israel äußerte sich bislang nicht zu den Explosionen.

Vier israelische Soldaten, darunter eine Sanitäterin, sind bei einer Explosion in einem Gebäude in Rafah im Süden des Gazastreifens getötet worden. Die israelische Armee bestätigte ihren Tod bei Kämpfen im südlichen Gazastreifen. Fünf weitere Soldaten seien verletzt worden, davon drei schwer. Die Verletzten seien in ein Krankenhaus transportiert worden.  Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete, es habe sich eine Explosion ereignet, während die Soldaten ein Gebäude in Rafah nach Waffen und Munition durchsuchten.  Die 20-jährige Sanitäterin sei die erste Soldatin, die während der Bodenoffensive im Gazastreifen getötet worden sei, berichtete ynet. 

Eine Bewertungsmission der Vereinten Nationen hat zum ersten Mal seit vier Wochen den nördlichen Gazastreifen erreicht. Das berichtete UN-Sprecher Stephane Dujarric. Das Team habe mehr als fünf Stunden an einem israelischen Checkpoint warten müssen, ehe ihm gestattet worden sei, sich auf den Weg in die Stadt Gaza zu machen. Der Zugang für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sei weiter "extrem eingeschränkt".

In der ersten Hälfte des Septembers sei nur einem Viertel der fast 50 Missionen unter Leitung von sieben verschiedenen UN-Einrichtungen, die in den Norden des Küstengebiets gelangen wollten, der Zugang über israelische Checkpoints entlang Wadi Gaza erlaubt worden, sagte Dujarric. Dabei habe man sich mit den israelischen Behörden koordiniert. Selbst wenn die Missionen durchgelassen worden seien, seien sie unterwegs oft auf Hindernisse gestoßen. Einige Konvois seien mit vorgehaltener Waffe gestoppt worden, beschossen worden oder hätten stundenlang warten müssen.

Nach der zeitgleichen Explosion Hunderter Funkempfänger im Libanon hat die in Taiwan ansässige Marke jener sogenannten Pager eine Verbindung zu dem Vorfall von sich gewiesen. Wie der Vorstand von Gold Apollo, Hsu Ching-Kuang, in Neu-Taipeh sagte, trugen die Geräte lediglich das Logo der Firma und wurden nicht von seinem Unternehmen in Taiwan gefertigt. 

Auf telefonische Nachfrage der Nachrichtenagentur dpa erklärte Gold Apollo, dass eine in Ungarn ansässige Firma die Funkgeräte entworfen und gefertigt habe. "Gemäß einer Vereinbarung ermächtigen wir BAC unser Markenzeichen für den Verkauf von Produkten in bestimmten Regionen zu nutzen, aber Design und Herstellung werden vollständig von BAC übernommen", teilte Gold Apollo außerdem mit. Auch das in Medienberichten genannte Modell AR-924 werde von BAC produziert und verkauft. 

Taiwanischen Medienberichten zufolge will Gold Apollo rechtliche Schritte einleiten, da sich die Firma als Opfer sieht. Gold Apollo wurde 1995 gegründet und ist auf kabellose Funksysteme spezialisiert. 

US-Außenminister Antony Blinken ist zu Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen in Ägypten eingetroffen. Sein Flugzeug landete am Morgen in der Hauptstadt Kairo, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtet. Es wird erwartet, dass Blinken sich mit Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi treffen wird. Zudem ist eine Pressekonferenz mit dem ägyptischen Außenminister Badr Abdelatty geplant. 

Es ist Blinkens zehnte Nahost-Reise seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober. Nach Israel wird er diesmal nicht reisen. Die USA, Ägypten und Katar bemühen sich seit Monaten als Vermittler in den indirekten Verhandlungen zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas, ein Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung der verbliebenen Geiseln im Gazastreifen zu erreichen. Grundlage der Gespräche ist ein Ende Mai von US-Präsident Joe Biden vorgestellter mehrstufiger Plan. Bislang sind die Verhandlungen jedoch ergebnislos geblieben.

Laut einem Bericht der "New York Times" hatte die Hisbollah die explodierten Pager beim Hersteller Gold Apollo bestellt. Das Unternehmen wies die Angaben jedoch zurück und erklärte, bei den explodierten Pagern handele es sich "nicht um unsere Produkte".

Vor der Explosion der Pager im Libanon soll der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad Insidern zufolge Tausende der Geräte schon Monate vor der Auslieferung an die libanesische Hisbollah-Miliz mit Sprengstoff präpariert haben. In 5.000 Pagern des taiwanesischen Herstellers Gold Apollo sei bereits bei der Produktion eine kleine Menge Sprengstoff versteckt worden, sagten ein hochrangiger libanesischer Sicherheitsbeamter und eine weitere mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.

"Der Mossad hat eine Platine mit Sprengstoff und einem Code in das Gerät eingeschleust. Es ist sehr schwierig, das mit irgendwelchen Mitteln zu entdecken, selbst mit Geräten oder Scannern", sagte der Sicherheitsbeamte. Die 5.000 Pager seien von der libanesischen Hisbollah-Gruppe bestellt worden und Anfang des Jahres ins Land gebracht worden.

Die zeitgleich und zu Hunderten im Libanon explodierten Funkempfänger sind Medienberichten zufolge vermutlich von israelischen Agenten vorher mit Sprengstoff präpariert worden. Viele der sogenannten Pager stammten aus einer Lieferung, die die mit Israel verfeindete libanesische Hisbollah-Miliz in den vergangenen Tagen erhalten habe, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen.

Israelische Agenten hätten die in Taiwan hergestellten Geräte vor der Ankunft im Libanon abgefangen und mit jeweils etwa 25 bis 50 Gramm Sprengstoff bestückt, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf amerikanische und andere Behördenvertreter, die über die Operation informiert worden seien. Es sei zwar möglich, dass Hacker die Batterien in den Pagern mit Schadsoftware durch Erhitzen zum Explodieren brachten, zitierte das "Wall Street Journal" den Geschäftsführer einer US-Firma für Cybersicherheit. Aber das wäre sehr schwierig und auch der Effekt wäre nicht so heftig gewesen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat der israelischen Armee den Beschuss eines Hilfskonvois im Gazastreifen vorgeworfen. Der von der WHO angeführte Konvoi sei am Samstag auf dem Rückweg von einer Mission im nördlichen Gazastreifen gewesen und habe die Freigabe zum Passieren eines Kontrollpunkts erhalten, schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus im Onlinedienst X. Zwei Panzer hätten dann aber Schüsse in Richtung des Konvois abgegeben. "Das ist inakzeptabel", erklärte Tedros. "Glücklicherweise wurde niemand verletzt."

In der vergangenen Woche war ein UN-Konvoi mit Mitarbeitern der Polio-Impfkampagne im Gazastreifen nach Angaben der Vereinten Nationen an einem israelischen Kontrollpunkt mit Waffengewalt festgehalten worden. Der Konvoi wurde nach Angaben von UN-Sprecher Stéphane Dujarric beschossen und von einem Bulldozer gerammt. Tedros erklärte, dem WHO-Team sei es am Samstag "trotz des Sicherheitsrisikos" gelungen, dem Al-Schifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza medizinische Güter für die Notaufnahme zu liefern. Weitere Hilfsgüter seien dem Palästinensischen Rote Halbmond übergeben worden. 

Die Lufthansa setzt ab sofort alle Verbindungen von und nach Tel Aviv und Teheran aus. Der EU-Außenbeauftragte warnt nach Explosionen im Libanon vor einer Ausweitung des Krieges in Nahost.

17.09.2024 • 22:45 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 18. September 2024 um 18:00 Uhr.