Durch Angriffe zerstörte Häuser stehen im Norden Gazas.
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Nahost-Liveblog ++ Hamas akzeptiert offenbar Waffenruheabkommen ++

Stand: 14.01.2025 15:42 Uhr

Die Hamas will offenbar einer Waffenruhe mit Israel zustimmen. Die israelische Seite zögert derzeit noch. Die Entwicklungen im Liveblog.

Die Gespräche über eine Waffenruhe im Gazastreifen stehen nach Angaben aus Katar kurz vor einem Abschluss. Die Verhandlungen in Doha befänden sich im "Endstadium", die Hauptprobleme seien gelöst worden, sagte Außenministeriumssprecher Madsched al-Ansari. "Wir haben einen Punkt erreicht, an dem die wichtigsten Probleme, die eine Einigung verhindert haben, gelöst wurden", sagte al-Ansari bei einer Pressekonferenz. "Wir hoffen, dass dies sehr bald zu einer Einigung führen wird." 

Aus dem Umfeld der Hamas hieß es, dass im Austausch für die 33 israelischen Geiseln rund 1000 palästinensische Gefangene freigelassen würden, darunter auch Menschen, die langjährige Haftstrafen verbüßten.  Ein israelischer Regierungsvertreter erklärte dagegen, "mehrere Hundert Terroristen" würden freigelassen, er könne jedoch keine genauen Zahlen nennen, da dies davon abhänge, wie viele von den 33 Geiseln noch am Leben seien. Weiter betonte er, dass Israel den Gazastreifen nicht verlassen werde, bevor nicht alle Geiseln zurückgekehrt seien. Zudem gehe es nicht um eine endgültige, sondern lediglich um eine vorübergehende Waffenruhe.

Bundeskanzler Olaf Scholz hofft auf ein rasches Geiselabkommen zwischen Israel und der islamistischen Hamas. Das monströse Verbrechen der Hamas vom 7. Oktober 2023 sei allen noch sehr gegenwärtig, sagte der SPD-Politiker laut einer Mitteilung. "Wir verstehen, wie schmerzhaft jede Vereinbarung mit der Terrororganisation Hamas für Israel ist. Dennoch: Das Leben der Geiseln muss jetzt oberste Priorität haben", so Scholz. Das sage er auch, da sich unter den Geiseln zahlreiche deutsche Staatsangehörige befänden. 

Nach vielen Monaten quälender Verhandlungen scheine eine Vereinbarung jetzt in greifbarer Nähe, sagte Scholz demnach. Die Vereinbarung biete die Chance auf einen Waffenstillstand, um das Leid im Gazastreifen endlich zu lindern.

Die Terrororganisation Hamas hat offenbar den Entwurf einer Vereinbarung über einen Waffenstillstand im Gazastreifen und einen Geisel-Deal akzeptiert. Das berichten die Nachrichtenagenturen Reuters und AP unter Berufung auf Insider. Zuvor hatten die Vermittler in Katar bereits berichtet, man sei einem solchen Deal so nah wie nie zuvor.

Israel zögert aber offenbar noch, dem Vorschlag zuzustimmen. Ein israelischer Beamter sagte, die Gespräche im Gazastreifen seien in eine kritische Phase eingetreten und eine Einigung stehe kurz bevor. Es müssten aber noch einige Fragen geklärt werden. "Wir sind nahe dran, aber noch nicht am Ziel", sagte der Beamte. Auf israelischer Seite müsste letztlich auch das Regierungskabinett einem Abkommen zustimmen.

Der rechtsextreme israelische Polizeiminister Itamar Ben-Gvir hat im Fall eines Geisel-Abkommens mit der islamistischen Hamas mit einem Ausscheiden aus der Regierung gedroht. Er rief in einem Post auf der Plattform X den ebenfalls rechtsextremen Finanzminister Bezalel Smotrich auf, sich ihm anzuschließen im Kampf "gegen den entstehenden schrecklichen Deal". 

Gegenwärtig verfügt Netanjahus Regierung über 68 der 120 Sitze im Parlament. Ohne die Fraktionen von Ben-Gvir und Smotrich hätte er keine Mehrheit mehr. Oppositionsführer Jair Lapid hatte aber bereits am Montag bekräftigt, er wäre in einem solchen Fall bereit, Netanjahu für einen Geisel-Deal ein "Sicherheitsnetz" im Parlament zu bieten. 

Falls es tatsächlich zu einem Abkommen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln kommen sollte, sei das wirklich ein Durchbruch, so ARD-Korrespondentin Vera Rudolph. Ein Deal bedeute Hoffnung für die Geiseln und ihre Angehörigen, aber auch für die Menschen im Gazastreifen, so Rudolph weiter.

"Das wäre wirklich ein Durchbruch", Vera Rudolph, ARD Tel Aviv, zu Verhandlungen in Doha über Geiseldeal

Morgenmagazin, 14.01.2025 05:30 Uhr

Bei israelischen Angriffen auf den Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben in der Nacht zum Dienstag mindestens 18 Menschen getötet worden. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP.

Nach Angaben des Al-Aksa-Märtyrerkrankenhauses seien in der Nacht demnach bei zwei Angriffen auf Deir al-Balah zwei Frauen und deren vier Kinder im Alter zwischen einem Monat und neun Jahren getötet worden. Das Europäische Krankenhaus meldete zwölf Tote bei zwei Angriffen auf Chan Junis im Süden des Gazastreifens. Das israelische Militär äußerte sich bislang nicht zu den neuen Angriffen.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Israel ist nach Angaben der Armee zweimal innerhalb weniger Stunden zum Ziel eines Raketenangriffs aus dem Jemen geworden. Nach der ersten Attacke am Vorabend seien in der Nacht mehrere Versuche unternommen worden, eine weitere Rakete abzufangen, teilte die israelische Armee mit. Sie sei wahrscheinlich abgeschossen worden, Berichte über Verletzte oder Schäden gebe es nicht.

Laut dem Rettungsdienst Magen David Adom verletzten sich allerdings elf Menschen beim Rennen in die Schutzräume, vier weitere hätten Panikattacken erlitten, berichtete die Zeitung Times of Israel.

Der designierte US-Präsident Donald Trump hat behauptet, dass ein Waffenruhe-Abkommen im Gaza-Krieg schon bis zum Ende der Woche zustande kommen könnte. "So wie ich das verstehe, hat es einen Handschlag gegeben und sie bringen es zu Ende", sagte Trump in einem Interview mit dem Sender Newsmax. "Es muss stattfinden", sagte er - ging aber nicht genauer darauf ein.

Zuvor hatte sich bereits der amtierende US-Präsident Joe Biden zuversichtlich geäußert. "Im Krieg zwischen Israel und der Hamas stehen wir kurz davor, dass ein Vorschlag, den ich vor Monaten ausführlich dargelegt habe, endlich verwirklicht wird", sagte er.

Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, hatte vor Journalisten gesagt, eine Einigung könne "noch diese Woche zustande kommen". Er fuhr fort: "Ich mache keine Versprechungen oder Vorhersagen, aber es ist in greifbarer Nähe, und wir werden uns dafür einsetzen."

Die Reaktionen auf Meldungen, wonach Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe im Gazakrieg kurz vor einem Durchbruch stehen könnten, fallen in Israel gespalten aus. In Jerusalem protestierten rund 1.000 Israelis gegen ein entsprechendes Abkommen mit der Terrororganisation Hamas. "Ihr habt kein Mandat, euch der Hamas zu ergeben", hieß es auf Schildern der Demonstranten, wie Reporter der Nachrichtenagentur AP berichten. Die Demonstrierenden blockierten auch eine Straße.

In der Küstenstadt Tel Aviv gingen hingegen Dutzende Befürworter eines Abkommens auf die Straße. "Home!" ("nach Hause") riefen sie und bezogen sich damit auf einen Deal zur Freilassung der Hamas-Geiseln, der Teil des Abkommens sein soll.

Mit deutlichen Worten hat Papst Franziskus in seinem neuen Buch den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 verurteilt. In der Autobiografie "Hoffe", die heute veröffentlicht wird, schreibt er, dass an jenem Tag eine "neue Barbarei" begonnen habe - "mit dem Gemetzel, das die Schergen der Hamas angerichtet haben". Sie hätten israelische Soldaten und Zivilpersonen "gnadenlos massakriert".

Zu dieser "unglaublichen Qual" habe sich eine weitere gesellt, die auf die Gegenwehr Israels zurückgehe, schreibt der Papst weiter. "Tausende von unschuldigen Toten, auch hier häufig Frauen und Kinder. Hunderttausende Vertriebene, deren Häuser zerstört wurden. Menschen, die nur einen Schritt vom Hungertod entfernt sind."

Papst Franziskus steht seit Beginn des Nahostkriegs besonders von israelischer Seite in der Kritik, den Terrorangriff der Hamas nicht klar genug zu verurteilen. Das Kirchenoberhaupt rief immer wieder zu Frieden in der Region auf, fordert die Freilassung der israelischen Geiseln, ebenso wie die Verbesserung der humanitären Lage im Gazastreifen.

Bei den Verhandlungen über ein Ende des Gaza-Konflikts haben Vermittler aus Katar Israel und der radikal-islamischen Hamas nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters den Entwurf eines Abkommens für eine Aussetzung der Kämpfe und eine Freilassung der Geiseln übergeben. Es soll laut Reuters folgende Kernpunkte beinhalten:

  • Rückkehr der Geiseln: In der ersten Phase sollen 33 Geiseln aus der Gewalt der Hamas freikommen - vor allem Frauen und Kinder. Nach planmäßigem Ablauf der ersten Phase sollen am 16. Tag nach Inkrafttreten der Vereinbarung Verhandlungen über eine zweite Phase beginnen, in der dann die restlichen Geiseln freikommen.
  • Israelische Truppen: Der Abzug der israelischen Soldaten aus dem Gazastreifen soll stufenweise erfolgen. Dabei sollen die Streitkräfte im Grenzgebiet stationiert bleiben.
  • Humanitäre Hilfe: Die Hilfe für die Bewohner des Gazastreifens soll massiv aufgestockt werden.
  • Künftige Verwaltung: Die Frage der künftigen Verwaltung Gazas bleibt einer der größten Streitfragen. Aufgrund ihrer Komplexität wurde das Thema in der aktuellen Gesprächsrunde ausgeklammert.

Reuters bezieht sich dabei auf Angaben eines israelischen Regierungsvertreters. Eine Bestätigung dafür gibt es bislang nicht.