Tausende Menschen bei einem Trauermarsch für Hanija mit Plakaten.
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Krieg in Nahost ++ Tausende bei Trauermarsch für Hanija ++

Stand: 01.08.2024 10:03 Uhr

In Teheran nahmen Tausende Menschen an einem Trauermarsch für den getöteten Hamas-Politbüro-Chef Hanija teil. Australiens Premierminister rief Australier zur Ausreise aus dem Libanon auf. Die Entwicklungen im Liveblog.


US-Außenminister Antony Blinken hat die Konfliktparteien im Nahen Osten zu Besonnenheit gemahnt. Alle Beteiligten müssten "in den kommenden Tagen die richtigen Entscheidungen treffen" und Schritte vermeiden, die die Lage eskalieren und die Region in weitere Konflikte stürzen könnten, sagte Blinken in der mongolischen Hauptstadt Ulan-Bator. Ein Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen sei der einzige Weg, um den derzeitigen Kreislauf von Gewalt und Leid zu durchbrechen. Blinken nannte weder Israel noch den Iran beim Namen.

China hofft auf die rasche Bildung eines Palästinenser-Staates. "China hofft aufrichtig, dass alle palästinensischen Fraktionen auf der Grundlage einer internen Versöhnung so bald wie möglich einen unabhängigen palästinensischen Staat gründen", sagt der Sprecher des Außenministeriums, Lin Jian, vor der Presse. Er antwortet damit auf die Frage nach einer Reaktion der chinesischen Regierung auf die Israel zugeschriebene gezielte Tötung von Hamas-Anführer Ismail Hanija in der iranischen Hauptstadt Teheran.

In Erwartung möglicher Vergeltungsschläge nach den Attentaten in Beirut und Teheran ist die israelische Armee nach Medienberichten in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden. Der israelische Rundfunk meldete, die Luftabwehr des Landes sei in maximaler Bereitschaft. Israelische Kampfjets patrouillierten demnach im Luftraum des Landes und Bodentruppen an den Grenzen erhöhten ihre Einsatzbereitschaft. 

Christian Limpert, ARD Tel Aviv, berichtet über angekündigte Vergeltung seitens Iran und Sorge um die Geiseln der Hamas

tagesschau24, 01.08.2024 09:00 Uhr

Angesichts der sich weiter verschärfenden Lage im Nahen Osten mahnt Verteidigungsminister Boris Pistorius Deutsche im Libanon, es nicht auf eine Evakuierung ankommen zu lassen. "Wichtig ist, dass jetzt alle, die im Libanon sind, die deutschen Staatsangehörigen, jetzt die Zeit nutzen, um dort auszureisen, um erstens sich nicht zu gefährden, aber auch nicht andere, die dann womöglich losfliegen müssen, um deutsche Staatsangehörige rauszuholen. Da hat jeder auch eine Verantwortung", sagte Pistorius dem Deutschlandfunk. 

Der SPD-Politiker versicherte, dass Evakuierungen schnell auf den Weg gebracht werden könnten, sollten sie nötig werden. Das Verteidigungsministerium beurteile mit dem Auswärtigen Amt und internationalen Partnern die Lage regelmäßig. Zuvor hatte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock die deutschen Bürger im Libanon zur sofortigen Ausreise aufgerufen.

In der iranischen Hauptstadt Teheran nehmen Tausende Menschen an der staatlich-organisierten Trauerzeremonie für den getöteten politischen Anführer der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, teil. Anwesend war auch die gesamte politische Elite des Irans - unter anderem der oberste Führer Ajatollah Chamenei und der neue Präsident Massud Peseschkian. Vor Hanijas Sarg hielt Chamenei ein Totengebet.

Mit Rufen wie "Tod Israel" und "Tod Amerika" bekundete die Menge ihre Unterstützung für Hanija und die Hamas im Gazastreifen sowie ihren Widerstand gegen Israel. Die iranische Regierung hatte nach der gezielten Tötung des hohen Hamas-Führers in Teheran eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Bestattet wird Hanija morgen in seiner Wahlheimat Katar.

Der australische Premierminister Anthony Albanese hat Tausende Australier im Libanon dazu aufgefordert, das Land zu verlassen. Es sei denkbar, dass der Flughafen in der Hauptstadt Beirut bald den Betrieb einstelle und für den Linienverkehr gesperrt werde, warnte er am Donnerstag vor Pressevertretern in der Küstenmetropole Sydney. "Ich ergreife die Gelegenheit, den Australiern zu sagen: Reisen Sie im Moment nicht in den Libanon."

Angesichts der Zahl der Menschen, die sich dort befänden, gebe es keine Garantie dafür, dass Menschen auf anderem Wege nach Hause gebracht werden könnten. Er sei "sehr besorgt", dass der Konflikt im Nahen Osten nach der Tötung des Auslandschefs der militant-islamistischen Hamas, Ismail Hanija, weiter eskaliere. Zuvor hatte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock die deutschen Bürger im Libanon zur sofortigen Ausreise aufgerufen.

Indonesiens Präsident Joko Widodo verurteilt die Israel zugeschriebene gezielte Tötung des Hamas-Anführers Ismail Hanija in Teheran. "Das war Gewalt, ein Mord, der nicht hinzunehmen ist, und er fand auf dem souveränen Territorium des Irans statt", sagt Widodo. Indonesien in Südostasien mit seinen rund 280 Millionen Menschen ist weltweit das Land mit der größten Anzahl an Muslimen. Zudem unterhält der Inselstaat gute Beziehungen zu Russland und hofft auf eine stärkere Zusammenarbeit in Verteidigung und Energie.

Nach israelischen Angriffen auf führende Funktionäre von Hamas und Hisbollah rufen Länder des UN-Sicherheitsrats zu verstärkten diplomatischen Bemühungen auf, um einen größeren Nahost-Konflikt zu verhindern. "Wir befürchten, dass die Region am Rande eines totalen Krieges steht", sagt Japans stellvertretender UN-Vertreter Shino Mitsuko. Er fordert internationale Anstrengungen, um einen solchen Konflikt zu vermeiden.

China, Russland, Algerien und andere Staaten verurteilen die Ermordung von Hamas-Chef Ismail Hanija. Die USA, Großbritannien und Frankreich prangern die iranische Unterstützung für destabilisierende Akteure in der Region an. Fu Cong, Chinas Botschafter bei der UN, sagt, das Scheitern eines Waffenstillstands im Gazastreifen sei für die Verschärfung der Spannungen verantwortlich.

Israels Premier Netanyahu droht mit neuen Militärschlägen, sollte das Land nach den Angriffen auf Hanija und Schukr Ziel von Vergeltungen werden. Der UN-Sicherheitsrat will eine Dringlichkeitssitzung abhalten. Die Entwicklungen vom Mittwoch zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 31. Juli 2024 um 10:00 Uhr.