Menschen durchsuchen nach einem Angriff die Trümmer eines zerstörten Schulgebäudes in Nuseirat im Gazastreifen.
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Krieg in Nahost ++ UN-Mitarbeiter bei Angriff auf Schule getötet ++

Stand: 12.09.2024 13:19 Uhr

Bei einem israelischen Angriff auf ein Schulgebäude in Gaza sind nach Angaben der UN sechs UNRWA-Mitarbeiter getötet worden. Die Hamas trifft Vermittler für Beratungen über eine Waffenruhe. Die Entwicklungen im Liveblog.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben im Gazastreifen seit Beginn des von der radikalislamischen Hamas ausgelösten Krieges mit Israel tausende Menschen so schwere Verletzungen erlitten, dass jahrelange Rehabilitationsmaßnahmen nötig sind. Parallel dazu gebe es allerdings eine "anhaltende Dezimierung des Gesundheitssystems", erklärte der WHO-Repräsentant für die Palästinensergebiete, Richard Peeperkorn, in Genf.

Mindestens 22.500 Menschen, darunter "viele tausend Frauen und Kinder", seien im Gazastreifen in den elf Monaten seit Kriegsbeginn so schwer verletzt worden, dass Amputationen oder andere "enorme" Rehabilitationsmaßnahmen erforderlich geworden seien, erklärte die WHO weiter. 

Laut einem Bericht der UN-Organisation wird die Zahl "schwerer Gliedmaßenverletzungen" auf rund 13.455 bis 17.550 geschätzt; in rund 3000 bis 4000 Fällen seien Gliedmaßen amputiert worden. Zu weiteren "lebensverändernden Verletzungen" bei Menschen im Gazastreifen gehören demnach Schädigungen des Rückenmarks sowie Hirnverletzungen und schwere Verbrennungen. Gleichzeitig seien derzeit nur 17 der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen teilweise funktionsfähig, erklärte die WHO.

Die erste Polio-Impfaktion im Gazastreifen ist nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Erfolg. "Wir sind zuversichtlich, dass wir wahrscheinlich das Ziel erreichen", sagte der WHO-Repräsentant für die Palästinensergebiete, Richard Peeperkorn, in Genf.

Heute ist der letzte Tag der dritten Phase der Impfaktion, die hunderttausende Heranwachsende in dem umkämpften Palästinensergebiet vor der Kinderlähmung schützen soll. Laut Peeperkorn bekamen in den drei Runden bereits mehr als 552.000 Kinder im Gazastreifen die erste von zwei Impfdosen. Weitere sollen heute noch hinzukommen.

Der WHO-Repräsentant sagte, er sei "sehr dankbar", dass für die Impfungen die humanitären Pausen in den festgelegten Gebieten eingehalten worden seien. Peeperkorn warb dafür, die humanitären Kampfpausen auf weitere Gebiete auszuweiten und humanitäre Korridore zu schaffen, um die Bedürftigen im Gazastreifen mit Hilfsgütern versorgen zu können.

Bei einer Demonstration gegen israelische Siedlungen im Westjordanland wurde in der vergangenen Woche eine US-türkische Aktivistin getötet. Die Türkei hat nun angekündigt, eine Untersuchung des Falls einzuleiten. Die Leiche der Frau soll am Freitag in der Türkei eintreffen.

Außerdem werde sich die Türkei bei der UNO für unabhängige Ermittlungen zu dem Todesfall einsetzen, teilte Justizminister Yilmaz Tunc am Donnerstag in Ankara mit. "Wir werden uns dafür einsetzen, dass der UN-Sonderberichterstatter für außergerichtliche und willkürliche Hinrichtungen sofort Maßnahmen ergreift und dass eine unabhängige Untersuchungskommission eingesetzt wird und einen Bericht erstellt", kündigte Tunc an. Dieser Bericht solle dann sowohl an den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen gehen, als auch an den Internationalen Gerichtshof (IGH).

Die Bundesregierung hat den Tod von UN-Mitarbeitern bei einem israelischen Angriff auf einen Schulkomplex im Zentrum des Gazastreifens verurteilt. "Humanitäre Hilfskräfte sollten niemals Opfer von Raketen werden", erklärte das Auswärtige Amt am Donnerstag auf Englisch im Onlinedienst X.

"Israel hat eine Verantwortung, UN-Personal und Hilfskräfte zu schützen", hieß es weiter. Das Hilfswerk leiste "lebensnotwendige Hilfe im Gazastreifen", so das Auswärtige Amt. Der Tod von sechs Mitarbeitern bei dem Beschuss einer Schule sei "vollkommen inakzeptabel".

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat am Donnerstag bekanntgegeben, 100 Menschen aus dem Gazastreifen in die Vereinigten Arabischen Emirate evakuiert zu haben. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.

„Dies war die bisher größte Evakuierung aus Gaza seit Oktober 2023“, sagte Richard Peeperkorn, WHO-Vertreter für die palästinensischen Gebiete. Die Aktion habe schon am Mittwoch stattgefunden.

Unter den evakuierten Menschen seien auch Dutzende Kinder. Peeperkorn forderte die Wiederaufnahme regelmäßiger medizinischer Transfers. "Gaza braucht medizinische Korridore. Wir brauchen ein besser organisiertes und nachhaltiges System", sagte er und fügte hinzu, dass über 10.000 Menschen auf eine Verlegung warten würden.

Angesichts der Spannungen in Nahost passt die Lufthansa erneut ihren Flugplan an. Flüge in die libanesische Hauptstadt Beirut würden nun "bis einschließlich 15. Oktober ausgesetzt", teilte der Konzern in Frankfurt am Main mit. Bislang war dies von der Lufthansa lediglich bis "einschließlich 30. September" angekündigt worden.

Ihre Flüge nach Tel Aviv in Israel hatte die Lufthansa Group, zu der unter anderem auch die Fluggesellschaften Eurowings, Austrian Airlines, Swiss und Brussels Airline gehören, am vergangenen Donnerstag wieder aufgenommen und dies mit der "aktuellen Situation" begründet, ohne Details zu nennen.

Flüge in die jordanische Hauptstadt Amman und nach Erbil im Nordirak, die zeitweise ebenfalls ausgesetzt waren, finden bereits seit Ende August wieder statt.

Das von der Terrormiliz Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen hat die Zahl der Todesopfer seit Ausbruch des Krieges in Nahost nochmals erhöht. Demnach sollen seitdem 41.118 Menschen im Gazastreifen getötet worden sein, mehr als 95.100 Menschen seien verletzt worden. Die Angaben lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.

Nach Angaben von palästinensischen Behörden sollen bei dem israelischen Angriff auf ein Schulgebäude in Nuseirat mindestens 18 Menschen getötet worden sein. Von unabhängiger Seite lassen sich die Angaben nicht prüfen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Bei einem israelischen Angriff auf ein ehemaliges Schulgebäude in Nuseirat im zentralen Gazastreifen sind nach Angaben der UN sechs Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA getötet worden. "Was in Gaza passiert, ist völlig inakzeptabel", erklärte UN-Generalsekretär António Guterres im Onlinedienst X. "Unter den Getöteten sind sechs unserer UNRWA-Kollegen."

UNRWA erklärte, noch nie seien bei einem einzelnen Angriff so viele Beschäftigte des Hilfswerks getötet worden. "Diese Schule wurde seit Kriegsbeginn fünf Mal getroffen", erklärte UNRWA auf X. "Sie ist das Zuhause von rund 12.000 Vertriebenen, hauptsächlich Frauen und Kinder."

Israel bestätigte den Angriff. In dem Gebäude befand sich laut israelischer Luftwaffe ein Kommando- und Kontrollposten der Terrormiliz Hamas. Bestätigt sind diese Angaben nicht. Mitarbeiter einer Klinik in Nuseirat sprachen von mindestens 14 Todesopfern durch den Angriff.

Eine Hamas-Delegation hat nach Angaben der Terrororganisation am Mittwoch in Doha katarische und ägyptische Vermittler zu Gesprächen über eine Waffenruhe im Gazastreifen und eine Freilassung der israelischen Geiseln getroffen.

Ihr Verhandlungsführer Chalil al-Hadscha traf mit dem katarischen Regierungschef Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani und dem ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel zusammen, wie es in einer Erklärung der Hamas hieß.

Bei Luftangriffen im Gazastreifen sind nach örtlichen Angaben mindestens 20 Menschen gestorben. US-Verteidigungsminister Austin äußerte sich besorgt über die Verantwortung Israels beim Tod einer US-Bürgerin. Die Entwicklungen vom Mittwoch zum Nachlesen.