Palästinenser trauern im Europäischen Krankenhaus in Chan Yunis im südlichen Gazastreifen um Angehörige, die bei einem israelischen Angriff getötet wurden.
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Krieg in Nahost ++ Berichte über zahlreiche Tote im Gazastreifen ++

Stand: 11.09.2024 11:52 Uhr

Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind nach örtlichen Angaben 20 Menschen getötet worden. US-Verteidigungsminister Austin äußerte sich besorgt über die Verantwortung Israels beim Tod einer US-Bürgerin. Die Entwicklungen im Liveblog.

Bei einem mutmaßlichen palästinensischen Anschlag im besetzten Westjordanland hat ein Israeli lebensgefährliche Verletzungen erlitten. Ein Tankwagenfahrer rammte nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom absichtlich eine Bushaltestelle nahe der Siedlung Givat Assaf. Der Fahrer sei "ausgeschaltet" worden. Nach Angaben des öffentlich-rechtlichen Kan-Senders handelte es sich bei dem Angreifer um einen Palästinenser aus einem Ort nahe Ramallah. 

Nach Angaben von Sanitätern schwebte ein etwa 20 Jahre alter Mann, der an der Haltestelle gestanden hatte, in Lebensgefahr. Ein israelischer Siedlervertreter forderte angesichts einer Welle von Anschlägen im Westjordanland die massive Verlegung weiterer Bodentruppen in das Gebiet. 

Beim Absturz eines israelischen Rettungshubschraubers im Gazastreifen sind nach Militärangaben zwei Soldaten getötet worden. Sieben weitere Soldaten seien dabei verletzt und zur Behandlung in eine Klinik transportiert worden, teilte die israelische Armee mit. 

Der Helikopter des Typs Janschuf (Eule) war demnach im Einsatz, um einen verletzten Soldaten zu bergen und in ein Krankenhaus nach Israel zu bringen. Bei der Landung im Bereich der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens sei er abgestürzt. Eine erste Untersuchung habe ergeben, dass der Absturz nicht durch feindlichen Beschuss verursacht worden sei, hieß es weiter. "Der Grund des Absturzes wird noch untersucht."

Bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind am Abend und in der Nacht nach örtlichen Krankenhaus- und Behördenangaben mindestens 20 Menschen getötet worden. Bei einem Angriff nahe der Stadt Chan Yunis im Süden seien elf Menschen ums Leben gekommen, darunter sechs Geschwister im Alter zwischen 21 Monaten und 21 Jahren, teilte das Europäische Krankenhaus mit.

Am Abend sei ein Haus im Flüchtlingslager Dschabalija im Norden des Gazastreifens getroffen worden, teilten das Gesundheitsministerium und der Zivilschutz mit, die von der militant-islamistischen Hamas kontrolliert werden. Dabei seien neun Menschen getötet worden, darunter sechs Frauen und Kinder. Der Zivilschutz berichtete, das Haus habe einem Professor von der Al-Kuds Offenen Universität gehört, der überlebt habe. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Die israelische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben im nördlichen Nachbarland Libanon rund 30 Ziele angegriffen. Ziele seien Raketenabschussrampen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah gewesen sowie "Terror-Infrastruktur im Süden des Libanons, die israelische Zivilisten bedroht", teilte das Militär mit.

Am Dienstag hatte die Armee erneut zahlreiche Hisbollah-Angriffe mit Geschossen und Drohnen auf den Norden Israels gemeldet.

Karte mit Israel, Libanon, Westjordanland und Gazastreifen

Angesichts stockender Verhandlungen für eine Waffenruhe und einen Geisel-Deal macht Israel der Terrororganisation Hamas ein Angebot zur sicheren Ausreise ihres Anführers Jihia al-Sinwar aus dem Gazastreifen. "Ich bin bereit, Sinwar, seiner Familie und jedem, der sich ihm anschließen möchte, einen sicheren Korridor zu ermöglichen", sagte Israels für die Geiseln und Vermissten zuständige Brigadegeneral Gal Hirsch in einem Interview des Finanzdienstes Bloomberg. 

"Wir wollen die Geiseln zurück. Wir wollen Entmilitarisierung, Entradikalisierung und natürlich - ein neues System zur Verwaltung von Gaza", sagte Hirsch. Dem Bericht zufolge hat der Sonderkoordinator von Premierminister Benjamin Netanyahu für die Rückführung der Geiseln das Angebot vor rund zwei Tagen auf den Tisch gelegt. Zu einer möglichen Reaktion äußerte Hirsch sich demnach nicht.

Der Aufenthaltsort von Sinwar ist nicht bekannt. Es wird vermutet, dass er sich in ein einem weit verzweigten Tunnelnetz unter dem Gazastreifen aufhält. 

Bei einem israelischen Luftangriff in Tubas im Westjordanland sind nach palästinensischen Angaben fünf Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren getötet worden. Die israelische Armee sprach von einem "Anti-Terror-Einsatz" im Bereich von Tubas und dem benachbarten Tamun. Beide Orte liegen im nördlichen Abschnitt des besetzen Westjordanlands.

Nach Armeeangaben griff eine israelische Drohne in Tubas eine bewaffnete Terrorzelle an. Nach palästinensischen Angaben waren auch israelische Truppen nach Tubas vorgedrungen und hatten sich in der Nähe des örtlichen Krankenhauses positioniert. Die Armee habe eine Ausgangssperre verhängt. 

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die kanadische Regierung hat dutzende Waffenlieferungen nach Israel gestoppt. Außenministerin Mélanie Joly sagte, sie habe eine Überprüfung sämtlicher Verträge kanadischer Waffenlieferanten mit Israel und anderen Ländern angeordnet. "In der Folge habe ich in diesem Sommer rund 30 vorliegende Exportgenehmigungen für kanadische Unternehmen ausgesetzt", sagte die Ministerin.

Die Genehmigungen waren den Angaben zufolge erteilt worden, bevor Kanada im Januar ein Exportverbot erlassen hatte.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin äußert in einem Gespräch mit dem israelischen Verteidigungsminister Yoav Gallant "ernste Besorgnis" über die Verantwortung der israelischen Streitkräfte für den Tod einer US-Bürgerin im Westjordanland. Auch US-Außenminister Antony Blinken kritisierte Israel für den Vorfall.

US-Präsident Joe Biden stufte den Erschießungstod einer türkisch-amerikanischen Aktivistin im Westjordanland in der vergangenen Woche hingegen als Unfall ein. Das sagte er zu Reportern im Weißen Haus.

Ein UN-Konvoi mit Mitarbeiter der Polio-Impfkampagne im Gazastreifen ist nach Angaben der Vereinten Nationen an einem israelischen Kontrollpunkt mit Waffengewalt festgehalten worden.

Der Konvoi sei beschossen und von einem Bulldozer gerammt worden, sagte der Sprecher von UN-Generalsekretär António Guterres, Stéphane Dujarric. Der Vorfall vom Montag sei das "jüngste Beispiel für die inakzeptablen Gefahren und Behinderungen, denen humanitäre Helfer im Gazastreifen" durch israelische Streitkräfte ausgesetzt seien.

Die Vereinigung der Auslandspresse in Israel hat das israelische Oberste Gericht aufgefordert, Journalisten die Einreise in den Gazastreifen zu erlauben. Die FPA reichte eine neue Petition bei Gericht ein, in der Israel aufgefordert wurde, die Pressefreiheit zu wahren.

Die israelischen Behörden verwehren Journalisten seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober vergangenen Jahres den Zugang zu dem Küstengebiet. Das Oberste Gericht bestätigte dies im Januar und führte als Begründung Sicherheitsbedenken an.

Erstmals haben die Palästinenser in der UN-Vollversammlung zwischen den 193 Mitgliedsländern der Vereinten Nationen Platz genommen. Beim ersten Treffen der 79. Sitzungsperiode des größten UN-Gremiums saßen palästinensische Diplomaten für den "Staat Palästina" zwischen Sri Lanka und dem Sudan. 

Ein Vertreter Ägyptens nannte dies in der Sitzung einen historischen Moment. Es gab Applaus aus dem Plenum. Bislang hatten die Palästinenser in der Vollversammlung lediglich als Beobachter auf einem Platz hinter den Diplomaten der Mitgliedstaaten gesessen.

Israel hat ein Video veröffentlicht, in dem der Tunnel zu sehen sein soll, in dem sechs israelische Hamas-Geiseln getötet worden waren. Die Hamas ist laut Israels Verteidigungsminister weitgehend zerschlagen.