Eine Person im Jemen schaut auf einen Fernseher, wo eine Ansprache von Yahya Sarea, Sprecher der Huthi, läuft.
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Nahost-Krieg ++ Erstmals Tote bei Huthi-Angriff im Roten Meer ++

Stand: 06.03.2024 23:51 Uhr

Nach britischen sowie US-Angaben wurden zwei Seeleute bei einem Huthi-Angriff auf einen Frachter im Roten Meer getötet. Die EU arbeitet an der Errichtung eines Hilfskorridors für den Gazastreifen auf dem Seeweg. Alle Entwicklungen im Liveblog vom Mittwoch zum Nachlesen.

06.03.2024 • 23:51 Uhr

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Der britische Außenminister David Cameron hat Israel ermahnt, angesichts der dramatischen humanitären Lage im Gazastreifen mehr Hilfslieferungen in das Gebiet zu lassen. Im Gespräch mit Benny Gantz, einem Mitglied des israelischen Kriegskabinetts, habe er zudem deutlich gemacht, dass London eine unverzügliche humanitäre Kampfpause wolle, teilte Cameron auf der Online-Plattform X mit. Nötig seien zusätzliche Hilfslieferungen auf dem Land- und Seeweg sowie eine Ausweitung der Hilfen, die Israel bisher in den Gazastreifen lasse.

Die Anzahl der Hilfskonvois, die täglich in den Gazastreifen fahren, muss mindestens verdoppelt werden, um grundlegende Bedürfnisse der Bevölkerung zu erfüllen. Das erklärte das Welternährungsprogramm WFP. "Wir sind jetzt bei etwa 150 Lastwagen. Wir brauchen mindestens 300 Lastwagen pro Tag", sagte der stellvertretende WFP-Exekutivdirektor Carl Skau der Nachrichtenagentur Reuters. Die UN warnen, eine Hungersnot im Gazastreifen sei fast unvermeidlich ist, wenn nicht gehandelt werde.

Nach dem Angriff der Huthi-Miliz auf ein Schiff, bei dem zwei Menschen getötet wurden, verurteilte die US-Regierung die Tat. "Heute haben die Huthis unschuldige Zivilisten getötet", sagte ein Regierungsvertreter. Die übrigen Besatzungsmitglieder hätten das Schiff inzwischen verlassen. Den Angaben zufolge verursachte die von den Huthis abgefeuerte Rakete "erhebliche Schäden" an dem unter der Flagge von Barbados fahrenden "M/V True Confidence".

Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, sagte vor Journalisten, Washington werde die Huthis "weiterhin zur Rechenschaft ziehen". "Wir fordern Regierungen auf der ganzen Welt auf, dasselbe zu tun", sagte er.

Das Auswärtige Amt hat die israelische Regierung dazu aufgefordert, die Genehmigung zum Bau von rund 3.500 Wohnungen in Siedlungen im besetzten Westjordanland zurückzunehmen. "Die israelische Politik des Siedlungsbaus in den besetzten Palästinensischen Gebieten stellt einen gravierenden Verstoß gegen geltendes Völkerrecht dar", erklärte ein Sprecher in einer Mitteilung.

Dies untergrabe jegliche Bemühungen um eine Zweistaatenlösung. "Der Ausbau von Siedlungen gefährdet den Frieden und die Sicherheit für alle Menschen in der Region gleichermaßen." Man verurteile jede Form terroristischer Gewalt aufs Schärfste - Terrorismus könne aber keine Rechtfertigung dafür sein, den illegalen Siedlungsbau weiter zu befördern, hieß es in der Mitteilung weiter.

Mehrere israelische Medien hatten berichtet, dass die zuständige Behörde die entsprechenden Baupläne der Wohnungen als Reaktion auf einen palästinensischen Terroranschlag vor rund zwei Wochen auf einer Autobahn zwischen Jerusalem und einer Siedlung genehmigte.

Karte: Hebron, Westjordanland und Israel

Mindestens zwei Seeleute sind bei einem mutmaßlichen Huthi-Angriff auf einen Frachter im Golf von Aden getötet worden. Das bestätigte ein US-Beamter sowie die britische Botschaft im Jemen. Damit wurden die ersten Todesopfer gemeldet, seit die mit dem Iran verbündete jemenitische Miliz Handelsschiffe im Roten Meer angreift. Nach US-Angaben ist das Ausmaß der Schäden an dem Schiff "True Confidence" bisher unklar. Die Besatzung sei jedoch von Bord geflohen und habe auf Rettungsboote zurückgegriffen. Ein US-Kriegsschiff und die indische Marine versuchen demnach, bei den Rettungsmaßnahmen zu helfen.

Auch die Huthis selbst bestätigten den Angriff. Dieser habe zu einem Brand an Bord geführt. "Die Zieloperation erfolgte, nachdem die Besatzung des Schiffes Warnungen der jemenitischen Seestreitkräfte zurückgewiesen hatte", sagte der Militärsprecher der Miliz, Yahya Sarea, laut Reuters in einer Fernsehansprache.

Dem griechischen Schiffsbetreiber zufolge seien 20 Seeleute und drei bewaffnete Sicherheitskräfte an Bord gewesen. Der brennende Frachter treibe im Meer. Zuvor hatte es aus Schifffahrtskreisen geheißen, drei Seeleute würden vermisst und vier weitere hätten schwere Verbrennungen erlitten.

Die UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte von Binnenflüchtlingen hat Israel für sein Vorgehen im Gazastreifen heftig kritisiert. In wenigen Krisen der jüngeren Geschichte habe es eine derartige Missachtung von Rechten der Vertriebenen gegeben, erklärte Paula Gaviria Betancur laut einer Mitteilung des UN-Menschenrechtsbüros in Genf.

Israel habe mit seiner Behauptung, die Zivilbevölkerung der umkämpften Enklave zu schützen, jede Glaubwürdigkeit verloren. Die Evakuierungsbefehle der israelischen Armee hätten den Menschen im Gazastreifen nicht mehr Sicherheit gebracht, sondern seien dazu benutzt worden, um sie gewaltsam umzusiedeln und unter unerträglichen Bedingungen einzusperren, so Garivia Betancur.

Sie sei entsetzt über Ankündigungen, diese Anordnungen auch auf die südliche Stadt Rafah auszudehnen, wenn bestimmte Forderungen Israels nicht bis Sonntag erfüllt würden. Eine Evakuierung von Rafah unter den derzeitigen Bedingungen wäre "ein eklatanter Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte", sagte Gaviria Betancur. Die Menschen würden gezwungen, "in den sicheren Tod zu fliehen", so die Expertin unter Hinweis auf die fehlende humanitäre Grundversorgung.

Angesichts zunehmend schärferer Kritik an Israel wegen der katastrophalen Versorgungslage im Gazastreifen hat die Regierung in Jerusalem beteuert, es kämen derzeit mehr Lebensmittel in den Küstenstreifen als vor Kriegsbeginn. "In den vergangenen zwei Wochen sind täglich durchschnittlich 102 Lebensmitteltransporte in den Gazastreifen gelangt. Das sind fast 50 Prozent mehr als vor dem Beginn des Krieges durch die Hamas am 7. Oktober", sagte Regierungssprecher Eylon Levy.

Vor dem Krieg seien zwar täglich etwa 500 Lastwagen in den Gazastreifen eingefahren, aber die hätten nicht nur Lebensmittel, sondern vor allem Industriewaren und Baumaterialien transportiert, die derzeit aus verständlichen Gründen gar nicht geliefert würden, meinte Levy. Das Problem sei die Verteilung der Lebensmittel innerhalb des Gazastreifens. Levy sprach von einer "Flut von Falschmeldungen", Israel würde die Menge der Hilfslieferungen beschränken. "Es gibt keine Beschränkungen. Ich wiederhole: keine", betonte der Sprecher.

Dennoch ist die Lage der Menschen in dem kleinen Küstenstreifen katastrophal: Nach UN-Angaben droht eine Hungersnot, wenn die Hilfslieferungen per Lastwagen nicht ausgeweitet würden.

An der libanesisch-israelischen Grenze ist es erneut zu Beschuss gekommen. Das israelische Militär erklärte, verschiedene Ziele der Hisbollah im Südlibanon angegriffen zu haben. Zudem sei eine angreifende Drohne aus Richtung des Libanons kommend im Norden Israels identifiziert worden. Es habe keine Verletzten gegeben, hieß es. Die Hisbollah reklamierte den Drohnenangriff später für sich. Die proiranische Schiitenorganisation griff nach eigenen Angaben außerdem weitere Ziele im israelischen Grenzgebiet an. 

Zu Beginn des Fastenmonats Ramadan am Montag hat der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, auf die "katastrophale Lage" der Menschen im Gazastreifen verwiesen. "In diesem heiligen Monat ist die Gemeinschaft und Solidarität mit den Schwachen und Armen von besonderer Bedeutung", erklärte Mazyek. Deshalb würden viele Musliminnen und Muslime in diesem Ramadan für die hungernden und vertriebenen Familien im Gazastreifen spenden und beten, sowie für die Tausenden Familien Hilfe leisten, deren Angehörige getötet oder verletzt wurden.

Der Ramadan beginnt in diesem Jahr am 11. März und endet am 9. April. Anschließend wird vom 10. bis 12. April das Fest des Fastenbrechens (Eid ul-Fitr oder Bayram) gefeiert.

Vor der Küste Jemens ist erneut ein Frachtschiff angegriffen und beschädigt worden. Wie die für die Sicherheit der Handelsschifffahrt zuständige Stelle der britischen Marine UKMTO mitteilte, wurde ein Handelsschiff 54 nautische Meilen südwestlich der jemenitischen Hafenstadt Aden von einem Geschoss getroffen und beschädigt. Es wurde demnach von der Besatzung verlassen und treibt steuerlos im Meer. In einer früheren Meldung hatte es geheißen, Schiffe in der Nähe hätten einen lauten Knall und eine große Rauchwolke wahrgenommen.

Zuvor hatte UKMTO einen Vorfall aus der Nacht gemeldet, wonach ein Handelsschiff in derselben Region von einem vorgeblich zur jemenitischen Marine gehörenden Schiff zum Ändern seines Kurses gezwungen worden war.

Karte: Jemen mit Golf von Aden, Rotes Meer, Suezkanal und weitere

Nach einer mutmaßlichen Messerattacke mit einem Verletzten in einer israelischen Siedlung in Ost-Jerusalem wurde nach Angaben der Polizei ein 14-jähriger Verdächtiger festgenommen. Bei dem Jungen soll es sich um einen Anwohner aus dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems handeln, wie die Polizei mitteilte.

Der Jugendliche wird verdächtigt, an einer Bushaltestelle in der israelischen Siedlung Neve Yaakov einen Mann mit einem Messer angegriffen zu haben. Das 64 Jahre alte Opfer wurde laut dem Rettungsdienst Magen David Adom mit Stichwunden am Oberkörper in ein Krankenhaus gebracht.

Der mutmaßliche Angreifer sei zunächst vom Tatort geflüchtet, meldete die Polizei weiter. Israelischen Medien zufolge soll der Junge Palästinenser sein.

Israel will einem Medienbericht zufolge erstmals seit Kriegsbeginn die Einfuhr von Hilfsgütern in den Gazastreifen auf dem Seeweg erlauben. Israel habe eine entsprechende Vereinbarung mit nicht näher benannten internationalen Institutionen getroffen, berichtete die Zeitung "Haaretz".

Konkret geht es dem Bericht der "Haaretz" zufolge um Güter, die von den Vereinigten Arabischen Emiraten finanziert werden. Diese sollen demnach ab Sonntag über das Mittelmeer in das Küstengebiet gebracht werden. Die Schiffe würden dazu in Zypern beladen und von israelischen Behörden kontrolliert.

Die Europäische Union arbeitet an der Errichtung eines Hilfskorridors auf dem Seeweg, über den die notleidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen via Zypern versorgt werden soll. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen werde deshalb noch in dieser Woche nach Zypern reisen, sagt ein Sprecher in Brüssel. "Unsere Bemühungen konzentrieren sich darauf, sicherzustellen, dass wir den Palästinensern Hilfe leisten können. Wir alle hoffen, dass diese Öffnung (eines Korridors) sehr bald erfolgen wird."

Zypern setzt sich seit Monaten dafür ein, auf dem Seeweg Hilfsgüter direkt in den Gazastreifen zu transportieren.

Israel hat Medienberichten zufolge den Bau von rund 3.500 Wohnungen in Siedlungen im besetzten Westjordanland genehmigt. Die zuständige Behörde habe Bauplänen in drei Siedlungen in der Nähe von Jerusalem zugestimmt, berichteten mehrere israelische Medien. Insgesamt seien 3.476 neue Wohneinheiten genehmigt worden, meldete die Zeitung "Haaretz". Die israelischen Siedlungen im Westjordanland sind nach internationalem Recht illegal.

Ein US-Zerstörer im Roten Meer hat einen Angriff der jemenitischen Huthi-Rebellen abgewehrt. Nach Angaben des Zentralkommandos des US-Militärs vom frühen Mittwoch wurden bombenbestückte Drohnen und eine ballistische Anti-Schiffs-Rakete abgeschossen. Der Angriff galt offenbar der "USS Carney", einem Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse, der an der im Januar begonnenen US-Militäraktion gegen die Huthi beteiligt ist. Später starteten die USA einen Luftangriff, der drei Anti-Schiffs-Raketen und drei bombenbestückte Drohnenboote zerstört habe, so das Zentralkommando.

Die Verhandlungen über eine Feuerpause im Gazastreifen unter internationaler Vermittlung werden einem Medienbericht zufolge heute in der ägyptischen Hauptstadt Kairo fortgesetzt. Dies meldete der dem ägyptischen Geheimdienst nahestehende Sender Al-Kahera News. Vertreter der USA, Ägyptens, aus Katar und von der radikalislamischen Hamas hatten bereits in den vergangenen Tagen in Kairo über eine Feuerpause verhandelt.

Wegen der zunehmend katastrophalen humanitären Situation im Gazastreifen hat der britische Außenminister David Cameron Israel mit deutlichen Worten kritisiert. "Die Geduld muss deutlich abnehmen und es müssen eine ganze Reihe von Warnungen ausgesprochen werden", sagte der konservative Politiker im britischen Parlament in London. Das werde er auch bei einem Gespräch heute mit dem israelischen Minister Benny Gantz in London tun, kündigte er an.

"Wir sind mit einer Situation furchtbaren Leidens in Gaza konfrontiert", sagte Cameron bei der Debatte im Oberhaus. Er habe bereits vor Wochen vor dem Ausbruch von Krankheiten und einer Hungersnot gewarnt. Dieser Punkt sei nun erreicht. "Menschen sterben an Hunger, Menschen sterben an vermeidbaren Krankheiten". Doch trotz Aufforderungen an Israel, mehr zu tun, seien im Februar nur halb so viele Hilfsgüter im Gazastreifen angekommen wie im Januar. Cameron forderte erneut eine humanitäre Feuerpause. Zudem müsse der Zugang für Hilfslieferungen in den Gazastreifen über den Land- und Seeweg erhöht werden. Das schließe auch den israelischen Hafen Aschdod ein.

Weiterhin müssten die Strom- und Wasserversorgung im Norden und Süden des Gazastreifens wieder hergestellt werden. "Israel ist die Besatzungsmacht. Es ist verantwortlich und das hat Konsequenzen, wie wir bewerten, ob Israel humanitäres Völkerrecht einhält", so Cameron weiter. 

Israels Militär hat nach eigener Darstellung bei seinen Kämpfen im Gazastreifen fünf weitere Personen getötet, die am Hamas-Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen sein sollen. Bei weiteren Angriffen am Dienstag seien zudem rund 20 Terroristen im Zentrum der Stadt Chan Junis getötet worden, teilte die Armee mit.

Karte: Gazastreifen, schraffiert: von der israelischen Armee kontrollierte Gebiete

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen, Schraffur: Israelische Armee

Auch in einem anderen Viertel des größten Orts des südlichen Gazastreifens seien unter anderem bei einem Helikopter-Einsatz mehrere Menschen ums Leben gekommen - das Militär sprach von Terroristen. Israelische Soldaten hätten in der Gegend auch eine große Menge Waffen sowie Munition beschlagnahmt.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Im Gazastreifen sind nach Angaben der dortigen von der radikalislamischen Hamas kontrollieren Gesundheitsbehörde mindestens 30.717 Palästinenserinnen und Palästinenser durch israelische Angriffe getötet worden. Seit Kriegsbeginn seien zudem mindestens 72.156 Menschen verletzt worden. Allein in den vergangenen 24 Stunden seien 86 Tote und 113 Verletzte registriert worden, teilt die Behörde weiter mit.

Die Vereinten Nationen haben diese Angaben mehrfach als realistisch bezeichnet. Die Opferzahlen könnten auch noch höher sein, da viele Menschen vermisst werden und wohl unter den Trümmern zerstörter Gebäude begraben liegen. Unabhängig überprüfen lassen sich die Zahlen nicht.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die islamistische Hamas will nach eigenen Angaben die Verhandlungen mit den Vermittlerstaaten fortsetzen, bis eine Vereinbarung über eine Waffenruhe mit Israel erreicht ist. "Die Bewegung wird die Verhandlungen mit den Vermittlern fortsetzen, um ein Abkommen zu erreichen, das die Forderungen und Interessen unseres Volkes erfüllt", teilte die Hamas in einer Erklärung mit.

Vertreter der USA, Katars und Ägyptens verhandeln derzeit in der ägyptischen Hauptstadt Kairo mit der Hamas über eine vorübergehende Waffenruhe. Israel ist mit keiner eigenen Delegation vor Ort. Die Vermittler hoffen auf eine Einigung bis zum Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan, der um den 10. März beginnt. Man habe die erforderliche "Flexibilität" gezeigt, um ein Abkommen zu erreichen, das "eine Einstellung der Aggression" im Gazastreifen voraussetze, so die Hamas.

Israel lehnt einen von der Terrororganisation geforderten umfassenden Waffenstillstand bisher ab und strebt weiterhin eine Zerstörung der Hamas an. Aus israelischer Sicht ist daher im Rahmen einer Vereinbarung nur eine vorübergehende Feuerpause in Gaza denkbar. Die Hamas warf Israel erneut vor, sich einem dauerhaften Waffenstillstand, einem Rückzug aus dem Gazastreifen und der Versorgung der Menschen in dem Gebiet zu verweigern. Beide Seiten verhandeln nicht direkt miteinander, sondern nur indirekt über die Vermittler.

Ein Lastwagenkonvoi mit Lebensmitteln für die Menschen im Norden des umkämpften Gazastreifens ist nach Angaben des Welternährungsprogramms von israelischen Soldaten abgewiesen und anschließend von einer Menschenmenge geplündert worden.

Wie das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) mitteilte, bestand der Konvoi aus 14 Lastwagen. Er sei von den israelischen Streitkräften nach einer dreistündigen Wartezeit am Kontrollpunkt Wadi Gaza abgewiesen worden. Die Lastwagen seien umgeleitet und später von einer großen Menge verzweifelter Menschen gestoppt worden. Sie hätten die Lebensmittelladungen geplündert und etwa 200 Tonnen davon mitgenommen, hieß es in der Erklärung des WFP.

Im zähen Ringen um eine vorübergehende Waffenruhe im Gaza-Krieg wollen die Vermittlerstaaten einem Medienbericht zufolge mit Blick auf den nahenden muslimischen Fastenmonat Ramadan Zeit gewinnen. Die Unterhändler der USA, Katars und Ägyptens hätten bei ihrem Treffen am Dienstag in Kairo eine erst mal nur kurze Feuerpause vorgeschlagen, um Zeit für weitere Gespräche über eine längere Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas zu gewinnen, berichtete die US-Zeitung 'Wall Street Journal". Selbst wenn eine solche erste Feuerpause nur ein paar Tage dauern würde, könnten beide Seiten zumindest deutlich machen, dass sie ernsthaft an einer längeren Vereinbarung interessiert seien, hieß es. US-Präsident Joe Biden betonte am Dienstag erneut, dass er eine vorübergehende Waffenruhe vor dem Fastenmonat Ramadan für dringend notwendig hält.

Ex-US-Präsident Donald Trump hat Israel seine Unterstützung im Krieg gegen die islamistische Hamas ausgesprochen. In einem Interview mit dem TV-Sender Fox News beantwortete Trump die Frage, ob er auf Israels Seite stehe, mit einem "Ja". Auf die Frage, ob er "einverstanden" sei mit dem Verlauf der israelischen Offensive im Gazastreifen, sagte Trump: "Sie müssen dem Problem ein Ende bereiten." Das Interview wurde am sogenannten Super Tuesday ausgestrahlt, an dem die Republikaner in 15 Bundesstaaten Präsidentschaftsvorwahlen abhielten. Es handelte sich um die bislang konkreteste Äußerung Trumps zum Gazakrieg.

Im Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Süden Libanons sollen nach libanesischen Angaben in Kürze indirekte Gespräche stattfinden. Sie würden während des muslimischen Fastenmonats Ramadan beginnen, kündigte der geschäftsführende libanesische Premierminister Najib Mikati laut der staatlichen Nachrichtenagentur NNA an. Der für Muslime heilige Ramadan beginnt um den 10. März. Libanesische Beamte prüften einen Vorschlag des US-Gesandten Amos Hochstein, einem Berater von US-Präsident Joe Biden, der am Tag zuvor zu Gesprächen in der libanesischen Hauptstadt Beirut war. Es gehe um eine diplomatische Lösung zwischen der Hisbollah-Miliz und Israel, hieß es.

Die Telekommunikationsdienste im umkämpften Gazastreifen sind Berichten zufolge erneut ausgefallen. Betroffen sei besonders der südliche Teil des abgeriegelten Küstengebiets, teilte die Organisation NetBlocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, am späten Abend auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Auch die israelische Nachrichtenseite "Ynet" meldete unter Berufung auf Berichte aus dem Gazastreifen, die Internetverbindungen in weiten Gebieten in Rafah im Süden des Küstenstreifens sowie im zentralen Teil Gazas seien unterbrochen. In Rafah, der südlichsten Stadt des Gazastreifens an der Grenze zu Ägypten, leben derzeit rund 1,5 Millionen Palästinenser unter elenden Bedingungen auf engstem Raum zusammengedrängt. 

Die USA verschärfen den Wortlaut eines Resolutionsentwurfs des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen. Der Text dringt nun auf "eine sofortige Waffenruhe von etwa sechs Wochen im Gazastreifen verbunden mit der Freilassung aller Geiseln", wie aus dem Entwurf hervorgeht, der der Nachrichtenagentur Reuters vorlag. Die dritte Überarbeitung des Vorschlags, der erstmals vor zwei Wochen von den USA vorgelegt wurde, spiegelt nun die klaren Worte von Vizepräsidentin Kamala Harris wider.

Der ursprüngliche US-Entwurf hatte einen "vorübergehende Waffenruhe" im Krieg zwischen Israel und der Hamas vorgesehen. Um die Resolution zu verabschieden, sind mindestens neun Stimmen und kein Veto der USA, Frankreichs, Großbritanniens, Russlands oder Chinas erforderlich.

Laut US-Präsident Biden liegt es an der Hamas, ob eine Feuerpause im Gazastreifen zustande kommt. Bundeskanzler Scholz forderte Israel zu mehr Anstrengungen für humanitäre Hilfe auf. Alle Entwicklungen im Liveblog zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 06. März 2024 um 08:00 Uhr in den Nachrichten.