Hisbollah-Kämpfer im Libanon
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Nahost-Liveblog ++ Hisbollah droht Israel mit landesweiten Angriffen ++

Stand: 20.06.2024 00:22 Uhr

Die Hisbollah-Miliz im Libanon droht im Fall einer israelischen Offensive mit umfassenden Angriffen auf das Nachbarland. In Rafah soll es mehrere Tote durch israelische Angriffe gegeben haben. Alle Entwicklungen im Liveblog.


20.06.2024 • 00:22 Uhr

Ende des Liveblogs

Damit schließen wir den Liveblog für heute und danken für Ihr Interesse.

Der Präsident von Zypern, Nikos Christodoulidis, hat Aussagen zu einer Beteiligung seines Landes an Israels Militäreinsätzen kategorisch zurückgewiesen. Zypern sei "Teil der Lösung und nicht Teil des Problems", sagte Christodoulidis. Es sei weder in der Region noch anderswo an militärischen Operationen beteiligt.

Der zyprische Präsident reagierte damit auf eine Warnung von Hassan Nasrallah, dem Chef der libanesischen Hisbollah-Miliz. Dieser hatte gesagt, Zypern riskiere, in einen weiter gehenden Konflikt hineingezogen zu werden, wenn es Israel erlaube, seine Häfen und Flughäfen für Angriffe auf den Libanon zu nutzen.

Ein Sprecher der israelischen Armee hat in einem Interview eine politische Vision für die Zukunft des Gazastreifens gefordert. "Die Hamas ist eine Idee, sie ist eine Partei. Sie ist in den Herzen der Menschen verwurzelt. Wer glaubt, wir könnten die Hamas ausschalten, irrt sich", sagte Armeesprecher Daniel Hagari dem israelischen Sender Channel 13. Es müsse eine Alternative für die Hamas auf politischer Ebene gefunden werden, um sie im Gazastreifen zu ersetzen, forderte Hagari in dem Interview weiter. Ansonsten werde die islamistische Terrororganisation weiterbestehen, mahnte er. Über die Zerstörung der Hamas zu reden, führe die Öffentlichkeit in die Irre.

Mit den Aussagen weckte er auch Zweifel an einem der erklärten Kriegsziele der Regierung: Die Herrschaft der Hamas im Gazastreifen zu beenden sowie ihre militärischen Fähigkeiten zu zerstören.

Nach der Veröffentlichung mutmaßlicher Luftaufnahmen von Nordisrael durch die Hisbollah hat Israels Generalstabschef Herzi Halevi Sorgen über die Kompetenzen des Militärs heruntergespielt. "Wir haben natürlich unendlich viel größere Fähigkeiten, von denen der Feind meiner Meinung nach nur wenige kennt", erklärte Halevi nach Angaben der Armee. Der Militärchef sagte demnach weiter, die Armee bereite sich auch darauf vor, um mit den Fähigkeiten der libanesischen Schiitenmiliz umgehen zu können.

Die Hisbollah hatte gestern Luftaufnahmen veröffentlicht, die unter anderem den Hafen von Haifa und andere wichtige strategische Orte in der Gegend zeigen sollen. Angefertigt worden sein sollen sie mit einer Drohne. Dass die Hisbollah dazu imstande sei, habe die Armee gewusst, sagte Halevi.

19.06.2024 • 18:41 Uhr

Hisbollah droht mit Angriffen

Nachdem die israelische Armee gestern einen Plan für eine mögliche Offensive im Libanon abgesegnet hat, droht die Hisbollah-Miliz in dem Nachbarland mit Angriffen auf ganz Israel. "Der Feind weiß genau, dass wir uns auf das Schlimmste vorbereitet haben (...), und dass kein Ort (...) von unseren Raketen verschont bleiben wird", sagte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Israel müsse mit Boden- und Luftangriffen sowie Attacken vom Wasser aus rechnen.

Nasrallah drohte außerdem Zypern und warnte das EU-Land davor, Israels Armee im Kriegsfall seine Flughäfen und Stützpunkte nutzen zu lassen. "Die Öffnung zyprischer Flughäfen und Basen für den israelischen Feind, um den Libanon anzugreifen, würde bedeuten, dass die zyprische Regierung Teil des Krieges ist", so Nasrallah.

19.06.2024 • 18:16 Uhr

Berichte über Todesopfer in Rafah

Durch Angriffe der israelischen Armee in Rafah sollen mehrere Menschen getötet worden sein. Das berichtete die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf Einwohner der Stadt im Süden des Gazastreifens sowie auf palästinensische Sanitäter. Demach starben mindestens zwölf Menschen, nachdem Israels Armee mit Panzern und flankiert von Kampfflugzeugen und Drohnen in den westlichen Teil der Stadt vorgedrungen sein soll. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig prüfen. Israel kündigte an, die Berichte prüfen zu wollen.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die Spannungen an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon nehmen weiter zu. Nach israelischen Angriffen auf Stellungen der Hisbollah im Südlibanon hat die proiranische Miliz am Mittwoch dutzende Geschosse auf Israel abgefeuert. Die israelische Armee fing nach eigenen Angaben mehrere Geschosse ab und nahm ihrerseits weitere Einrichtungen der Hisbollah ins Visier.

Die Stadt Brüssel sieht sich aus Sicherheitsgründen nicht in der Lage, die israelische Fußball-Nationalmannschaft für ein Spiel der Nations League gegen das belgische Team zu empfangen. Angesichts der dramatischen Lage im Nahen Osten und zu erwartender Demonstrationen sei es unmöglich, dieses risikobehaftete Spiel im September auszutragen, teilte die Stadt auf ihrer Homepage mit. Seit mehreren Monaten führe die Stadt Gespräche mit Sicherheitsbehörden.

Deutschland plant nach den Worten seines Botschafters in Israel keine baldige Anerkennung Palästinas als Staat. Das sagte Steffen Seibert laut einer Mitteilung der Universität Tel Aviv bei einer Konferenz. Spanien, Irland und Norwegen hätten durch den kürzlich vollzogenen Schritt mit einer langjährigen westlichen Haltung gebrochen, so der Diplomat. Diese sehe ein Friedensabkommen zwischen Israel und Palästinensern als Voraussetzung vor.

Nach dem Untergang eines zweiten Schiffes im Roten Meer dringen führende Branchenverbände auf rasche Maßnahmen, um Angriffe der jemenitischen Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe zu stoppen. "Wir fordern die einflussreichen Staaten in der Region auf, unsere unschuldigen Seeleute zu schützen und die Lage im Roten Meer rasch zu deeskalieren", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung von Schifffahrtsverbänden. Der griechische Kohlefrachter "Tutor", der vorige Woche angegriffen worden war, ist gesunken, haben Bergungsfirmen bestätigt.

Israelische Panzer dringen mit Unterstützung von Kampfflugzeugen und Drohnen tiefer in den westlichen Teil der Stadt Rafah im Gazastreifen vor und haben dabei nach Angaben von Anwohnern und palästinensischen Sanitätern acht Menschen getötet. Anwohner zufolge sind die Panzer nach Mitternacht in fünf Stadtteile vorgedrungen. Schweres Artilleriefeuer und Schüsse hätten die Zelte vertriebener Familien im Gebiet Al-Mawasi getroffen.

Die libanesische Hisbollah-Miliz hat den Tod von mindestens drei Kämpfern bei israelischen Luftangriffen gemeldet. Libanesische Medien berichteten von mehreren Attacken entlang der Grenze. Ein weiterer Angriff habe einer Gegend nördlich der Hafenstadt Tyros gegolten. Das israelische Militär teilte mit, zwei Hisbollah-Angriffe hätten Fahrzeuge im Norden Israels beschädigt.

Die Amel-Vereinigung, die Gesundheitsversorgung im Libanon anbietet, teilte mit, eines ihrer medizinischen Zentren in der Stadt Chiam sei von israelischen Geschossen beschädigt worden. Amel-Chef Kamel Mohanna sagte, er habe gerade ein weiteres Zentrum besucht, das nach einem früheren Angriff repariert werde.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat angesichts des anhaltenden Kriegs zu Einigkeit aufgerufen. Bei all den Fronten, an denen Israel gegenwärtig kämpfe, dürfe es nicht auch noch Bürgerkrieg geben, sagte er laut Mitteilung seines Büros bei einer Gedenkfeier für jüdische Untergrundkämpfer in Tel Aviv.

Einheit sei Stärke, Spaltung hingegen Schwäche. In seiner Ansprache wandte sich Netanyahu auch gegen die Demonstranten, die gegen seine Regierung protestieren. Es gebe eine extremistische, lautstarke und gelegentlich gewalttätige Minderheit, die "in einem unvorstellbaren Ausmaß organisiert und finanziert" werde, so der Regierungschef. Sie repräsentiere jedoch nicht die Mehrheit der Israelis, die hinter den Soldaten stünden.

Bei einem israelischen Luftangriff auf  Armeestellungen im Süden Syriens ist syrischen Medienberichten zufolge ein syrischer Offizier getötet worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete unter der Berufung auf Armeekreise, dass israelische Streitkräfte einen "Drohnenangriff auf zwei militärische Stellungen unserer Streitkräfte in den Provinzen Kuneitra und Daraa" ausgeführt hätten. Dabei sei der Offizier getötet worden, zudem sei Sachschaden entstanden.

Israel hat im Gaza-Krieg nach Einschätzung des UN-Menschenrechtsbüros beim Einsatz von präzisionsgelenkten Bomben nicht genügend auf die Schonung von Zivilisten geachtet. "Das Gebot, Mittel und Methoden der Kriegsführung so zu wählen, dass zivile Schäden vermieden oder zumindest so gering wie möglich gehalten werden, wurde bei der israelischen Bombenkampagne offenbar konsequent verletzt", teilte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, in Genf mit. 

Das Büro hat sechs israelische Angriffe zwischen dem 9. Oktober und dem 2. Dezember 2023 im Gazastreifen untersucht. Es geht davon aus, dass dabei Bomben der Typen GBU-31, GBU-32 und GBU-39 zum Einsatz kamen, die durch Beton dringen und mehrere Etagen eines Gebäudes zerstören können. Damit seien Wohnhäuser, eine Schule, ein Flüchtlingslager und ein Markt angegriffen worden. Dabei seien mindestens 218 Menschen getötet worden

Die scheidende US-Botschafterin in Deutschland, Amy Gutmann, ist "sehr besorgt" über das Erstarken der Judenfeindlichkeit in Deutschland und in ihrem Heimatland. Der Antisemitismus erhebt sein Haupt. Das ist sehr beunruhigend, sowohl in Deutschland als auch in den USA", sagte sie dem Sender Welt-TV. Die Botschafterin, deren Vater Kurt Guttmann 1934 als Jude in die USA emigrierte, fügte hinzu, dass Antisemitismus in beiden Ländern schon vor dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres erstarkt sei: "Das besorgt mich natürlich und sollte jeden besorgt machen."

US-Streitkräfte haben eigenen Angaben zufolge in den vergangenen 24 Stunden acht Drohnen der Huthi-Miliz im Jemen zerstört.

Zudem hätten Verbündete der USA eine Drohne der Huthis über dem Golf von Aden zerstört, erklärte das für den Nahen Osten zuständige US-Zentralkommando Centcom. Es seien keine Schäden oder Verletzte von Schiffen der USA und ihren Verbündeten oder Handelsschiffen gemeldet worden, hieß es weiter.

Die militanten Huthis im Jemen haben nach Angaben der britischen Seeschifffahrtsbehörde UKMTO mutmaßlich ein zweites Schiff im Roten Meer versenkt. An der zuletzt gemeldeten Position des Kohle-Frachters "Tutor" seien nur noch Trümmer und Öl gesichtet worden, teilte die Behörde mit.

Die "Tutor" war vor knapp einer Woche von Raketen und einem mit Sprengstoff beladenen ferngesteuerten Boot getroffen worden und Leck geschlagen. Ein Besatzungsmitglied, das sich mutmaßlich im Maschinenraum des Schiffs befand, wird weiterhin vermisst.

Karte Jemen mit Golf von Aden, Rotes Meer, Israel und dem Mittelmeer

Der Untergang der "Tutor" wäre der zweite eines kommerziellen Schiffes nach einem Angriff der Huthis. Die in britischem Besitz befindliche Rubymar war 2. März rund zwei Wochen nach einem Beschuss im Roten Meer gesunken.

Die mit dem Iran verbündeten Huthis greifen seit November Schiffe mit Bezug zu Israel im Roten Meer an. Damit wollen sie sich nach eigenen Angaben mit den Palästinensern im Gazastreifen solidarisieren.

Ein vom israelischen Militär festgelegter Korridor für Hilfslieferungen in den Gazastreifen ist nach Angaben des Palästinenserhilfswerks UNRWA nicht sicher. "Das Fehlen jeglicher Polizei oder Rechtsstaatlichkeit in diesem Gebiet macht es sehr gefährlich, Güter dorthin zu transportieren", sagte der stellvertretende UN-Sprecher Farhan Haq zu Reportern.

Die von Hunger geplagten Palästinenser entlang der Route "müssen sicher sein, dass es einen regelmäßigen Warenfluss gibt, damit keine Panik ausbricht, wenn wir in das Gebiet kommen", forderte Haq. Der UNRWA sei es auch am Dienstag nicht gelungen, auf diesem Weg Hilfsgüter bis zu ihrem Ziel zu transportieren, sagte ein ranghoher Mitarbeiter der Nachrichtenagentur AP. Verzweifelte Palästinenser hätten auf der Route Waren aus den Fahrzeugen des Konvois gestohlen und dieser habe nicht weiterfahren können.

Der israelische Premier Netanyahu hat die Angehörigen toter Hamas-Geiseln zu einem Treffen eingeladen. Die USA haben Bedenken bei der Lieferung großer Bomben an Israel.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 19. Juni 2024 um 08:07 Uhr.