Herzi Halevi
liveblog

Krieg in Nahost ++ Armeechef: In Rafah 900 Terroristen getötet ++

Stand: 03.07.2024 07:56 Uhr

Israels Armee hat in Rafah im Gazastreifen nach eigenen Angaben mehr als 900 Terroristen getötet. Die Hisbollah hat einen Waffenstillstand in Gaza als Bedingung für ein Ende der Angriffe auf Israel genannt. Die Entwicklungen im Liveblog.

Am deutschen Umgang mit verletzten Kindern aus dem Gazastreifen gibt es deutliche Kritik. Wie das ARD-Morgenmagazin berichtet, hatten sich mehrere Kliniken dazu bereit erklärt, die Kosten für Behandlungen in Deutschland zu übernehmen. Doch die Bundesregierung lehnt bislang Visa für eine Begleitperson, die unterstützen könnte, ab. Kinder unter zwölf Jahren dürfen mit medizinischem Personal alleine zur Behandlung einreisen.

Auf Anfrage heißt es aus Regierungskreisen, dass Sicherheitsprüfungen deutlich gemacht hätten, dass "extremistische Einstellungen - etwa unter dem Gesichtspunkt der Hamas-Mitgliedschaft oder als deren möglicher Sympathisant - vorkommen können". Ein mögliches Risiko könnte später auch vom Familiennachzug ausgehen.

Von dieser Antwort zeigen sich die Deutsche Gesellschaft für Plastische Chirurgie und Hilfsorganisationen wie die Kölner Refugees Foundation massiv enttäuscht. Sie hätten die Betten für die Kinder und auch die Übernahme der Flugkosten organisiert. "Mir ist einfach unerklärlich, warum andere Länder das hinkriegen und wir in Deutschland daran kapitulieren", sagte Daniela Neuendorf von der Refugees Foundation im ARD-Morgenmagazin.

Kritik am deutschen Umgang mit verletzten Kindern aus Gaza

Cosima Gill, WDR, Morgenmagazin, 03.07.2024 05:30 Uhr

Die libanesische Hisbollah-Miliz hat einen Waffenstillstand im Gazakrieg als den einzig sicheren Weg zu einer vollständigen Waffenruhe an der israelisch-libanesischen Grenze erklärt. Die Hisbollah unterhalte eine Unterstützungsfront für die mit ihr verbündete Hamas im Gazastreifen, sagte Hisbollah-Vize Scheich Naim Kassem in einem Interview der Nachrichtenagentur AP. "Wenn der Krieg gestoppt wird, wird es diese militärische Unterstützung nicht mehr geben", sagte er.

Im Westjordanland sind palästinensischen Angaben zufolge vier Palästinenser bei einem israelischen Angriff getötet worden. Der Angriff habe sich gegen die Flüchtlingssiedlung Nur Schams nahe der Stadt Tulkarm im Nordwesten gerichtet, erklärte das Gesundheitsministerium der palästinensischen Autonomiebehörde. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete, bei den Toten handele es sich um Männer im Alter zwischen 20 und 25 Jahren.

Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen ist eine neunköpfige palästinensische Familie getötet worden. Bei den Toten handelt es sich nach Angaben des Al-Aksa-Märtyrerkrankenhauses um das 62-jährige Familienoberhaupt, dessen Frau, Sohn und Schwiegertochter, vier Enkelkinder im Alter zwischen drei und fünf Jahren, sowie eine weitere Angehörige. Ein weiterer Mann und dessen fünfjähriger Sohn wurden ebenfalls getötet. Außerdem gab es zehn Verletzte, darunter Kinder.

Eine Verwandte sagte der Nachrichtenagentur AP, die Familie sei am Montag aus Chan Yunis geflohen, nachdem Israel dort eine Evakuierung angeordnet hatte. Insgesamt seien 15 Angehörige bei ihr in Deir al-Balah, das nördlich von Chan Yunis liegt, angekommen. Ihr Haus stehe in einem von Israel im Mai zu einer humanitären Zone erklärten Gebiet. Nach dem Angriff am Dienstagnachmittag war ein ganzes Stockwerk ausgebrannt, wie ein Video der AP zeigt. "Fast alle Bewohner wurden getötet, nur zwei oder drei überlebten", so die Verwandte. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht zu dem Angriff. Es hatte die Menschen im Ostteil von Chan Yunis am Montag aufgefordert, die Gegend zu verlassen.

Israels Armeechef Herzi Halevi rechnet mit einer langen Schlacht gegen die islamistische Hamas. Es sei eine lange Schlacht, aber mit "Entschlossenheit und Ausdauer" werde Israel seine Aufgaben erfüllen, sagte Halevi vor Truppen. "Mehr als 900 Terroristen" seien bei Kämpfen in der Region Rafah im Süden des Gazastreifens getötet worden.

Zuvor hatte die "New York Times" unter Berufung auf israelische Sicherheitskreise berichtet, dass hochrangige Generäle eine Waffenruhe als als besten Weg ansehen würden, um die Freilassung verbleibender Geiseln zu erreichen - auch wenn dies bedeute, nicht alle Kriegsziele zu erreichen.

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu trat dem jedoch entgegen. "Ich bin hier, um unmissverständlich klarzumachen: Das wird nicht passieren", so der Premierminister. Der Krieg werde enden, "wenn Israel alle seine Ziele erreicht hat, einschließlich der Zerstörung der Hamas und der Freilassung aller unserer Geiseln". Die Armee verfüge über alle Mittel, um die Ziele im Gazastreifen zu erreichen.

Laut UN sind im Gazastreifen fast zwei Millionen Menschen auf der Flucht. Im Süden des Libanon ist nach libanesischen Angaben ein Zivilist bei einem israelischen Luftangriff getötet worden.