Regierungskritische Demo in Tel Aviv
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Nahost-Krieg ++ Zehntausende Menschen protestieren in Israel ++

Stand: 22.06.2024 22:49 Uhr

Laut den Organisatoren sind in Israel so viele Menschen zu regierungskritischen Demos erschienen wie nie seit dem 7. Oktober. Die Armee des Landes meldet Angriffe auf weitere Ziele der Hamas im Gazastreifen. Der Liveblog vom Samstag zum Nachlesen.

22.06.2024 • 22:49 Uhr

Ende des Liveblogs

Damit schließen wir den Liveblog für heute und danken für Ihr Interesse.

In Israel sind Zehntausende Menschen erneut gegen die Regierung und für ein Abkommen zur Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln auf die Straße gegangen. In der Küstenmetropole Tel Aviv skandierten Demonstranten: "Lebendig, lebendig - und nicht in Leichensäcken". 

Das "Wall Street Journal" hatte jüngst berichtet, dass die Zahl der noch lebenden Entführten bei nur etwa 50 liegen könnte. Offiziell sind noch rund 120 Menschen in der Gewalt der Hamas und anderer Terroristen im Gazastreifen. Nach Angaben der Organisatoren war die Demonstration in Tel Aviv die größte seit dem 7. Oktober.

Die Nachrichtenseite "ynet" berichtete unter Berufung auf die Organisatoren, in der Stadt hätten rund 150.000 Menschen gegen die Regierung protestiert. Auch in Jerusalem, Haifa, Beerscheba und anderen Orten fanden erneut Massenproteste gegen die Führung von Benjamin Netanyahu statt. Die Menschen forderten dabei auch Neuwahlen. 

22.06.2024 • 20:58 Uhr

"Die Stimmung ist angespannt"

In der unmittelbaren Grenzregion ist die Lage lebensgefährlich, berichtet ARD-Korrespondent Simon Riesche nach seiner Reise in den Südlibanon. In der Hauptstadt Beirut versuchten die Menschen sich in "demonstrativer Gelassenheit". Höre man ihnen aber zu, dann merke man, wie groß die Angst vor einer militärischen Eskalation sei. Auch Beobachter fragten sich, ob es sich bei den Äußerungen Israels und der Hisbollah um eine Drohkulisse handele - oder "Worte, denen bald Taten folgen könnten". Beide Szenarien würden denkbar scheinen.

Simon Riesche, ARD Kairo, zzt Beirut, über die Sicht der Libanesen auf den Konflikt zwischen Hisbollah und Israel

tagesschau, 22.06.2024 20:00 Uhr

Zwei Vertreter der USA haben Angaben der jemenitischen Huthi-Milizen über einen angeblichen Angriff auf den US-Flugzeugträger "Dwight D. Eisenhower" dementiert. "Das ist falsch", sagte einer der beiden Insider, auf die sich die Nachrichtenagetnur Reuters bezieht und die demnach nicht namentlich genannt werden wollen.

Die Huthis hatten zuvor erklärt, sie hätten die "Eisenhower" im Roten Meer erfolgreich angegriffen, aber keine weiteren Details genannt und sich auch über den Zeitpunkt des angeblichen Angriffs ausgeschwiegen.

Nach einem Israel zugeschriebenen Angriff auf ein Zeltlager mit Binnenflüchtlingen im Gazastreifens prüft die israelische Armee eigenen Angaben zufolge den Vorfall weiter. Einer ersten Untersuchung zufolge gab es keinen direkten Angriff auf eine Einrichtung des Roten Kreuzes, teilte das Militär mit. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hatte zuvor auf der Plattform X mitgeteilt, das Büro der Organisation sei durch Beschuss am Freitagnachmittag beschädigt worden. Das Gebäude sei von Hunderten vertriebenen Zivilisten umgeben, die dort in Zelten lebten, unter ihnen auch IKRK-Mitarbeiter.

"So gefährlich nah an humanitären Einrichtungen zu feuern, gefährdet das Leben von Zivilisten und humanitären Helfern", schrieb die Organisation weiter. Den Kriegsparteien ist den Angaben nach bekannt, wo sich humanitäre Einrichtungen befinden. Großkalibrige Geschosse seien bei dem Vorfall nur wenige Meter vom Büro entfernt gelandet. Von wem der Beschuss ausging, sagte das IKRK nicht.

Die israelische Armee unternehme erhebliche Anstrengungen, um Schaden von Arbeitern und Einrichtungen internationaler Organisationen im Gazastreifen fernzuhalten, hieß es in einer Erklärung des Militärs weiter. 

Bei zwei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind zahlreiche Menschen getötet worden. Der von der militant-islamistischen Hamas kontrollierte Zivilschutz teilte mit, dass aus den Trümmern eines Gebäudes im Osten von Gaza-Stadt 19 Leichen geborgen worden seien.

Auch bei einem zweiten Angriff auf das Flüchtlingslager Al-Schati westlich von Gaza-Stadt könnte es ähnlich viele Tote gegeben haben. Der Zivilschutz erklärte, dort suche man noch nach Überlebenden. Das israelische Militär teilte mit, Kampfflugzeuge hätten in der Gegend um Gaza-Stadt zwei militärische Ziele mit Verbindung zur militant-islamistischen Hamas beschossen. Weitere Details wurden zunächst nicht genannt.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Israels Armee hat nach eigenen Angaben einen "zentralen Terroristen" im Libanon getötet. Das Militär teilte mit, den Mann bei einem gezielten Angriff in der Bekaa-Ebene eliminiert zu haben. Er soll den Angaben zufolge unter anderem für Waffenlieferungen für die militant-islamistische Hamas und für die Gruppe Al-Dschamaa al-Islamija zuständig gewesen sein.

Die libanesische Nachrichtenagentur NNA hatte zuvor berichtet, dass ein Mensch bei einem israelischen Angriff in Chiara in der westlichen Bekaa-Ebene, etwa 40 Kilometer von der israelischen Grenze entfernt, getötet wurde. Lokale Medien berichteten, dass es sich bei dem Getöteten um ein Mitglied von Gamaa Islamija handelte.

Die militante Gruppe äußerte sich zunächst nicht. Die Organisation steht der Hisbollah und der Hamas nahe und unterstützt nach eigenen Angaben den Kampf der schiitischen Hisbollah-Miliz gegen Israel.

Die israelische Luftwaffe hat nach Armeeangaben weitere Ziele der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen angegriffen. Im Zentrum und im Süden des Küstenstreifens seien zusammen mit Bodentruppen eine ungenannte Zahl von Gegnern getötet, eine Abschussrampe für Raketen sowie mehrere Tunnel zerstört und Waffen sichergestellt worden, teilte die Armee mit.

Im Norden des Gazastreifens seien weitere Terroristen durch einen Luftangriff getötet worden. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben war zunächst nicht möglich. Bewaffnete hätten zudem eine Flugabwehrrakete auf einen israelischen Kampfjet abgefeuert. Das Flugzeug sei nicht beschädigt und die palästinensische Einheit, die die Rakete abgeschossen habe, "eliminiert" worden.

Zu einem Israel zugeschriebenen Angriff auf ein Zeltlager mit Kriegsvertriebenen im Süden des Gazastreifens am Vortag mit nach palästinensischen Angaben mehr als 20 Toten gab es zunächst keine weiteren Erklärungen. Ein Sprecher der israelischen Armee sagte, es gebe "keine Hinweise darauf, dass die Armee einen Angriff in der humanitären Zone in Al-Mawasi ausführte". Der Vorfall werde untersucht.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Ein Israeli ist nach Angaben des israelischen Militärs in der palästinensischen Stadt Qalqiliya im Nordwesten des Westjordanlands erschossen worden. Militäreinheiten seien daraufhin in der Region aktiv geworden und hätten eine Untersuchung gestartet, teilte die Armee mit. Der Hintergrund der Tat sei bislang unklar. Die Angaben der israelischen Armee lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Die Stadt Qalqiliya steht unter der Kontrolle der palästinensischen Autonomiebehörde. Israelis ist die Einreise dorthin grundsätzlich verboten. In den vergangenen Tagen kam es in und um Qalqiliya zu mehreren gewaltsamen Zwischenfällen: Gestern erklärten israelische und palästinensische Behörden, mindestens zwei Palästinenser seien bei einem israelischen Einsatz in der Stadt getötet worden. Laut Israel handelte es sich bei den beiden Männern um "zwei Terroristen der Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad". Bereits am Donnerstag war ein 15-Jähriger nach palästinensischen Angaben bei Zusammenstößen getötet worden. 

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Kuba schließt sich nach eigenen Angaben der Klage Südafrikas im Zusammenhang mit Israels Vorgehen im Gazastreifen vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) an. Der Inselstaat werde als Drittstaat seine Interpretation der Normen der UN-Völkermordkonvention vorlegen, die Israel durch seine Handlungen im Gazastreifen "eklatant verletzt" habe, erklärte das kubanische Außenministerium.

Das Vorgehen erfolge im Einklang mit dem "entschlossenen und anhaltenden Engagement" der Regierung in Kuba, die "legitimen internationalen Bemühungen zur Beendigung des Völkermords am palästinensischen Volk zu unterstützen und so viel wie möglich dazu beizutragen", erklärte das Außenministerium des kommunistisch regierten Lands weiter.

Anfang Juni hatten sich bereits Chile und Spanien der südafrikanischen Klage gegen Israel angeschlossen. Der IGH in Den Haag prüft derzeit eine im Dezember eingereichte Klage, in der Südafrika Israel "Völkermord" im Gazastreifen vorwirft.

Das Büro des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) im Gazastreifen ist laut Angaben der Hilfsorganisation durch den Einschlag "schwerkalibriger Geschosse" in der Nähe beschädigt worden. Das Gebäude selbst wurde nicht direkt getroffen, hieß es. Die Granaten seien aber "wenige Meter" davon entfernt eingeschlagen - und töteten offenbar mehrere Menschen. "Dieser Vorfall löste einen massenhaften Zustrom von Opfern auf das nahegelegene Feldkrankenhaus des Roten Kreuzes aus", teilte die Organisation im Online-Dienst X mit. Dort seien 22 Tote und 45 Verletzte registriert worden.

In der Umgebung des IKRK-Büros leben Hunderte Vertriebene in Zelten. Angriffe in "gefährlicher Nähe humanitärer Einrichtungen gefährden das Leben von Zivilisten und Mitarbeitern des Roten Kreuzes", schrieb die Organisation weiter. Die Standorte seien den Konfliktparteien bekannt und zudem "deutlich mit dem Emblem des Roten Kreuzes gekennzeichnet". 

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Nach Angaben der britischen Organisation für Maritimen Handel UKMTO hat ein Handelsschiff eine Explosion in seiner Nähe gemeldet. Der Vorfall habe sich 126 Seemeilen östlich der jemenitischen Hafenstadt Aden ereignet. Das Schiff sei unterwegs zum nächsten Hafen. Die Besatzung sei in Sicherheit.

Im Golf von Aden und im Roten Meer rund um den Jemen ist die Lage seit Monaten angespannt. Die jemenitischen Huthi-Rebellen greifen seit November Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden an, einer wichtigen Handelsroute.

Chaos und Gesetzlosigkeit im umkämpften Gazastreifen verhindern nach den Worten von UN-Generalsekretär António Guterres die Verteilung humanitärer Hilfe in dem abgeriegelten Küstengebiet. Es herrsche "totale Gesetzlosigkeit", beklagte Guterres in New York. Es gebe "extreme Schwierigkeiten bei der Verteilung" von Hilfsgütern in Gaza. Lastwagen würden geplündert.

Das Problem bestehe nicht nur darin, Hilfsgüter nach Gaza zu bringen. "Es muss ein Mechanismus vorhanden sein, der ein Mindestmaß an Recht und Ordnung garantiert, damit die Verteilung stattfinden kann", forderte Guterres. Er drängte daher erneut auf eine sofortige Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas.

Antonio Guterres

UN-Generalsekretär Guterres drängt erneut auf eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Seinen Worten zufolge gibt es "extreme Schwierigkeiten bei der Verteilung" von Hilfsgütern im Gazastreifen.

Karte: Gazastreifen, dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

Dunkle Flächen: besiedelte Gebiete, Schraffur: militärische Aktivitäten Israels

An Israels Grenze zum Libanon ist es erneut zu gegenseitigem Beschuss gekommen. Als Reaktion auf wiederholte Angriffe auf Gebiete im Norden Israels flog die israelische Armee nach eigenen Angaben am Freitag Luftangriffe gegen Stellungen der proiranischen Schiitenmiliz Hisbollah im Süden des Libanons, wie das Militär am Abend mitteilte. Zuvor seien Angriffe aus dem Libanon auf Gebiete im Norden Israels erfolgt. Es habe keine Berichte über Verletzte gegeben, hieß es.

Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen kommt es täglich zu militärischen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee mit der Hisbollah im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon. Tote gab es dabei auf beiden Seiten. 

UN-Generalsekretär Guterres nennt eine etwaige Eskalation im Libanon eine "Katastrophe", die sich die Weltbevölkerung "nicht leisten" könne. Am Montag soll Außenministerin Baerbock in den Nahen Osten reisen. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 22. Juni 2024 um 09:00 Uhr.