Eine zerrissene ukrainische Flagge hängt an einem Draht vor einem Wohnhaus, das während des russischen Angriffskrieges in der südukrainischen Hafenstadt Mariupol am 14. April 2022 zerstört wurde.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Ukraine dementiert belarusische Truppenverstärkung ++

Stand: 12.08.2024 13:07 Uhr

Laut der ukrainischen Regierung gibt es keine Anzeichen dafür, dass Belarus die Truppen an der gemeinsamen Grenze aufstockt. Deutschland unterstützt mit einem weiteren Ringtausch die Militärhilfe. Die Entwicklungen im Liveblog.

Die Ukraine hat Angaben der belarusischen Regierung widersprochen, denen zufolge das Nachbarland die militärische Präsenz an der gemeinsamen Grenze verstärkt haben soll. Dafür gibt es laut Ukraine jedoch keine Anzeichen. Man habe in den vergangenen Tagen weder Bewegungen noch Aufmärsche belarusischer Streitkräfte in dem Gebiet registriert, erklärte ein Sprecher des ukrainischen Grenzschutzes.

Belarus hatte am Samstag mitgeteilt, dass sie Truppen zur verstärkten Sicherung der Grenze entsandt habe, weil die Ukraine den belarusischen Luftraum verletzt haben soll. Aus Sicht der Ukraine sollen diese Aussagen von belarusischer Seite russische Propaganda unterstützen. Belarus ist einer der wichtigsten Verbündeten Russlands.

Die Bundesregierung äußert sich in Bezug auf die Offensive der ukrainischen Armee im russischen Grenzgebiet nur zurückhalten. Die Operation laufe "offenbar sehr geheim und ohne Rückkoppelung", sagt der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner. "Alles sieht bisher nach einem räumlich begrenzten Einsatz aus, es wäre deswegen unklug, sich auf dieser Grundlage öffentlich zu äußern."

Die Bundesregierung sei mit allen Partnern, auch mit der Regierung in Kiew in einem engen Austausch. Auf die Frage, ob die Ukraine bei dem Einsatz von Deutschland gelieferte Waffen einsetze, sagt ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, die Ukraine habe zugesichert, die Waffen im Rahmen des Völkerrechts zu nutzen.

Die Ukraine sieht nach eigenen Angaben keine Anzeichen für eine verstärkte Präsenz belarusischer Truppen an der gemeinsamen Grenze. Man habe in den vergangenen Tagen weder Bewegungen noch Aufmärsche belarusischer Streitkräfte in dem Gebiet registriert, erklärt ein Sprecher des ukrainischen Grenzschutzes.

Er widerspricht damit Angaben aus Belarus. Die Regierung in Minsk hatte am Samstag mitgeteilt, dass sie Truppen zur verstärkten Sicherung der Grenze entsandt habe, weil die Ukraine den belarusischen Luftraum verletzt habe. Der Sprecher des ukrainischen Grenzschutzes sagt, Belarus habe diese Angaben nur gemacht, um zu einer russischen Kampagne beizutragen, deren Ziel es sei, Druck auf die Ukraine auszuüben.

Angesichts der ukrainischen Offensive in der russischen Grenzregion Kursk hat Russland weitere Menschen aus dem Gebiet in Sicherheit gebracht. In der Region Kursk wurden nach Angaben von Gouverneur Alexej Smirnow Menschen aus dem Bezirk Belowski evakuiert. Die "regionale Kommandozentrale" habe beschlossen, die Bewohner von Belowski zu evakuieren, erklärte Smirnow in Onlinenetzwerken. In dem Gebiet lebten offiziellen Angaben zufolge Anfang 2022 fast 15.000 Menschen.  

Deutschland unterstützt mit einem weiteren Ringtausch die Militärhilfe Tschechiens an die Ukraine. Wie der Rüstungskonzern Rheinmetall mitteilte, wurde er von der Bundesregierung beauftragt, der tschechischen Armee 14 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A4 sowie einen Bergepanzer 3 Büffel zu liefern. Dafür gibt Tschechien den Angaben zufolge weitere militärische Ausrüstung zur Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland ab.

Die tschechische Regierung hatte den Ringtausch Ende Juli bekannt gegeben. Verteidigungsministerin Jana Cernochova erklärte damals, Tschechien ersetze dadurch "obsolete Sowjet-Ausrüstung mit neuem, modernen Gerät". Mit Deutschland gab es dabei bereits einen Ringtausch im Oktober 2022, bei dem Prag gleichfalls Leopard- und Bergepanzer für die Abgabe von eigenem Material aus sowjetischer Produktion an die Ukraine erhielt.

Einer von vier ukrainischen Vize-Energieministern und andere Beschuldigte sind wegen Korruptionsverdachts festgenommen worden. Sie seien mit einer halben Million Dollar geschmiert worden, teilten Staatsanwälte mit. In dem Fall soll es sich um den Schmuggel von Maschinen und Geräten eines staatlichen Kohlebergwerks im Donezk handeln.

Die Ukraine nutzt militärische Gewinne im Schwarzen Meer, um verstärkt Getreide zu verschiffen. Laut Daten der Handelsgewerkschaft UGA exportierte das Land trotz intensivierter russischer Angriffe auf Hafenstädte im Juli mehr als 4,2 Millionen Tonnen Nahrungsmittelprodukte. Das war doppelt so viel wie im Vorjahresmonat.

Der weitaus überwiegende Teil wurde Exportdaten zufolge von der Hafenstadt Odessa aus über einen Schiffskorridor transportiert. Diesen konnte die Ukraine einrichten, nachdem sich Russland gezwungen sah, nahezu all seine einsatzbereiten Kriegsschiffe von der besetzten Krim in andere Gebiete zu verlegen. Etwa 569.000 Tonnen Agrargüter wurden zudem über die Donau ins Ausland geliefert.

Trotz der gestiegenen Exporte im Juli rechnen Experten allerdings in der Saison 2024/25 insgesamt mit einem Rückgang wegen ungünstiger Wetterbedingungen und der Auswirkungen des Krieges. Russland hat in den vergangenen Wochen verstärkt Odessa sowie die Donau-Hafenstadt Ismajil angegriffen.

Die Luftabwehr hat nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums elf ukrainische Drohnen abgeschossen, die Ziele in der Region Kursk ansteuerten. Zudem seien Drohnen über der Region Belgorod und zwei über der Region Woronesch abgefangen worden. Wieviele Drohnen die ukrainische Armee insgesamt in der Nacht zum Montag gestartet haben soll, teilte das Ministerium in Moskau nicht mit.

In Teilen der russischen Region Belgorod an der Grenze zur Ukraine ist eine Evakuierung angeordnet worden, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow mit. Grund seien Aktivitäten ukrainischer Streitkräfte in dem Gebiet. Die Region Belgorod grenzt an die Region Kursk, in die ukrainische Kräfte seit mehreren Tagen vorgestoßen sind.

Die russischen Streitkräfte haben ihre Angriffe im Osten der Ukraine fortgesetzt. Schwerpunkte der Kampfhandlungen lagen rund um Torezk und Pokrowsk, wie der ukrainische Generalstab in Kiew mitteilte. Die heftigsten Kämpfe seien bei Pokrowsk am Rande des Donbass registriert worden. Insgesamt unternahmen die russischen Einheiten seit Sonntagmorgen 26 Versuche, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. Die Angriffe seien abgeschlagen worden. Bei Torezk versuchten russische Truppen demnach einmal mehr, zur Ortschaft Nju Jork vorzustoßen. Auch diese Angriffe seien abgewehrt worden, hieß es. Daneben sei die Stadt Torezk Ziel russischer Luftangriffe geworden.

"Russland eskaliert", Vassili Golod, ARD Kiew, zu aktueller Lage in der Ukraine

Morgenmagazin, 12.08.2024 05:30 Uhr

Truppen der Ukraine sind in der russischen Region Kursk offenbar weiter vorgestoßen. Genaue Ortsangaben über das Vordringen wurden weder von russischer noch ukrainischer Seite gemacht, doch berichteten russische Militärblogger vom weiteren Vorrücken der ukrainischen Streitkräfte und von schweren Kämpfen um zahlreiche Siedlungen. Unter anderem bereiteten mobile Kampfgruppen der Ukrainer, die immer wieder Frontlücken zu schnellen Angriffen ausnutzten, den russischen Einheiten große Probleme und versetzten ihnen schwere Schläge.

Der amtierende Gouverneur der Region Kursk, Alexej Smirnow, berichtete auf der Plattform Telegram, dass weitere Mittel und Verstärkungen auf dem Weg seien. "Inzwischen unternehmen die Streitkräfte alles zum Schutz der Zivilbevölkerung." Zum eigentlichen Kampfgeschehen im Raum Kursk machte die Generalität in Kiew nur wenige Angaben. Im Lagebericht hieß es lediglich, dass russische Artillerie und Kampfflugzeuge das Gebiet um Sumy ins Visier nahmen. Diese Zone gilt als Aufmarschgebiet und Nachschubstrecke für die ukrainischen Verbände in der Region Kursk.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Das Feuer im von russischen Truppen kontrollierten Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine ist nach Angaben eines russischen Behördenvertreters "vollständig gelöscht". "Das Feuer, das nach einem Angriff der ukrainischen Streitkräfte auf den Kühlturm des Atomkraftwerks Saporischschja ausgebrochen war, ist vollständig gelöscht worden", erklärte der von Moskau eingesetzte Vertreter der russischen Besatzungsbehörden, Wladimir Rogow, am frühen Montagmorgen bei Telegram. Kiew hatte seinerseits Moskau für das Feuer verantwortlich gemacht.

Die Internationale Atomenergie-Organisation sieht keine Auswirkungen auf die nukleare Sicherheit am AKW Saporischschja. Russland hat eine Reaktion auf den ukrainischen Vorstoß in der Region Kursk angekündigt.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 11. August 2024 um 09:00 Uhr.