Krieg gegen die Ukraine ++ Polen will mehr Leopard-Panzer ++
Polen fordert im Streit um den Ringtausch deutlich mehr Leopard-Kampfpanzer als Deutschland bislang anbietet. Im Donbass sind zwei US-Amerikaner getötet worden. Der Liveblog vom Samstag zum Nachlesen.
- Polen fordert mehr als doppelt so viele Leopard-Panzer
- Orban fordert neue EU-Strategie im Ukraine-Krieg
- Hafen von Odessa von russischen Raketen getroffen
- Bundesregierung verzögert offenbar zugesagte Waffenlieferungen
- Bei Raketenangriff in Zentralukraine drei Menschen getötet
- Litauen erlaubt Gütertransport nach Kaliningrad
- Offenbar mehr als 1000 russische Soldaten in Cherson eingekesselt
Ende des Liveblogs
Für heute endet der Liveblog.
Laut Gouverneur Verletzte bei Beschuss von Odessa
Nach Angaben des Gouverneurs von Odessa, Maksym Martschenko, sind mehrere Menschen bei dem Angriff auf den Hafen der Stadt verletzt worden. Genauere Angaben machte er nicht. Zudem sei die Hafeninfrastruktur beschädigt worden. Nach Angaben der Ukraine hatte Russland den Hafen beschossen. Odessa ist die größte Stadt und der wichtigste Hafen an der Schwarzmeerküste. Sie ist für die Wiederaufnahme der ukrainischen Getreideexporte von entscheidender Bedeutung.
Ukraine beschießt Brücke im besetzten Cherson
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben eine für den russischen Nachschub wichtige Brücke in der Region Cherson mit Raketen beschossen. Ein Vertreter der ukrainischen Regionalverwaltung erklärt, es handle sich um einen wichtigen Schritt zur Rückeroberung von Cherson. Die von Russland eingesetzte Gegenverwaltung erklärt, die Darjiwskyj-Brücke über den Fluss Inhulez sei von sieben Raketen des westlichen Systems Himars getroffen worden, aber noch immer intakt.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Selenskyj wirft Russland Vertragsbruch vor
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat Russland nach dem Raketenangriff auf die Hafenstadt Odessa Vertragsbruch vorgeworfen. "Was Russland auch verspricht, es findet immer einen Weg, es nicht zu erfüllen", sagte der Staatschef. Er bezog sich dabei auf das am Vortag geschlossene Abkommen über den Export von ukrainischen Getreide über das Schwarze Meer. Russland habe stets verschiedene Möglichkeiten zum Handeln, sagte Selenskyj in einem auf seinem Nachrichtenkanal bei Telegram verbreiteten Video von einem Treffen mit Vertretern des US-Kongresses.
Polen will deutlich mehr deutsche Leopard-Panzer
Polen fordert von Deutschland deutlich mehr moderne Kampfpanzer als die Bundesregierung als Kompensation für die sowjetischen Modelle anbietet, die an die Ukraine geliefert wurden. Polens Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak sagte in einem Interview, dass die deutsche Regierung 20 Leopard 2A4 in den nächsten zwölf Monaten liefern wolle. Polen erwarte aber mindestens 44 Panzer, um ein Panzerbataillon ausstatten zu können.
Die polnische Armee hatte mehr als 200 alte Panzer sowjetischer Bauart an die Ukraine geliefert. Im Gegenzug soll sie moderne Leopard-Panzer bekommen. Um diesen Ringtausch gibt es seit einigen Tagen vermehrt Streit zwischen Berlin und Warschau.
Ein Sprecher der Bundesregierung erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa, man habe die polnischen Äußerungen zur Kenntnis genommen. "Die Bundesregierung ist weiterhin bereit, auch mit Polen einen Ringtausch zu organisieren." In Berlin hieß es aber auch, man sei verwundert über die scharfen politischen Töne aus Polen. Auf Fachebene seien die Gespräche immer konstruktiv gewesen.
EU will mehr Gas aus Nigeria importieren
Die EU sucht auch in Nigeria Ersatz für russisches Gas. Das sagt der stellvertretende Generaldirektor für Energie, Matthew Baldwin, bei einem Besuch in dem afrikanischen Staat.
Bereits 14 Prozent der Flüssigerdgaslieferungen in die EU kommen aus Nigeria. Es sei möglich, diese Lieferungen zu verdoppeln, sagt Baldwin der Nachrichtenagentur Reuters. Ende August könne Nigeria möglicherweise Fortschritte bei diesen Plänen vorweisen. Das Land ist der zweitgrößte Gasexporteur Afrikas.
Zwei US-Amerikaner im Donbass getötet
Zwei US-Bürger sind im umkämpften Osten der Ukraine ums Leben gekommen. "Wir können den Tod von zwei US-Bürgern kürzlich in der Donbass-Region bestätigen", teilte das Außenministerium in Washington mit. Weitere Details würden aus Respekt vor den Hinterbliebenen nicht bekanntgegeben. Die US-Regierung stehe in Verbindung mit den Angehörigen, um "konsularische Hilfe" zu leisten.
Die US-Regierung äußerte sich nicht zu der Frage, ob die beiden im Donbass Getöteten an Kampfhandlungen beteiligt waren. Bislang war der Tod von zwei weiteren US-Bürgern bestätigt worden.
Nach Angaben der russischen Regierung müssen außerdem zwei US-Bürger, die im Juni in der Ukraine gefangen genommen worden waren, mit ihrer Hinrichtung rechnen. In der selbsternannten "Volksrepublik" Donezk waren Anfang Juni bereits zwei Briten und ein Marokkaner zum Tode verurteilt worden.
Türkei: Russland bestreitet Angriff auf Hafen von Odessa
Türkischen Angaben zufolge hat Russland der Türkei gegenüber einen Angriff auf die ukrainische Hafenstadt Odessa bestritten. "Die Russen haben uns mitgeteilt, dass sie absolut nichts mit diesem Angriff zu tun hätten, und dass sie diese Angelegenheit sehr genau und im Detail untersuchen", teilt der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar mit. Der Angriff sei sehr bedauerlich.
Die Türkei, die an der Vermittlung des Abkommens über Getreideexporte aus der Ukraine beteiligt war, rufe alle Beteiligten auf, ihre vereinbarte Zusammenarbeit fortzusetzen.
UN und EU verurteilen Beschuss von Odessas Hafen
UN-Generalsekretär António Guterres hat den Raketenbeschuss des Hafens in der ukrainischen Stadt Odessa verurteilt. Nach ukrainischen Angaben wurden zwei russische Raketen von der Luftabwehr abgefangen, zwei weitere seien im Handelshafen eingeschlagen. Am Freitag hätten sich alle Parteien auf globaler Ebene klar verpflichtet, den sicheren Export ukrainischen Getreides zu gewährleisten, teilte Guterres mit. "Die vollständige Umsetzung durch die Russische Föderation, die Ukraine und die Türkei ist zwingend erforderlich", sagte er laut Mitteilung. Kiew macht Russland für den Angriff verantwortlich.
Auch Außenministerin Baerbock verurteilte den Angriff auf den Hafen von Odessa verurteilt. Er zeige, dass die Unterschrift der russischen Führung derzeit wenig zählt, so die Grünen-Politikerin, sagte sie der Nachrichtenagentur Reuters.Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell schrieb bei Twitter: "Einen Tag nach der Unterzeichnung der Abkommen von Istanbul ein für den Getreideexport entscheidendes Ziel zu treffen, ist besonders verwerflich und zeigt erneut Russlands völlige Missachtung des Völkerrechts und der Verpflichtungen".
Orban fordert neue EU-Strategie im Ukraine-Krieg
Der ungarische Regierungschef Viktor Orban fordert eine neue Strategie der Europäischen Union im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Die bisherigen Maßnahmen gegen Russland wirkten nicht, erklärte er in einer Rede in Rumänien. Er fordert, die neue Strategie müsse Friedensgespräche zum Ziel haben, statt den Krieg gegen Russland gewinnen zu wollen.
Hafen von Odessa von russischen Raketen getroffen
Einen Tag nach der Einigung auf eine Wiederaufnahme der blockierten Getreide-Lieferungen ist der für die Ausfuhr wichtige Hafen von Odessa nach ukrainischen Angaben von russischen Raketen getroffen worden. "Der Feind hat den Hafen von Odessa mit Kalibr-Marschflugkörpern angegriffen. Zwei Raketen trafen die Infrastruktur des Hafens", erklärte Serhij Bratschuk, ein Vertreter der Region Odessa, in Onlinetzwerken. Zwei weitere hätten abgefangen werden können.
Das Außenministerium in Kiew rief die Vereinten Nationen und die Türkei auf, sicherzustellen, dass Russland seine Zusagen für einen sicheren Getreideexport erfüllt.
Bei Raketenangriff in Zentralukraine drei Menschen getötet
Bei dem Angriff auf Kirohowrad in der Zentralukraine sind nach Angaben von Gouverneur Andrij Raikowytsch zwei Wachleute und ein Soldat getötet worden. Bei den Einschlägen in einer Umspann-Station seien außerdem neun Soldaten verletzt worden. Im Strom-Netz sei es zu Ausfällen gekommen. Ein Stadtteil von Kropywnytskyj werde nicht mehr versorgt.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Selenskyj dankt den USA für Waffen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den USA für die angekündigten neuen Waffenlieferungen im Krieg gegen Russland gedankt. "Extrem wichtig, schlagkräftige Waffen werden die Leben unserer Soldaten retten, die Befreiung unseres Landes vom russischen Aggressor beschleunigen", schrieb Selenskyj im Kurznachrichtendienst Twitter. "Ich schätze die strategische Partnerschaft zwischen unseren Nationen. Gemeinsam zum Sieg!"
Die USA kündigten gestern weitere Waffenlieferungen an die Ukraine mit einem Wert von rund 270 Millionen Dollar an. Darin enthalten sind nach offiziellen Angaben vier Himars-Mehrfachraketenwerfer. Das neue Paket umfasst demnach unter anderem Raketen für die Himars-Systeme, 36.000 Artilleriegranaten, Fahrzeuge und bis zu 580 "Phoenix Ghost"-Drohnen.
Gouverneur: Raketen treffen Flugfeld und Bahnstrecken
13 russische Raketen haben nach Angaben des örtlichen Gouverneurs Andrij Raikowytsch ein militärisches Flugfeld und Schienenwege in der Region Kirohowrad in der Zentralukraine getroffen. Rettungsdienste seien im Einsatz, teilte er über den Kurznachrichtendienst Telegram mit. In einem kleinen Viertel der regionalen Hauptstadt Kropywnytskyj sei die Stromversorgung ausgefallen.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Geheimdienst: Druck auf russische Truppen an Südfront steigt
An der Südfront in der Provinz Cherson geraten die russischen Truppen nach Angaben des britischen Geheimdienstes unter Druck. "Für die Nachschublinien der russischen Kräfte westlich des Flusses (Ingulets) wächst das Risiko", teilte dieser mit. Die ukrainischen Kräfte trieben ihre Offensive voran. Russland versuche mit Artillerie-Feuer den Vormarsch entlang des Ingulets, ein Nebenfluss des Dnepr, aufzuhalten. Der Ukraine seien weitere Angriffe auf die Antoniwsky-Brücke über den Dnepr gelungen.
Die Brücke ist von zentraler Bedeutung für die Versorgung russischer Truppen westlich des Flusses. In den vergangenen 48 Stunden habe es schwere Gefechte in der Region gegeben.
Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.
Bundesregierung verzögert offenbar zugesagte Waffenlieferungen
Von der Bundesregierung zugesagte Waffenlieferungen verzögern sich nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" offenbar deutlich. Die ukrainische Regierung habe Anfang Juli den Kauf von elf Flugabwehrsystemen vom Typ Iris-T SLM beim Rüstungskonzern Diehl Defense beantragt, berichtete das Blatt unter Berufung auf Kiewer Regierungskreise. Das Wirtschaftsministerium in Berlin habe demnach positiv reagiert.
Aber die Bundesregierung zögere die Einwilligung in notwendige finanzielle Hilfen nach ukrainischer Darstellung hinaus. Eines der Systeme koste rund 140 Millionen Euro.
Anfang Juni hatte Kanzler Olaf Scholz der Ukraine die Lieferung eines solchen Exemplars für die "kommenden Wochen" zugesagt. Inzwischen werde die Lieferung nach Angaben aus Kiew erst bis Ende des Jahres in Aussicht gestellt, berichtete das Blatt.
Baerbock schließt Scheitern des Ringtauschs nicht aus
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock schließt ein Scheitern des mit Polen vereinbarten Panzer-Ringtauschs für die Ukraine nicht aus und will in diesem Fall nach Alternativen suchen. "Wenn dieser Weg nicht richtig war, dann müssen wir das reflektieren und schauen, wie wir anderweitig aktiv werden können", sagte die Grünen-Politikerin der "Bild".
In Kriegssituationen wisse man eben nicht immer gleich, was der perfekte Weg sei. Bei dem Ringtausch-Verfahren sollen östliche Verbündete der Ukraine leicht bedienbare Panzer sowjetischer Bauart zu Verfügung stellen. Deutschland sagte den NATO-Partnern im Gegenzug modernes Gerät als Ersatz zu.
Polens Präsident Andrzej Duda hat Berlin allerdings wiederholt vorgeworfen, Zusagen nicht einzuhalten. Baerbock sagte nun zu "Bild", der Ringtausch sei auf den Weg gebracht worden, "weil er uns zu dem Zeitpunkt als das beste und schnellste Mittel schien".
Nun müsse sich die Bundesregierung mit der Frage beschäftigen, warum ein solcher Tausch "offensichtlich nicht passiert und ob wir dann andere Unterstützung leisten müssen". Die Ministerin wies den von der polnischen Regierung erhobenen Vorwurf des Wortbruchs und des Täuschungsmanövers in Zusammenhang mit dem Panzer-Ringtausch zurück: "In so einer Situation täuscht niemand seinen europäischen Nachbarn."
Sie fügte hinzu: "Von Anfang an war klar, dass wir nicht von heute auf morgen mit einem Fingerschnips jeden einzelnen Panzer ersetzen können."
Litauen erlaubt Gütertransport per Bahn von und nach Kaliningrad
Litauen hat das Transportverbot von sanktionierten Gütern in und aus dem russischen Kaliningrad per Schienenverkehr aufgehoben. "Es ist möglich, dass heute einige Güter transportiert werden", sagte Mantas Dubauskas, Sprecher der staatlichen Eisenbahngesellschaft, der russischen Nachrichtenagentur RIA.
Die staatseigene russische Nachrichtenagentur Tass zitierte einen Beamten der Kaliningrader Regierung, dass bald 60 Waggons Zement in die Exklave verschifft werden würden. Die Europäische Union hatte letzte Woche erklärt, das Transitverbot betreffe nur den Straßen-, nicht aber den Schienenverkehr. Daher solle der baltische Staat Litauen Russland erlauben, Beton, Holz und Alkohol über EU-Gebiet in die Exklave zu transportieren.
Das Kaliningrader Gebiet grenzt an die NATO- und EU-Mitgliedsstaaten Litauen und Polen und ist für die meisten Güter auf den Transit-Schienen- und -Straßenverkehr durch Litauen angewiesen. Seit dem 17. Juni stoppt Litauens Zoll aber die Lieferung der Güter, die auf der EU-Sanktionsliste gegen Russland stehen.
Selenskyj-Berater: Mehr als 1000 Russen in Cherson eingekesselt
Im besetzten südukrainischen Gebiet Cherson sind Angaben aus Kiew zufolge mehr als 1000 russische Soldaten von ukrainischen Streitkräften eingekesselt worden. Unweit der Siedlung Wyssokopillja seien die Russen in eine "taktische Umzingelung" geraten, sagte der Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Olexij Arestowytsch. Am Donnerstag hätten sie erfolglos einen Durchbruch versucht.
Unabhängig überprüfen ließen sich Arestowytschs Aussagen nicht. Eine Bestätigung von russischer Seite gab es zunächst nicht. Die ukrainische Armee hat bereits vor einiger Zeit die Eroberung des Dorfs Potjomkyne bestätigt. Im Generalstabsbericht war die Rede von russischen Bombardements des Orts. Wyssokopillja und Olhyne wurden nicht erwähnt. Die ukrainische Armee hatte zuletzt mehrere Gegenoffensiven auf das Chersoner Gebiet gestartet, das russische Soldaten nach Beginn des Ende Februar begonnenen Krieges gegen das Nachbarland weitgehend unter ihre Kontrolle gebracht hatte.
Der Liveblog vom Freitag zum Nachlesen
Die USA haben weitere 270 Millionen Dollar Militärhilfe zugesagt, darunter weitere HIMARS-Raketenwerfer. Die Ukraine bestätigt den Einsatz von Kampfdrohnen an einem AKW. Der Liveblog vom Freitag zum Nachlesen.