Krieg gegen die Ukraine ++ Selenskyj berichtet von Ausweitung der Kämpfe ++
Der ukrainische Präsident Selenskyj bestätigt neue Kämpfe nördlich von Charkiw. Die Armee leiste Widerstand. Im russischen Belgorod ist ein Wohnhaus nach einem Angriff eingestürzt. Der Liveblog zum Nachlesen.
- Hochhaus in Belgorod nach russischen Angaben schwer beschädigt
- Gouverneur: Mehr als 4.000 Menschen aus Charkiw evakuiert
- Russland meldet Einnahme vier weiterer Dörfer in Charkiw
- Ukrainischer Armeechef spricht von "schwieriger" Situation in Charkiw
Ende des Liveblogs
Wir beenden den Liveblog an dieser Stelle - vielen Dank für Ihr Interesse.
Nico Lange: Beloussow wird "Minister für Kriegswirtschaft"
Der Zivilist Andrej Beloussow war bis 2020 einer der führenden Wirtschaftsberater des russischen Präsidenten.
Der Sicherheitsexperte Nico Lange vermutet, dass Beloussows Nominierung eine weitere Umstellung der russischen Wirtschaft nach sich ziehen könnte.
Russischer Verteidigungsminister Schoigu verliert Amt
Nach dem Beginn seiner fünften Amtszeit bildet der russische Präsident Wladimir Putin seine Regierung um. Nach Angaben des Parlaments ist der langjährige Verteidigungsminister Sergej Schoigu entlassen worden. Der 68-Jährige soll durch den bisherigen Vize-Regierungschef Andrej Beloussow ersetzt werden.
Nach Darstellung des Kreml soll das Verteidigungsministerium offen für Innovation und neue Ideen sein. Deshalb habe Putin sich für Beloussow entschieden.
Schoigu soll Nikolai Patruschew als Sicherheitsratssekretär folgen.
Selenskyj berichtet von Ausweitung der Kämpfe
Die Kämpfe in der Ostukraine infolge der russischen Offensive bei Charkiw weiten sich nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj aus. "Es gibt Dörfer, die sich von einer 'Grauzone in eine Kampfzone verwandelt haben, und die Besatzer versuchen, in einigen von ihnen Fuß zu fassen oder sie einfach zum weiteren Vormarsch zu nutzen", beschrieb Selenskyj die Lage in seiner täglichen Videobotschaft.
Das russische Militär versuche mit dieser Offensive, die ukrainischen Kräfte auf das Äußerste zu strapazieren. Vor allem sei die Lage rund um die Stadt Wowtschansk "äußerst schwierig". Wowtschansk hatte ursprünglich knapp 19.000 Einwohner, von denen nach offiziellen Angaben noch knapp 500 in der unter Dauerfeuer liegenden Stadt ausharrten. Selenskyj sprach von ukrainischen Gegenangriffen und erbittertem Widerstand der Streitkräfte seines Landes.
Wiederaufbaukonferenz laut Entwicklungsministerin Schulze nicht gefährdet
Entwicklungsministerin Schulze ist zuversichtlich, dass die für den 11. und 12. Juni in Berlin angesetzte Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine . Diese werde wie geplant stattfinden, obwohl der für Wiederaufbau zuständige ukrainische Vizeregierungschef Olexander Kubrakow am Donnerstag vom Parlament abgesetzt worden war, sagte sie im Bericht aus Berlin.
Offenbar Tote bei Einsturz eines Wohnhauses in Belgorord
Bei dem Einsturz des zehnstöckigen Wohnhauses in der Stadt Belgorod sind offenbar Menschen gestorben. Die Nachrichtenagentur AP berichtet unter Berufung auf örtliche Behörden von mindestens zwei Toten. 20 weitere seien verletzt worden, teilte der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, mit. Die Nachrichtenagentur Reuters meldete hingegen drei Tote. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben derzeit nicht.
Russische Truppen rücken offenbar auf Wowtschansk vor
Die russischen Truppen sind bei ihrer Bodenoffensive im Nordosten der Ukraine auf die Stadt Wowtschansk vorgerückt. Die Soldaten seien außerhalb der Stadt und näherten sich von drei Seiten, sagte der Polizeichef in der Region Charkiw, Wolodymyr Tymoschko laut der Nachrichtenagentur AP. Unter anderem sei ein russischer Panzer auf einer Zufahrtsstraße nach Wowtschansk gesichtet worden.
Ein Team der AP konnte aus einem nahe gelegenen Ort am Nachmittag Rauch aus Wowtschansk aufsteigen sehen. Die Stadt lag offenbar unter heftigem Artilleriebeschuss. Helfer versuchten, die verbliebenen Bewohner von Wowtschank in Sicherheit zu bringen. Die meisten von ihnen sind ältere Menschen. Tymoschko sagte, Russland wende eine ähnliche Taktik an wie in den Schlachten um Bachmut und Awdijiwka, wo heftiger Beschuss aus der Luft von ständigen Attacken von Bodeneinheiten begleitet worden sei.
Wohnhäuser stehen nach russischen Luftangriffen in Wowtschansk in Flammen.
Russische Offensive in der Region Charkiw geht weiter
Noch immer berichtet das ukrainischen Militär von heftigen Kämpfen im russisch-ukrainischen Grenzgebiet in der Region Charkiw. Von der jüngsten russischen Offensive im Osten der Ukraine ist auch der Ort Wowtschansk betroffen.
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Kreml meldet weitere Details zum beschädigten Hochhaus in Belgorod
Nach dem teilweisen Einsturz eines Hochhauses in Belgorod hat der Kreml weitere Details veröffentlicht. Russlands Verteidigungsministerium teilte mit, das Haus sei von herabstürzenden Trümmern einer ukrainischen "Totschka"-U-Rakete getroffen worden. Unabhängig überprüft werden kann das bislang nicht. Der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, sprach von mindestens 19 Verletzten. Erste Berichte, denen zufolge es auch Tote gegeben haben soll, wurden hingegen nicht bestätigt.
Von ukrainischer Seite gibt es bislang keine offizielle Reaktion. In ukrainischen Medien wurde die russische Darstellung allerdings teils in Zweifel gezogen. Die Agentur Ukrinform etwa schrieb unter Berufung auf einen Experten, die auf den Fotos sichtbaren Zerstörungen legten nahe, der Gebäudeteil könnte vorsätzlich gesprengt worden sein, um zu provozieren und die eigenen Angriffe zu rechtfertigen. Auch diese Aussagen lassen sich aktuell nicht überprüfen.
Friedenspreis Dresden posthum an Kremlkritiker Nawalny verliehen
Der bekannte russische Kremlkritiker Alexej Nawalny ist posthum mit dem Internationalen Friedenspreis Dresden geehrt worden. Seine Witwe Julia Nawalnaja nahm die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung stellvertretend im Schauspielhaus der sächsischen Landeshauptstadt entgegen. Alt-Bundespräsident Joachim Gauck würdigte den vor knapp drei Monaten in Strafhaft ums Leben Gekommenen als "selbstlosen, fast übermenschlich mutigen Mann, der uns vor Augen führt, dass es auch ein anderes Russland geben kann".
"Die Welt muss endlich ihre Illusion und falschen Hoffnungen ablegen und auf die hören, die all die Jahre vor Putin gewarnt haben", appellierte Nawalnaja in ihrer Dankesrede unter Verweis auf den Krieg gegen die Ukraine, den ihr Mann bis zuletzt verurteilt habe. "Mit Putin ist nicht zu verhandeln, man kann ihm kein einziges Wort glauben, er wird niemals aufhören; Putin ist Krieg!" Sie widme die Auszeichnung denen, "die in Russland für den Frieden kämpfen und dabei alles riskieren", sagte sie.
Zivilisten werden nach Charkiw gebracht
Beim Vormarsch russische Einheiten nördlich der ukrainischen Großstadt Charkiw werden Dörfer und Ortschaften beschossen und eingenommen. Freiwillige retten Zivilisten aus den umkämpften Gebieten und bringen sie nach Charkiw - so wie diese ältere Frau.
Ein Freiwilliger trägt eine alte Frau zu einem Rollstuhl, die aus einem Dorf im Raum Charkiw gerettet wurde.
Ukrainischer Armeechef nennt Situation in Charkiw schwierig
Nach dem Vorstoß russischer Truppen ins ukrainische Grenzgebiet Charkiw hat der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj die Situation dort als schwierig bezeichnet. "Diese Woche hat sich die Lage im Gebiet Charkiw deutlich verschärft", schrieb Syrskyj auf Telegram. "Derzeit halten in den Grenzgebieten entlang der Staatsgrenze zur Russischen Föderation die Kämpfe an." Zudem fügte er hinzu: "Die Situation ist schwierig, aber die Verteidigungskräfte der Ukraine tun alles, um Verteidigungslinien und -positionen zu halten."
Zugleich räumte er ein, dass die russischen Angreifer an einigen Abschnitten Teilerfolge erzielt hätten. Laut russischem Verteidigungsministerium wurden mehrere ukrainische Grenzdörfer bei der Stadt Wowtschansk besetzt. Heute meldete Moskau die Einnahme von vier weiteren Ortschaften.
Russland meldet Einnahme vier weiterer Dörfer in Charkiw
Die russischen Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau in der nordostukrainischen Region Charkiw vier weitere Dörfer eingenommen. Hatyschtsche, Krasne, Morochowez und Olijinykowe stünden unter russischer Kontrolle, teilte das Ministerium mit. Bereits gestern meldete es die Einnahme von Dörfern. In Charkiw haben die russischen Truppen am Freitag eine neue Offensive eröffnet.
In der Region Dnipropetrowsk im Süden der Ukraine haben russischen Truppen zudem vier ukrainische Hubschrauber zerstört und einen beschädigt, wie das russische Verteidigungsministerium mitteilte.
Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Russische Medien: Hochhaus in Belgorod schwer beschädigt
In der russischen Grenzregion Belgorod ist Berichten zufolge ein mehrstöckiges Wohnhaus bei einem mutmaßlichen Angriff schwer beschädigt worden. Das meldeten die russischen Agenturen Ria Nowosti und Interfax übereinstimmend unter Berufung auf Einsatzkräfte vor Ort. Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow machte für den Beschuss die ukrainische Armee verantwortlich. "Die Stadt und die Oblast waren massivem Beschuss durch die Streitkräfte der Ukraine ausgesetzt", so Gladkow. "Durch den Volltreffer einer Granate in ein Mehrfamilienhaus stürzte der komplette Eingangsbereich vom zehnten bis zum ersten Stock ein."
Zu möglichen Opfern gibt es bislang keine offiziellen Informationen. Laut Medienberichten könnten unter den Trümmern Menschen verschüttet sein. Zuvor war in der Region, die an die von Russland angegriffene Ukraine grenzt, Raketenalarm ausgelöst worden. Eine Stellungnahme der Ukraine gibt es bislang nicht.
London: Gazprom spürt Folgen des Kriegs
Der russische Energieriese Gazprom wird nach britischer Einschätzung noch jahrelang die Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine spüren. Grund seien die schlechten Beziehungen mit den bisherigen Hauptabnehmern im Westen seit der russischen Invasion der Ukraine, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Dass es der Staatskonzern bisher nicht geschafft habe, seine Exportabhängigkeit vom europäischen Markt zu lösen, werde die Gewinne vermutlich bis 2030 belasten. Gazprom hatte zuletzt den ersten Nettoverlust seit 1999 gemeldet.
Die Ukraine verteidigt sich seit Februar 2022 gegen einen Angriff Russlands. Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seitdem regelmäßig Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.
Gouverneur: Mehr als 4.000 Menschen aus Charkiw evakuiert
Nach einem russischen Vorstoß in der ostukrainischen Region Charkiw sind dort nach Angaben des Gouverneurs mehr als 4.000 Menschen aus grenznahen Gebieten in Sicherheit gebracht worden. "Insgesamt wurden 4.073 Menschen evakuiert", erklärte Regionalgouverneur Oleh Synegubow in den Onlinenetzwerken. Gestern hatte das russische Verteidigungsministerium die Einnahme mehrerer Dörfer in der Region gemeldet.
Russland: Sechs Drohnen und zwei Raketen abgefangen
Die russische Flugabwehr hat in der Nacht nach Angaben des Verteidigungsministeriums sechs Drohnen und zwei ballistische Raketen aus der Ukraine zerstört. Die beiden Raketen vom sowjetischen Typ "Totschka" seien über der Region Belgorod abgeschossen worden, erklärte das Ministerium auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram. Die Drohnen seien über den Regionen Brjansk, Lipezk und Wologorod abgefangen worden. Brjansk und Belgorod grenzen an die Ukraine, die beiden anderen Gebiete liegen weiter im Landesinneren.
Die Ukraine kommentierte die Angriffe wie meist üblich nicht. Ihre Streitkräfte haben in den vergangenen Monaten verstärkt Ziele in Russland angegriffen, die weit entfernt von der Grenze liegen.
Russland meldet kurzzeitigen Brand in Ölraffinerie
Nach russischen Angaben hat ein ukrainischer Drohnenangriff kurzzeitig einen Brand in der Ölraffinerie Wolgograd im Süden Russlands ausgelöst. Das teilte der Gouverneur der Region, Andrej Botscharow auf dem Kurzmitteilungsdienst Telegram mit. "Das Feuer wurde gelöscht. Es gab keine Verletzten", schrieb Botscharow. Weder der Ölproduzent Lukoil noch die ukrainische Seite gaben bisher eine Stellungnahme zu dem Vorfall ab.
Der Liveblog vom Samstag
Kanzler Scholz hat Ukrainern in Deutschland zugesichert, bleiben zu dürfen, wenn sie eine Arbeit und einen Aufenthaltstitel haben. Präsident Selenskyj bezeichnet die Lage in der Region Donezk als "besonders angespannt". Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.