Wetterthema Nachhaltige Entwicklung
Das Klimasystem reagiert auf menschliche Einflüsse sehr verzögert.
Auch wenn innerhalb der nächsten 100 Jahre der Ausstoß von Treibhausgasen zurückgehen wird, dauert es Jahrhunderte bis Jahrtausende bis das Klimasystem ein neues Gleichgewicht gefunden hat. Die Atmosphäre reagiert am schnellsten, doch Ozeane und polares Eis reagieren weitaus langsamer.
Das kurzlebige Wetter spielt sich in den untersten etwa acht bis zwölf Kilometern der Atmosphäre, der sogenannten Troposphäre, ab. Das Klimasystem, in dem sich Veränderungen innerhalb von Jahren bis Jahrmillionen abspielen, umfasst neben der Atmosphäre aber auch die Ozeane und das (nicht ganz so ewige) Eis der Polarregionen. Zudem spielen Veränderungen der Vegetation und innerhalb geologischer Zeiträume auch der Gesteine eine Rolle.
In der Atmosphäre finden Stoffaustäusche sehr schnell innerhalb von Tagen und Monaten statt. So vergehen durchschnittlich nur etwa 10 Tage bis ein verdunstetes Wassermolekül als Regen oder Schnee wieder vom Himmel fällt. Um einiges langsamer verhalten sich Meeresströmungen, denn bis ein Wassermolekül das weltumspannende Strömungssystem der sogenannten thermohalinen Zirkulation durchlaufen hat, dauert es über 1000 Jahre. Noch langsamer fließt Eis. Die Zeit, die im Mittel vergeht, bis eine Schneeflocke, die auf das grönländische Inlandeis fällt als Schmelzwasser eines Gletschers wieder in den Atlantik fließt, beträgt sogar über 100 000 Jahre!
Entsprechend reagieren diese Teilsysteme unterschiedlich träge auf den seit der Industrialisierung vor etwa 150 Jahren eingesetzten Ausstoß von Treibhausgasen in die Atmosphäre. Nach Abschätzungen des Weltklimarates der Vereinten Nationen (IPCC) wird der Höhepunkt des CO2-Ausstoßes innerhalb der nächsten 100 Jahre überschritten werden, bis sich dessen Konzentration in der Atmosphäre stabilisiert hat vergehen jedoch schätzungsweise 100 bis 300 Jahre.
Noch länger dauert es, bis sich die Atmosphäre auf die veränderten Bedingungen eingestellt hat. Die erhöhte Treibhausgas-Konzentration behindert die Wärmeabgabe in den Weltraum, wodurch die globale Mitteltemperatur ansteigt. Dieser Anstieg vollzieht sich jedoch nicht abrupt, sondern verzögert, so dass es mehrere Jahrhunderte dauern wird, bis sich ein neues Gleichgewicht eingestellt hat und kein weiterer Temperaturanstieg mehr stattfindet. Durch die Wärmeaufnahme der Ozeane ist der Anstieg der Lufttemperatur bisher etwas abgedämpft worden. Jedoch kann die künftige Abgabe eines Teils dieser Wärme aus den Weltmeeren dazu führen, dass die globale Erwärmung möglicherweise noch 1000 Jahre weitergeht.
Auch wenn nach dieser extrem langen Zeitspanne keine weitere Erwärmung mehr stattfindet, wird der Meeresspiegel trotzdem noch ansteigen. Denn durch die sich noch langsamer vollziehende Erwärmung tieferer Ozeanschichten dehnt sich das Wasser dort auch noch in Zeiträumen von Jahrhunderten bis Jahrtausenden aus. Das Abschmelzen von Inlandeis auf Grönland und in der Antarktis trägt ebenfalls zum Meeresspiegelanstieg bei. Diese Prozesse vollziehen sich sogar noch langsamer und nachhaltiger, so dass sich ein durch dieses Abschmelzen verursachter weiterer Anstieg des Meeresspiegels wohl erst in den kommenden Jahrtausenden ausklingen wird.