Wetterthema Rauchfahnen
Die Form der Rauchfahnen aus Schornsteinen verrät einiges über die Beschaffenheit der unteren Luftschichten.
Aktuell gestalten Wetterfronten atlantischer Tiefs das Wetter hierzulande wechselhaft und vor allem am Donnerstag, wenn Ex-Hurrikan KIRK Deutschland aus Südwesten erreicht, auch zunehmend windig bis stürmisch. Entsprechend werden Rauchfahnen stark verwirbelt und weisen ungeordnete, chaotisch anmutende Strukturen auf.
Stellt sich die Wetterlage jedoch um und gelangt Deutschland wieder unter Hochdruckeinfluss, kann es nachts aufklaren und sich verbreitet Nebel bilden. Denn die Luft kommt bei den windschwachen Verhältnissen zur Ruhe und die bodennahe Luftschicht kühlt in den langen Nächten aus, wird dadurch dichter und schwerer und sammelt sich bevorzugt in Tälern und Mulden an.
Das lässt sich auch sehr schön an den Rauchfahnen von Schornsteinen ablesen, welche bei herbstlichen und winterlichen Hochdrucklagen charakteristische Ausbuchtungen nach unten aufweisen, nach oben jedoch sehr scharf begrenzt sind, was typisch für Inversionswetterlagen ist.
Als im London des vorvergangenen Jahrhunderts verbreitet mit Kohle geheizt wurde, und an Maßnahmen zur Luftreinhaltung noch nicht zu denken war, stieg während solcher herbstlicher und winterlicher Inversions-Wetterlagen die Sterberate regelmäßig stark an, da sich die Schadstoffe nahe am Erdboden ansammelten und die Belastung der unteren Luftschichten entsprechend in die Höhe schnellte. Erst ein Wetterumschwung, der in Verbindung mit auffrischendem Wind einen Luftmassenaustausch ermöglichte ließ die Schadstoffkonzentration und damit die Mortalität in der Metropole wieder sinken.
Ein solcher Luftmassenwechsel geht häufig mit kräftigen Schauern einher. Die Atmosphäre wird beispielsweise durch Kaltluftzufuhr labilisiert, was die Durchmischung der Schichtung in der Senkrechten verstärkt und die zuvor entstandene Inversion wieder aufbricht. Das schlägt sich auch in der Form von Rauchfahnen nieder, die dann besonders stark auffächern.
Tritt ruhiges Hochdruckwetter im Sommerhalbjahr auf, wenn sich in den kürzeren Nächten keine ausgeprägten Temperaturinversionen in den bodennahen Luftschichten ausbilden können, so kann man typischerweise sehr schmale Rauchfahnen beobachten, die auf eine stabile Schichtung hindeuten, in der sich zumindest kurzfristige keine Schauer entwickeln sollten.