Wetterthema Die Regenmacher
Lässt sich das Wetter beeinflussen?
Extremer Starkregen sorgte auf der Arabischen Halbinsel vergangenen Dienstag für Sturzfluten. In Al-Ain in den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden binnen 24 Stunden 256 Liter Regen pro Quadratmeter registriert, normalerweise fallen dort pro Jahr etwa 100 Liter.
An den Vortagen wurden in der Region wohl Wolken geimpft um Regen auszulösen. Das Starkregenereignis wurde jedoch bereits mehrere Tage zuvor prognostiziert und war viel zu großräumig, so dass künstliche Wetterbeeinflussung als alleinige Ursache ausgeschlossen werden kann.
Das künstliche Auslösen von Niederschlägen wird weltweit seit rund 70 Jahren betrieben, doch wie gut es funktioniert ist nach wie vor umstritten. Die Forschungen hierzu nahmen kurz nach dem 2. Weltkrieg in Labors des US-Militärs ihren Anfang. Als der Kalte Krieg begann, war man auf der Suche nach alternativen Formen der Kriegsführung. Da war die Vorstellung verlockend, den Feind mit Hilfe künstlicher Niederschläge im Schlamm stecken bleiben zu lassen oder ihn mit verheerenden Dürren zu schwächen.
Im August 1952 wurde Lynmouth im Südwesten Englands von einer der verheerendsten Hochwasserkatastrophen der britischen Geschichte heimgesucht. Eine gewaltige Schlammlawine tötete 35 Menschen, 420 wurden Obdachlos. Veröffentlichte Geheimdokumente der Royal Air Force belegen, dass in den vorausgegangenen Tagen nahe Lynmouth Wolken für militärische Forschungen im Rahmen der „Operation Cumulus“ mit Kondensationskernen geimpft wurden.
Damit aus dem unsichtbaren Wasserdampf in der Atmosphäre Regentropfen oder Schneekristalle wachsen können, bedarf es kleinster Partikel, beispielsweise feinstes Meersalz, Staub oder Bakterien, an die sich die Wassermoleküle anlagern können. Ohne diese Keime kann eine Kondensation selbst bei hoher Übersättigung kaum stattfinden. Werden nun zusätzliche Kondensationskerne wie Kochsalz, Zementstaub oder das oft verwendete Silberjodid-Salz beispielsweise aus einem Flugzeug in eine feuchte Luftmasse eingebracht, so wird die Kondensation markant erleichtert und es bilden sich zunächst Wolken, aus denen bei ausreichendem Wassergehalt und einem entsprechend starkem Wachstum der zunächst feinen Tröpfchen bzw. Kristalle Regen oder Schnee fällt.
Hierdurch sollte es möglich sein, gezielt Niederschläge auszulösen um dadurch trockene Gebiete mit Wasser zu versorgen. In Thailand und Israel werden seit über 50 Jahren Wolken zu diesem Zweck geimpft. Anderenorts möchte man drohende Niederschläge im Vorfeld abregnen lassen wie bei russischen Militärparaden oder bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Auch hierzulande gibt es sogenannte Hagelflieger, wie am Stuttgarter Flughafen, die drohende Gewitter beimpfen und dadurch das Wachstum der Hagelkörner begrenzen wollen. Denn durch ein reichhaltiges Angebot an Kondensationskernen sollten mehr, aber auch kleinere Tropfen und Hagelkörner entstehen.
Wie effektiv diese Methoden sind, lässt sich schwerlich feststellen, da man ja nicht wissen kann, wie sich das Wetter ohne Wolkenimpfung entwickelt hätte. Die Royal Air Force stoppte jedenfalls nach der Katastrophe von Lynmouth ihre Experimente. Die US Army setzte im Vietnamkrieg hingegen gezielt Wolkenimpfung ein, um den Vietkong durch intensivere Monsunregenfälle zu behindern – mit mäßigem Erfolg. Die militärische Nutzung der Wettermanipulation wurde in den 70iger Jahren von den UN durch einen Vertrag gebannt. Die zivile Nutzung erfreut sich jedoch trotz zweifelhaftem Erfolg nach wie vor recht großer Beliebtheit: In etwa 30 Ländern weltweit werden standardmäßig Wolken beimpft. Sogar die Manipulation großer Hurrikane wurde versucht. Hier musste man jedoch einsehen, dass ein paar Ladungen Silberjodid gegen die gewaltigen Energien solcher Wirbelstürme wie ein Tropfen auf einen heißen Stein wirken. Die Mächte der Natur sind eben doch nur begrenzt kontrollierbar.