Negativ-Rekord im vierten Quartal 2008 30 Milliarden Dollar neue Hilfe für AIG
Der US-Versicherungskonzern AIG erhält weitere 30 Milliarden Dollar von der Regierung. Im vergangenen Quartal machte AIG 61,7 Milliarden Dollar Verlust. Der Negativrekord drückte prompt die Börsen ins Minus. Eine Pleite des Konzerns beträfe auch deutsche Kommunen.
Zum dritten Mal binnen weniger Monate rettet die US-Regierung den einst weltgrößten Versicherer AIG. Dem strauchelnden Konzern, der allein für das vierte Quartal 2008 einen Verlust von 61,7 Milliarden Dollar auswies, stellt der Staat zusätzlich 30 Milliarden Dollar zur Verfügung.
Schon 2008 hatte die Regierung der American International Group (AIG) zwei Mal unter die Arme gegriffen. Die Hilfen beliefen sich allein bis November 2008 auf mehr als 150 Milliarden Dollar. AIG gilt im weltweiten Finanzmarktgeflecht als besonders wichtiger Konzern.
Gespräche zwischen der Versicherung und dem US-Finanzministerium über zusätzliche Hilfen laufen seit einigen Wochen. Aufgrund der bisherigen Zahlungen hält der Staat bereits 80 Prozent der Aktien von AIG.
Wie es aus unternehmensnahen Kreisen hieß, soll die US-Regierung als Rückzahlung für bereits verbrauchte 38 Milliarden Dollar aus den zur Verfügung gestellten Kreditlinien nun Anteile von AIG-Töchtern erhalten: der in Asien aktiven Versicherung American International Assurance und der in 50 Ländern arbeitenden Lebensversicherungsgesellschaft American Life Insurance. Diese hatte AIG in den vergangenen Wochen vergeblich zu verkaufen versucht.
Dow unter 7000 Punkten
Die dramatische Nachricht aus der AIG-Zentrale drückte auf die Börse: Der Leitindex Dow Jones fiel am New Yorker Aktienmarkt erstmals seit Oktober 1997 unter die 7000er-Marke.
AIG-Pleite träfe auch deutsche Kommunen
Eine AIG-Pleite hätte auch Folgen für deutsche Kommunen. Hintergrund sind sogenannte Cross-Border-Leasing-Geschäfte: Bei diesen Geschäften haben klamme Kommunen mittels komplexer Vertragswerke ihre Kanalnetze, Teile von Stadtbahnen oder Müllverwertungsanlagen US-Investoren gegen Geld überlassen, um sie gleich wieder zurückzumieten.
Mit dem Erlös wurden die maroden Haushalte saniert, die Geldgeber in Amerika bekamen Steuervorteile für die weltweite Verteilung der Investitionen. Die Laufzeiten der Abkommen liegen in der Regel zwischen 30 und 99 Jahren - und sie wurden von AIG abgesichert. Wäre AIG zahlungsunfähig, müssten die Städte und Gemeinden neue, vermutlich teurere Versicherungspolicen für ihre Leasing-Verträge abschließen.
Aktie kostete am Freitag noch 42 Cent
Die Entscheidung, nun schon zum dritten Mal die Notkredite für AIG auszuweiten, beruhe auf der Annahme, dass ein Zusammenbruch des Versicherungsgiganten sich verheerend auf die Weltwirtschaft auswirken könnte, erklärte eine mit den Verhandlungen des Finanzministeriums vertraute Person. Die Wirtschaft sei heute in noch schlechterer Verfassung als vor sechs Monaten.
Ein Grund dafür, dass AIG neue Hilfe benötigt, ist die anhaltende Rezession und der Absturz des Börsenwertes. Die AIG-Aktie lag am Freitag in New York bei 42 Cent. Vor einem Jahr hatte ihr Wert noch 49,50 Dollar betragen. Eines der größten Probleme liegt darin, dass AIG derzeit keine Werte verkaufen kann, um Staatsgelder zurückzuzahlen. Wegen der Kreditkrise finden potenzielle Käufer keinen Weg, ein solches Geschäft zu finanzieren.