Flexible Arbeitszeiten gefragt Die Angst vor der "Teilzeitfalle"
Reine Teilzeitstellen mit starrer Arbeitszeit - das ist nicht gerade das, was sich Erwerbstätige wünschen. Gerade Mütter fürchten die "Teilzeitfalle". Gefragt sind stattdessen Stellen, die hohe Flexibilität bieten.
Nur eine Minderheit in Deutschland bevorzugt einer Umfrage zufolge eine Stelle mit festen Arbeitszeiten. Hingegen sind flexible Arbeitszeiten besonders gefragt. Das geht aus einer repräsentativen Befragung von gut 2.500 Männern und Frauen im Auftrag der Bertelsmann Stiftung her. Demnach würden nur etwa 25 Prozent der Frauen und 29 Prozent der Männer eine Stelle mit starren Arbeitszeiten wählen.
Für die Studie sollten die befragten Frauen und Männer anhand von Muster-Stellenanzeigen deren Attraktivität etwa in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf beurteilen.
Mütter stecken oft in der Teilzeitfalle fest
Demnach sind klassische Teilzeitstellen für viele nicht attraktiv: Frauen mit jüngeren Kindern befürworten nur zu gut 38 Prozent Teilzeit, bei kinderlosen Frauen und Müttern mit älteren Kindern sind es sogar nur knapp 30 Prozent. "Reine Teilzeit ist ganz offensichtlich keine Präferenz, auch nicht bei Müttern", betonte Bertelsmann-Expertin Luisa Kunze.
Aktuell könnten noch immer viele Mütter auch "aufgrund stereotypischer Aufgabenverteilung in der Partnerschaft" beim beruflichen Wiedereinstieg nur in Teilzeit arbeiten. "Wenn sie ihre Arbeitszeit nicht flexibel aufstocken können, stecken sie in der Teilzeitfalle fest. Viele bleiben bei einem geringen Stundenumfang, berufliche Karriere brechen ab und Potenziale gehen verloren", monierte Arbeitsmarktexpertin Kunz.
Fast die Hälfte der Frauen arbeitet Teilzeit
Zwar sind Frauen der Studie zufolge auf den ersten Blick mit einer Erwerbstätigenquote von fast 78 Prozent gut in den Arbeitsmarkt integriert. 48 Prozent der erwerbstätigen Frauen arbeitet aber in Teilzeit. Dabei favorisiert die Hälfte der Frauen - egal ob mit oder ohne Kind im Haushalt - Arbeitsplätze, die eine flexible Stundenzahl bieten. Auch flexible Arbeitszeiten mit variabler Lage der täglichen Arbeitszeit werden präferiert.
Reine Vollzeitstellen für viele auch keine Alternative
48,9 Prozent der Frauen und 47,6 Prozent der Männer bevorzugten Jobs, die sie wahlweise in Vollzeit oder in Teilzeit ausüben können. Demgegenüber präferieren insgesamt deutlich weniger Beschäftigte reine Vollzeitstellen. Sind jüngere Kinder im Haushalt, wählen nur 21,3 Prozent der Frauen Stellen in Vollzeit - und auch nur 38,1 Prozent der Männer.
"Hier deutet sich an: Paare wollen heutzutage Erwerbs- und Sorgearbeit anders aufteilen", sagte Michaela Hermann, Arbeitsmarktexpertin der Bertelsmann Stiftung. "Dazu müssen sie Arbeitszeiten flexibler an ihre Bedürfnisse anpassen können."
Arbeitszeiten sollten flexibler werden
Die Arbeits- und Fachkräftesicherung werde in den kommenden Jahrzehnten zu den zentralen arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen gehören, unterstrich die Stiftung. Eine stärkere Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt, eine Erhöhung ihres Arbeitszeitumfangs sowie eine familienfreundliche Arbeitszeitkultur rückten damit stärker in den Fokus.
Arbeitszeiten sollten daher flexibler an die Bedürfnisse der Erwerbstätigen angepasst werden, mahnte die Stiftung. Sowohl bei Männern als auch Frauen sei sehr viel Sympathie für vollständig flexible Arbeitszeiten ohne feste Kernzeiten festgestellt worden. Es habe sich zudem gezeigt, dass Familienfreundlichkeit die Stellenangebote attraktiver mache.