Deutscher Erntebericht 2024 Klimafolgen sorgen für schlechte Ernte
Landwirte kämpfen mit den Folgen des Klimawandels. Für die Ernte in Deutschland erwartet das Agrarministerium teils deutliche Einbußen. Zufriedene Gesichter dürfte es nur bei den Hopfen-Anbauern geben.
Der jährliche Bericht des Bundesagrarministeriums zeigt das erwartete Übel schwarz auf weiß: Die deutsche Ernte wird in diesem Jahr wohl unterdurchschnittlich ausfallen - teilweise sogar sehr deutlich. Fast alle Bereiche verbuchen der vorläufigen Berechnung zufolge schlechte Prognosen.
Besonders getroffen hat es in in diesem Jahr den Getreideanbau: Mit 34,5 Millionen Tonnen fällt die Ernte voraussichtlich neun Prozent geringer aus als im Vorjahr. Mit einem Minus von 14,8 Prozent sieht die Bilanz speziell beim Winterweizen besonders schlecht aus. Hier gab im vergangenen Herbst durch die extreme Nässe viele Probleme bei der Aussaat.
Doch es gibt auch gute Nachrichten: Der Landwirtschaft sei es laut Bericht gelungen, die Lücken durch Sommerweizen weitestgehend auszugleichen - die Ernte wurde im Vergleich zum Vorjahr fast vervierfacht.
Schlechte Zahlen für Kartoffeln, Obst und Wein
Die Flächen für den Kartoffelanbau wurden zwar um neun Prozent gesteigert, dennoch erwartet das Ministerium Eibußen von sechs Prozent in diesem Bereich. Bereits 2023 wurde die Ernte durch Nässe erschwert, in diesem Jahr verzögerten die Niederschläge die Auspflanzungen.
Die Anbauer von Raps verzeichnen im Gegensatz zu 2023 zwar 14,3 Prozent weniger Ernte - doch im Schnitt der letzten sechs Jahre ist das nur ein Rückgang von 1,6 Prozent.
Schlechter sieht es beim Anbau von Obst aus. Erst verursachte der warme Winter eine frühe Blüte, dann schädigte der späte Frost sie im April. Allein bei den Äpfeln wird mit rund 25 Prozent weniger Ernte gerechnet als im Zehn-Jahres-Schnitt.
Auch im Hinblick auf die anstehende Weinlese zeichnet der Bericht ein eher negatives Bild. Der Aprilfrost habe insbesondere bei Neuanlagen teilweise zum Totalausfall geführt, die Feuchtigkeit danach vielfach dann zum Aufplatzen der Trauben.
Deutschland wieder Hopfen-Spitzenreiter
Gute Stimmung dürfte es nur bei den Hopfen-Anbauern geben: "Seit diesem Jahr ist Deutschland wieder der weltweit größte Hopfenerzeuger, nachdem in den letzten neun Jahren die USA die Spitzenposition innehatte", heißt es vom Agrarministerium. Für die jetzt anlaufende Ernte wird mit 49.000 Tonnen sogar ein leicht überdurchschnittlicher Ertrag erwartet.
Grund für die schlechte Ernte ist vor allem das Wetter bedingt auch durch den Klimawandel. Extremwetter häufen sich. Der Dauerregen Ende 2023 machte die Ausbringung von Saatgut nur schwer möglich - oder verhinderte sie an manchen Orten sogar ganz. Diese Schwankungen verursachen auch zunehmend Probleme mit Schädlingen und Pilzen.
Anpassungen an Klima notwendig
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir folgerte aus den Zahlen: "Klimaschutz ist auch Schutz unserer Ernten." Özdemir sagte, die Landwirtinnen und Landwirte hätten Großes geleistet und die Speicher trotz teils extremer Wetterbedingungen gefüllt. Es sei in vielen Betrieben längst Realität, sich an den Klimawandel anzupassen.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert als Reaktion auf den Bericht mehr Einsatz von Özdemir - ohne "erneut vor der Agrarlobby einzuknicken, die klimabedingten Ertragseinbrüchen mit mehr Chemie und Gülle auf den Äckern begegnen" wolle.