Kryptowährung gewinnt an Wert Bitcoin übersteigt erstmals 100.000 Dollar
Zum ersten Mal hat der Bitcoin mehr als 100.000 Dollar gekostet. In der Nacht sprang der Kurs der bekanntesten Kryptowährung stark nach oben und knackte die runde Marke - auch wegen des Wahlsiegs von Donald Trump.
Gut 16 Jahre nach der Gründung des Bitcoin hat die Kryptowährung erstmals einen Wert von 100.000 Dollar erreicht. Die älteste und bekannteste Digitalwährung kletterte in der vergangenen Nacht an den Finanzmärkten stark nach oben und knackte ein Rekordhoch nach dem anderen. Zwischenzeitlich stand der Kurs bei 103.620 Dollar, am frühen Morgen lag er mit rund 102.600 Dollar leicht darunter.
Seit Beginn des Jahres hat sich der Wert der Digitalwährung mehr als verdoppelt. Die Marktkapitalisierung des Bitcoins beträgt mittlerweile mehr als zwei Billionen Dollar. Zum Vergleich: Anfang 2024 lag sie noch unter 900 Milliarden Dollar. Der Bitcoin dominiert damit den Markt der etwas mehr als 10.000 Kryptowährungen. Die Marktkapitalisierung aller Digitalwährungen taxiert der Anbieter Coinmarketcap.com auf knapp 3,7 Billionen Dollar.
"Trump-Effekt" im Kryptomarkt
Allein seit der US-Präsidentschaftswahl am 4. November konnte der Bitcoin um fast 50 Prozent zulegen. Nach dem Sieg von Donald Trump erwarten Anlegerinnen und Anleger eine kryptofreundliche US-Regierung und laxere Vorschriften. Während in der Vergangenheit oft über Maßnahmen zur Regulierung von Cyber-Devisen nachgedacht wurde, hat Trump angekündigt, die USA zum "Krypto-Zentrum des Planeten" zu machen.
In der Nacht wurde die Party-Stimmung der Krypto-Szene zusätzlich durch die Ankündigung von Trump angeheizt, den Krypto-Befürworter Paul Atkins zu seinem Wunschkandidaten als Chef der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC zu machen. Der bisherige SEC-Vorsitzende Gary Gensler war eher für seinen harten Kurs gegenüber Digitalwährungen bekannt. Gensler hatte am 21. November angekündigt, mit dem Einzug Trumps ins Weiße Haus im Januar von seinem Posten zurückzutreten.
Für viele Krypto-Investoren war Gensler ein rotes Tuch. Unter seiner Führung setzte die SEC generell strikte Regeln für Geschäfte mit Digitalwährungen durch und ging hart gegen Betrugsfälle mit Krypto-Werten vor. Trump betonte auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social die Krypto-Affinität von Atkins: "Er erkennt auch an, dass digitale Assets und andere Innovationen entscheidend sind, um Amerika größer zu machen als je zuvor."
Kauft die US-Regierung aktiv Bitcoins?
Sollte Atkins tatsächlich SEC-Chef werden, rechnen Experten damit, dass weitere Krypto-ETFs zugelassen werden. Bislang gibt es nur Bitcoin und Ether als ETFs in den USA. Die Abkürzung ETF steht für Exchange Traded Funds, übersetzt also börsengehandelter Indexfonds. Außerdem hoffen viele Anlegerinnen und Anleger, dass die neue US-Regierung unter Trump ein Gegengewicht zur staatlichen Gold-Reserve in Bitcoin anlegen wird. Die USA besitzen über 8.100 Tonnen des Edelmetalls im Wert von rund 670 Milliarden Dollar und sind damit der größte bekannte Goldinvestor der Welt.
Im Wahlkampf blieb jedoch unklar, ob Trump lediglich von Straftätern beschlagnahmte Bitcoin-Bestände in einer Kryptoreserve anhäufen möchte oder seine Regierung aktiv Bitcoins aufkaufen wird. Die republikanische Senatorin Cynthia Lumis aus dem US-Bundesstaat Wyoming, die als eine Vertraute von Trump gilt, hatte vorgeschlagen, im Zeitraum von fünf Jahren insgesamt eine Million Bitcoins anzukaufen und für mindestens 20 Jahre zu halten. Da die Höchstmenge auf 21 Millionen Stück begrenzt ist, wären das knapp 4,8 Prozent der Bitcoin-Gesamtbestände.
Als eine weitere Ursache für den Wertzuwachs sehen Experten die Anlagestrategie des US-Unternehmens MicroStrategy. Firmenchef Michael Saylor gilt als "Hardcore-Bitcoiner" und schaffte bislang umgerechnet rund 32 Milliarden Dollar in der Digitalwährung mit Geld aus Unternehmensanleihen an. Kürzlich hatte MicroStrategy die Aufnahme neuer Schulden in Höhe von 2,6 Milliarden Dollar angekündigt. Die Verschuldung erfolgt über die Ausgabe von sogenannten Wandelanleihen und ist institutionellen Investoren vorbehalten. Das frische Kapital will MicroStrategy wiederum in Bitcoin investieren.
Zocken mit dem "Spekulationsobjekt Bitcoin"
Zum jüngsten Kursanstieg trug zudem die Tatsache bei, dass es nach den Zulassungen von Bitcoin-ETFs in den USA Anfang Januar nun auch möglich ist, Bitcoin-Optionen zu handeln, also auf den weiteren Kursverlauf zu wetten. Damit können sich insbesondere größere Investoren beim Einstieg in den Bitcoin gegen fallende Kurse absichern. Dafür benutzt man typischerweise sogenannte Put-Optionen, schließt also für kleines Geld eine Wette auf sinkende Kurse ab. Das ist seit Mittwoch möglich. Zudem können Wetten auf steigende Kurse, sogenannte Call-Optionen, als weiteres Vehikel dafür verwendet werden, um mit noch höherem Risiko auf höhere Bitcoin-Preise zu wetten.
Am ersten Handelstag wurden allein auf den Bitcoin-ETF von BlackRock Optionen im Wert von knapp zwei Milliarden Dollar gehandelt. 82 Prozent der Investoren wetteten auf steigende Kurse (Calls), nur 18 Prozent setzten auf fallende Preise. Viele private Anlegerinnen und Anleger, die bislang den Bitcoin mieden, stellen sich jetzt die Frage, ob sie nicht einen lukrativen Trend verpasst haben. Krypto-Influencer wie Roman Reher, der auf YouTube den Bitcoin-Kanal "Blocktrainer" betreibt, sagt immer wieder, dass es für einen Einstieg in Bitcoin nie zu spät sei. Der Bitcoin-Kurs kenne trotz großer Schwankungen langfristig nur eine Richtung, nämlich nach oben.
Verbraucherschützer warnen dennoch davor, sich vom Kryptofieber anstecken zu lassen. Ob sich der Bitcoin, Varianten davon oder andere Kryptowährungen mittelfristig als Alternative zu herkömmlichen Geldsystemen durchsetzen, könne niemand seriös vorhersagen, heißt es bei der Verbraucherzentrale. "Die Entwicklung der letzten Jahre ging immer mehr weg von der Idee eines alternativen Zahlungsmittels und hin zu einem Spekulationsobjekt."
Verbraucherschützer sehen mehrere Risiken: massive Kursschwankungen bis hin zum Totalverlust und die fehlenden Sicherungssysteme. Deshalb sei der Bitcoin als Geldanlage für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht zu empfehlen. Außerdem verbrauchten Kryptowährungen durch die damit verbundenen Rechnerleistungen enorme Mengen an Strom, weshalb Kritiker sie als klimaschädlich ansehen.