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Cyberdevise, "Klimakiller", Geldwäsche-Hilfe Was man über den Bitcoin wissen sollte

Stand: 05.12.2024 11:01 Uhr

Ein Bitcoin wird inzwischen für mehr als 100.000 Dollar gehandelt. Wie funktioniert die Kryptowährung? Kann man damit bezahlen? Welche Gefahren sind mit ihrem Boom verbunden? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Von Till Bücker, ARD-Finanzredaktion

Was ist der Bitcoin?

Der Bitcoin - erfunden im Jahr 2009 - bedeutet übersetzt "digitale Münze" und ist die mit Abstand größte, älteste und bekannteste Kryptowährung. Die Marktkapitalisierung beträgt nach Berechnungen der Plattform Coinmarketcap.com inzwischen über zwei Billionen Dollar. Alle Digitalwährungen zusammen kommen demnach auf einen Wert von insgesamt 3,7 Billionen Dollar - der Bitcoin hat daran also einen Anteil von knapp 55 Prozent.

Die Technologie hinter dem Bitcoin heißt Blockchain und ist "open source", also öffentlich einsehbar. Wie in einem digitalen Logbuch können Daten sicher, aktuell, anonym, transparent und innerhalb von wenigen Minuten über das Internet übermittelt werden. Diese "Block-Kette" besteht aus unendlich vielen (Daten-)Blöcken, in denen alle Transaktionen gespeichert werden. Die Blockchain aktualisiert sich alle zehn Minuten.

Wie wird Bitcoin hergestellt?

Bitcoin wird meist in riesigen "Mining-Farmen" in Ländern mit niedrigen Strompreisen hergestellt. Dort rechnen zahlreiche Computer rund um die Uhr, um die nächste "Rechenaufgabe" zu lösen, also einen weiteren Datenblock zu finden in der Bitcoin-Blockchain. Das sogenannte Schürfen ist ein kostspieliges und energieintensives Unterfangen, das Ressourcen, Umwelt und das Klima massiv belastet. Aufgrund hoher Strompreise haben private Miner mittlerweile kaum noch eine Chance gegen professionelle Farmbetreiber. Denn je mehr von ihnen sich auf die Suche nach neuen Blöcken machen, desto höher ist der Schwierigkeitsgrad.

Die Informationen einer Transaktion werden schließlich in einer Datenbank im Bitcoin-Netzwerk aneinandergehängt. Weltweit bestätigen die Miner die Korrektheit und speichern sie in einem Block der Kette. Für die Bereitstellung ihrer Rechenkapazität und die wechselseitigen Kontrollen erhalten diejenigen, deren Hardware zuvor den neuesten Block gefunden hat, eine bestimmte Zahl an neu geschaffenen Bitcoin. Jedes Mal, wenn 210.000 neue Blöcke gefunden wurden, halbiert sich diese Belohnung. Das nennt sich in Fachkreisen "Halving".

Kann mit dem Bitcoin bezahlt werden?

Der Wert eines Bitcoin schwankt seit Jahren massiv. Auf gigantische Kurseinbrüche folgten rasante Rallys, auf Rekorde der nächste Absturz. Daher ist die Währung als Zahlungsmittel Experten zufolge wenig geeignet, sondern wird eher zur spekulativen Geldanlage genutzt. Nichtsdestotrotz können Verbraucherinnen und Verbraucher an einigen Stellen mit dem Bitcoin zahlen. In privaten Geschäften zwischen Einzelpersonen oder, wie man es bei einer digitalen Währung vermuten würde, im Online-Handel.

So ist das Bezahlen mit Bitcoin mittlerweile bei Gaming-Portalen wie Steam und Xbox von Microsoft oder Dating-Plattformen verbreitet. Aber auch beim Essenlieferdienst Lieferando ist es seit einigen Jahren möglich, mit Bitcoin zu bezahlen. Viele Online-Händler wie Amazon oder Zalando halten sich dagegen noch zurück. Bei anderen Shops wird zwar das direkte Zahlen nicht angeboten, dafür bieten bestimmte Portale allerdings das Umtauschen von Bitcoin in Gutscheine für verschiedene Anbieter an.

Darüber hinaus kann auch in einigen Geschäften und Lokalen vor Ort - etwa de Kette Subway - oder Transportdiensten mit Bitcoin gezahlt werden. Allerdings ist diese Zahl noch sehr gering. Zudem gibt es Krypto-Bezahlfunktionen über MasterCard und PayPal - zumindest in den USA.

Wie funktioniert die Nutzung und der Handel?

Um den Bitcoin zu nutzen oder mit ihm zu handeln, ist erst einmal eine digitale Geldbörse ("Wallet") nötig. Darin können die digitalen Münzen verwaltet werden. Sie ermöglicht den Zugriff auf die verknüpften Adressen in der Blockchain. Die Wallets gibt es in unterschiedlichen Formen: als Programm für den PC, bei einem Online-Dienst oder auch als eigenes Gerät, das über die USB-Schnittstelle mit einem Rechner verbunden wird. 

Gekauft werden können Bitcoins an einer Kryptobörse oder an physischen Automaten. Übrigens müssen Anlegerinnen und Anleger dafür nicht direkt 100.000 Dollar zahlen. Auch kleinere Einheiten der Kryptowährung, Satoshi genannt, können erworben werden. Anschließend sind die Bitcoins in der Wallet gespeichert. Der Unterschied zu einem Bankkonto ist, dass nicht der Name in der Kontoadresse steht, sondern eine kryptische Zahl, die den Inhaber anonym bleiben lässt. Davon können beliebig viele angelegt werden. Die Zugangsdaten dürfen nicht verloren werden, denn ein Zugriff ist dann nicht mehr möglich.

Ein Bezahlvorgang mit Bitcoin muss derweil erst im Netzwerk verifiziert werden. Das kann wenige Minuten oder mehrere Stunden dauern. Außerdem werden Gebühren erhoben, die an die Miner gehen. Eine Rückgabe ist in den meisten Fällen ausgeschlossen, da der Zahlungsempfänger anonym bleibt.

Wie wird der Bitcoin kontrolliert?

Die Kontrolle ist einer der großen Unterschiede zu herkömmlichen Devisen. Hinter den digitalen Zahlungsmitteln steht kein Staat und auch keine Notenbank. Sie werden dezentral kontrolliert. Alle Informationen werden auf der Blockchain gespeichert und können nicht geändert werden, ohne dass es auffällt. Fälschungen sind deshalb nach bisherigem Forschungsstand nicht möglich. Die Blockchain ist wie eine Datenbank, in der alles nachvollzogen werden kann. Die Verschlüsselung der Transaktionen läuft über alle Computer im Bitcoin-Netzwerk.

Gleichzeitig ist die fehlende Kontrolle einer der größten Kritikpunkte am Bitcoin. Zum einen sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für Kryptowährungen weltweit uneinheitlich und entwickeln sich stetig weiter. Zum anderen ist der Bitcoin ein Einfallstor für kriminelle Zahlungsströme. Cyberdevisen sind laut dem Crime Report der New Yorker Firma Chainalysis wegen ihrer Anonymität besonders bei Erpressungen, Geldwäsche, illegalen Geschäften im Darknet und Kinderpornografie im Einsatz.

Wie entsteht der Preis?

Dem Bitcoin ist kein realer Wert unterlegt. Der Preis basiert ausschließlich auf dem Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Auch eine Wechselkurspolitik wie bei traditionellen Währungen gibt es nicht. Aber: Wie bei klassischen Währungen wie dem Euro oder dem Dollar spielt auch bei den Kryptowährungen Vertrauen eine große Rolle. Ist die Nachfrage höher als das Angebot, klettert der Preis für einen Bitcoin - und andersherum. Trotzdem lässt sich durch die geringe Regulierung im Vergleich zu anderen Anlageklassen nur schwer nachvollziehen, wer kauft und warum.

Nach Angaben des Portals BitInfoCharts gehören knapp 93 Prozent aller Bitcoin-Einheiten zu lediglich 1,82 Prozent aller Adressen in der Blockchain. Zwar sind darunter auch Sammelkonten von Handelsplattformen, auf denen diese die Coins ihrer Kundinnen und Kunden bündeln. Trotzdem zeigt die Verteilung aber, dass die große Mehrheit von Bitcoins auf nur sehr wenigen Konten liegt - deren Besitzer dementsprechend für große Kursbewegungen sorgen könnten.

Worauf sollten Verbraucherinnen und Verbraucher achten?

Neben den teils heftigen Kursschwankungen, die eine Anlage mit Kryptowährungen sehr riskant machen, gibt es noch weitere Gründe, warum private Verbraucherinnen und Verbraucher bei dem Thema sehr vorsichtig sein sollten. Denn in der Branche gibt es viele dubiose Anbieter für den Handel mit Bitcoin und anderen "Cyberdevisen" wie Ether. Allein in den vergangenen zwei Jahren sind vier große Börsen pleite gegangen - darunter FTX, deren Gründer und Chef Sam Bankman-Fried zu einer langen Haftstrafe verurteilt wurde. Sollten sich Interessiert dennoch zum Kauf entscheiden, sollten sie unbedingt vorher den jeweiligen Anbieter überprüfen. Im besten Fall sollte ein Handelsplatz oder ein Bitcoin-Broker von der deutschen Finanzaufsicht BaFin überwacht werden.

Warum befindet sich der Bitcoin auf Rekordhoch?

Der Kurs Bitcoin knackte in der vergangenen Nacht erstmals in seiner Geschichte die 100.000 Dollar-Marke. Seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten Anfang November hat er damit fast 50 Prozent zugelegt. "Die Hoffnung ist, dass Washington in Zukunft sehr kryptofreundlich wird", erklärte Timo Emden von Emden Research kürzlich gegenüber der ARD-Finanzredaktion. "Anleger setzen gerade darauf, dass Trump ab Januar liefern wird."

Auch andere Marktbeobachter sprechen mit Blick auf den steilen Kursanstieg des Bitcoin von einem klassischen "Trump-Trade" - der Kryptomarkt gilt als einer der ganz großen Profiteure des Trump-Siegs. Im Sommer hatte sich der Republikaner selbst zum "Bitcoin-Präsidenten" gekürt und verkündet, die USA zum "Krypto-Zentrum des Planeten" zu machen. Dazu will Trump das regulatorische Umfeld für Kryptowährungen lockern und eine "nationale Reserve" in Bitcoin anlegen. Außerdem soll Krypto-Befürworter Paul Atkins der Chef der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 07. Januar 2021 um 08:35 Uhr.