Blick in den Handelssaal der Frankfurter Börse.
marktbericht

Vor der Fed-Sitzung Zinshoffnungen beflügeln die Kurse

Stand: 17.09.2024 18:17 Uhr

Kommt es morgen doch zu einem großen Zinsschritt der amerikanischen Notenbank? Die Spekulation darauf bescherte dem DAX einen freundlichen Tag. An der Wall Street gibt es zu Beginn neue Höchststände.

Endlich wieder sinkende Zinsen auch in den USA: Die Aussicht darauf bescherte dem deutschen Aktienmarkt heute moderate Gewinne. Der DAX schloss 0,5 Prozent höher bei 18.726 Punkten. Zeitweise stieg der deutsche Leitindex über 18.800 Punkte und näherte sich damit seinem Rekordstand von Anfang des Monats bei 18.990 Zählern an.

Die aktuellen ZEW-Konjunkturerwartungen zeichneten indes weiter ein trübes Bild von der deutschen Konjunktur. Das Barometer für die Aussichten in den kommenden Monaten sank um 15,6 Punkte auf 3,6 Zähler. Das ist bereits der dritte Rückgang in Folge und der niedrigste Wert seit fast einem Jahr. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 17,0 Punkte gerechnet.

Zudem wiesen Marktbeobachter erneut auf die ungünstige Saisonalität für den Aktienmarkt hin. "Die zweite Septemberhälfte zählt zu den schwächsten Phasen am Aktienmarkt", betonten etwa die Analysten von Index Radar.

Morgen entscheidet die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) über ihren Zinskurs. Am Markt gilt als sicher, dass die Währungshüter zum ersten Mal seit mehr als vier Jahren den Leitzins senken und damit die Zinswende in den USA einleiten. Das Ausmaß und die Abfolge künftiger Zinsschritte ist jedoch offen und von Konjunkturdaten abhängig. 

"Lange war eine Zinsentscheidung nicht so spannend wie die morgige", meinte Analyst Thomas Altmann von QC Partners. Klar sei die Richtung, offen jedoch das Ausmaß. "Und seit gestern geht die Tendenz an den Börsen ganz klar in Richtung XL-Senkung um 50 Basispunkte". Das wäre der große Zinsschritt. Tatsächlich deutet die Positionierung der Marktteilnehmer an der Chicagoer Terminbörse mehrheitlich auf einen solchen Schritt hin.

An der Wall Street führten die Zinsspekulationen im frühen Handel zu neuen Höchstständen. Der Dow Jones erreichte im bisherigen Verlauf bis zu 41.836 Punkte.

Dabei stärkten die aktuellen Konjunkturdaten die Erwartung eines großen Zinsschrittes nicht. So fuhren die US-Unternehmen ihre Produktion im August stärker als erwartet hoch. Industrie, Versorger und Bergbau meldeten einen Anstieg von 0,8 Prozent, während von Reuters befragte Volkswirte nur mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet hatten. Zudem legten die Umsätze des Einzelhandels in den USA im August unerwartet um 0,1 Prozent zu.

Update Wirtschaft vom 17.09.2024

Bo Hyun Kim, HR, Update Wirtschaft, 17.09.2024 09:00 Uhr

Der Kurs des Euro ist heute etwas gesunken. Marktbeobachter sprachen von einer leichten Gegenbewegung nach jüngsten Kursgewinnen. Vor der Zinsentscheidung hielten sich die Anleger eher zurück, sagten Marktbeobachter. Am frühen Abend wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1118 Dollar gehandelt und damit etwas niedriger als am Vorabend.

Die Ölpreise zogen im Verlauf an. Am frühen Abend kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November 73,74 Dollar. Das waren 1,1 Prozent mehr als gestern. Bereits zu Beginn der Woche war der Preis für US-Öl wieder über die Marke von 70 Dollar gestiegen.

Der kriselnde Chipkonzern Intel legt den Bau eines Werks in Magdeburg auf Eis. Das Projekt werde voraussichtlich um zwei Jahre verzögert, teilte Firmenchef Pat Gelsinger mit. Das Unternehmen hatte in Sachsen-Anhalt den Bau von zunächst zwei Chip-Fabriken angekündigt, leitete kürzlich aber ein Sparprogramm ein. Der erste Spatenstich war für dieses Jahr angepeilt worden. Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr staatliche Hilfen von 9,9 Milliarden Euro für die Ansiedlung in Aussicht gestellt. Nun stellt sich die Frage, ob das Projekt je realisiert wird.

Die angekündigte Verschiebung des Intel-Großprojekts in Magdeburg hat auf den Bau der ersten Chipfabrik des taiwanesischen Halbleiterkonzerns TSMC in Dresden keinen Einfluss. "Es bleibt bei den Plänen. Die Projekte in Magdeburg und Dresden sind unabhängig voneinander", sagte der Geschäftsführer des Branchennetzwerkes Silicon Saxony, Frank Bösenberg, auf dpa-Anfrage. Man blicke optimistisch in die Zukunft.

Am Nachmittag gerieten die Aktien der Rüstungsunternehmen unter Druck. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, einige der ukrainischen Verbündeten hätten Gespräche darüber begonnen, wie der Kampf gegen die russische Invasion enden könnte. Im DAX büßte die Rheinmetall-Aktie fast sieben Prozent ein, Hensoldt im MDAX verlor über sieben Prozent.

Der Spezialchemiekonzern Evonik will mit einer neuen Innovationsstrategie seinen Umsatz ankurbeln. Der Essener MDAX-Konzern wolle damit auf Basis des Jahres 2023 bis 2032 einen zusätzlichen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro erreichen, kündigte er heute an. Evonik fokussiert und bündelt die Forschung und Entwicklung künftig in drei großen Themenbereichen: biobasierte Lösungen, Energiewende und Kreislaufwirtschaft. "Die drei neuen Innovationswachstumskerne adressieren die relevantesten Nachhaltigkeitstrends in unseren Geschäften", sagte Evonik-CIO Ralph Marquardt.

Nach dem angekündigten Verbot des Zusammenschlusses von Super RTL und dem Kindersender Nickelodeon durch das Bundeskartellamt haben die Sender ihre Fusion abgesagt. RTL und die Nickelodeon-Mutter Paramount hätten die Anmeldung des Vorhabens zurückgezogen, teilten die Wettbewerbshüter mit. "Das von RTL und Paramount geplante Zusammenschlussvorhaben hätte den Bereich der Bewegtbildwerbung für die Zielgruppe Kinder von drei bis 13 Jahren betroffen", erklärte Kartellamts-Chef Andreas Mundt. Dieser Werbemarkt weise so deutliche Besonderheiten auf, dass er von sonstiger Werbung abzugrenzen gewesen sei.

Microsoft will eigene Aktien in Milliardenhöhe zurückkaufen und seinen Aktionären eine deutlich höhere Dividende auszahlen. Insgesamt will das zweitwertvollste Unternehmen der Welt 60 Milliarden Dollar in die Hand nehmen, um eigene Papiere zu erwerben, teilte der Konzern mit. Der Aktienrückkauf habe kein Enddatum und könne jederzeit beendet werden. Zudem will Microsoft seinen Anteilseignern mit 83 Cent je Aktie eine um zehn Prozent höhere Quartalsdividende ausschütten. Bislang gab es pro Schein 75 Cent. Bei rund 7,43 Milliarden Aktien derzeit werden über die Quartalsdividende also etwas mehr als sechs Milliarden Dollar ausgeschüttet.

Nach dem Start des zusammen mit Ford entwickelten neuen VW-Transporters kann sich Volkswagen eine Erweiterung der Kooperation vorstellen. "Wir sind sehr zufrieden mit unserer Zusammenarbeit", sagte der Chef der Sparte mit leichten Nutzfahrzeugen VWN, Carsten Intra, der Deutschen Presse-Agentur. "Und wir prüfen immer, welche Ausbaumöglichkeiten der Kooperation es noch gibt. Denn wir ergänzen uns an vielen Stellen wirklich gut." Ford und VW hatten 2020 eine umfangreiche Kooperation bei leichten Nutzfahrzeugen vereinbart. Später wurde sie auch auf E-Autos erweitert.

Amazon-Angestellte sollen bald wieder fünf Tage pro Woche ins Büro kommen. Das gemeinsame Arbeiten sei effizienter und schweiße die Teams mehr zusammen, argumentierte Konzernchef Andy Jassy in einer E-Mail an die Mitarbeiter. Aktuell darf man bei Amazon grundsätzlich zwei Tage pro Woche im Homeoffice bleiben. Die neue Regelung solle von Anfang Januar an gelten, damit die Beschäftigten ihre Lebensumstände daran anpassen könnten, schrieb Jassy.

Sieben Wochen vor der US-Präsidentenwahl schiebt der Facebook-Konzern Meta der Verbreitung russischer Staatspropaganda über Medien wie den TV-Sender RT einen Riegel vor. RT (vormals Russia Today) sowie mehrere angeschlossene Organisationen werden weltweit aus den Apps des Unternehmens verbannt, wie Meta mitteilte. Zum Konzern gehören neben Facebook unter anderem Instagram, WhatsApp und Threads. In der EU ist RT bereits seit Frühjahr 2022 wegen Desinformations-Kampagnen rund um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine gesperrt.

Der Vertrag des seit drei Jahren amtierenden Aixtron-Chefs Felix Grawert ist bis Ende August 2030 verlängert worden. Während seiner Zeit als Vorstandschef sei er maßgeblich am Erfolg des Unternehmens im Bereich Leistungselektronik beteiligt gewesen und habe den Umsatz mehr als verdoppelt, begründete der Aufsichtsrat die Vertragsverlängerung. Der im MDAX gelistete Chipanlagenbauer hatte zuletzt wegen schwacher Geschäfte seine Jahresziele gesenkt und peilt 2024 einen Umsatz von 620 bis 660 Millionen Euro an sowie eine operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) von rund 22 bis 25 Prozent.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 17. September 2024 um 09:00 Uhr.