Bagger stehen auf der Baustelle für das Intel-Werk in Magdeburg

Krise beim Chiphersteller Intel legt Bau von Fabrik in Magdeburg auf Eis

Stand: 16.09.2024 23:48 Uhr

Ein umfassendes Sparprogramm hatte Intel kürzlich schon angekündigt, der Bau einer Fabrik in Magdeburg stand aber eigentlich nicht zur Disposition. Jetzt aber pausiert der Chiphersteller das Projekt für zwei Jahre.

Der kriselnde Chipkonzern Intel legt den Bau eines Werks in Magdeburg auf Eis. Das Projekt werde voraussichtlich um zwei Jahre verzögert, teilte Firmenchef Pat Gelsinger mit. Intel kämpft mit Verlusten und hat ein Sparprogramm eingeleitet.

Der Konzern hatte in Sachsen-Anhalt den Bau von zunächst zwei Chipfabriken angekündigt. Der erste Spatenstich war für dieses Jahr angepeilt worden. Dabei sollten rund 3.000 Arbeitsplätze entstehen. Die Investition wurde auf rund 30 Milliarden Euro beziffert.

Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr staatliche Hilfen von 9,9 Milliarden Euro für die Ansiedlung in Aussicht gestellt. Bei Ökonomen stieß die staatliche Förderung auf Kritik. Ifo-Präsident Clemens Fuest etwa bezeichnete die Subventionen für die Ansiedlung in Magdeburg als "fragwürdig".

Noch vor wenigen Monaten hatte Gelsinger gesagt, dass in Magdeburg die modernsten Produktionsverfahren zum Einsatz kommen sollten, mit denen Intel zur erfolgreicheren Konkurrenz aufschließen will. Der Produktionsbeginn war für 2027 oder 2028 erwartet worden.

Großes Sparprogramm angekündigt

Intel steht schon seit einer Weile unter Druck. Allein im vergangenen Quartal fuhr der Konzern einen Milliardenverlust ein - und Analysten rechnen noch mit weiteren roten Zahlen.

Gelsinger steuert gegen und kündigte Anfang August den Abbau von rund 15.000 Arbeitsplätzen an. Das sind etwa 15 Prozent der Belegschaft. Insgesamt will er zum kommenden Jahr mehr als zehn Milliarden Dollar einsparen. Auch die Pläne in Polen werden für diese Zeit ausgesetzt.

Zugleich bekräftigte Intel Investitionen in neue Werke im Heimatmarkt USA und entwickelt neue Chips mit der Cloud-Sparte von Amazon. Zu Gelsingers Strategie gehört, dass Intel stärker zum Auftragsfertiger für andere Chip-Entwickler wird. Dabei soll der Konzern modernste Produktionsverfahren meistern, um im Wettbewerb gegen etablierte Produzenten wie TSMC aus Taiwan zu bestehen. Teil dieser Pläne war auch der Bau des Werks in Magdeburg.

Langes Prüfverfahren

Eine erste Baugenehmigung für die Fabriken in Magdeburg war vor einigen Wochen erteilt worden. Dem war eine mehrmonatige Prüfung eines rund 2.000-seitigen Bauantrages und eines Anhörungsverfahrens von Verbänden und Kommunen vorausgegangen. Die EU-Kommission hätte der Förderung der Bundesregierung noch zustimmen müssen.

Vertreter der Landesregierung von Sachsen-Anhalt hatten sich zuletzt immer wieder optimistisch gezeigt, dass die EU bis Ende des Jahres die staatlichen Hilfen freigeben und anschließend der Bau starten würde.

Finanzminister Christian Lindner sprach sich in einer Reaktion dafür aus, nicht benötigte Mittel für die Intel-Chipfabrik in Magdeburg für den Bundeshaushalt einzusetzen. "Alle nicht für Intel benötigten Mittel müssen zur Reduzierung offener Finanzfragen im Bundeshaushalt reserviert werden", schrieb der FDP-Vorsitzende auf der Plattform X. "Alles andere wäre keine verantwortungsbewusste Politik."