Börsenhändlerin in Frankfurt
marktbericht

DAX leicht im Minus Kein Risiko vor der Fed-Sitzung

Stand: 18.09.2024 12:54 Uhr

Der deutsche Aktienmarkt tritt auf der Stelle. Wenige Stunden vor der erwarteten Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed halten sich die Anlegerinnen und Anleger lieber zurück. Der DAX sinkt leicht.

Die Investoren am deutschen Aktienmarkt verharren im Wartemodus. Zu groß ist das Risiko vor der am Abend anstehenden Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve. Die Anlegerinnen und Anleger sind unsicher, wie groß die Zinssenkung ausfallen wird - und wie damit die allgemeine Entwicklung an den Börsen weitergeht.

Der DAX startete heute mit minimalen Gewinnen, drehte aber bereits in den ersten Handelsminuten ins Minus. Am Mittag verliert der deutsche Leitindex 0,1 Prozent und liegt bei 18.707 Punkten. Damit hält er sich weiter in Schlagweite zum Rekordhoch vom Monatsanfang bei knapp 19.000 Zählern. Gestern war das Börsenbarometer zeitweise über 18.800 Punkte gestiegen und hatte letztlich 0,5 Prozent höher bei 18.726 Punkten geschlossen.

Zumindest kurzfristig dürfte die heutige Zinsentscheidung der US-Notenbank den weiteren Weg für den DAX weisen. Als sicher gilt, dass die Fed die Zinswende in den Vereinigten Staaten einläutet. Nur das Ausmaß und die Abfolge künftiger Zinsschritte sind noch offen. Selbst eine "XL-Zinssenkung" um gleich 0,5 Prozentpunkte scheint möglich, die für neue Euphorie an den Börsen sorgen könnte.

Obwohl die Geldmarkt-Futures stärker auf einen großen Zinsschritt hinweisen, herrschen am Markt erhebliche Bedenken. "Lediglich Zeitungsartikel und Äußerungen ehemaliger Fed-Chefs führten dazu, dass ein größerer Schritt jetzt erwartet wird", heißt etwa es in einer Einschätzung vom Broker Index Radar. "Belastbare Konjunkturdaten, die diese Änderung rechtfertigen würden, gab es allerdings nicht."

Sollte es nur eine kleine Zinssenkung geben, könnte es aus Enttäuschung zu einer Korrektur an Aktien- und Anleihemärkten kommen, warnen die Volkswirte der Hessischen Landesbank. Allerdings sollte bei aller Unsicherheit über das Ausmaß der Zinssenkung nicht der weitere Zinspfad außer Acht gelassen werden. Nach Ansicht der Helaba dürften die US-Währungshüter hier "weitere Zinssenkungen signalisieren".

In der deutschen Industrie ist derweil der Auftragsbestand zum ersten Mal in diesem Jahr wieder gewachsen. Er stieg im Juli gemessen am Vormonat saison- und kalenderbereinigt um 1,0 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. "Das war der erste Anstieg des Auftragsbestands im Vormonatsvergleich seit Dezember 2023", so die Behörde. Zum Vorjahresmonat gab es allerdings kalenderbereinigt ein Minus von 4,3 Prozent. Beim Anstieg des Auftragsbestands im Juli halfen insbesondere Zuwächse beim Bau von Flugzeugen, Schiffen, Zügen und Militärfahrzeugen.

Der Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen für Wohnungen setzt sich zu Beginn der zweiten Jahreshälfte dagegen fort. Deren Zahl sank im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat um 19,2 Prozent auf 17.000, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Gemessen am Juli 2022 waren das 44,6 Prozent weniger. Die gestiegenen Finanzierungs- und Baukosten gelten als Gründe für den Abwärtstrend. Branchenverbände klagen zudem über zu viel Bürokratie.

Update Wirtschaft vom 18.09.2024

Bo Hyun Kim, HR

Der Kurs des Euro hat sich vor der Zinsentscheidung wenig bewegt. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1117 US-Dollar gehandelt und damit etwa auf dem gleichen Niveau wie am Vorabend.

Die britische Inflation ist im August unverändert geblieben und dürfte vorerst keine neue Zinssenkung nach sich ziehen. Die Verbraucherpreise lagen wie im Juli und wie erwartet um 2,2 Prozent höher als im Vorjahresmonat, wie das nationale Statistikamt ONS mitteilte. "Die heutigen Daten werden die Bank von England morgen wahrscheinlich nicht zu einer weiteren Zinssenkung bewegen", sagte Yael Selfin, Chefökonomin bei KPMG in Großbritannien.

Die Inflation in der Eurozone hat sich derweil spürbar abgeschwächt und den tiefsten Stand seit drei Jahren erreicht. Im August stiegen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 2,2 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat heute nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Die Inflationsrate im gemeinsamen Währungsraum ist damit so niedrig wie seit dem Sommer 2021 nicht mehr.

Die Ölpreise sind gesunken und haben damit die Erholung der vergangenen Handelstage vorerst gestoppt. Am Morgen kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November 73,24 Dollar. Das waren 46 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Oktober fiel um 47 Cent auf 70,72 Dollar.

Am Markt wurde auf einen Anstieg der US-Ölreserven verwiesen, der die Notierungen belastet habe. Der Interessenverband American Petroleum Institute (API) hatte in der vergangenen Woche einen Zuwachs der amerikanischen Lagerbestände an Rohöl um zwei Millionen Barrel verzeichnet. Am Nachmittag werden die offiziellen Daten der US-Regierung zur Entwicklung der Ölreserven erwartet, die für neue Impulse sorgen könnten.

Im Streit um eine Wettbewerbsstrafe in Höhe von 1,49 Milliarden Euro hat Google vor dem Gericht der EU einen Sieg errungen. Die EU-Kommission habe nicht hinreichend nachgewiesen, dass die Alphabet-Tochter bei Suchmaschinen-Werbung im Dienst "AdSense for Search" seine beherrschende Stellung missbraucht habe, entschieden die Richter. Gegen das Urteil kann noch vor dem Europäischen Gerichtshof vorgegangen werden.

Beim Flugzeugbauer Boeing sollen die Verhandlungen mit den streikenden US-Arbeitern heute weitergehen. Bei den vorherigen Gesprächen sei keine Einigung erzielt worden, teilte die Gewerkschaft IAM auf dem Kurznachrichtendienst X mit. "Nach einem ganzen Tag voller Vermittlungsversuche sind wir frustriert. Das Unternehmen ist nicht vorbereitet gewesen und hat sich nicht offen gezeigt, die Themen anzugehen, die man als wesentlich für die Beendigung dieses Streiks klar gemacht hat: Löhne und Rente."

Das Bundesfinanzministerium will die restlichen Commerzbank-Aktien des Bundes Insidern zufolge trotz des Interesses von UniCredit wie geplant verkaufen. Ziel sei, die Papiere zum höchstmöglichen Preis abzustoßen, selbst wenn das italienische Geldhaus dabei noch mehr Anteile erwerbe, sagten mit der Sache vertraute Quellen der Nachrichtenagentur Bloomberg. Commerzbank-Finanzchefin Bettina Orlopp forderte den Bund hingegen auf, angesichts einer möglichen Übernahme der Bank mit weiteren Aktienverkäufen abzuwarten.

Nach den mutmaßlich koordinierten Explosionen Hunderter tragbarer Funkempfänger im Libanon setzen die Lufthansa und Air France-KLM ihre Flüge nach Israel bis mindestens einschließlich Donnerstag aus. Beide Fluggesellschaften machten dafür die kurzfristige Veränderung der Sicherheitslage verantwortlich. Die Airlines der Lufthansa Group hätten mit sofortiger Wirkung entschieden, nicht nur alle Verbindungen von und nach Tel Aviv auszusetzen, sondern auch von und in die iranische Hauptstadt Teheran, teilte das Unternehmen mit. Der gesamte israelische und der iranische Luftraum würden umflogen.

Der angeschlagene Schweizer Solarhersteller Meyer Burger will Stellen abbauen. "Die erhebliche Verschlankung insbesondere in der gesamten Konzernstruktur wird zu einem Abbau der globalen Mitarbeiterzahl von aktuell etwa 1.050 auf voraussichtlich 850 zum Ende des Jahres 2025 führen", teilte das Unternehmen mit. Dabei sollten vor allem Stellen in Europa gestrichen werden, während in den USA ein Aufbau angedacht sei. Mit der Restrukturierung möchte Meyer Burger wieder Profitabilität erreichen.

Der weltgrößte Ölproduzent Saudi Aramco will zu einem bedeutenden Akteur im Flüssigerdgas-Geschäft (LNG) werden. Erste Schritte dazu habe das Unternehmen bereits unternommen, sagte der Chef der Erdgassparte von Aramco, Abdulkarim Al-Ghamdi. Im vergangenen Jahr erwarb der saudische Ölgigant für 500 Millionen Dollar eine Minderheitsbeteiligung an MidOcean Energy von EIG Global Energy Partners - sein erster Vorstoß in den ausländischen LNG-Markt. Diesen Monat erhöhte Aramco seinen Anteil auf 49 Prozent.

Der Softwarekonzern Microsoft und der Vermögensverwalter BlackRock wollen einen mehr als 30 Milliarden Dollar schweren Investmentfonds für Künstliche Intelligenz (KI) auflegen. Das Kapital des Fonds solle in den Bau von Rechenzentren und Energieprojekten fließen, die den wachsenden Anforderungen im Bereich KI gerecht würden, teilten die beiden Unternehmen mit. MGX, die in Abu Dhabi ansässige Investmentgesellschaft, werde als Partner fungieren, der KI-Chiphersteller Nvidia werde sein Fachwissen zur Verfügung stellen.

Von den Machern der populären Foto-App Snapchat gibt es die nächste Brille, die digitale Objekte in reale Umgebungen einblenden kann. Die neue Generation der "Spectacles" mit durchsichtigen Gläsern bietet eine bessere Qualität bei der Anzeige und schnellere Reaktionszeiten. Wie schon das vergangene Modell 2021 soll sie allerdings vorerst nicht an Verbraucher verkauft werden, sondern wird nur an Entwickler vermietet. Bei der sogenannten "erweiterten Realität" (AR, Augmented Reality) werden digitale Inhalte mit Hilfe von Projektoren und Lichtleitern ins Sichtfeld der Nutzer eingeblendet, während sie Brillen mit durchsichtigen Gläsern tragen.

Der österreichische Unternehmer Stefan Pierer verkauft die Mehrheit an dem erst im vergangenen Jahr erworbenen Nürnberger Kabel- und Bordnetzspezialisten Leoni nach China. 50,1 Prozent der Anteile an der Leoni AG sollen an den Elektronik-Zulieferer Luxshare gehen, teilte Leoni mit. Eine entsprechende Vereinbarung sei unterzeichnet worden. Die Vereinbarung habe einen "mittleren dreistelligen Millionenwert", sagte ein Sprecher. Die Kabelsparte von Leoni gehe zudem zu 100 Prozent an ein Joint-Venture unter Führung von Luxshare. Die Wettbewerbsbehörden müssen noch zustimmen.