Inflationsdaten wie erwartet US-Technologiewerte gefragt
Der neueste Inflationsbericht aus den USA half dem DAX nach oben und löste in New York eine Technologie-Rally aus. Manche Marktteilnehmer blickten aber bereits über die erwartete Zinssenkung hinaus.
Da die aktuellen Inflationsdaten wie erwartet ausfielen und die Zinserwartungen nicht weiter stören, starteten die US-Börsen mit Aufschlägen in den Tag. Zwar hat sich der Preisauftrieb in den USA etwas verstärkt. Die Verbraucherpreise stiegen im November zum Vorjahresmonat um 2,7 Prozent. Volkswirte hatten dies aber im Schnitt erwartet. Die Kerninflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel verharrte wie erwartet bei 3,3 Prozent.
"Der Anstieg der Inflationsrate dürfte die Fed nicht davon abbringen, in einer Woche eine Zinssenkung um 25 Basispunkte vorzunehmen. Der Leitzins liegt noch immer deutlich über der Inflationsrate. Damit sind die US-Währungshüter in einer komfortablen Situation", kommentierte Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Bei den Standardwerten blieb der Schwung allerdings überschaubar. Der Dow Jones bäumte sich nur vorübergehend auf und ging schließlich 0,22 Prozent tiefer bei 44.148 Punkten aus dem Handel.
Die Technologiewerte gingen dagegen nach den Daten in den Rally-Modus über. Da die Technologiefirmen überdurchschnittlich viel investieren und sich daher höher verschulden, ist die Zinsentwicklung für sie besonders wichtig. Mit Kursen über 21.700 Punkten markierte der Nasdaq 100 neue historische Höchststände. Viele große Technologietitel wie Alphabet oder Meta erreichten ebenfalls historische Höchststände. Am Ende notierte der Technologieindex 1,85 Prozent höher bei 21.763 Punkten.
Ob die US-Notenbank ihren Zinskurs im Frühjahr beibehält, ist allerdings ungewiss. Viele Marktteilnehmer erwarten angesichts der hartnäckigen Inflation und der robusten Verfassung des Arbeitsmarkts eine Zinspause.
Auch am deutschen Finanzmarkt hatten die Marktteilnehmer gespannt auf die US-Inflationsdaten gewartet. Der DAX zog in deren Folge um 0,34 Prozent auf 20.399 Punkte an, nachdem er zuvor stundenlang seitwärts tendiert hatte. Damit näherte sich der deutsche Leitindex wieder seinem Rekordhoch vom Montag bei knapp 20.462 Punkten.
Bereits morgen wird die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsentscheidung verkünden. An den Märkten wird eine erneute Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte erwartet. Allerdings ist einigen Experten zufolge auch ein großer Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten noch nicht ganz vom Tisch.
Am Devisenmarkt zeigt der Dollar weiterhin Stärke. Parallel dazu gab der Euro 0,4 Prozent auf 1,0490 Dollar nach. Gold konnte dem steigenden Dollar-Kurs trotzen und seine anfänglichen Verluste wieder wettmachen: Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostete am späten Abend 2.718 Dollar und damit 0,8 Prozent mehr als gestern.
Die Ölpreise zogen deutlich an. Ein Barrel (159 Liter) der Rohölsorte Brent aus der Nordsee kostete am späten Abend 73,65 Dollar, 2,2 Prozent mehr als gestern. Anleger setzen auf eine steigende Nachfrage aus China. Zudem sind die Ölreserven in den USA in der vergangenen Woche etwas stärker gesunken als erwartet. Die Rohölvorräte fielen um 1,4 Millionen auf 422,0 Millionen Barrel.
Derweil hat die OPEC die Prognosen für die weltweite Ölnachfrage in diesem und im nächsten Jahr den fünften Monat in Folge reduziert. Das Ölkartell verringerte die Prognose für den Anstieg der weltweiten täglichen Nachfrage in diesem Jahr um 210.000 Barrel. Das Ölkartell erwartet jetzt ein Wachstum der Nachfrage je Tag von 1,6 Millionen Barrel. Damit senkte das Kartell seine Prognose seit Juli um 27 Prozent. Für das Jahr 2025 wurde die Prognose um 90.000 auf 1,4 Millionen Barrel reduziert.
Im DAX war die Zalando-Aktie lange die größte Verliererin. Nach der angekündigten Übernahme des Online-Modehändlers About You machten die Zalando-Anleger erst einmal Kasse, hat die Aktie doch seit Jahresbeginn rund 60 Prozent gewonnen. Dann griffen viele Marktteilnehmer erneut zu. Die Analysten von Baader Helvea begrüßten den Deal: "Strategisch macht das eine Menge Sinn."
Freuen konnten sich aber vor allem die Aktionäre von About You. Deren Papiere legten um mehr als 66 Prozent auf 6,48 Euro zu.
Auch die Adidas-Aktie holte ihre frühen Verluste auf und drehte ins Plus. Der weltweit zweitgrößte Sportartikelkonzern hat nach eigenen Angaben Ärger mit dem Zoll und dem Finanzamt. Bei Durchsuchungen in der Konzernzentrale in Herzogenaurach und an weiteren Standorten sei es um die "Einhaltung von zoll- und steuerrechtlichen Vorschriften bei der Einfuhr von Produkten nach Deutschland" gegangen.
Der Autobauer Mercedes-Benz baut seinen Vorstand in großem Stil um. Auf vier Positionen kommt es zu Wechseln. Mercedes verabschiede drei Vorstandsmitglieder mit dem Auslaufen ihrer Verträge in den Ruhestand, hieß es. Der Vorstand wird dadurch jünger und männlicher. Den wichtigen Posten für den chinesischen Markt übernimmt Oliver Thöne, aktuell Leiter für Produktstrategie und Steuerung.
Die robuste Nachfrage nach Urlaubsreisen bei steigenden Preisen hat den Gewinn beim Reisekonzern TUI kräftig gesteigert. Dank sieben Prozent mehr Gästen und höherer Preise entfiel nach den zwölf Monaten bis Ende September auf die Aktionäre ein Überschuss von 507 Millionen Euro und damit fast zwei Drittel mehr als ein Jahr zuvor.
Anleger von Carl Zeiss Meditec zogen nach Umsatz- und Gewinnrückgängen und einem mauen Ausblick die Reißleine. Die Aktien des Medizintechnikkonzerns brachen um mehr als elf Prozent ein. Damit markierten sie den tiefsten Stand seit April 2018 und hielten die rote Laterne unter den Nebenwerten im MDAX.
Nach einem Milliardenzukauf in Südamerika nimmt sich der Versicherungskonzern Talanx für die nächsten Jahre ein kräftiges Gewinnwachstum vor. Bis 2027 soll der Nettogewinn auf 2,5 Milliarden Euro steigen. Auch die Dividende soll zulegen. Für 2024 stellte der Vorstand um Torsten Leue auf einem Kapitalmarkttag heute 2,70 Euro je Aktie in Aussicht - das sind 20 Cent mehr als versprochen. Bis 2027 soll die Ausschüttung auf 4,00 Euro je Aktie steigen.
Für die in diesem Jahr nicht übermäßig verwöhnten Kontron-Aktionäre gab es Grund zur Freude. Ein US-Auftrag aus dem Rüstungssektor für den Spezialisten für eingebettete Computersysteme untermauerte die jüngste Bodenbildung der Aktie. Diese lag mit einem Plus von 6,5 Prozent an der Spitze der SDAX-Gewinner. Der erwartete Umsatz aus dieser neuen Geschäftsbeziehung betrage rund 20 Millionen Dollar, teilte Kontron mit.
Der US-Autoriese General Motors gibt nach Ausgaben von rund zehn Milliarden Dollar den Traum von selbstfahrenden Robotaxis auf. Stattdessen will der Konzern auf Assistenzsysteme setzen, die irgendwann autonomes Fahren in privaten Autos ermöglichen sollen. Die Kehrtwende soll eine Milliarde Dollar jährlich einsparen, wie GM mitteilte.
Boeing hat im November nur 13 Verkehrsflugzeuge ausgeliefert - und damit so wenig wie in den vergangenen vier Jahren nicht. Derweil läuft die Produktion nach einem 53-tägigen Streik wieder nach und nach an, wie der Flugzeugbauer gestern mitteilte. Die im vergangenen Monat ausgelieferten Flugzeuge seien alle vor dem Streik gebaut worden, erklärte Boeing.
Das neue Formel-1-Team der General-Motors-Tochter Cadillac erhält zum Start ab 2026 Motoren von Ferrari. Dazu gebe es eine mehrjährige Vereinbarung, teilte Ferrari mit. Voraussetzung sei, dass die Starterlaubnis endgültig erteilt werde. Die Formel 1 hatte jüngst den Weg für den Einstieg von Cadillac als elftes Team freigemacht.
Das Lautsprecher-System Toniebox steht in vielen Kinderzimmern. Weltweit wurde vor einigen Tagen die Marke von 100 Millionen verkauften Hörfiguren geknackt, wie der börsennotierte Spielwarenhersteller Tonies heute mitteilte. Deutschland sei das Land, in dem die meisten Figuren gekauft worden seien, hieß es.
Das Amtsgericht Stuttgart hat den Sanierungsplan für den angeschlagenen Batteriehersteller Varta gebilligt. Die Widersprüche einzelner Aktionäre und von Aktionärsvertretern wies das Gericht ab - für sie bedeutet der Plan den Totalverlust. Die Entscheidung ist noch nicht rechtskräftig, wie das Gericht betonte. Anlegervertreter wollen weiter juristisch gegen den Plan vorgehen.