Trump Trade 2.0 Börsen feiern Trump-Comeback
Der sich abzeichnende Wahlsieg Trumps sorgt an den Märkten für deutliche Kursausschläge. Der Bitcoin markiert ein Rekordhoch, die Wall Street jubelt - und sogar der DAX verbucht Kursgewinne.
Während die letzten Stimmen noch ausgezählt werden, steht für die Börse bereits fest, dass Donald Trump ins Weiße Haus zurückkehren wird. Entsprechend deutlich fallen die Marktreaktionen aus, der "Trump Trade" erlebt ein Revival an der Börse. Die Renditen steigen, ebenso der Dollar und die Futures auf die US-Aktienindizes. Der Bitcoin markiert ein Rekordhoch.
Sogar an den europäischen Aktienmärkten geht es aufwärts - und das obwohl europäische Unternehmen zu den Leidtragenden einer protektionistischen Handelspolitik inklusive aggressiver Strafzölle unter Trump gehören dürften. Der DAX zieht im frühen Handel um bis zu 1,5 Prozent an auf 19.545 Punkte.
Mittel- bis langfristig könnte eine Rückkehr Trumps ins Weiße Haus jedoch klar negative Folgen für deutsche Unternehmen und damit auch für die Aktienmärkte hierzulande haben.
"Eine zweite Präsidentschaft von Donald Trump würde die ganze europäische Wirtschaft treffen, vor allem die deutsche. Während die erste Amtszeit von Trump eine deutsche Wirtschaft in Hochblüte traf und noch das Wirtschaftswunder 2.0 gefeiert wurde, kommen mögliche Strafzölle, Deregulierung des US-Finanzsektors und geopolitische Spannungen zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt", betont ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.
Nach vier Jahren Stagnation und strukturellen Schwächen sei Deutschland nicht nur der "kranke Mann Europas", sondern auch verwundbarer als vor acht Jahren.
Kurzfristig lassen sich DAX und Co aber erst einmal von der positiven Reaktion der Wall Street anstecken. Die Futures auf die großen US-Indizes wie den Dow Jones Industrial Average und den technologielastigen Nasdaq 100 haben über Nacht deutlich angezogen und liegen nun rund zwei Prozent im Plus.
Dieses Mal reagiert die Wall Street auf einen sich abzeichnenden Präsidenten Trump somit direkt positiv - das war 2016 anders. Allerdings hatten Anleger damals ihre anfänglichen Befürchtungen, eine protektionistische Agenda unter Trump könne den Aktienkursen schaden, rasch aufgegeben. Stattdessen begrüßten sie die Aussicht auf Steuersenkungen für Unternehmen und den Fokus auf wachstumsfördernde Maßnahmen wie Infrastrukturinvestitionen. Der erste "Trump-Trade" war im Monat nach der Wahl am stärksten ausgeprägt.
"Für die Wall Street ist ein Wechsel von Demokraten zu Republikanern statistisch das beste aller Börsenszenarien", erklärt Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Überraschend ist allerdings, dass die Wall Street auch die Perspektive einer republikanischen Mehrheit in beiden Parlamentskammern zu goutieren scheint.
In der Vergangenheit hatten die Aktienmärkte einen zwischen Demokraten und Republikanern gespaltenen Kongress stets bevorzugt, stand dieser doch für erhöhte Stabilität und Planbarkeit.
Besonders deutlich fällt derweil die Reaktion an den Kryptomärkten aus, die den selbsternannten "Bitcoin-Präsidenten" mit offenen Armen empfangen. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise Bitcoin schnellt am Morgen nach oben und markiert bei über 75.000 Dollar ein neues Rekordhoch.
Trump hatte zuletzt verstärkt um Wählerstimmen aus der Krypto-Community geworben - nachdem er sich während seiner Präsidentschaft noch sehr negativ über den Bitcoin geäußert hatte. Er werde der "Bitcoin-Präsident" werden, den Amerika brauche, kündigte der Republikaner auf einer Branchenkonferenz an. Unter seiner Führung würden die USA zum globalen Marktführer für Kyptowährungen werden. Sollte Trump nun tatsächlich erneut US-Präsident werden, so könnte der Bitcoin mittel- bis langfristig die 100.000-Dollar-Marke ansteuern, sind Marktexperten überzeugt.
Auch der US-Dollar profitiert massiv von den aktuellen Ergebnissen der Stimmenauszählungen, der Greenback zieht spürbar an. Im Gegenzug gibt der Euro deutlich nach und fällt um 1,8 Prozent auf 1,0737 Dollar. Die Devisen-Anleger glauben offenbar fest daran, dass eine Trump-Präsidentschaft Dollar-positiv sein wird angesichts seiner voraussichtlich stark inflationstreibenden Politik.
Ein großes Risiko für den Dollar lassen die Devisenmärkte jedoch zunächst außer Acht: Unter Trump könnte die Unabhängigkeit der US-Notenbank beschädigt werden, der Republikaner hatte in der Vergangenheit immer wieder Andeutungen in diese Richtung gemacht. "Würden die inflationären Maßnahmen kommen, aber gleichzeitig die Fed an die Kette gelegt, würde solch ein Politik-Mix zu sehr deutlicher Dollar-Schwäche führen", betont Devisen-Experte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank.
Ebenso wie ein steigender Dollar war auch ein starker Anstieg der Renditen kennzeichnend für den ersten "Trump Trade" nach der Wahl 2016. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen schnellten damals um fast 100 Basispunkte nach oben. Wiederholt sich nun auch hier die Geschichte?
Tatsächlich springen am Morgen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen zunächst um 15 Basispunkte in die Höhe. Das größte Risiko für die Anleihenmärkte besteht nun darin, dass eine protektionistische Wirtschaftspolitik unter Trump, etwa durch höhere Zölle und weniger Zuwanderung, das Wachstum bremst und die Inflation anfacht, während die Ausweitung der Steuersenkungen gleichzeitig das Haushaltsdefizit erhöht. Kein einfaches Szenario für die US-Notenbank Fed, die morgen über ihre weitere Geldpolitik entscheidet.