Wall Street schließt im Minus US-Inflationszahlen enttäuschen Anleger
Anleger wurden von den heute veröffentlichten US-Inflationszahlen im September überrascht. Die Verbraucherpreise entwickelten sich schlechter als erwartet, was Zinssorgen schürt. Damit beendet der Dow Jones seine viertägige Erholungsserie.
An der Wall Street wurden die Kurse durch höher als erwartete Inflationszahlen aus dem September belastet. Bis Handelsschluss weiteten alle großen Indizes ihre Verluste aus. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte verlor 0,51 Prozent auf 33.631 Punkte, der breiter gefasste S&P 500 gab 0,62 Prozent nach. Der technologielastige Nasdaq 100 sank um 0,37 Prozent.
In den USA verharrt die Teuerung auf hohem Niveau. Die Verbraucherpreise in den USA stiegen im September gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,7 Prozent und damit in dem gleichen Tempo wie im Vormonat August. Experten hatten mit einem leichten Rückgang auf 3,6 Prozent gerechnet. Das Ausbleiben einer positiven Überraschung dämpfte die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Zinserhöhungen der US-Notenbank. "Der Inflationsrückgang gerät ins Stocken", schrieb dazu Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank. Die Energiepreise wirkten nach Rückgängen im Frühjahr und Sommer nun wieder inflationstreibend.
Die Federal Reserve legt besonderes Augenmerk auf die sogenannte Kernrate, die im September auf 4,1 von 4,3 Prozent im August sank. Sie gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden.
"Die Fed wird wohl weitere Daten abwarten wollen, um ein klareres Bild zu gewinnen", erklärten die Experten der Commerzbank. Eine weitere Zinsanhebung dränge sich zwar vorerst nicht auf, die Debatte darüber werde aber wohl noch einige Zeit anhalten. Die Federal Reserve hat seit Anfang 2022 die Zinssätze von nahe null auf eine Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent angehoben, um die hohe Inflation einzudämmen.
Auch im DAX sorgten die heute veröffentlichten US-Inflationsdaten für Verstimmung. Nachdem das deutsche Börsenbarometer bis zum Mittag deutliche Kursgewinne verzeichnen konnte und sogar ein Zwei-Wochen-Hoch erreichte, gab der DAX seine Gewinne bis Handelsschluss wieder komplett ab. Der deutsche Leitindex schloss 0,23 Prozent tiefer bei 15.425 Punkten.
Ein Risikofaktor für die Märkte bleibt der Ölpreis, kommt doch dem Iran in dem eskalierenden Nahost-Konflikt eine Schlüsselrolle zu. Das ölreiche Land gilt als Unterstützer der militant-islamistischen Hamas - und liegt zudem direkt an der wichtigen Meeresenge von Hormus, durch die ein erheblicher Teil der Öltransporte aus dem Nahen Osten verläuft. Aktuell kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 86,36 Dollar und damit 0,81 Prozent mehr als noch am Vortag.
Die US-Inflationsdaten haben auch den Euro heute stark unter Druck gesetzt. Im späten US-Devisenhandel hat der Euro seine Verluste ausgeweitet. Die Gemeinschaftswährung sackte unter 1,06 Dollar und notierte am Abend bei 1,0532 Dollar. Die Feinunze Gold kostete am Abend 1.869 Dollar - ein Minus von 0,3 Prozent. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel hat der Goldpreis um rund 50 Dollar angezogen.
Deutliche Kursgewinne verzeichnet auch die Rheinmetall-Aktie. Analystin Daniela Costa von Goldman Sachs hat ihre Gewinnschätzungen für das Rüstungsunternehmen für 2023 und 2024 angehoben. Nach den Terrorangriffen der Hamas auf Israel beträgt der Wochengewinn inzwischen fast 14 Prozent. Im MDAX gewannen Hensoldt im Wochenverlauf ebenfalls 14 Prozent.
Die britische Fluggesellschaft Easyjet will ihre Airbus-Flotte ausbauen. Es würden 157 Flugzeuge gekauft, vorwiegend des Modells "A320neo", teilte Easyjet heute mit. Zudem sicherte sich der Konzern die Option auf den Kauf 100 weiterer Maschinen. "Das wird Easyjet ermöglichen, seine Flotte zu modernisieren und auch nach 2028 weiter zu wachsen", sagte Konzernchef Johan Lundgren.
Die Produktionsmängel beim US-Flugzeughersteller Boeing drohen die Auslieferung neuer Jets an Ryanair stärker zu verzögern als gedacht. "Wenn überhaupt, dann wird es schlimmer", sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary der Nachrichtenagentur Bloomberg. Grund der Verzögerungen sind Mängel am hinteren Druckschott vieler 737-Max-Jets. An der Börse in Dublin ging es für die Ryanair-Aktie am Nachmittag um rund ein Prozent abwärts.
Die Deutsche Börse unternimmt einen neuen Vorstoß zur Reform ihres Leitindex DAX. In einer Umfrage unter den Marktteilnehmern stellt die Deutsche-Börse-Index-Tochter Stoxx erneut die Frage, ob das maximale Gewicht eines Wertes im DAX auf 15 Prozent von bisher zehn Prozent erhöht werden soll. Mit dieser Kappungsgrenze soll verhindert werden, dass ein Unternehmen einen zu großen Anteil an dem Index bekommt.
Der Koblenzer Industrie- und Automobilzulieferer Stabilus will mit dem Kauf des US-Automatisierungsspezialisten Destaco sein Industriegeschäft stärken. Der Kaufpreis betrage 680 Millionen Dollar, teilte Stabilus heute in einer Pflichtmitteilung mit. Destaco verfüge über eine starke Position im Wachstumsmarkt der Industrieautomation, sagte Stabilus-Chef Michael Büchsner.
Die Aktien von Novo Nordisk haben unterdessen ihre jüngste Kursrally mit einem Rekordhoch bei 696,40 dänischen Kronen fortgesetzt. Damit bauten die Titel des Pharmakonzerns ihre Gewinnserie der vergangenen drei Handelstage auf knapp neun Prozent aus. Novo hatte diese Woche mitgeteilt, eine Studie zu den Nierenergebnissen seines Blockbuster-Medikaments Ozempic wegen erwiesener Wirksamkeit vorzeitig beendet zu haben.
Die Aktien des Schuherstellers Birkenstock weiteten nach einem enttäuschenden Börsendebüt heute ihre Verluste aus. Die Anteilsscheine des Gesundheitsschuh-Konzerns verloren mehr als 4,5 Prozent. Gestern beendeten sie ihren ersten Handelstag an der Wall Street mit 40,20 Dollar - 12,6 Prozent unter dem Ausgabepreis.
Im Tarifstreit in der US-Autobranche verschärft die Gewerkschaft UAW den Druck auf Ford mit einem Streik im größten Werk des Konzerns. In der Fabrik in Louisville im Bundesstaat Kentucky werden unter anderem die in Amerika populären Super-Duty-Pickups gebaut. Das Werk stehe still, nachdem 8.700 Beschäftigte die Arbeit niedergelegt hätten, teilte die UAW mit.
Die US-Steuerbehörde fordert von Microsoft eine gewaltige Steuernachzahlung von rund 29 Milliarden Dollar für die Jahre 2004 bis 2013. Die Steuerbehörde IRS (Internal Revenue Service) sehe Probleme bei Preisen in der Verrechnung zwischen Unternehmensteilen, teilte Microsoft mit. Der Software-Riese ist mit der Forderung nicht einverstanden und will sich dagegen wehren.
Die amerikanische Airline Delta dampft ihre Gewinnerwartungen für dieses Jahr trotz eines Rekordgeschäfts im Sommer etwas ein. Wegen höherer Kosten für Kerosin und Wartung dürfte der Gewinn je Aktie lediglich 6 bis 6,25 Dollar erreichen, teilte das Unternehmen mit. Bisher hatte Delta-Chef Ed Bastian eine Spanne von 6 bis 7 Dollar in Aussicht gestellt.
Der größte Eigner der Ikea-Einrichtungshäuser, die Ingka Group, will Kunden mit Preissenkungen anlocken. Ingka-Chef Jesper Brodin betonte heute, die Gruppe investiere derzeit massiv in Preissenkungen. Je nach Markt seien davon vor allem Aufbewahrungsartikel wie Schubladen, Regale, Kleiderschränke und Küchenutensilien betroffen. Das beliebteste Ikea-Regal Billy sei bereits im Geschäftsjahr 2023 um 20 Prozent billiger geworden. Im abgeschlossenen Geschäftsjahr zwischen 1. September 2022 und Ende August 2023 setzte das Unternehmen mit einem Plus von 6,6 Prozent insgesamt 47,6 Milliarden Euro um.
Der Klebebandhersteller Tesa hat heute ein neues Werk in der vietnamesischen Hafenstadt Haiphong eröffnet. "Die Eröffnung des Standortes ist Teil der strategischen Ausrichtung von Tesa, die Produktion zu regionalisieren", hieß es in einer Mitteilung der Beiersdorf-Tochter. Gegenwärtig betreibt das Unternehmen weltweit 13 Produktionsstätten.
Der Energiekonzern E.ON rechnet wegen des Ökostrom-Booms mit höheren Investitionen für die Modernisierung und den Ausbau der Stromnetze. "Sie können fest davon ausgehen, dass diese Zahlen weiter wachsen werden", sagte Netzvorstand Thomas König. Der größte europäische Netzbetreiber hatte im März angekündigt, sein Investitionsprogramm bis 2027 um sechs Milliarden auf 33 Milliarden Euro zu erhöhen. Davon waren 26 Milliarden Euro für die Netze vorgesehen.
EnBW hat den Gläubigern des insolventen Biogashändlers BMP Greengas ein Übernahmeangebot vorgelegt. Das teilte ein EnBW-Sprecher mit. Zur Höhe des abgegebenen Angebots wurden keine Angaben gemacht. BMP Greengas ist nach Angaben von EnBW einer der größten Händler von Biomethan in Deutschland.
Die EU-Kommission hat TikTok nun ebenfalls wegen Falschinformationen im Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt eine Verwarnung ausgesprochen. EU-Digitalkommissar Thierry Breton schrieb heute an TikTok-Chef Shou Zi Chew und teilte mit: "Wir haben Informationen, dass TikTok genutzt wird, um illegale Inhalte und Falschinformationen in der EU zu verbreiten." Zuvor hatte Breton bereits ähnliche Warnungen an den Online-Dienst X (ehemals Twitter) und den Mutterkonzern Meta von Facebook gerichtet.
In London gerieten Papiere der Großbank Barclays unter Druck. Die Aktien verloren mehr als drei Prozent. Die britische Finanzaufsichtsbehörde FCA will gegen den ehemaligen Barclays-Chef James Staley eine Geldstrafe von 1,8 Millionen Pfund verhängen. Die FCA wirft Staley vor, "irreführende" Informationen im Zusammenhang mit seiner Beziehung zu dem verstorbenen Investmentbanker und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein angegeben zu haben.
Durch die mögliche Wirksamkeit des Diabetes-Medikaments Semaglutid, der Wirkstoff der populären Diabetes- und Schlankheitsmittel Ozempic und Wegovy, bei Nierenerkrankungen sieht der Dialyse-Anbieter Fresenius Medical Care (FMC) keine Auswirkungen auf sein Geschäft. Positive Studienergebnisse mit Ozempic bei Nierenpatienten hatten gestern den Kurs von FMC stark belastet. Dass der dänische Ozempic-Hersteller Novo Nordisk eine 2019 gestartete Studie wegen positiver Ergebnisse auf Empfehlung eines unabhängigen Kontrollgremiums vorzeitig abbrach, war am Markt offenbar so interpretiert worden, dass durch eine Nieren-Wirksamkeit von Semaglutid das FMC-Geschäft mit Dialyse-Patienten zurückgehen könnte.
Die Fluggesellschaften der Lufthansa-Gruppe setzen aufgrund von Sicherheitsbedenken den Flugverkehr mit Israel noch länger aus. Reguläre Flüge bleiben bis einschließlich 22. Oktober ausgesetzt, teilte der Konzern heute mit. Dazu hätten sich die Fluggesellschaften - neben der Hauptmarke Lufthansa betrifft das Swiss, Austrian und Brussels Airlines - aufgrund der sich weiterhin unklar entwickelnden Situation in Israel entschieden.
Der Pharma- und Laborausrüster Sartorius senkt nach einem rückläufigen Geschäft in den ersten neun Monaten seine Jahresprognose. Beim Umsatz sei nun mit einem Minus von etwa 17 Prozent zu rechnen, teilte das Unternehmen am Abend mit. Bisher war Sartorius von einem Rückgang im "im niedrigen bis mittleren Zehner-Prozentbereich" ausgegangen. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres sank der Umsatz um Wechselkurse bereinigt um 16 Prozent auf gut zweieinhalb Milliarden Euro.