
Gewinnmitnahmen an der Börse DAX fällt unter 23.000 Punkte
Belastet von Gewinnmitnahmen hat der DAX heute erneut Verluste eingefahren. Nach der Abstimmung über das milliardenschwere Finanzpaket ist nun wieder Trumps Zollpolitik in den Vordergrund gerückt.
Die Gewinnmitnahmen am deutschen Aktienmarkt haben sich weiter verschärft. Am Tag vor dem großen Verfall an den Terminbörsen zollte der DAX seiner jüngsten Rekordrally erneut Tribut und fiel um rund 1,2 Prozent auf 22.999 Punkte. Zeitweise hatte der deutsche Leitindex auf seiner Talfahrt sogar bis zu zwei Prozent verloren.
Schon gestern hatten die Anlegerinnen und Anleger nach dem Rekordhoch am Dienstag Gewinne eingestrichen. Nach bis zu 18 Prozent Plus im laufenden Jahr fehlt ihnen aktuell der Wille, die Kurse weiter nach oben zu treiben. Auch die Wall Street konnte nicht helfen. Eine Erholung, die es am Vorabend an den US-Börsen in erster Reaktion auf die geldpolitischen Signale der Notenbank Fed gab, setzte sich im New Yorker Handel zunächst nicht fort.
Nach Einschätzung von Jens Klatt, Marktbeobachter bei XTB, waren die Kursverluste an der Frankfurter Börse nach der Zustimmung des Bundestags für das neue Schuldenpaket erwartbar. Er verwies auf die Börsenregel "Buy the rumors, sell the news". Das häufig beobachtbare Phänomen bedeutet, dass die Kurse in Erwartung eines Ereignisses steigen, weil die Investoren auf diese Zukunft spekulieren. Tritt es dann tatsächlich ein, nehmen sie die Gewinne mit und der Markt bewegt sich in die andere Richtung.
Abgesehen davon gibt es aber auch reale Gründe für die Anlegerinnen und Anleger, vorsichtig zu sein. Sorgen bereitet die inflationstreibende Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump - auch wenn die EU die Gegenzölle für die amerikanischen Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte um zwei Wochen auf Mitte April verschoben hat. Der Schritt soll es ermöglichen, zusätzlichen Raum für Gespräche mit der US-Regierung zu schaffen.
Trumps unberechenbarer Ansatz erhöhe die geopolitischen Risiken und destabilisiere die globalen Märkte, sagte Michaël Lok, Chefanlagestratege des Vermögensverwalters UBP. Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde warnte heute vor den Folgen eines Handelskonflikts. Das Wachstum würde dadurch gedämpft werden und die Inflation angeheizt, sagte sie im Wirtschafts- und Währungsausschuss (ECON) des EU-Parlaments in Brüssel.
"Die Börse war in den vergangenen Tagen zu sehr mit der deutschen Billionen-Euro-Frage beschäftigt, dass sie die Strafzölle ganz vergessen hatte", kommentierte Jochen Stanzl von CMC Markets mit Blick auf das milliardenschwere Finanzpaket, dem der Bundesrat morgen zustimmen soll. Nun habe Lagarde die Anlegerinnen und Anleger auf den harten Boden der Realität eines sich ausweitenden Handelskrieges mit den USA zurückgeholt.
Auch von den Signalen der Fed, die auf zwei kleine Zinsschritte in diesem Jahr hindeuten, konnte der deutsche Aktienmarkt nicht profitieren. Gestern beschlossen die Notenbanker, den Schlüsselsatz vorerst in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent zu halten. Laut dem Marktbeobachter Christian Henke vom Broker IG werden die Blicke schon wieder vermehrt auf Trumps Zollpolitik gerichtet - und die damit verbundene Gefahr, dass die Fed nur eine Zinssenkung vornimmt oder sogar ganz darauf verzichten könnte.
Analyst Christian Reicherter von der DZ Bank sprach von zahlreichen Unsicherheitsfaktoren, die die Währungshüter weiter vorsichtig stimmten. Laut der Pimco-Ökonomin Tiffany Wilding ist in den Vereinigten Staaten ein "Spagat zwischen steigender Inflation und zunehmenden Rezessionsrisiken" notwendig. "Wir erwarten, dass letztlich die Entwicklung der Arbeitslosigkeit entscheidend sein wird, und rechnen erst mit deutlichen Zinssenkungen, falls die Arbeitslosenquote zu steigen beginnt", so die Expertin.
Für Unruhe an den Märkten sorgte, dass die Notenbank ein leicht verringertes Wirtschaftswachstum und eine höhere Inflation prognostizierte. "Dies ist nicht das beste Umfeld für Investoren, um große Risiken einzugehen", sagte Lilian Chovin, Investmentexpertin bei Coutts. "Wir sollten davon ausgehen, dass die Märkte unruhig bleiben, bis sich die Lage beruhigt und wir mehr Klarheit über die Politik von Donald Trump haben."
Auch die britische Notenbank hält die Füße still und signalisiert mit Blick auf mögliche Zinssenkungen einen vorsichtigen Kurs. Die Bank of England (BoE) beließ den Leitzins heute bei 4,50 Prozent, so wie es die meisten Ökonomen erwartet hatten. Die Währungshüter um BoE-Chef Andrew Bailey hatten Anfang Februar einen dritten Schritt nach unten seit der Zinswende vom August 2024 gewagt. Die Pause ging nun im neunköpfigen geldpolitischen Ausschuss überraschend glatt durch: Nur die Währungshüterin Swati Dhingra votierte für eine Senkung. Experten hatten mit zwei Gegenstimmen gerechnet.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat dagegen den nächsten Zinsschritt gemacht und den Leitzins um weitere 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Es handelt sich um die fünfte Zinssenkung in Folge. Schon im März, Juni und September 2024 hatte die SNB den Leitzins um jeweils 0,25 Prozentpunkte reduziert, im letzten Dezember dann sogar um 0,50 Prozentpunkte. "Mit dem heutigen Zinsschritt stellt die Nationalbank sicher, dass die monetären Bedingungen angesichts des schwachen Inflationsdrucks und der erhöhten Abwärtsrisiken für die Inflation angemessen bleiben", erklärte die Notenbank.
Die türkische Zentralbank reagiert indes auf den Kursverfall der Landeswährung Lira nach der Festnahme des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu mit einer überraschenden Zinserhöhung. Der Zinssatz für kurzfristige Kredite werde von 44 auf 46 Prozent hochgesetzt, kündigten die Währungshüter an. Der Leitzins verharre hingegen bei 42,5 Prozent. Die Notenbank schloss weitere Schritte nicht aus. "Um das reibungslose Funktionieren der Finanzmärkte aufrechtzuerhalten, werden zusätzliche Maßnahmen ergriffen, wenn dies als notwendig erachtet wird", hieß es.
Der Kurs des Euro hat heute weiter nachgegeben. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0833 (Mittwoch: 1,0897) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9231 (0,9177) Euro. Die aktuell ausbleibenden Zinssenkungen in den USA sorgen für eine gewisse Attraktivität des Dollars bei den Investoren.
Die großen Börsenkonzerne in Deutschland steigern derweil trotz Wirtschaftskrise in Summe ihre Dividenden. Im laufenden Jahr schütten die Unternehmen aus dem DAX und dem MDAX rund 61 Milliarden Euro an ihre Aktionäre aus, hat die DZ Bank in einer neuen Studie errechnet. "Das ist zwar nur eine Milliarde mehr als im Vorjahr - aufgrund der US-amerikanischen Zollpolitik und der hiesigen Konjunkturschwäche aber ein sehr robustes Ergebnis", schreibt Analyst Stephen Schneider. Die höchste Dividendensumme schüttet laut Studie der Versicherer Allianz aus mit fast 6 Milliarden Euro, gefolgt von der Deutschen Telekom mit 4,41 Milliarden und Mercedes-Benz mit 4,14 Milliarden. Dahinter kommen Siemens, VW und SAP.
Das bereinigte RWE-Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen brach im vergangenen Jahr um mehr als ein Viertel auf rund 5,7 Milliarden Euro ein. Vom Unternehmen befragte Analysten hatten allerdings im Mittel einen noch stärkeren Rückgang erwartet. 2025 soll das operative Ergebnis dann zwischen 4,55 und 5,15 Milliarden Euro liegen.
Von 2025 bis 2030 will RWE nun 35 Milliarden Euro investieren und damit 10 Milliarden weniger als bislang geplant. Als Grund nannte RWE gestiegene Unsicherheiten, Engpässe in der Lieferkette, geopolitische Risiken und höhere Zinsen.
Mercedes-Konzernchef Ola Källenius hat im Handelsstreit zwischen den USA und der EU für den Wegfall aller Zölle auf Autos plädiert. "Heute fallen für jeden Pkw aus den USA beim Import in Europa Gebühren von zehn Prozent an, umgekehrt sind es 2,5 Prozent. Lasst uns doch diese Zölle beidseitig auf null absenken. Das wäre Reziprozität und würde Wachstum schaffen, statt es zu ersticken", sagte Källenius im Interview mit dem Handelsblatt.
US-Präsident Donald Trump hat einen ähnlichen Vorschlag allerdings bereits in seiner ersten Amtszeit 2018 als unzureichend abgelehnt. Zuletzt hatte Trump sogar angekündigt, ab 2. April auf Autos aus europäischer Produktion einen Importzoll von 25 Prozent zu verhängen.
Die kriselnde deutsche Autoindustrie hat 2024 mehr Fahrzeuge exportiert - am meisten in die USA, wo unter Präsident Donald Trump neue Zölle drohen. Im vergangenen Jahr wurden rund 3,4 Millionen neue Pkw im Wert von 135 Milliarden Euro aus Deutschland in alle Welt geliefert, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Damit stieg der Export mengenmäßig um 2,5 Prozent zum Vorjahr, der Wert der Ausfuhren ging allerdings leicht um 1,3 Prozent zurück.
Der Autozulieferer ZF hat 2024 tiefrote Zahlen geschrieben. Der Verlust betrug knapp über eine Milliarde Euro. Vor allem hohe Rückstellungen für Umbaukosten in Höhe von rund 600 Millionen Euro hätten zu dem Nettoergebnis geführt. 2023 hatte der Konzern unter dem Strich noch einen Gewinn von 126 Millionen Euro gemacht. "Das Jahr 2024 hat deutlich gemacht, unter welch enormem Druck unsere Branche und damit auch unser Unternehmen steht", sagte der ZF-Vorstandschef Holger Klein laut Pressemitteilung.
Tesla ruft wegen herabfallender Karosserieteile Zehntausende Cybertrucks in den USA in die Werkstätten zurück. Betroffen seien gut 46.000 Fahrzeuge, teilte das Unternehmen heute mit. Bei den Fahrzeugen könne sich ein Stück der Karosserie lösen, das seitlich über der Tür befestigt ist. Die US-Verkehrsaufsicht NHTSA sprach von einer erhöhten Unfallgefahr, wenn sich die Teile lösten.
Die Erstversicherungstochter der Munich Re, Ergo, tritt mit einer Übernahme in den US-Versicherungsmarkt ein. Mit dem Kauf von Next Insurance positioniere sich Ergo "im attraktiven Kundensegment der kleinen und mittleren Unternehmen" in den Vereinigten Staaten, teilte die Munich Re heute mit. Der Vereinbarung liege eine Bewertung von 2,6 Milliarden Dollar (2,4 Mrd Euro) für 100 Prozent der Anteile zugrunde; Ergo halte bereits etwa 29 Prozent. Next Insurance mit aktuell 600.000 Kunden und rund 700 Mitarbeitern wurde den Angaben zufolge 2016 gegründet und hat seinen Hauptsitz in Palo Alto, Kalifornien.
Apple verliert einem Medienbericht zufolge jährlich mehr als eine Milliarde Dollar mit seinem Streamingdienst. Seit dem Start von Apple TV+ im Jahr 2019 habe der iPhone-Entwickler jährlich mehr als fünf Milliarden Dollar für Inhalte ausgegeben, das Budget im vergangenen Jahr jedoch um rund 500 Millionen Dollar gekürzt, berichtete das Magazin "The Information" heute unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Der US-Konzern reagierte zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.
Der Schweizer Nahrungsmittelriese Nestlé trennt sich von zwei Werken in Deutschland. So sollen der Standort in Neuss bei Düsseldorf Mitte 2026 geschlossen und das Werk in Conow (Mecklenburg-Vorpommern) verkauft werden, wie das Unternehmen in Frankfurt mitteilte. Betroffen sind rund 230 Beschäftigte. Die steigende Preissensibilität von Verbrauchern sowie gestiegene Kosten hätten in den vergangenen Jahren zu Überkapazitäten geführt, teilte Nestlé mit. Gemeinsam mit dem Betriebsrat werde über Lösungen beraten, darunter Weiterbildungsmaßnahmen sowie Angebote von Altersteilzeit.
Der Lkw- und Zugbremsenhersteller Knorr-Bremse will die Dividende erhöhen. Die Anteilseigner sollen für das vergangene Geschäftsjahr 1,75 Euro je Aktie erhalten, das wären rund sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das MDAX-Unternehmen mitteilte. Die Ausschüttungsquote liegt damit bei rund 60 Prozent und mithin über dem angestrebten Korridor von 40 bis 50 Prozent. Das hänge mit Belastungen des Konzerngewinns durch Sondereffekte zusammen, hieß es zur Begründung. Die Ausschüttung spiegele somit die operative Geschäftsentwicklung wider.
Der Mobilfunk- und TV-Anbieter Freenet will eigene Aktien im Volumen von bis zu 100 Millionen Euro zurückkaufen. Diese sollten dann unter Herabsetzung des Grundkapitalseingezogen werden, teilte das im MDAX notierte Unternehmen mit. Die konkreten Einzelheiten - etwa in welchem Zeitraum und die maximal zu erwerbende Anzahl an Papieren - sollen zu einem späteren Zeitpunkt geklärt werden.
Der Kölner Motorenbauer Deutz setzt auf die boomende Rüstungsbranche und verspricht sich dort Wachstumsmöglichkeiten. "Dieses Jahr sehen wir ein Umsatzpotenzial im Bereich eines mittleren zweistelligen Millionenbetrages", sagte Vorstandschef Sebastian Schulte in einer Konferenz zu den Jahreszahlen. "Das ist ein sehr wichtiger und interessanter Markt." Seit einigen Wochen arbeite ein Projektteam an dem Thema. "Wir haben eine lange Liste mit Möglichkeiten." Motoren, die für den schweren Einsatz und das Baugewerbe hergestellt würden, würden auch sehr gut im Kampfeinsatz funktionieren.
Die RTL Group hat im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von 6,25 Milliarden Euro erzielt. Dieser Wert lag minimal über dem Vorjahresergebnis, wie der europäische Medienkonzern mitteilte. Das bereinigte Vorsteuerergebnis (adjusted Ebitda) sank dagegen um 7,8 Prozent auf 721 Millionen Euro und das Konzernergebnis um 11,4 Prozent auf 428 Millionen Euro.
Der japanische Technologie-Investor SoftBank hat die Übernahme des US-amerikanischen Chip-Startup-Unternehmens Ampere Computing für 6,5 Milliarden US-Dollar angekündigt. Im Rahmen der Vereinbarung werden die größten Investoren von Ampere, Oracle und die Carlyle Group, ihre jeweiligen Anteile an dem Unternehmen verkaufen, wie SoftBank mitteilte. SoftBank will sich mit dem Kauf zunehmend auf künstliche Intelligenz konzentrieren.