Händlerin an der New York Stock Exchange.
marktbericht

Vor neuen Inflationsdaten Die Nervosität an der Wall Street steigt

Stand: 12.08.2024 22:14 Uhr

Der Wochenstart an der Wall Street fiel bei nervösem Handel durchwachsen aus. Mit Spannung werden neue Inflationsdaten im Wochenverlauf erwartet. Auch der DAX gab Anfangsgewinne wieder ab.

Ein ähnliches Bild der Unentschlossenheit wie hierzulande mit wechselnden Vorzeichen boten heute auch die US-Indizes. Der Leitindex Dow Jones und mit Abstrichen auch der marktbreite S&P-500-Index kamen nicht richtig auf die Beine, die Technologiebörse Nasdaq legte hingegen leicht zu.

Konkret verlor der Dow 0,37 Prozent auf 39.357 Punkte. Der S&P-500 schloss nahezu unverändert bei 5.344 Zählern. Die Nasdaq legte 0,2 Prozent zu, ebenso der Auswahlindex Nasdaq 100. Nach dem bislang turbulenten August blieben die Anlegerinnen und Anleger damit vor der Veröffentlichung von Konjunkturdaten in den kommenden Tagen angespannt.

Generell wird die neue Woche wohl geprägt sein von einer Reihe an Konjunkturdaten, die Aufschluss über die Lage der größten Volkswirtschaft der Welt geben dürften. Mit besonderer Spannung erwartet werden am Mittwoch Zahlen zu den Verbraucherpreisen für Juli, die laut Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets zum "nächsten Härtetest" werden, sind sie doch maßgeblich für die kommende Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve (Fed).

"Die Anleger werden darauf achten, dass die Zahlen im optimalen Bereich liegen - abgekühlt genug, dass niemand die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im September in Frage stellt, aber gut genug, um die Rezessionssorgen beiseite zu schieben, die die Märkte in letzter Zeit erschüttert haben", sagte Analyst Chris Larkin vom Broker E-Trade.

Im Blick haben Börsianer zudem die US-Einzelhandelsumsätze am Donnerstag. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Expertinnen und Experten rechnen für Juli mit einem Plus von 0,3 Prozent zum Vormonat. Auch von den im Wochenverlauf anstehenden Zahlen von Walmart und Home Depot erwarten Börsianer Hinweise auf das Ausgabeverhalten der US-Verbraucher.

Unter den Einzelwerten fielen Starbucks ins Auge, die gut 2,5 Prozent zulegten. Das "Wall Street Journal" berichtete, dass der aktivistische Investor Starboard Value eine Beteiligung an der Kaffeehauskette erworben hat.

Auch KI-Platzhirsch Nvidia feierte nach den Turbulenzen vom Monatsanfang ein Comeback. Die Aktie stieg am Ende um gut vier Prozent auf 109,02 Dollar. Analyst Timothy Arcuri von UBS hält mit einem Kursziel von 150 Dollar an seiner Kaufempfehlung fest. Er schätzt, dass durch den Kursrücksetzer ein Gewinn-Höhepunkt im Jahr 2025 eingepreist wird. 2026 werde es aber wieder aufwärts gehen.

Die neue Woche hat am deutschen Aktienmarkt bei dünner Nachrichtenlage holprig begonnen. Nach zunächst flottem Start mit einem Tageshoch bei 17.892 Zählern rutschte der DAX im Gefolge ab und wechselte dabei im Sog einer uneinheitlichen Wall-Street-Tendenz am Nachmittag des Öfteren das Vorzeichen. Am Ende stand für den Index dann nur noch ein Miniplus von 0,02 Prozent oder rund vier Punkten auf 17.726 Punkte. Am Freitag hatte der Schlusskurs bei 17.722 Punkten gelegen.

In der vergangenen Woche hatte der deutsche Leitindex rund ein halbes Prozent zugelegt, nachdem er zuvor wegen wieder aufgeflammter US-Rezessionsängste zeitweise auf den niedrigsten Stand seit einem knappen halben Jahr gefallen war. Der MDAX der mittelgroßen Werte ging bei 27.152 Zählern aus dem Handel, ein Verlust von 0,4 Prozent.

Obwohl der DAX heute statistisch den fünften Gewinntag infolge erreichte, sind nicht wenige Börsianer nach dem durch US-Rezessionsängste ausgelösten jüngsten Kursrutsch vorsichtig geworden. "Die allgemeine Nervosität und Unsicherheit bleibt weiter bestehen", schrieb Analyst Martin Utschneider von Finanzethos. Blinde Euphorie sei auch nach der jüngsten Erholung nicht angebracht, Anleger sollten sich nach wie vor gegen neuerliche Verluste absichern.

Charttechnisch stehe der wichtige ehemalige Unterstützungsbereich bei 17.800 Punkten jetzt als Widerstand vor der Tür. Diese Marke müsse überwunden werden, um neues Momentum zu entfalten, schreibt Salah-Eddine Bouhmidi, Marktexperte bei IG Markets. Bouhmidi weist ferner auch auf die geopolitischen Risiken im Nahen Osten und der Ukraine hin: "Sie können jederzeit zu unerwarteten Reaktionen und Skepsis führen."

Ein weiterer Faktor sei die Saisonalität, sagt Christian Zoller, Chartexperte bei ING: "In den Monaten August bis Oktober ist saisonal mit eher schwachen Kursen zu rechnen, was dafür spricht, dass sich die Aktienmärkte aktuell nur in einer Erholung befinden, nach dem starken Kursrutsch Anfang August."

Auch in der neuen Börsenwoche dürfte die Wall Street das Tempo vorgeben, zumal die Berichtssaison der Unternehmen ausläuft. Insbesondere die US-Inflationsdaten am Mittwoch stehen im Fokus. Expertinnen und Experten rechnen mit einem moderaten Anstieg. Die Verbraucherpreise sind wichtig für die Geldpolitik der Notenbank Federal Reserve. Ohnehin rechnet der Markt fest mit einer Senkung im September, die Frage ist derzeit aber, ob es 50 oder 25 Basispunkte werden.

Auch das Thema einer US-Rezession bleibe an der Tagesordnung, stellt Jochen Stanzl, Marktbeobachter beim Broker CMC Markets, fest: "Wenn die Anleger in den Wirtschaftsdaten dieser Woche nicht erkennen können, dass die US-Wirtschaft bereits in einer Rezession steckt, könnte die Rally an den Börsen wieder aufgenommen werden", so der Experte.

Update Wirtschaft vom 12.08.2024

Melanie Böff, HR, Update Wirtschaft, 12.08.2024 09:00 Uhr

Die politischen Spannungen in Nahost geben den Ölpreisen zum Wochenstart deutlichen Auftrieb. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete am Abend 82,12 Dollar und damit gut 3,0 Prozent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg zuletzt sogar um 3,75 Prozent auf 79,85 Dollar.

Sorgen um eine mögliche Ausweitung des Nahostkonflikts belasten weiterhin die Versorgungslage. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant teilte seinem US-Amtskollegen Lloyd Austin mit, die militärischen Vorbereitungen des Iran deuteten darauf hin, dass sich das Land auf einen Großangriff auf Israel vorbereite.

Abseits der geostrategischen Ängste senkte das Ölkartell OPEC am Nachmittag seine Absatzprognose für das laufende Jahr. Die Unsicherheit rund um die Entwicklung der chinesischen Wirtschaft wirke sich nach Einschätzung der Organisation auf die globale Ölnachfrage in diesem Jahr aus. Die OPEC senkte daher ihre Prognose vom Juli am Montag leicht ab - um 135.000 Barrel am Tag auf nun 2,1 Millionen Barrel. Das ist gleichwohl weiterhin eine robuste Nachfrage, die deutlich über dem Niveau vor der Corona-Krise liegt.

Hauptgrund für die leichte Anpassung der Prognose seien die "gedämpften Erwartungen" an das Wachstum der Ölnachfrage aus China, heißt es in dem neuen Monatsbericht der OPEC mit Sitz in Wien. Chinas Wirtschaft kämpft noch immer mit den Auswirkungen der strikten Corona-Restriktionen sowie mit einer schweren Krise im mächtigen Bausektor. Das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hatte sich im zweiten Quartal wieder verlangsamt, nachdem die Konjunktur im ersten Quartal um 5,3 Prozent gewachsen war.

Nach den deutlichen Kursschwankungen der vergangenen Woche ist der Kurs des Euro wenig verändert in die neue Woche gestartet. Zuletzt wurden im US-Handel 1,0931 Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0925 (Freitag: 1,0917) Dollar fest.

Der Dollar war zum Euro in der vergangenen Wochen auch wegen Sorgen, dass die US-Wirtschaft schwächeln könnte, zunächst weiter deutlich gefallen, hatte sich im Wochenverlauf dann aber gefangen.

"Der Dollar hat seit Veröffentlichung des US-Arbeitsmarktberichts vor einer Woche nachgegeben, aber nur moderat", schrieb Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank in einem Morgenkommentar.

Dabei betonte er, dass die US-Währung gerade einmal so schwach sei wie bereits Anfang Juni. Das zeige, dass der Devisenmarkt keineswegs in exzessivem Ausmaß eine US-Rezession einpreise. Die jüngste Entwicklung reflektiere lediglich ein leicht höheres Risiko einer US-Rezession - nicht mehr und nicht weniger.

Der Chemikalienhändler Brenntag streicht seine Jahresziele infolge harter Konkurrenz und Preisdruck zusammen. Für das laufende Jahr dürfte der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (operatives Ebita) auf 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro fallen, teilte das DAX-Unternehmen überraschend am Abend nach Börsenschluss in Essen mit. Bislang hatte der Vorstand das untere Ende der Spanne von 1,23 bis 1,43 Milliarden Euro angepeilt. Mit den neuen Zielen erwartet Brenntag nun einen Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert.

In den vergangenen Monaten - insbesondere im Juli - sei der Wettbewerb intensiver geworden, hieß es zur Begründung. "Daher rechnet Brenntag in der zweiten Jahreshälfte nicht mehr mit einer Verbesserung des Rohertrags pro Mengeneinheit, sondern eher mit einer stabilen Entwicklung auf Gruppenebene."

Im zweiten Quartal rutschte das operative Ergebnis (Ebita) um gut ein Zehntel auf 297 Millionen Euro ab. Damit ergibt sich für das erste Halbjahr ein Wert von rund 557 Millionen Euro nach 677 im Jahr zuvor. Den Halbjahresbericht will der Vorstand wie geplant am Dienstag vorlegen. Die Brenntag-Aktie verlor auf der Handelsplattform Tradegate in einer ersten Reaktion mehr als vier Prozent.

Der Rüstungskonzern Rheinmetall liefert weitere Kampf- und Bergepanzer in einem zweiten Ringtausch an Tschechien. Der Wert des Auftrages durch die deutsche Bundesregierung liegt in einem niedrigeren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Im Austausch für die von Rheinmetall gelieferten 14 Kampfpanzer Leopard 2A4 und den Bergepanzer 3 Büffel sollen die tschechischen Streitkräfte ihrerseits militärische Aus­rüstung zur Unter­stützung an die Ukraine abgeben. Ende Juli sei bereits eine entsprechende Vereinbarung zwi­schen Vertretern beider Länder und Rheinmetall in Prag unterzeichnet worden. Ein erstes Ringtauschverfahren hatte es im Oktober 2022 gegeben.

Der Nettogewinn des weltweit drittgrößten Rückversicherers Hannover Rück ist im ersten Halbjahr um 21 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro gestiegen, der Rückversicherungsumsatz hat sich währungsbereinigt um 6,1 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro erhöht. "Hinter uns liegt ein erfolgreiches erstes Halbjahr mit einem deutlichen Wachstum in der Schaden-Rückversicherung und einem zufriedenstellenden Nettokonzerngewinn", sagte Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz.

Die Gesellschaft setzte damit den Reigen erfolgreicher Quartalsberichte aus dem Versicherungssektor fort, was auch von den Anlegerinnen und Anlegern honoriert wird. Das Papier stand an der DAX-Spitze und legte über fünf Prozent zu.

Porsche SE kauft sich bei Flix ein. Gemeinsam mit dem Finanzinvestor EQT, der Kühne Holding sowie anderen Partnern sichere man sich rund 35 Prozent der Anteile an dem Fernbus- und Bahnlinien-Betreiber, teilte der Volkswagen-Großaktionär heute mit. Porsche investiere hierfür einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Nachhaltige und bezahlbare Mobilitätsangebote hätten großes Wachstumspotenzial, sagte Lutz Meschke, Vorstand für Beteiligungsmanagement der Porsche SE.

Der Energiekonzern RWE hat im emsländischen Lingen eine Pilotanlage zur Produktion von grünem Wasserstoff in Betrieb genommen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) würdigte die Ingenieursleistung. "Hier wird nicht nur Klimaschutz betrieben, hier wird auch Industriepolitik betrieben", sagte er. Die Anlage sei ein wichtiger Meilenstein für die Energiewende.

Im Zuge der geplanten Neuaufstellung soll sich Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel (TKSE) von seiner Beteiligung an den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) trennen. Der Vorsitzende des TKSE-Aufsichtsrats, Sigmar Gabriel, bezeichnete dies als einen Kernbestandteil eines geplanten, aber noch nicht beschlossenen Restrukturierungsprogramms des Vorstands.

Thyssenkrupp Steel ist zu 50 Prozent an HKM beteiligt, der Stahlkonzern Salzgitter zu 30 Prozent und der französische Röhrenhersteller Vallourec zu 20 Prozent. Bei HKM arbeiten rund 3000 Menschen. TKSE will seine Stahlerzeugungskapazitäten in Duisburg verringern. HKM produziert jährlich rund zwei Millionen für Thyssenkrupp.

Der Stahlkonzern Salzgitter hat in den ersten sechs Monaten wegen der schleppenden Konjunktur bei schrumpfendem Umsatz einen Verlust verzeichnet. Der Außenumsatz sank von Januar bis Juni angesichts fallender Preise der meisten Walzstahlerzeugnisse auf 5,24 Milliarden Euro nach 5,84 Milliarden im Vorjahreszeitraum. Der Vorsteuergewinn fiel auf 11,5 Millionen Euro nach 211 Millionen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 18,6 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 160,2 Millionen Euro eingefahren worden war.

Nach den endgültigen Quartalszahlen von Hypoport haben die Aktien des Finanzdienstleisters kräftig zugelegt. In der Spitze ging es um 9,5 Prozent auf 271,20 Euro nach oben, zuletzt waren es noch rund 4,7 Prozent. Damit führte die Aktie den SDAX an.

Nach den enttäuschenden vorläufigen Quartalszahlen sei am Markt die Messlatte mit Blick auf die Jahresziele niedriger gelegt worden, sagte ein Händler. Das spiegele sich klar im Aktienkurs wider, der nach den Quartalszahlen um bis zu 35 Prozent eingebrochen war. Angesichts der nun vom Unternehmen bekräftigten Jahresziele mache sich wieder etwas Entspannung breit.

Der dänische Windturbinen-Hersteller Vestas hat am Montag vor einem Verlust im zweiten Quartal gewarnt und seine Prognose für das Gesamtjahr eingeengt. Der sonst erfolgsverwöhnte Service-Bereich werde nach vorläufigen Zahlen eine Sonderbelastung von 300 Millionen Euro verbuchen, teilte der Konkurrent von Siemens Energie mit. Ursache hierfür seien höhere Kosten durch die Inflation, steigende Reparaturen und operative Schwächen.

Der Konzern erwarte im Gesamtjahr eine operative Gewinn-Marge von vier bis fünf Prozent statt bisher vier bis sechs Prozent. Der Umsatz werde bei 16,5 bis 17,5 Milliarden Euro. Bislang hatten die Dänen sich 16 bis 18 Milliarden Euro zugetraut. Am Markt kam das nicht gut an, zumal Vestas für das zweite Quartal eine Marge vor Sondereffekten von minus 5,6 Prozent in Aussicht stellte.

Die finanziell schwer angeschlagene Meyer Werft verzeichnet einen neuen Großauftrag: Bis 2031 soll sie vier Kreuzfahrtschiffe für die Disney Cruise Line bauen. Nach Unternehmensangaben handelt es sich um den größten Auftrag in der Geschichte der nicht börsennnotierten Meyer Werft. Das Volumen der Bestellung nannte die Werft aus dem niedersächsischen Papenburg aber nicht.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 12. August 2024 um 09:00 Uhr.