Ein Aktienhändler sitzt auf dem Parkett der Wertpapierbörse vor seinen Monitoren.
marktbericht

Moderate Kursgewinne Der DAX schleppt sich vorwärts

Stand: 27.08.2024 09:49 Uhr

Der große Schwung ist weg, aber noch geht es für den DAX weiter vorwärts. Während Marktbeobachter wieder von Rekorden träumen, mahnen schwache Konjunkturdaten und die bevorstehenden Zahlen von Nvidia zur Zurückhaltung.

Der DAX legt im frühen Handel rund 0,1 Prozent auf 18.634 Punkte zu. Die wieder nachlassende Euphorie an der Wall Street über die Bestätigung der Zinswende im September durch US-Notenbankchef Jerome Powell hatte die Kauflaune der Investoren gestern ausgebremst. Der deutsche Leitindex war leicht schwächer mit 18.617 Punkten aus dem Handel gegangen.

Die Charttechniker von HSBC erwarten trotz des eher impulsarmen Handels weitere Kursgewinne: "Der Bruch des Abwärtstrends und der Sprung über die Marke von 18.500 Punkten sorgen für ein echtes Ausrufezeichen. Damit rückt das bisherige Allzeithoch bei 18.893 Punkten wieder auf die Agenda. Die aktuell vorliegende 'V-Formation' lässt sogar auf deutlich mehr hoffen", schreiben sie in ihrem Tageskommentar.  

Eines stehe fest, meint auch Konstantin Oldenburger, Marktbeobachter von CMC Markets: "Nach dem Flash-Crash Anfang August ist der DAX wieder da angekommen, wo der ganze Spuk begann, und hat damit enorme Steherqualitäten bewiesen. Neue Rekorde dürften demnach nur eine Frage der Zeit sein." Ob Anleger nochmals die Möglichkeit zu einem günstigeren Einstieg in den Markt bekämen, dürfe zum aktuellen Zeitpunkt fast schon bezweifelt werden, so sein optimistischer Standpunkt.  

Aber die Börse ist vor allem Tagesgeschäft: Die Investoren rätseln jetzt, wie hoch die Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve wohl ausfallen mag. Die US-Notenbankerin Mary Daly hat eine bevorstehende Zinssenkung um einen Viertelprozentpunkt angedeutet. "Die Zeit ist gekommen", sagte die Chefin des Fed-Bezirks San Francisco dem Sender Bloomberg TV.

Sollte die Inflation wie erwartet weiter langsam zurückgehen und der Arbeitsmarkt in einem stetigen Tempo Arbeitsplätze schaffen, erscheine eine Anpassung der Zinsen "in der regulären, normalen Kadenz" angemessen, meint Daly. Das entspräche einer Senkung um 0,25 Prozent. Allerdings ist eine solche Zinssenkung weitgehend eingepreist. Deshalb dürfte der Markt, um weiter ansteigen zu können, frische Impulse benötigen.

Update Wirtschaft vom 27.08.2024

Melanie Böff, HR, Update Wirtschaft, 27.08.2024 09:00 Uhr

Die anhaltenden Debatten am Aktienmarkt um die US-Geldpolitik lassen die konjunkturelle Lage in Deutschland derzeit in den Hintergrund rücken. Es stellt sich die Frage, wie lange das so bleibt, denn die schwache Konjunktur verdient Aufmerksamkeit. Die Verbraucherlaune hat sich nach der Fußball-EM überraschend wieder eingetrübt. Das Barometer für das Konsumklima im September sank auf minus 22,0 Punkte von revidiert minus 18,6 Zählern im Vormonat, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) mitteilten.

Auch die aktuellen BIP-Zahlen sind wenig ermutigend. Die deutsche Wirtschaft ist im Frühjahr wegen zurückgehender Investitionen geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank von April bis Juni um 0,1 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte und damit eine erste Schätzung bestätigte. Vor allem die Investitionen in Ausrüstungen wie Maschinen sanken um 4,1 Prozent, und die Bauausgaben fielen um 2,0 Prozent. Für das laufende dritte Quartal erwartet etwa die Bundesbank wieder ein leichtes Plus, während das ifo-Institut sogar einen weiteren Rückgang des BIP für möglich hält.

US-Anleger hatten gestern zum Wochenauftakt auf die Bremse getreten. Nach der jüngsten zinsgetriebenen Rally rutschte der technologielastige Nasdaq-Index gestern um 0,9 Prozent auf 17.726 Punkte ab. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte stieg dagegen um 0,2 Prozent auf knapp 41.241 Zähler. Der S&P 500 drehte wiederum ins Minus und gab 0,3 Prozent auf 5.617 Punkte nach.

In den Fokus der Anleger rückt nun Nvidia - nicht nur in den USA. Zum Abschluss der Berichtssaison erwarteten Anleger mit Spannung die Zahlen des Chipherstellers, die zur Wochenmitte anstehen, die durchaus für negative Stimmung sorgen könnten. "Nvidia kann sich bei den aktuellen Bewertungen keine Fehltritte leisten", kommentierte Ipek Ozkardeskaya, Analystin bei der Swissquote Bank. "Von den Zahlen bis zur Prognose sollte alles perfekt sein, um die Rally fortzusetzen."

Der Hype rund um das Thema künstliche Intelligenz hatte die Titel seit Jahresbeginn um mehr als 160 Prozent nach oben katapultiert. Auch der Gesamtmarkt profitierte von der Euphorie rund um das Thema KI. Schwache Zahlen hätten also das Potenzial, die aktuelle Hochphase an den Märkten vorerst zu beenden.

Nach schwachem Start hat der japanische Nikkei den Weg zurück in die Gewinnzone gefunden und mit einem Plus von 0,5 Prozent auf 38.288 Punkten geschlossen. Der Hang-Seng-Index der Sonderverwaltungszone Hongkong stieg zuletzt um 0,2 Prozent auf 17.834 Punkte. Auf dem chinesischen Festland fiel der CSI 300 unterdessen um 0,7 Prozent auf 3.302 Punkte. Trotz eines leichten Anstiegs der Industriegewinne im Juli verstärken die anhaltend schwache Binnennachfrage und rückläufige Exporte die Sorgen um die wirtschaftliche Erholung Chinas.

Nach dem kleineren Rückschlag zum Wochenstart hat sich der Kurs des Euro heute stabil gezeigt. Zuletzt mussten für einen Euro 1,1169 Dollar gezahlt werden und damit etwas mehr als gestern Abend. Am Freitag war der Eurokurs erstmals seit Juli 2023 wegen der Aussicht auf US-Zinssenkungen über die Marke von 1,12 Dollar gestiegen.

Der irische Billigflieger Ryanair streicht ein Fünftel seines Flugangebots in Berlin wegen hoher Standortkosten. "In einer Zeit, in der Berlin eigentlich wachsen sollte, bleibt Ryanair keine andere Wahl, als die Kapazität aufgrund dieser horrenden Flugkosten um 20 Prozent zu reduzieren", sagte Ryanair-Chef Eddie Wilson. Deshalb werde die Zahl der am BER-Airport stationierten Ryanair Flugzeuge von neun auf sieben reduziert. Dies führe zu einem Verlust von 750.000 Sitzplätzen und den sechs Strecken nach Brüssel, Kaunas, Krakau, Luxemburg, Riga und Chania auf Kreta. Ryanair werde seine Kapazitäten in andere EU-Länder mit niedrigeren Kosten verlagern - wie Italien, Polen und Spanien, hieß es.

Der US-Flugzeugbauer Boeing rechnet in den kommenden 20 Jahren mit einem stärker wachsenden chinesischen Markt. Chinas Verkehrsflugzeugflotte dürfte sich aufgrund der starken Nachfrage nach Passagierflügen und Luftfracht in den kommenden 20 Jahren mehr als verdoppeln, teilte Boeing mit. Das asiatische Land sei damit auf dem Weg, zum größten Luftverkehrsmarkt der Welt aufzusteigen. Laut der Boeing-Prognose wird China in den nächsten zwei Jahrzehnten 8.830 neue Flugzeuge brauchen, davon allein 6.720 Schmalrumpfflugzeuge wie die 737 Max. 60 Prozent der neuen Flugzeuge würden für das Wachstum benötigt, mit dem Rest müssten ältere Maschinen durch treibstoffeffizientere Modelle ersetzt werden.

Der weltgrößte Bergbaukonzern BHP hat seinen bereinigten Gewinn im Geschäftsjahr 2024 leicht gesteigert. Das australische Unternehmen teilte mit, dass der Gewinn um zwei Prozent auf 13,66 Milliarden Dollar kletterte. Das Unternehmen profitierte vor allem von Zuwächsen im Eisen- und Kupfergeschäft sowie einer Rekordproduktion von Eisenerz. Dies glich schwache Kohlepreise aus. Die Dividende wurde leicht auf 0,74 Dollar pro Aktie gesenkt.

Filmproduzent gewinnt Käuferwettstreit um Paramount

Berichte über einen möglichen Käuferwettstreit um den Hollywood-Urgestein Paramount halten die Branche in Atem - aber dazu kommt es nun doch nicht. Der milliardenschwere Filmproduzent David Ellison hat den Zuschlag sicher, wie der Medienkonzern mitteilte. Der Medienmanager Edgar Bronfman Jr. habe sein Gegenangebot zurückgezogen. Der Deal mit Ellisons Produktionsfirma Skydance soll voraussichtlich im ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen werden. Bronfman hatte vergangene Woche laut Medienberichten ein zuletzt rund sechs Milliarden Dollar schweres Angebot für Paramount vorgelegt. Ellison und seine Partner nehmen für die Übernahme mehr als acht Milliarden Dollar in die Hand.