Ein Fahrradfahrer fährt durch die Fußgängerzone.

Schwacher Konsum Spart sich Deutschland in die Rezession?

Stand: 27.08.2024 10:56 Uhr

Trotz steigender Kaufkraft bleiben die Verbraucher in Deutschland verunsichert. Das Konsumklima hat sich wieder deutlich eingetrübt. Viele Menschen machen sich Sorgen um ihren Job - was die Konjunktur weiter abzuwürgen droht.

Die Stimmung der Konsumenten in Deutschland hat sich überraschend wieder eingetrübt - was die Gefahr einer Rezession wachsen lässt. Das Barometer für das Konsumklima im September sank auf minus 22,0 Punkte von revidiert minus 18,6 Zählern im Vormonat, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) mitteilten. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten dagegen nach der Erholung im August einen weiteren leichten Anstieg auf minus 18,0 Zähler erwartet.

"Offenbar war die Euphorie, die die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland ausgelöst hat, nur ein kurzes Aufflackern und ist nach Ende des Turniers verflogen", sagte der NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. "Hinzu kommen negative Meldungen rund um die Arbeitsplatzsicherheit, die die Verbraucher wieder pessimistischer stimmen und eine schnelle Erholung der Konsumstimmung unwahrscheinlich erscheinen lassen."

Immer mehr Insolvenzen

Die Zahl der Arbeitslosen war zuletzt überraschend stark gestiegen. Dazu kommen immer mehr Firmenpleiten sowie Pläne diverser Unternehmen für Personalabbau. Dies verstärke bei vielen Menschen die Sorgen um den Arbeitsplatz und das Einkommen, sagte Experte Bürkl.

Der Teilindikator der Marktforscher für die Einkommenserwartung sank um 16,2 auf 3,5 Punkte. Das war der größte Rückgang seit September 2022. Damals mussten die Verbraucher durch Inflationsraten von knapp acht Prozent massive Einbußen ihrer Kaufkraft hinnehmen. "Trotz der Kaufkraftzuwächse, die viele Haushalte derzeit real verzeichnen, greift offenbar wieder mehr Verunsicherung um sich", erklärte die GfK. Entsprechend habe die Sparneigung wieder zugenommen.

Wirtschaftsleistung schrumpft leicht

Jüngst hatten Ökonomen angesichts der wieder steigenden Kaufkraft vor allem auf eine Erholung des Konsums gesetzt - die nun aber auszubleiben scheint. Damit nimmt das Risiko einer Rezession in Deutschland weiter zu.

Auch die Stimmung der Unternehmen hatte sich zuletzt weiter eingetrübt. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist nach einem Anstieg von 0,2 Prozent zu Jahresbeginn von April bis Juni um 0,1 Prozent zum Vorquartal leicht geschrumpft. Im laufenden dritten Quartal droht nun ein weiterer Rückgang. Sinkt die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer "technischen Rezession".

Dass es dazu kommt, halten etwa die Forscher des Münchner ifo-Instituts für möglich. Die Bundesbank dagegen erwartet bislang für das dritte Quartal bislang noch ein leichtes Konjunkturplus.

Aber auch die aktuellen Details zum Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal belegen eine ausgeprägte Schwäche des privaten Konsums. Dieser sei im Frühjahr um 0,2 Prozent zurückgegangen, so das Statistische Bundesamt. Damit bleibt der positive Effekt steigender Löhne und sinkender Zinsen für die Nachfrage weiter aus.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR Aktuell am 27. August 2024 um 12:06 Uhr.