Nach einer turbulenten Woche Erholung an der Wall Street
Vor wichtigen Daten in der kommenden Woche haben die US-Anleger die jüngsten Sorgen um die Tech-Aktien hinter sich gelassen. Der Wall Street gelang ein gelungenes Comeback.
Die Wall Street ist derzeit nichts für schwache Nerven. Nachdem vor allem die Technologiebörse Nasdaq noch zur Wochenmitte heftig eingebrochen war, griffen die Anleger zum Wochenschluss wieder zu. Es war ein gelungenes Comeback.
Alle großen Aktienindizes der Wall Street schlossen am Ende höher. Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, ging bei 40.589 Punkten um 1,64 Prozent höher aus dem Handel und hielt sich damit am besten. Auch die zuletzt durchgeschüttelte Technologiebörse Nasdaq machte wieder Boden gut. Der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte ebenso wie der Composite-Index um 1,03 Prozent vor. Der marktbreite S&P-500-Index gewann 1,11 Prozent auf 5.459 Punkte.
Alles wieder gut also? Nicht unbedingt, denn sehr viel wird nun von der weiteren Berichterstattung der großen Technologieschwergewichte abhängen, unter deren Führung die US-Börsen zuvor einen märchenhaften Aufstieg erlebten. Mit Microsoft, Meta, Apple und Amazon legen gleich vier der "Glorreichen Sieben", zu denen neben Tesla und Alphabet noch Nvidia gehören, in der kommenden Woche ihre Quartalsberichte vor.
Damit bleiben Risiken. Denn das Problem sind weniger rückläufige Geschäfte der Techriesen als die in die Höhe geschossenen Bewertungen, die nur noch durch ausgesprochen optimistische Gewinnerwartungen zu rechtfertigen sind. Nach Ansicht der Experten der Hessischen Landesbank (Helaba) könnten sich jedoch die "unterstellten Konsens-Gewinnschätzungen als überzogen erweisen und damit weiteren Korrekturbedarf nach sich ziehen".
Wie schnell die Stimmung kippen kann und wie weit die Kreise danach gezogen werden, hat diese aufregende Handelswoche überdeutlich gezeigt. Da die Quartalsberichte von Tesla und der Google-Mutter Alphabet die Markterwartungen verfehlt hatten, war vor allem die Technologiebörse Nasdaq zur Wochenmitte deutlich eingebrochen und hatte die Märkte weltweit gedrückt. Die Wall Street erlebte sogar ihren schwärzesten Tag seit 2022.
Zusammen mit den endlosen Spekulationen auf eine baldige Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), die ebenfalls in der kommenden Woche zu ihrer Zinssitzung zusammenkommt, dürften diese Daten den weiteren Börsentrend bestimmen. Zudem werden zum Ende der kommenden Woche auch noch die offiziellen Juli-Daten der Regierung vom US-Arbeitsmarkt veröffentlicht - ein wichtiges Puzzleteil im Datenkranz der Geldpolitik der Fed, die ja bekanntlich nach Datenlage über ihre Zinspolitik entscheiden will.
Neben dem Blick auf die Quartalsberichterstattung blickten die Investoren daher heute ebenso gespannt auf den PCE-Preisdeflator in den USA. Ein für die Fed zentraler Indikator für die Inflationsentwicklung und damit der Geldpolitik, der heute veröffentlicht wurde.
Konkret stieg die Messzahl um 2,5 Prozent zum entsprechenden Vorjahresmonat. Im Vormonat hatte die Rate 2,6 Prozent betragen. Der Rückgang war so erwartet worden. Die Kernrate (ohne Energie- und Nahrungsmittel) verharrte bei 2,6 Prozent. Hier war ein Rückgang auf 2,5 Prozent prognostiziert worden. Die Fed strebt eine Inflationsrate von 2,00 Prozent an.
An den Finanzmärkten wird jetzt überwiegend eine erste Zinssenkung im September erwartet. Damit würde die Fed dem Vorbild der Europäischen Zentralbank (EZB) folgen, die bereits im Juni die Wende nach unten einleitete und am 12. September einen zweiten Lockerungsschritt folgen lassen könnte. Auf der Sitzung an diesem Mittwoch wird noch keine Anpassung erwartet.
Unter den Einzelwerten war der Mischkonzern 3M im Fokus, dessen Aktie im Dow Jones um 23 Prozent nach oben sprang und an der Indexspitze stand. Das Unternehmen blickt zuversichtlicher auf den Gewinn im laufenden Jahr. 3M habe erneut ein starkes Quartal mit einem zweistelligen Gewinnwachstum je Aktie sowie robusten Mittelzuflüssen erzielt, erklärte Konzernchef William Brown. Dies dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen. Die Umsatzprognose blieb unverändert.
Mit einer steigenden Wall Street im Rücken ist der deutsche Aktienmarkt mit Gewinnen ins Wochenende gegangen. Der DAX, der am Morgen noch im Minus lag und sein Tagestief bei 18.218 Punkten markierte, schloss bei 18.417 Punkten und damit nahe seines Tageshochs bei 18.428 Zählern. Prozentual legte der deutsche Leitindex damit um 0,65 Prozent zu. Auf Wochensicht ergibt sich ein Gewinn von 1,3 Prozent. Der zuletzt schwache MDAX der mittelgroßen Unternehmen legte 0,66 Prozent zu auf 25.116 Zähler.
Damit endete der Handel nach einer heftigen Berg- und Talfahrt im Wochenverlauf im DAX versöhnlich. "Dafür, dass es mit den Technologieaktien in den USA in dieser Woche deutlich und zeitweise gar panisch nach unten ging, präsentierte sich der Deutsche Aktienindex ziemlich stabil", kommentierte Konstantin Oldenburger, Analyst vom Broker CMC Markets.
Neue heimische Unternehmensdaten fielen durchwachsen aus. Die Zahlenwerke der beiden DAX-Konzerne BASF und Mercedes für das zweite Quartal sorgten kaum für Aufbruchstimmung. Auch neue US-Inflationsdaten boten keine größere Überraschung.
Wie auch an der Wall Street blicken die Anleger in der kommenden Woche nun gespannt nach New York und hier besonders auf die Berichtssaison der großen, hochbewerteten Technologieaktien.
Die Aussicht auf eine Zinswende in den USA stützte heute den Euro, der zuletzt im US-Handel weiter zulegte und bei 1,0859 Dollar gehandelt wurde. Die Gemeinschaftswährung profitierte zudem von der verbesserten Stimmung an den Finanzmärkten. Der als sicher geltende Dollar war daher weniger gefragt.
Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0860 (Donnerstag: 1,0851) Dollar fest. Der schwächere Dollar stützte derweil den Goldpreis, der zuletzt um 0,8 Prozent auf 2.383 Dollar zulegte. Die Ölpreise tendieren zuletzt um gut 2,0 Prozent erneut schwächer.
Die US-Wirtschaft war laut Daten vom Donnerstag im zweiten Quartal stärker als erwartet gewachsen. "Die besser als erwarteten US-Wachstumszahlen setzten der bis dahin stattfindenden Flucht in die sicheren Häfen ein Ende und drehten die Entwicklung um", kommentierte Devisenexperte Volkmar Baur von der Commerzbank das Handelsgeschehen.
Der Bitcoin knüpfte heute an die Kursgewinne vom Vorabend an und stieg wieder deutlich an über 67.000 Dollar. Zuletzt wurden in New York sogar knapp 68.000 Dollar bezahlt. Am Vortag war der Kurs noch im frühen Handel stark gefallen und rutschte zeitweise unter 64.000 Dollar. Im Verlauf setzte dann eine deutliche Kurserholung ein. Die Kursentwicklung im Verlauf der Woche zeigt einmal mehr, wie schwankungsanfällig der Kryptohandel ist. Es wird daher immer wieder vor möglichen großen Kursverlusten bei Kryptowährungen gewarnt.
Die Vorzugsaktien des Pharma- und Laborzulieferers Sartorius haben ihren Erholungsversuch heute fortgesetzt und standen mit einem Plus von 6,5 Prozent an der DAX-Spitze. 2024 notieren sie gleichwohl immer noch fast 27 Prozent im Minus, was den letzten Platz im Index bedeutet.
Mit dem Kursanstieg zum Wochenschluss haben die Papiere der Göttinger auch die Kurslücke geschlossen, die vor einer Woche infolge einer abermaligen Senkung der Jahresziele aufgerissen worden war. Die Enttäuschung der Anleger über den neuen Ausblick hatte den Kurs wieder in Richtung der 200-Euro-Marke fallen lassen. Der Konzern bekommt weiterhin die Zurückhaltung der Kunden zu spüren, die während der Corona-Pandemie große Menge bestellten und nach dem Abebben der Krise auf vollen Lagern saßen.
Zu den größten Gewinnern im DAX gehörte die Rheinmetall-Aktie: Der Rüstungskonzern liefert Mörsermunition an die Schweiz. Die Eidgenossen bestellten 81-mm-Mörserpatronen Cargo Munition für ihre Streitkräfte. Der Auftrag hat einen Gesamtwert im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.
Mercedes hat im zweiten Quartal spürbar weniger Autos verkauft und deshalb einen deutlichen Gewinnrückgang verzeichnet. Die Absätze gingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent zurück, der Nettogewinn um 15,9 Prozent auf 3,06 Milliarden Euro. Besonders das Geschäft in China, dem wichtigsten Markt des Unternehmens, schwächelt. Mercedes-Aktien gaben im DAX leicht nach.
BASF-Aktien büßten als DAX-Schlusslicht rund 2,3 Prozent ein und markierten zeitweise den tiefsten Stand seit gut sechs Monaten. Der Chemiekonzern verzeichnete im zweiten Quartal einen überraschend deutlichen Umsatzrückgang. Das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) blieb ebenfalls etwas hinter den Erwartungen zurück. Die Zahlen seien nicht gerade inspirierend, kommentierte Warburg-Analyst Oliver Schwarz.
Nach einem guten zweiten Quartal hat der Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA seine Ziele für das laufende Jahr konkretisiert. Der Nettoumsatz soll zwischen 20,7 und 22,1 Milliarden Euro liegen, wie DAX-Unternehmen am Abend nach Börsenschluss in Darmstadt mitteilte. Bislang war der Vorstand am unteren Ende der Spanne von 100 Millionen Euro weniger ausgegangen.
Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll auf Jahressicht bei 5,8 bis 6,4 Milliarden Euro liegen. Bislang hatten die Manager an beiden Enden der Spanne jeweils 100 Millionen Euro weniger auf dem Zettel. Im zweiten Quartal setzte Merck gut 5,3 Milliarden Euro um. Davon blieben rund 1,5 Milliarden Euro als bereinigtes operatives Ergebnis hängen.
Im nachbörslichen Handel legte die Merck-Aktie auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Schlusskurs im Xetra-Hauptgeschäft etwas zu. Der vollständige Bericht soll am 1. August vorgelegt werden.
In Wolfsburg begann heute das traditionelle GTI-Treffen für die Fans des sportlichen VW Golf. Erstmals findet es direkt am Stammsitz von Volkswagen statt. Bis zu 35.000 Besucherinnen und Besucher werden zu der dreitägigen Veranstaltung erwartet.
Die Volkswagen-Nutzfahrzeugtochter Traton hat im ersten Halbjahr trotz eines Absatzrückgangs mehr Geld verdient. Das bereinigte Betriebsergebnis verbesserte sich auf gut 2,1 Milliarden Euro von knapp zwei Milliarden vor Jahresfrist. Die Rendite stieg um einen halben Prozentpunkt auf 9,1 Prozent.
Thyssenkrupp schlittert immer tiefer in die Krise: Aktien des Essener Mischkonzerns fielen über acht Prozent ans MDAX-Ende, nachdem der Konzern am Vorabend die Prognose erneut gesenkt hatte. Thyssenkrupp rechnet nun für das Geschäftsjahr 2023/24 mit einem Umsatzeinbruch von zwischen sechs und acht Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Angesichts der wachsenden europäischen Verteidigungsbudgets türmen sich beim Rüstungselektronik-Konzern Hensoldt die Aufträge. In den ersten sechs Monaten sind Orders über 1,36 (Vorjahr: 1,07) Milliarden Euro eingegangen - 27 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das ließ den Auftragsbestand um fast 900 Millionen auf den Rekordwert von 6,55 Milliarden Euro wachsen.
Seit Monaten wurde spekuliert, die ChatGPT-Entwicklerfirma OpenAI könnte Google mit einer eigenen Suchmaschine herausfordern - jetzt ist es so weit. Zunächst kann eine "kleine Gruppe von Nutzern" den Dienst mit dem Namen SearchGPT ausprobieren, der auf Fragen konkrete Antworten statt Links liefern soll.
Der Facebook-Mutterkonzern Meta will beim weltgrößten Brillen-Anbieter EssilorLuxottica einsteigen. Der Chef des französisch-italienischen Branchenriesen, Francesco Milleri, machte das Interesse ohne weitere Details öffentlich. Die Firma fühle sich geehrt - aber Meta müsste sich die Aktien dafür nach aktuellem Stand an der Börse zusammenkaufen, so Milleri.
Dem Cybersecurity-Unternehmen Crowdstrike zufolge sind fast eine Woche nach der weltweiten IT-Panne mehr als 97 Prozent der Windows-Sicherheitssensoren wieder online. Ein Fehler in einem Software-Update hatte am vergangenen Freitag weltweit Computer mit Microsoft-Betriebssystem lahmgelegt - von Banken über Kliniken bis zu Fluggesellschaften.