Börsenhändler in Frankfurt
marktbericht

Zinshoffnungen treiben DAX weiter an Stärkstes Wochenplus seit November

Stand: 10.05.2024 18:17 Uhr

Ermutigt von der Hoffnung auf Zinssenkungen blieben die Anleger auch heute in Kauflaune und sorgten für einen weiteren DAX-Rekord. Auf Wochensicht ergibt sich ein Gewinn von 4,28 Prozent. An der Wall Street drückten Inflationsaussichten die Stimmung.

Hoffnung auf baldige Zinssenkungen in den USA haben den DAX in dieser Woche beflügelt und von Rekord zu Rekord getrieben. In der Spitze stieg der DAX heute zeitweise um 0,9 Prozent auf 18.846 Punkte - und knackte damit seine erst gestern erst aufgestellte Bestmarke von 18.699 Zählern.

Einen Teil der Gewinne gab der Leitindex bis Handelsschluss zwar wieder ab. Den letzten Tag der starken Börsenwoche beendet der DAX dennoch mit einem soliden Plus von 0,46 Prozent auf 18.773 Punkte. Auf Wochensicht ergibt sich ein Gewinn von 4,28 Prozent - das stärkste Wochenplus seit November letzten Jahres.

"Damit ist der Markt in dieser Woche um fast 800 Punkte oder vier Prozent gestiegen, der Börsenmonat Mai stellt sich in diesem Jahr also als Kauf- und nicht als Verkaufsmonat dar", sagt Jürgen Molnar, Stratege vom Broker CMC Markets.

Aktuell erlebten die Anleger eine der besten Börsenwelten, so Molnar. So gebe es konjunkturelle Hoffnungsschimmer aus Deutschland, der Eurozone und China. Zudem seien Arbeitsmarktzahlen aus den USA zuletzt schwach ausgefallen, was die geldpolitischen Lockerungsabsichten der Fed unterstreiche. "Für den DAX heißt die nächste Anlaufstelle nun 19.000 Punkte", resümierte Molnar.

Experten mahnen allerdings auch zur Vorsicht: Bei den niedrigen Umsätzen an Christi Himmelfahrt und dem Brückentag am Freitag reichten deutlich weniger Orders aus, um die Börsen in die eine oder andere Richtung zu bewegen. "Jetzt muss der DAX zeigen, dass er seinen neuen Höchststand auch bei höherem Handelsvolumen verteidigen kann", sagt Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.

Update Wirtschaft vom 10.05.2024

Bettina Seidl, HR, Update Wirtschaft, 10.05.2024 09:00 Uhr

Die hochgekochten Hoffnungen auf vielleicht doch schon baldige Leitzinssenkungen in den USA wurden im Handelsverlauf wegen neuer Daten zur Inflationserwartung etwas gedämpft. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte und der breiter gefasste S&P 500 traten auf der Stelle. Der technologielastige Nasdaq rutschte in Minus und notierte 0,3 Prozent tiefer.

Als fundamentale Erklärung für die Rekordjagd im DAX mussten dabei vor allem neu geweckte Zinshoffnungen herhalten. Anleger setzten nach schwachen Daten vom US-Arbeitsmarkt aus dieser Woche auf zeitnahe Leitzinssenkungen durch die Fed. Doch falls sich am Mittwoch wider Erwarten zeigen sollte, dass die US-Inflation im April deutlich angezogen ist, könnte es an den Börsen ungemütlich werden.

"Alle Augen richten sich auf die US-Inflationszahlen", schrieb Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck. Die Teuerung sollte zwar seiner Auffassung nach minimal gesunken sein, sie dürfte aber anders als in der Eurozone inklusive Deutschland weiter spürbar über drei Prozent verharren. Greil hält dieses Niveau nach wie vor für deutlich zu hoch, um der US-Notenbank eine baldige erste Leitzinssenkung zu erlauben.

Darauf weisen auch heute veröffentlichte Konjunkturdaten der Uni Michigan hin. So hat sich die Stimmung der Verbraucher in den USA im Mai überraschend stark eingetrübt. Das Barometer für das Verbrauchervertrauen sank um 9,8 Punkte auf 67,4 Zähler. Das ist der schlechteste Wert seit einem halben Jahr. Die Inflationserwartungen legten zu: Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate rechnen sie mit einer Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen von 3,5 Prozent. Bislang waren die Verbraucher nur von 3,2 Prozent ausgegangen.

Im Gegensatz zum weiteren Kurs der Fed, sind sich die meisten Experten bei der EZB darüber einig, dass die Notenbank den Leitzins bei ihrer nächsten Sitzung im Juni senken dürfte. Dem heute veröffentlichen April-Protokoll zufolge waren einige Währungshüter sogar ausreichend zuversichtlich, dass ein Zinsschritt nach unten bereits auf dem April-Treffen begründet hätte werden können.

Die Aussicht auf fallende Zinsen gibt auch dem Goldpreis Auftrieb, wirft das Edelmetall doch selbst keine Zinsen ab: Die Feinunze Gold kann ihre frühen Kursgewinne ausbauen, kostet zur Mittagszeit knapp 2.362 Dollar und damit 0,69 Prozent mehr.

Am Abend dreht der Ölpreis ins Minus. Der Preis für ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent sinkt zum Wochenschluss um 0,64 Prozent auf 83,62 Dollar.

Zu den größten Gewinnern im DAX zählen Titel des Online-Modehändlers Zalando. Die Hamburger Privatbank Berenberg hatte sie auf "Buy" nach zuvor "Hold" hochgestuft und das Kursziel von 25,20 auf 29,70 Euro angehoben. Hintergrund sei unter anderem die "vielversprechende" neue Strategie von Zalando.

Die Aktien von Siemens Energy haben sich heute an die DAX-Spitze gesetzt. Die Papiere des Energietechnikkonzerns zogen um mehr als vier Prozent an. Am Mittwoch hatte Siemens Energy über ein starkes Quartal berichtet und zudem die Prognose erhöht. Dies hatte der Ende Oktober letzten Jahres begonnen Kurserholung zusätzlichen Schub verliehen.

Die Kfz-Versicherung des Allianz-Konzerns lässt Autos nun auch mit gebrauchten Ersatzteilen reparieren. Das soll sowohl umweltfreundlicher als auch günstiger sein. Dafür in Frage kommen demnach Fahrzeuge im Alter zwischen drei und acht Jahren.

Aktien von Novavax sprangen nach der Einigung auf einen Lizenvertrag mit Sanofi für seinen Covid-19-Impfstoff um 130 Prozent in die Höhe. Durch den Deal mit den Franzosen hat die US-Pharmafirma die Zweifel der Anleger am Fortbestand des Unternehmens beseitigt. Wie auch die anderen Anbieter von Covid-Impfstoffen hatte Novavax mit dem Ende der Pandemie mit einem Nachfrageeinbruch zu kämpfen.

In Grünheide haben Aktivisten versucht, das Werksgelände von Tesla zu stürmen. Mehrere Hundert Menschen rannten im Anschluss an eine Demonstration durch den Wald auf das Werksgelände zu. Dabei kam es zum Teil zu tumultartigen Szenen, Polizisten setzten den Schlagstock ein, ein Hubschrauber war im Einsatz. Ein Polizeisprecher sagte, Aktivisten hätten versucht, auf das Fabrikgelände zu gelangen, das habe die Polizei aber verhindert. Mehrere Menschen seien in Gewahrsam genommen worden. Der Polizei lägen zudem Berichte über Verletzte vor. Die Aktivisten wollen mit ihren Protestaktionen unter anderem die Rodung einer Waldfläche stoppen.

Apple hat sich für einen umstrittenen Werbeclip für sein neues iPad-Modell entschuldigt und wird nach eigenen Angaben darauf verzichten, ihn ins Fernsehen zu bringen. In dem Clip werden Musikinstrumente wie eine Trompete und ein Klavier zerquetscht. In Online-Netzwerken machte sich daraufhin Kritik breit, dass in dem Video Werkzeuge der Kreativität zerstört würden.

Die British-Airways-Muttergesellschaft IAG hat im Auftaktquartal dank starker Reisebuchungen und Preiserhöhungen ein überraschend hohes operatives Ergebnis eingeflogen. Das Betriebsergebnis lag von Januar bis März bei 68 Millionen Euro nach 9 Millionen im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten lediglich 49 Millionen Euro erwartet.

Der chinesische Elektroautobauer BYD erwägt den Bau eines zweiten Montagewerks in Europa. Europa-Chef Michael Shu sagte gestern bei einer Veranstaltung in London, das sei ein Thema für kommendes Jahr. Bis Ende des Jahrzehnts wolle BYD ein führender Elektroautoanbieter in Europa sein. Zugleich kündigte er an, das Modell Seagull für weniger als 20.000 Euro auf den europäischen Markt zu bringen.

Der taiwanische Hersteller von Computerchips, TSMC, hat im April einen weiteren massiven Gewinnanstieg verbucht. Mit gut 236 Milliarden Neuen Taiwan-Dollar (6,76 Milliarden Euro) meldete der Konzern ein Gewinnwachstum um fast 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. TSMC ist der weltweit größte Hersteller von Halbleitern, beliefert unter anderem die US-Konzerne Apple und Nvidia.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat zu einem weiteren bundesweiten Arbeitskampf bei der Deutschen Telekom aufgerufen. Für Montag und Dienstag sei in Potsdam die "entscheidende" Tarifverhandlungsrunde für die rund 70.000 Tarifbeschäftigten angesetzt, erklärte die Gewerkschaft heute. Um ihren Forderungen "Nachdruck zu verleihen", werde es am Montag einen erneuten "vollschichtigen Warnstreik" geben. Zentrale Forderungen der Gewerkschaft ist eine Gehaltssteigerung um zwölf Prozent und mindestens 400 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 10. Mai 2024 um 09:00 Uhr.