Gewinne bei Dow & Co. US-Börsen rücken kräftig vor
Hinweise auf einen geringeren Inflationsdruck haben an der Wall Street die Anleger ermutigt, bei Aktien zuzugreifen. Auch der DAX profitierte am Nachmittag noch von dieser Tendenz.
Die großen US-Aktienindizes sind heute allesamt mit deutlichen Gewinnen aus dem Handel gegangen. Etwas niedriger als erwartet ausgefallene Erzeugerpreise, die als Vorstufe für die wichtigen Verbraucherpreise gelten, kamen bei den US-Anlegern gut an und schürten Zinshoffnungen.
Konkret stiegen diese zum Vormonat um 0,1 Prozent, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg von 0,2 Prozent gerechnet, nach einem Zuwachs von 0,2 Prozent im Juni. Im Vergleich zum Juli 2023 zogen die Produzentenpreise im vergangenen Monat um 2,2 Prozent an. Experten hatten ein Plus von 2,3 Prozent auf dem Zettel, nach revidiert 2,7 Prozent im Juni.
"Das verschafft der Fed zweifellos mehr Spielraum, die Zinsen im weiteren Jahresverlauf zu senken, und das ist es, was derzeit die Reaktion des Marktes bestimmt", erläuterte Dave Grecsek, Anlagestratege bei Aspiriant. Mit Spannung warteten Börsianer nun auf die Verbraucherpreiszahlen für Juli am Mittwoch.
Bei den einzelnen Indizes bot sich ein ähnliches Bild wie gestern, nur noch ausgeprägter. Denn primär waren es die hochbewerteten und zinssensitiveren Technologieaktien, die stärker gesucht waren.
Die Nasdaq baute ihre Gewinne im Verlauf deutlich aus und gewann schlussendlich deutlich 2,43 Prozent. Der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 2,5 Prozent vor und überwand bei 19.006 Punkten wieder knapp die Marke von 19.000 Zählern. Dabei half, dass die Papiere von KI-Platzhirsch und Schwergewicht Nvidia den zweiten Tag in Folge gesucht waren und am Ende 6,5 Prozent zulegten. Auch andere große Tech-Aktien lagen vorne
Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, konnte da zwar nicht mithalten, gewann aber ebenfalls 1,04 Prozent auf 39.765 Punkte. Der S&P-500-Index stieg um 1,68 Prozent und ging bei 5.434 Zählern aus dem Handel. Der US-Standardwerteindex Dow Jones verlor gestern noch 0,4 Prozent bei 39.357 Punkte.
Der US-Notenbanker Raphael Bostic will nach eigenen Angaben "noch ein paar Daten" sehen, bevor er eine Zinssenkung unterstützt. Das Gleichgewicht der Risiken bezüglich Inflation und Arbeitsmarkt nähere sich zwar einem ausgewogenen Zustand an, sagte Bostic heute in Atlanta. Er wolle jedoch sicherstellen, dass die Fed nicht zu früh die Zinsen senke. Sonst müsse sie diese bei einem etwaigen Wiedererstarken der Inflation nur wieder erhöhen.
Sollte sich die Wirtschaft entsprechend seiner Vorstellungen entwickeln, könnten die Zinsen bis zum Ende des Jahres gesenkt werden, sagte Bostic. "Ich bin bereit zu warten, aber es wird kommen ... es wird kommen." Am Markt wird bereits im September fest mit einer ersten Zinssenkung gerechnet.
Nach der Bekanntgabe eines Wechsels auf dem Chefsessel bei der Kaffeehauskette Starbucks haussierten unter den Einzelwerten deren Aktien um fast ein Viertel oder 24,5 Prozent. Wie das Unternehmen heute mitteilte, gibt Laxman Narasimhan seinen Chefposten und den Sitz im Verwaltungsrat mit sofortiger Wirkung auf, Nachfolger soll Brian Niccol werden, der derzeit noch die Fastfoodkette Chipotle Mexican Grill leitet. Dessen Aktie fiel im Gegenzug deutlich.
Zuletzt war eine Reihe von Investmentfonds bei der Kaffeehauskette eingestiegen und hatte strukturelle Veränderungen verlangt. Starbucks kämpft mit sinkenden Verkaufszahlen, das Unternehmen macht dafür vor allem einen zurückhaltenden Konsum sowie schwierige Marktbedingungen in China verantwortlich.
Die weltgrößte Baumarktkette Home Depot hat angesichts einer schwächelnden Nachfrage im zweiten Geschäftsquartal ihre Umsatzprognose gesenkt. Der Umsatz wuchs zwar von Mai bis zum 28. Juli im Jahresvergleich um 0,6 Prozent auf 43,2 Milliarden Dollar (39,6 Milliarden Euro), wie der Dow Jones--Konzern heute in Atlanta mitteilte. Darin enthalten sind jedoch auch Sondereffekte in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar. Der vergleichbare Umsatz für das zweite Quartal sank entsprechend um 3,3 Prozent.
Für Home Depot ist es das siebte Quartal in Folge mit einem Umsatzrückgang. Der Einzelhändler erwartet für das laufende Geschäftsjahr nun einen Rückgang der vergleichbaren Umsätze zwischen drei und vier Prozent. Zuvor war er hier noch von einer Abnahme um ein Prozent ausgegangen.
Das Unternehmen rechnet offenbar auch in den kommenden Monaten mit eher trägen Ausgaben der Verbraucher. Das operative Ergebnis sank im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,8 Prozent auf 6,5 Milliarden Dollar. Unter dem Strich verdiente die US-Baumarktkette mit 4,6 Milliarden Dollar etwa zwei Prozent weniger.
Nachdem die Anlegerinnen und Anleger lange Zeit eher zögerlich agierten, hat eine freundliche Wall-Street-Tendenz sie dann noch aus der Reserve gelockt. Der DAX schloss trotz schlechter heimischer Konjunkturdaten bei 17.812 Punkten um 0,48 Prozent höher und damit nahe seines Tageshochs. Der MDAX der mittelgroßen Werte legte am Ende um 0,7 Prozent zu.
Hierzulande ging neben dem Warten auf neue US-Wirtschaftsdaten die Berichtssaison der Unternehmen weiter. Mit dem Konsumgüterhersteller Henkel, der VW-Holding Porsche SE und dem Chemikalienhändler Brenntag haben noch einmal drei DAX-Werte ihre Bücher geöffnet. Die Nachrichten aus dem Unternehmenssektor ebben aber langsam ab, die Saison der Ergebnisausweise für das zweite Quartal beginnt sich dem Ende zuzuneigen.
Dafür geht der Blick der Investoren unverändert primär an die Wall Street. Diese Tendenz ist nicht neu, zu wichtig ist der Einfluss der großen Wall-Street-Indizes. Diese zeigen sich nach besser als erwartet ausgefallenen Juli-Erzeugerpreisen im Aufwind. Die Anleger erwarten nun morgen mit Spannung die Preise auf der Ebene der Verbraucher, die für die weitere Zinspolitik der Notenbank Federal Reserve (Fed) ein wichtiges Mosaikstück ihrer Zinspolitik sind. Rezessionsängste hatten erst in der vergangenen Woche für Börsenturbulenzen gesorgt.
Schon seit Tagen sind die Preisdaten das wichtigste Thema auch an der heimischen Börse, wobei die unberechenbaren geostrategischen Risiken in der Ukraine und im Nahen Osten natürlich nie aus den Augen verloren werden.
Positiv merkt die Hessische Landesbank Helaba an, dass sich der DAX nach dem Absturz zum Monatsanfang nun wieder oberhalb seines längerfristigen Trends bewege. Dieser verläuft aktuell bei rund 17.500 Punkten, ist unverändert aufwärts gerichtet und findet im Börsenhandel große Beachtung. Gestern hatte der DAX bei einem Miniplus von 0,02 Prozent auf 17.722 Punkten geschlossen.
Enttäuschend fiel hingegen die Stimmung der deutschen Börsenprofis aus, die sich im ZEW-Index spiegelt. Denn die Erwartungen für die deutsche Konjunktur sind im August so stark eingebrochen wie seit zwei Jahren nicht mehr. Das Barometer für die Aussichten in den kommenden sechs Monaten sank um 22,6 Punkte auf 19,2 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) heute zu seiner Umfrage unter 152 Analystinnen und Analysten mitteilte.
"Der wirtschaftliche Ausblick für Deutschland bricht ein", kommentierte ZEW-Chef Achim Wambach die Entwicklung. "In der aktuellen Umfrage beobachten wir den stärksten Rückgang der Konjunkturerwartungen in den vergangenen zwei Jahren." Die Aussichten für den Euroraum, die USA und China gäben ebenfalls deutlich nach.
Nachdem die Ölpreise heute mehrfach das Vorzeichen gewechselt haben, sind sie am Nachmittag endgültig ins Minus gedreht. Rohöl der Sorte Brent verbilligte sich zuletzt um XX Prozent, US-Leichtöl WTI gaben XX Prozent nach. Gestern hatte Brent mehr als drei Prozent, WTI mehr als vier Prozent zugelegt.
Die OPEC senkte aufgrund der eingetrübten Aussichten in China ihre Prognose für das Nachfragewachstum in diesem Jahr und beendete damit kurzzeitig eine fünftägige Preisrally. Die Anleger beobachten jedoch weiterhin aufmerksam den sich ausweitenden Konflikt im Nahen Osten, der zu einer Verknappung der weltweiten Rohölvorräte führen könnte.
Der Euro wurde nach den Preisdaten im US-Handel zuletzt bei 1,0998 Dollar deutlich höher gehandelt. An den Finanzmärkten wird angesichts einer rückläufigen Inflation und einer schwächer werdenden Konjunktur für September mit einer Leitzinssenkung gerechnet, was den Dollar belastet. Mittlerweile wird auch ein Zinsschritt um 0,50 Prozentpunkte nicht mehr ausgeschlossen. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0931 (Montag: 1,0925) Dollar fest.
Der Konsumgüterkonzern Henkel blickt nach der Erhöhung seines Ausblicks für 2024 optimistischer in die Zukunft. "Wir sehen uns auf dem richtigen Weg für weiteres profitables Wachstum", sagte Henkel-Chef Carsten Knobel heute. "Das zeigt auch die Anpassung unserer mittel- bis langfristigen finanziellen Ambition: Wir sind zuversichtlich, die Umsatz- und Ergebnisziele nun bereits mittelfristig zu erreichen", kündigte er an.
Diese Anfang 2022 vorgelegten Ziele sehen unter anderem vor, dass der DAX-Konzern ein organisches Umsatzwachstum von drei bis vier Prozent erreicht sowie eine bereinigte Umsatzrendite von rund 16 Prozent.
Der VW- und Porsche-Großaktionär Porsche SE will mit wachsender Finanzkraft seine beiden Hauptbeteiligungen um Anteile an weiteren kleineren Firmen ergänzen. "Das derzeitige Börsenumfeld und die in diesem Zuge insgesamt gesunkenen Unternehmensbewertungen eröffnen uns attraktive Opportunitäten", sagte Finanzvorstand Johannes Lattwein heute. Zuletzt stieg die von den Familien Porsche und Piech kontrollierte Holding beim Fernbus- und Bahn-Betreiber Flix ein.
Die VW-Dachholding hat im ersten Halbjahr angesichts der Probleme im VW-Konzern weniger Gewinn gemacht. Unter dem Strich sackte das Nachsteuerergebnis um knapp acht Prozent auf 2,13 Milliarden Euro ab, wie die im DAX notierten Stuttgarter heute mitteilten. Die Nettoverschuldung konnte die Porsche SE zur Jahresmitte auf 5,0 Milliarden Euro zurückfahren. Ende März hatte sie noch bei 5,8 Milliarden gelegen. Die Prognosen für Nachsteuerergebnis und Nettoverschuldung für das Gesamtjahr bestätigte das Management.
Die Porsche SE (PSE) ist die Holding der VW-Eigentümerfamilien Porsche und Piech. Sie ist mit 12,5 Prozent unmittelbar an dem Sportwagenbauer Porsche AG beteiligt. Dazu kommt eine Beteiligung mit Stimmrechtsmehrheit am Volkswagen-Konzern, der wiederum die Mehrheit an der Porsche AG hält.
Der Essener Chemikalienhändler Brenntag hat wegen der schwächelnden Nachfrage im zweiten Quartal weniger verdient. Bei einem Umsatzrückgang um zwei Prozent auf 4,17 Milliarden Euro sank das operative Ergebnis (Ebita) um zehn Prozent auf 297,1 Millionen Euro. Trotz aller Bemühungen zur Verbesserung der Kostenstrukturen, sei die Gesamtleistung "unbefriedigend" und unterhalb der Ziele. "Daher müssen und werden wir unsere Bemühungen verstärken, unsere Geschäftsleistung zu steigern, und werden eine starke, priorisierte Kostenreduzierung in unserer gesamten Organisation durchführen", kündigte Konzernchef Christian Kohlpaintner an. Der Vorstand hatte bereits am Vorabend seine Jahresziele kassiert.
Bei Volkswagen verzögert sich der Produktionsstart des Elektroautos Trinity. Das Zukunftsmodell soll frühestens ab 2030 gebaut werden, hieß es aus Konzernkreisen. Ursprünglich sollte das Auto 2026 auf den Markt kommen. Grund für die Verzögerungen dürften die schwächelnde Nachfrage nach Elektroautos und der Sparkurs bei VW sein. Der Gewinn des Konzerns fiel im zweiten Quartal um vier Prozent auf 3,63 Milliarden Euro.
Trinity war das Vorzeigeprojekt des früheren VW-Chefs Herbert Diess, der das Auto in einem eigenen Werk in Wolfsburg bauen lassen wollte. Nun aber soll das Modell in Zwickau, dem E-Auto-Pionier bei VW, produziert werden. Damit würde der Standort, an dem rund 10.000 Menschen arbeiten, der erste, an dem die neue Plattform SSP eingesetzt wird. Zuletzt hatte VW eine Schicht in dem Werk gestrichen.
HelloFresh hat die Nachfrageflaute nach seinen Kochboxen dank eines deutlich gestiegenen Interesses an Fertiggerichten ausgeglichen. Der Erlös stieg im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um knapp zwei Prozent auf 1,95 Milliarden Euro, wie der Berliner MDAX-Konzern mitteilte.
Dabei konnte HelloFresh neben der Umsatzhoffnung Fertiggerichte auch die Anzahl teurerer Mahlzeiten und Zusatzprodukte steigern - das trieb den durchschnittlichen Bestellwert hoch, während die Zahl der Bestellungen und Mahlzeiten weiter rückläufig ist. Unter dem Strich verdiente der Konzern 8,9 Millionen Euro nach 66,3 Millionen Euro im Jahr zuvor. Die Aktie stieg kräftig um 19,3 Prozent und stand mit großem Abstand an der MDAX-Spitze.
Google setzt bei neuen Smartphones seiner hauseigenen Marke Pixel auf KI-Funktionen. Der Internet-Konzern könne dafür seine jahrzehntelangen Investitionen in Künstliche Intelligenz mobilisieren, sagte Gerätechef Rick Osterloh bei der Vorstellung des neuen Smartphone-Modells Pixel 9 im Hauptquartier in Mountain View.
Googles KI laufe auf den eigenen Geräten des Konzerns besonders flüssig und sicher. Die Software soll zum Beispiel den Inhalt von E-Mails und Telefonanrufen zusammenfassen oder Textvorschläge machen können. Das Pixel 9 bringt Google in vier Versionen auf den Markt: Ein Standard-Modell, eine aufgerüstete Pro-Variante mit zwei Display-Größen sowie das Pro Fold, bei dem sich der Bildschirm auffalten lässt. Mit Kauf der Pro-Modelle bekommt man für ein Jahr ein Abo des KI-Assistenten Gemini Live, mit dem sich Nutzer auf natürliche Weise unterhalten können sollen.