Gebäude der US-Notenbank.

Sitzung der Fed am Abend Zinswende in den USA steht kurz bevor

Stand: 18.09.2024 11:27 Uhr

Die USA stehen kurz vor der Zinswende. Investoren rechnen nach Signalen der US-Notenbank fest damit, dass sie heute Abend erstmals seit über vier Jahren die Zinsen senkt. Eine wichtige Frage ist aber noch offen.

Nach der Europäischen Zentralbank (EZB), die in der Eurozone bereits im Juni die Leitzinsen senkte, wird die US-Notenbank am heutigen Abend voraussichtlich bei der Zinswende nachziehen. Es wird fest damit gerechnet, dass die Federal Reserve (Fed) zum ersten Mal seit mehr als vier Jahren einen Zinsschritt nach unten vollziehen wird - darauf gibt es schon länger klare Hinweise aus den Reihen der Währungshüter.

Ausmaß und die Abfolge der Zinsschritte unklar

Zentralbankchef Jerome Powell hatte auf der Notenbankkonferenz in Jackson Hohl eine Leitzinssenkung im September in Aussicht gestellt. Die geldpolitische Richtung sei klar. Dennoch bleibt die Spannung groß. Denn das Ausmaß und die Abfolge künftiger Zinsschritte ließ die Fed bislang offen. Diese hingen unter anderem von der Entwicklung der Konjunkturdaten ab, sagte Powell.

Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg erwartet eine Mehrheit der befragten Volkswirte eine Verringerung der Zinsspanne um 0,25 Prozentpunkte auf 5,0 bis 5,25 Prozent. Allerdings gibt es mittlerweile auch eine Reihe von Ökonomen, die einen größeren Zinsschritt um 0,50 Prozentpunkten für wahrscheinlich hält.

Auch an den Finanzmärkten wird zunehmend auf einen größeren Zinsschritt spekuliert. US-Notenbank-Direktor Christopher Waller hatte sich jüngst aufgeschlossen für diese Maßnahme gezeigt. Für Verunsicherung hatte gestern jedoch die steigenden Umsätze der Einzelhändler und die wachsende Industrieproduktion geführt, die auf einen gesunden Zustand der Wirtschaft hinweisen. Die Notenbanker versuchen, mit erhöhten Zinsen die Inflation einzudämmen, ohne den Konjunkturmotor abzuwürgen.

Entscheidung könnte Trend an den Börsen bestimmen

Sinkende Zinsen haben viele Auswirkungen auf die Realwirtschaft - so gehen die Refinanzierungskosten für Unternehmen zurück, Verbraucherkredite werden günstiger, und fürs Sparen bekommen Haushalte weniger Geld. Doch niedrigere Zinsen sind auch vorteilhaft für Aktien. Zum einen werden Konzerne bei Kreditkosten entlastet, was die Profitabilität steigern kann; zum anderen werden Zinspapiere wie Anleihen oder Festgeld unattraktiver, weil sie weniger abwerfen.

Die Aussagen der US-Währungshüter können daher auch den weiteren Trend an den Börsen beeinflussen. "Es scheint alles möglich zu sein, von neuen Rekordständen bis hin zu erneut dramatischen Abverkäufen", sagte Analyst Frank Sohlleder vom Broker ActivTrades. Im Fokus steht also auch die Begründung des Zinsschritts. Bei einer Lockerung um einen viertel Prozentpunkt müsste die Fed Experten zufolge deutlich signalisieren, dass weitere Zinssenkungen bis zum Jahresende folgen würden, um den Markterwartungen gerecht zu werden.

Die Experten der Commerzbank erwarten derweil eine Reduzierung der Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte. "Dagegen könnte eine Senkung um 0,50 Prozentpunkte für viele Investoren ein Beleg dafür sein, dass sich die Fed wirklich Sorgen um die Wirtschaft macht und möglicherweise zu lange mit der Zinswende abgewartet hat", heißt es in einem Ausblick. Diesen Eindruck wolle die Fed vermeiden. "Schließlich glaubt die Fed nicht, dass sich die US-Wirtschaft bereits in einer Rezession befindet oder sich auf diese zubewegt."

EZB und BoE haben vorgelegt

Seit 14 Monaten hält die US-Notenbank inzwischen an dem aktuellen Zinssatz fest. Zuvor hatte sie im Kampf gegen die hohe Inflation die Leitzinsen rasch angehoben. Eine Zinssenkung gilt jetzt als ausgemachte Sache. Schließlich ist die Inflationsrate in den vergangenen Monaten tendenziell gefallen und hatte im August bei 2,5 Prozent gelegen.

Auch der Lohnanstieg hatte sich zuletzt verlangsamt. Dies dürfte laut Ökonomen bremsend auf die wichtigen Dienstleistungspreise wirken. Gleichzeitig zeigt der Arbeitsmarkt zunehmend Anzeichen von Schwäche. Der Beschäftigungsaufbau hat sich im Vergleich zum Jahresbeginn deutlich verlangsamt.

Die Fed würde mit ihrer Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) folgen. Diese hat bereits zwei Mal in diesem Jahr den Leitzins um jeweils 0,25 Prozentpunkte reduziert. In der Vergangenheit war es meist umgekehrt und die EZB ist der Fed gefolgt. Auch andere Notenbanken wie die Bank of England (BoE) hatten im Sommer die Zinswende eingeleitet.