Neue Sanktionen geplant G7 wollen Export russischer Diamanten begrenzen
Russland macht als größter Produzent von Rohdiamanten jedes Jahr Milliardengewinne. Trotz des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat die internationale Gemeinschaft bislang keine Sanktionen verhängt. Das wollen die G7-Staaten nun offenbar ändern.
Die Gruppe der führenden demokratischen Industrienationen will offenbar den milliardenschweren Export von Rohdiamanten aus Russland einschränken. Eine entsprechende Erklärung soll beim G7-Gipfel im japanischen Hiroshima beschlossen werden, wie mehrere Diplomaten der Nachrichtenagentur dpa sagten.
Die Maßnahme sei eine weitere Reaktion auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. "Wir glauben, dass wir die Exporte des russischen Handels in diesem Bereich begrenzen müssen", sagte ein EU-Beamter der Nachrichtenagentur AFP. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass die G7-Staaten bei ihrem Gipfel, der morgen beginnt, eine endgültige Einigung zu diesem Thema erzielen.
Herkunft soll auch nach Weiterverkauf erkennbar bleiben
Nach Angaben aus G7-Kreisen geht es darum, die Einnahmen des Staates aus dem Verkauf von Rohdiamanten durch effektive und koordinierte Maßnahmen zu reduzieren.
Zudem soll sichergestellt werden, dass über Länder wie Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate gehandelte Edelsteine auch nach ihrem Weiterverkauf noch als russische Diamanten erkennbar sind. In der EU sei der Handel mit russischen Diamanten schon jetzt durch freiwillige Selbstverpflichtungen um etwa 80 Prozent zurückgegangen, hieß es.
Russland gilt als größter Rohdiamant-Produzent
Der Diamantenhandel ist für Russland ein wichtiger Wirtschaftszweig und eine nennenswerte Einkommensquelle. Im vergangenen Jahr legte der staatliche Diamantenförderer Alrosa seine Zahlen offen - demnach erzielte das Unternehmen 332 Milliarden Rubel (rund vier Milliarden Euro) Einnahmen. Russland gilt als weltweit größter Produzent von Rohdiamanten.
Bislang hat die EU den Handel allerdings nicht eingeschränkt. Als ein Grund galt bislang unter anderem der Widerstand aus Belgien. Die flämische Hafenstadt Antwerpen gilt seit dem 16. Jahrhundert als Diamantenzentrum der Welt.
Alrosa-Chef: "Man kann uns nicht ersetzen"
Die USA, Kanada und Großbritannien hatten Sanktionen gegen Alrosa verhängt. Nach Angaben des scheidenden Alrosa-Generaldirektors Sergej Iwanow - Sohn des gleichnamigen ehemaligen Verteidigungsministers und engen Vertrauten von Kremlchef Wladimir Putin - hat das dem Geschäft des Konzerns aber kaum geschadet. Der Plan für 2022 sei übererfüllt worden und auch das erste Quartal 2023 sei gut verlaufen.
Iwanow zeigte sich optimistisch, dass neue Sanktionen nicht greifen würden. "Man kann uns nicht ersetzen", sagte Iwanow in einem Interview mit der Tageszeitung "Kommersant". Immerhin belaufe sich der Anteil Alrosas am weltweiten Diamantenhandel auf etwa 30 Prozent. Den vorherigen Beschränkungen etwa beim Ankauf von westlicher Fördertechnik oder bei Bankendienstleistungen sei Alrosa durch die Umstellung auf andere Dienstleister begegnet.
Unklar, ob Indien sich an Sanktionen beteiligt
Details zu den neuen G7-Plänen nannten die Diplomaten zunächst nicht. Ein ranghoher Vertreter räumte lediglich ein, dass Details noch geklärt werden müssten. So ist beispielsweise unklar, wie Indien zumindest zu einer indirekten Beteiligung bewegt werden soll. Nach Angaben aus Moskau werden dort sehr viele Diamanten geschliffen. Bislang beteiligt sich Indien nicht an den Sanktionen der G7.
Die "Gruppe der Sieben" (G7) ist eine informelle Allianz führender demokratischer Industrienationen. Die Mitglieder sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA sowie die EU. Das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs beginnt morgen. Im Fokus steht neben dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch der Umgang mit China und der Klimaschutz.