Die Zentrale des russischen IT-Sicherheitsspezialisten Kaspersky in Moskau (Aufnahme vom 30.1.2017)

Druck durch US-Behörden Kaspersky gibt US-Markt auf

Stand: 16.07.2024 15:11 Uhr

Verkaufsverbote für Programme und Sanktionen gegen die Chefetage zeigen Wirkung: Der russische Softwarehersteller Kaspersky sieht keinen Sinn mehr, sich in den USA zu engagieren, und zieht sich selbst den Stecker.

Der russische Antivirensoftware-Hersteller Kaspersky zieht sich aus dem US-Markt zurück. Das Unternehmen werde seine Aktivitäten dort ab dem 20. Juli schrittweise einstellen und die Arbeitsplätze abbauen, heißt es in einer Mitteilung. Auf der US-Website des Unternehmens können Verbraucher bereits keine Produkte mehr kaufen. Die Aussichten, in den USA Geschäfte zu machen, seien "nicht mehr tragfähig", erklärte Kaspersky.

Der Schritt erfolgt knapp einen Monat, nachdem die US-Regierung angekündigt hatte, den Verkauf von Kaspersky-Produkten ab dem 29. September zu verbieten. Zudem wurde das Unternehmen auf eine schwarze Liste gesetzt. Grund sind Sicherheitsbedenken durch den russischen Einfluss auf das Software-Unternehmen.

Sanktionen gegen Kaspersky-Manager

Ebenfalls im Juni hatte die Regierung in Washington Sanktionen gegen zwölf führende Manager des Unternehmens verhängt. "Die heutige Maßnahme gegen die Führung von Kaspersky Lab unterstreicht unser Engagement, die Integrität unserer Cyber-Domäne zu gewährleisten und unsere Bürger vor bösartigen Cyber-Bedrohungen zu schützen", teilte das US-Finanzministerium damals mit. Die Sanktionen verbieten amerikanischen Unternehmen oder Bürgern den Handel und Finanztransaktionen mit den betroffenen Führungskräften. Ihre Vermögenswerte in den USA werden eingefroren.

Ein Kaspersky-Sprecher bezeichnete die Sanktionen als "ungerechtfertigt und unbegründet". Das Unternehmen bestritt jegliche Verbindungen zu einer Regierung oder Verbindungen zwischen den betroffenen Führungskräften und dem russischen Militär oder Geheimdienst.

Seit Jahren im Visier

Die USA stehen Kaspersky seit langem kritisch gegenüber. Im Jahr 2017 hatte das Heimatschutzministerium die Software des Unternehmens wegen angeblicher Verbindungen zu russischen Geheimdiensten von sämtlichen Rechnern der US-Bundesbehörden verbannt. Unmittelbar nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Februar 2022 hatte die Regierung zudem einige US-Firmen gewarnt, Moskau könne mit Hilfe manipulierter Kaspersky-Software Schaden anrichten.

Kaspersky machte 2022 nach eigenen Angaben mit 220.000 Geschäftskunden in etwa 200 Ländern einen Umsatz von 752 Millionen Dollar