
Pandemiefolgen und Energiepreise Fast 100 Brauereien weniger als vor Corona
Die Zahl der Brauereien in Deutschland ist in den vergangenen fünf Jahren deutlich gesunken. Den Unternehmen machen die Folgen der Corona-Krise und die hohen Energiepreise zu schaffen. Bayern trifft es am härtesten.
In Deutschland ist die Anzahl der Brauereien in den vergangenen fünf Jahren um 93 auf 1.459 gesunken, teilte der Deutsche Brauer-Bund (DBB) mit und beruft sich dabei auf vorläufige Zahlen des Statistischen Bundesamts. Damit hat sich ein lange anhaltender positiver Trend von Betriebsgründungen wieder umgekehrt. Allerdings ist die Zahl der Brauereien immer noch auf einem hohen Niveau. Im Jahr 1995 hatte es in Deutschland beispielsweise nur knapp 1.300 Brauereien gegeben.
In den Jahren davor war eine Gründerwelle zu beobachten, die insbesondere auf die Beliebtheit von Craftbier zurückzuführen war. Craftbiere sind Biere, die häufig von kleineren lokalen Unternehmen produziert werden.
In Bayern schließen 50 Brauereien
Der Rückgang der Brauereien trifft aber auch viele Traditionshäuser: "Bei den Betriebsaufgaben sehen wir etwa gleich viele Gründer wie alte Familienbetriebe", sagt DBB-Präsident Christian Weber. Zudem seien Gründungen, die die Lücken füllen könnten, inzwischen sehr viel seltener geworden.
In absoluten Zahlen trifft der Rückgang der vergangenen Jahre Bayern mit einem Minus von 50 Braustätten am stärksten. Allerdings hat der Freistaat mit inzwischen noch 598 auch die mit Abstand meisten Brauereien. Im Verhältnis ist der Rückgang von acht Prozent aber höher als der bundesweite Wert von sechs Prozent. Dahinter folgen Nordrhein-Westfalen, wo es 24 Brauereien weniger gibt, und Hessen mit einem Minus von 14 Brauereien. Angesichts einer niedrigeren Zahl an Brauereien sind die relativen Rückgänge dort mit 15 und 16 Prozent aber sehr viel höher.
Brauereien stehen vor vielfältigen Problemen
Weber zählt eine Reihe von Ursachen für die negative Entwicklung auf: "Erst kam die Corona-, dann die Energiepreiskrise. Da ist gerade bei kleineren Betrieben oft viel Kapital abgeflossen. Jetzt kommt noch die allgemeine Konsumzurückhaltung hinzu. Gegenüber den großen Lebensmittelkonzernen können Brauereien die Preise, die sie eigentlich bräuchten, kaum durchsetzen. Das ergibt für manche Betriebe dann eine Falle, aus der sie nicht mehr herauskommen", sagt er.
"Irgendwann ist die Kapitaldecke so dünn geworden und die Reserven aufgebraucht, dass eine Entscheidung fallen muss. Auch wenn das bedeutet, nach drei, vier oder sogar sieben Generationen aufzugeben, was natürlich besonders weh tut."
Energie ist großer Kostenfaktor
Dazu kommt, dass bei vielen Brauereien in den kommenden Jahren und Jahrzehnten große Investitionen anstehen, um bis spätestens 2045 klimaneutral zu werden. "Wer eine Brauerei von Gas auf Strom umstellt, muss die Anlagen zu 80 Prozent neu bauen, wobei manche der benötigten neuen Technologien noch gar nicht entwickelt sind", sagt Weber.
"Dieser Aspekt spielt für viele Betriebe schon jetzt eine große Rolle bei der Frage, wie sie weitermachen. Ob die Stromkosten planbar sind und wie sie sich entwickeln, wird in den kommenden Jahren zur Schicksalsfrage für die ganze deutsche Brauereilandschaft", betont er.
Die Energiekosten spielen für Brauereien eine große Rolle. Bei modernen Großbrauereien machen sie laut DBB zehn bis 15 Prozent der Herstellungskosten aus. Bei kleineren und mittelständischen Betrieben sei es eher eine Größenordnung von 20 Prozent, bei sehr traditionellen Betrieben teils sogar noch mehr. Vor allem das Brauen, das Abkühlen und die Reinigung der Mehrwegflaschen schlagen hier zu Buche.
Bierkonsum sinkt
In Deutschland geht der Bierkonsum seit Jahren kontinuierlich zurück. Lag der Pro-Kopf-Konsum im Jahr 1980 noch bei rund 145 Litern, ist er derzeit auf weniger als 90 Liter geschrumpft. Deutsche Brauereien verzeichneten für das Jahr 2024 zudem erneut deutliche Absatzeinbußen. Insgesamt ist der Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 Prozent auf 8,3 Milliarden Liter gesunken, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Seit 2014 ging der Absatz der Brauereien und Bierlager um 13,7 Prozent beziehungsweise 1,3 Milliarden Liter zurück, nun ist der niedrigste Stand seit der Wiedervereinigung erreicht. Wesentliche Gründe sind Trends zu einem gesünderen Lebensstil mit weniger Alkohol sowie die Alterung der Gesellschaft.